445
Aus Sa'di's Diwan.
Von
Prof. H. H. Cürar.
(Forlselzung ').)
II. Auswahl aus Sa'di's
Wahrend in Sa'di's Kasiden das didactische Element vor¬
waltet, herrscht in der aus 399 kleinern Gedichten bestehenden
Sammlung der oLlb (Calcuttaer Ausgahe der Sa'di'schen Werke
Fol. 264—366) fast ausscbliesslich das lyrische. Sa'di bekundet
darin seine Meisterschaft aucb als Liebesdicbter, docb spielt das
Erotische nueh Sufi-Weise häufig in das Mystische hiniiber, oft
ist der Inbalt aueh ein rein mystischer, und bie und da verfällt
der Dichter auch in den ihm sonst geläufigen didactiscben Ton.
Die oLax:) gehören wobl grossentbeils einer frühem Lebens¬
periode Sa'di's an als die Kasiden, docb finden sich äusserst
wenige Andeutungen darin , aus denen man auf Zeit und Ort der
.Abfassung scbliessen könnte; nur einige Male ist .Scbiras als
Sa'di's Wohnort genannt, ein Lohgedicht uuf den .Atabek Mo¬
bammed Ctticnttaer Ausg. Fol. 279), welchen er bittet von
ihm den Rath eines Greises aJl-«.^JT7v Jui^V anzuhören ,' fuhrt in die
Zeit naeb dem Gulistan herab, und eine Art Widmung an Sel-
^ukschab 'l, welebe unmittelbur nacb dem Lobe Gottes und Mo¬
hammed's an der Spitze der Sammlung stebt, zeigt dass diese
niebt vor dem J. 1262 gemacht und als ein Ganzes herausgege¬
ben worden ist.
Die einzelnen Gedichte dieser Sammlung halten sich in Be¬
treff ihrer Länge zwischen 4 und 13 Disticha als äussersten
Grenzen, nur einige wenige haben deren 14 bis 16, ein einzi-
1) S. Bd. IX S. 92 ff. Bd. XII S. 82 ff.
2) .i>s*»JL*L yi ^S>.> jl ,-^«jjt^XÄ^i_^j J-*S jl
„Gift von dir durgereicht ist heilende Arznei, .Schinühworte aus deinem .Munde sind Süssigkeiten." (Calcutt. Ausg. Fol. 281 v.) 3) S. Bd. XII S. 87.
2 9 *
446 Graf, aus Sa di's Diwan.
g-es 22. Oie darin gebrauehten Metra will ich nacb der Ordnung
aufTiibren , in welcher sie in Vullers' Grammatik Tb. II. .S. 181
— 186 (vgl. Gladwin's Dissertations on tbe Rbetorie Prosody and
Rhyme of tbe Persians .S. 81 — 87), wo man die Schemata linden
kann, vorkommen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
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£^Lä4 oder — —
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9> 11 Stücke.
7 27 20 3 26 10 10 26 15 9 52 18 2 8 13
9 21
12 40 11 45 2 2 21.
22.
23.
24.
25. Ein Stück (Fol. 354. ^\ ist im Metrum ]af^i
geschrieben , docb stets mit der auch bei den Arabern erlaubten
Verkürzung der ersteo Sylbe des zweiteo und vierten Fusses (s.
de Sacy, Gramm, ar. II, p. 632, I. 16—18), so dass das Schema
■st:
^iai ^^^iMSLjJtM» O^' ü'Uft.
Graf, uus Sddi's Diwan 447
Was die Debersetzung der ausgewäblten Stücke betrifft, so
babe icb mir bier in Bezug auf den Reim nicht dieselbe Freiheit
genommen wie bei den Kasiden, da ieh es bei solcben kleinern
Gedicbten für nöthig bielt aucb in diesem Punkte die Ueber¬
setzung dem Originale anzupassen: dabei habe icb liiicb aber,
so viel es bei der dadurch vermehrten Scbwierigkeit geseheben
konnte, doch möglicbster Worttreue beflissen.
I.
Metr. 20.
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I.
Erquickender Geruch weht her aus jenem zaubervollen Land ,
Dies Lebenswasser strömt dort von des Paradiesesflusses Rand.
0 trauter Vogel, hast vielleicbt ein Liederbuch du in der Brust?
Mit einem Moschusbeutel bist du Wind des Gartens wobl entsandt?
Ist's Paradieseswohlgeruch der wehet? ist es Freundes Hauch ?
Ist's Morgenkarawanenzug, da hell von Licht die Welt entbrannt?
Der Bote mit dem Moschusduft aus welcbem Lande kommt er ber?
Dass lieblicb so die Aufscbrift riecht, worin ward dieser Brief
gesandt?
In jenem Lande, wo du weilst, besteht der .Staub aus Ambra wobl?
Hat auf des Windes Wege denn man etwa Aloe verbrannt?
1) C. ^
448 Graf, aus Sddi's Diwan.
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U kehre wieder! klopfe doch am Thor des Sehnsuchtskerkers an:
Wie Nägel ist der Freunde Aug' aut's Thor geheftet unverwandt.
U komm zurück ! von dir getrennt, ist hoffnungsvoll das Auge stets
Wie hei dem Fastenden dus Ohr auf dus Alluh ekher gespunnt ').
Du weisst es wohl, wi« so duhin die Tage unsres Lehens geh'n:
Kin Tag, der ohne dich verging, ist nuh' dem jüngsten Tug
verwandt.
Ich dachte mir, in der Geduld fand' ieh der Liehe Heilung doch:
Die Liebe wucbs mit jedem Tag, indess nur die Geduld entschwand.
Dem Blick entrückt ist die Gestalt, das schöne Inn're seh' ieh stets;
Vor Augen ist das Wesen mir, vom Anschau'n nur bin icb gebannt.
Nocb sagen könnt' in diesem Brief icb viel von meiner Sehnsucht dir,
Doch brech' icb ab: was icb erlebt, niebt fasste es ein gunzer Bund.
Wie uuf dem Felde oft ein Buum, gibt Sudi, von der Sehnsucht Blitz
Getrofi'en, frische Redefrucht, und docb verzehret ibn der Brand.
I) Wörtl. „Das Ange des Hotfenden ist wie das Ohr des Pastenden auf jtS\ »Jl!! (gerichtet)." fcUI ist der Ruf, welcher das Ende des Fastens anzeigt ; s. Mnradgea d'Ohssun , I, S. 353 der deutschen Bearbeitung.
Graf, am Sddi's Diwan. 449
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II.
Metr. 20.
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Wie froh, von Aloe uinhaucht, fliesst der Erlauchten Leben hin!
Nicbt kUminern sie sich um die Glutb in der des Beekens ^) Berz
entbrannt.
IL
Du gingst: zehntauseud Herzen die folgten dir beim Scheiden:
0 Seele der Verständ'gen, wer trägt es dich zu meiden?
Wer einen Augenblick nur den Vorwurf nicbt erduldet,
Soll dieser wohl geduldig der Trennung Härte leiden?
Bis wieder gleich der Sonne im Osten du erscheinest.
Wird auf den Weg das Aug', anf den Freund der Finger deuten.
Wenn mir die Hand des Boten ein Sehreiben von dir brächte.
Vor ibm micb neigend wiird' ich auf's Haupt das Sebreiben breiten.
Du wohnst iu meiner Seele, wenn aucb dem Aug' entschwunden.
Ob And're, wenn dem Auge, dem Herzen aucb entgleiten.
macht.
1) C. 2) C. ^5j,j
3) nämlich des Beckens in welchem die Aloe brennt.
4) wAAÄc (Im.-ile st. ujLäc) Vorwürfe die der Geliebte dem Liebenden
450 Graf, aus Sddi's Diwan.
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III.
Metr. 7.
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Dea Wiedersellens Hoffen belebet Aller Herzeo ,
Aus Furcbt soost würden bluteo sie in deo Treoouogszeiteo.
Kann nach dir noch im Garten das Aug' an Quitten Frische,
An der Granate Lachen, der Aepfel Roth sich weiden?
Sonst nur ao heil'gem Feste eiot sich das Volk zum Jubel ,
Doch sieh' ob deioes Kommeos in Festschmuck sie sicb kleiden.
Wie Glück und Heil dein Antlitz umstrahlt, sei niebt io Sorgen:
Im Hob'n uod Niedero wird dich das Glück hilfreich begleiteo.
Da deio huldreiches Weseo die Herzen all' eotzUcket
Wie Sa'di's Redeo , muss dich auch Sa'di's Geist begleiteo.
Ob Morgeos oder Abeods du auf deio Pferd gestiegen ,
Mag Heil und Macht und Sieg stets an deiner Seite reiten.
IU.
0 Treiber, ziebe laogsam hin, deoo meioer Seele Wood'') eot-
schwaod ,
Dod fort zieht aueh meio eigoes Herz ao meioes Herzeosrünbers
Hand.
1) J^ (\Jt vgl. XIII V. II. 12.
Graf, aus Sddi's Diwan. 451
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Durch List wollt' ich uud falschen Schein verbergen meine innre Peio,
Docb rinnt — wie kann's verborgeo seio? — Blut Uber meioer
Schwelle Raod.
Voo mir geweodet hat er sicb, io Notb und Schmerz gelassen mich.
Es ist als ob des Speeres Stich er tief mir ins Gebein gerannt.
Port ging der Freund in sprödem Sinn, gab mich der Qual und
Trauer hin ,
Dass gleicb dem Weibrauchfass ich bin , und Rauch aufsteigt aus
meinem Brand.
Drückt schwer auch seines Grolls Gewicht, ob treulos er den Bund
auch bricht.
Aus meinem Busen weicht er nicht, so dass die Zung' es laut
bekannt.
Sei, Treiber, nicht so ungestüm, lass sanft die Karawane ziebn!
Mit jenem Sehlanken zieht dahin mein Geist durch Lieb' an ibn
gebannt.
0 komm, auf meinem Auge ruh', du süsser Uerzenszaub'rer du!
Ven mir wird ja dem Himmel zu der Angst- und Klageruf gesandt.
Wie Seel' entweicht aus Leibes Bund , viel spricbt darüber man¬
cher Mund :
Mir ward durch eig'nes Auge kund , wie meiue Seele mir ent¬
schwand.
452 Graf , aus Sddi's Diwan.
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Metr. 24.
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Doch, Sa'di, mag er treulos sein, ich stelle drum mein Kla¬
gen ein ;
Was hilft's? er hat von meinem Sehrei'n ja grausam sich binweg
gewandt,
IV.
0 gestern Nacht, welch frohe Lebensstunden,
Die jenen Mond in meinem Arm gefunden.
So trunk'nen Blicks im Liebesrausch war ich,
Dass Welt und Giaube meinem Sinn entschwunden.
Nicht musste süsser Wein rubinroth nur,
Gift musst' aus seiner Hand als Labsal munden.
Ob Silber, Jasmin, Schulter oder Brust,
Könnt' ich vor lauter Schönheit nicbt erkunden.
Bei seinem lieblich süssen Wort und Blick
War Aug' und Ohr von oben icb bis unten.
Wie's Tag ward jene Nacht, ich weiss es nicht,
Das weiss nur wem nicht der Verstand geschwunden.
Graf, aus Sddi's Diwan. 453
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V.
Metr. 10.
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Zur Unzeit rief der Rufer zum Geltet,
Wie ieh könnt' er vom Rauseh wohl nieht gesunden.
Ich sprach davon, kund ward es Freund und Feind,
Zu bergen es hatt' ich nicbt Kraft gefunden.
Im Schlaf wobl hast du, Sa'di, dies geseh'n?
War's gestern Nacht, lass heut' die Zung' gebunden.
Nie möge einen .Schatz der Arme seh'n ;
Von Gier wird seine Zunge überwunden.
V.
Dein Gruss bnt mir nur berber den Trennungsschmerz gemacht.
Wie klaren Wassers Traumbild , wenn es dem Durst'gen lacht.
Wozu bringst ein Gescbenk du, den Freunden es zu senden?
Kein besseres Gescbenk als wenn du dicb selbst gebracht.
Du gingst und nahmst das Herz mir und gabst es bin dem Kummer;
Nicbt weiss icb wo du weilst, docb seb' ich dicb Tag und Nacht.
I) (J. v.;>>.M.itbXj
454 Graf, aus Sddi's Diwan.
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VI.
Metr. 20.
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Zum Herzen spraeh ieh, als ich zum Freunde dich erkoren:
Wohl sind die Schönen stets nur auf IJnhestand bedacht.
Was können Unterthanen als mit Geduld ertragen?
Dn bist ein König, hast drum grausam zu sein die Macht.
Was ich dir melden wollte, wird von dem Morgenwinde
Dem ich 's gesagt — denn ihn nur ja kennst du — Uberbraebt
Vorbei ist's dass ich böre auf guten Ratb: geh', Weiser,
Mit deiner frommen Uebung, die du zu Markt gebracht.
Der du gesagt: Nicbt möcht' ich der Sebönen Qual ertrugen,
Du thust's, erfuhrst wie Sa'di du Eines Blickes Macht.
Des Freundes Anblick sebauen ist süsser als am Morgen
Der Augen Pforte öffnen auf Paradieses Pracht.
VI.
Wie siebt man die Cypresse einher so lieblich schweben ,
Und das Guzellenauge so schön deu Blick erbeben !
Graf, aas Sddi's Diwan. 455
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Wo sah man sonst Cypressen gegürtet um die Mitte,
Wo auf des Vollmonds Haupte die Mutz' empor sieb hebeo 1
Die Rose neben ihm scheint wie Gras nur bei der Rose,
Der Mond bei seinem Antlitz wie Stern und Mond daneben.
Br schreitet wie ein König und hunderttausend Herzen
Mit ibm , gleichwie den König die Krieger rings umgeben.
Man sagt mir, ich soll büten vor ihm mich und entfliehen:
Wobin denn flieb'n ? mir ist ja kein Zufluchtsort gegeben.
Kaum dass des Kinnes Grübchen ich sab, so schien das Herz aueh
Entfallen aus den Händen mir in die Grube eben.
Doch gleichviel ob das Herz auch mir aus der Hand entwichen.
Sieh' hier auf meiner Hand liegt , — mag's seyn ! — das theure
Leben.
0 Augenwonne ! dass du statt auf den Staub des Weges
Auf meine Augen setzest den Fuss, lass mich erstreben!
Ach! kann aus solchem Munde deon bitt're Antwort kommen.
Kann in der weissen Brust dir ein schwarzes Herz denn lebeu <
Bd. Xlll. 30
456 Graf, aus Sddi's Diwan
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VII.
Metr. 12.
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»^.«A_A.b, c^5«jJ «.-J" J.J_^A»a ^_5^Lj aj ij'.
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^^i^ Ji\.=>- jO S.S »,jj.}olj ^_55j ui.il 1 ciAA»*.:^ ^.«l^ Jki' vi>.Ai«Ai ^^Ä>^A« jt wA.:^
Die Armen, die entbrannt sind vom Feuer deiner Liebe!
Dass du so bart und grausam , acb ! Seufzer nur entschweben.
Du schläfst beim Morgenlichte, indess die Nacht zum Tag macbt
Die Menge von dir sprechend in Sehnsucht-Angst und Beben.
Bei Freunden und Genossen wollt' Uber dicb icb klagen ,
Du möchtest vom Cnschuld'gen die Hand der Strenge heben ;
Docb wieder fasste Vorsicht des Denkens Saum und sagte:
Schutz kann dir vor dem Freunde, .Sadi, der Freund nur geben.
VII.
Keine Lock' ist dies, kein Ohr ist's, nein der Tag ist's und
die Nacht;
Nicht der Tanne schlanker Wuchs ist's, nein der Dattelpalme Pracht.
Nicht ein Mund ist's den beschreiben köunen des Beredten Worte;
Sprächst du nicht, nie bätt'ich , dnss es eine Lippe sei, gedacht.
Der Art ist dein Antlitz, dnss es F'euer rings umher entzündet:
Wunderbar dass etwas heil bleibt, nicht der Brand der angefacht.
Gruj , uus Sadi's Diwan. 457
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Niclit ein Menscli ist, wer niclit liebet in der Zeit der Früblingslüfte,
UUrres Holz nur ist der Baum der am Neujabrstag ' ) nicbt er¬
wacbt.
.Meinst du dass vom Morgenwinde die Cypresse sicb beweget?
Nein, der Vögel Seufzer haben in Bewegung sie gebracht.
Neigung hat zu dir nicht Jeder, wie ich sie im Herzen trage:
Dich als Sonne siebt kurzsichtig ja der Vogel nicbt der Nacht.
In dem Streben nach dir werd' ich bis zum Scbluss mein Leben
bringen,
Ist aucb nach des Strebens Kusse nicht des Weges Maass gemacht.
Jedes Schicksal ist verursacht: rafft im Kummer um den Freund micb
Hin der Tod, so bat der Trennung .Schmerz mir dies Geschick
gebracht.
Von den eignen Dingen ziemt es nicht dass man zu Fremden
spreche,
lieber seinen Freund zu klagen bei dem Feind ist unbedacht.
Docb unmöglich ist's ja dass mein Zustand je verborgen bleibe.
Du zerreissest Panzer, .Sa'di's Hülle ist uus Rohr gemacht.
1) jijy^ tar Zeil der Frühlings-Tagundnachlgleiche.
3 0 ^«
^gg Graf, aus Sddts Dhean.
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Metr. 9.
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Glaub'ge, helft vor dieiem Auge, das mit Zauber mich umflicht,
Das mit eioem Mal die Ruhe, die Geduld und Kraft mir bricht.
Gleicb den Griecheo ist seio Aotlitz, gleich dem Neger Mal und
Locke,
Gleich dem türk'schen Bogen ' ) drohet von der Braue Pfeils
Gewicht.
Voo den Weltenwundern «eigen zwei und dreissig Wunderdinge
Offen sich und uoverschleiert mir auf seinem Angesicht :
Mond, PlejadenMercur , Venus, Soun' und Bogen, Tann' und
Elfbein ,
Ros', Rubin, Narziss' und Ameis', Laub, Wein, Liebestrug und
-pflicht»),
Honig, Zucker, Moschus, Ambra, Perl', Jnwel, Granat uod
Apfel ,
Milch, Pech, Moscfausweid' und Althee, Wachs und Sandel, Feu'r
und Licht.
Offenbar auf seinem Antlitz siud der fünf Propheten Wunder:
1) ^jLu*»!.^ Bogen von ^l-js., einer anch unter dem Namen
Taachkeod bekannten und dnrch die dort verfertigten Bogen berühmten Stadt in Maweralnahar.
2) Eigentl. Liebeatreue und Liebestrug; s. Bd. XI S. 67i Z 2, vgl,
S. 074 Z. 3. ■ ' o
Graf, am Sddi's Diwan, 459
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Metr. 18.
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Mohammed, David und Jesu, Chidr uod der mit Allah spricht ').
Abgott, sterbe ich und habe diese Lippen nicbt gekostet.
Fordert ooch meio Recht von dir einst der Gerechte heim Gericht.
Sa'di, hast du diesen sicbero Wahrspruch niemals noch vernommen,
Dass dem Niedern stets ein Hohes, Hohem Nied'res stets ent¬
spricht?
IX.
SUss're Zeit als Liebeszeit wird nie bescheert ,
Wo der Morgen keinen Abend je gebärt.
Die verkluog'oeo Töoe hört der Sufi noch -):
Liebe hat begonnen wohl , nie aufgehört.
Einen unter Tausend rührt der Töoe Klaog,
Da oicht Jeder den Geweihteo aogehört.
1) «JJI d. i. Mose; diese Bezeichnung Mose's habe ich des Rei¬
mes wegen gewählt , statt wyjtir oLtlO der Schwiegersohn Schoaib's ( Je- Ihro's) , welches aus demselben Grande im Te.tte steht.
2) Bigeotl. : „Die Spielleute sind fort, der Sufi aber ist (noch immer).im Hören (versunken)", — schwelgt fortwährend im Nacbgennsse ihres Spieles, hört und geniesst es, wie gegenwärlig, im Geiste fort. So auch die wahre Liebe: einmal genossen, bleibt sie der Seele stets gegenwärtig. Fl.
460 (Iraf , aus Sddi's Diwan.
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Jedem Streben ist ein Ende sonst gesetzt,
Dem der Gott sucht ist ein Endpunkt nicbt gewährt.
Die \'crtruuteN geh'n nach solchem Ziel den Weg,
Doch dem Pohel ist dus inn're Haus verwehrt.
Brennend nur riecht Aloe: wer reif ist weiss
Dass sich dieses Wort nicht an die Rohen kehrt.
Jeder nennet des Geliebten Numen wobl :
(Jnsres l^ieben Namen ward nocb nie gebört.
Krage mich nach Trunkenheit und Liebesrausch :
Kann dies wissen wer den Becher nie geleert?
.Morgenwind und .Scliirasstuub , ein Eener ist's,
Rube findet nicht wen dieser Brand verzebrt.
Sehluf zur Unzeit mucbt dass mun vom Wege irrt ,
Sonst ist's Unzeit nicht, wenn Morgenruf' mun hört.
Sudi, brucbst die Götzen du, werd' es niebt selbst:
Gleichwie Götzendienst ist's , wenn mun sieb verehrt.
Oraf , aat Sddi's Diwan. 461 IL.
Metr. 12.
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X.
Musa der Sciave nicht den Nacken dem Gebote bücken?
Mnas der Ball ohnmächtig nicbt aich nach dem Schlägel achicken?
Wenn mit Bogenbranen die Cypreaae Pfeile schiesst,
Auf daa Auge läaat wer liebet daa Geachoaa sich drücken.
Paaae meine Hand, deno meine Noth iat greoxeoloa,
Nimm mein Haupt, ror dir musa icb dem Leben micb entrücken.
Höbe von dem holden Antiits docb der Schleier aieh,
Daaa anfschlöaae aicb der Bildersaal vor Aller Blicken,
Voll üntsücken blieb' ob deiner Schönbeit jeder Blick,
Keinen Tadel aprächen aie mehr über mein Bottücken;
Aber waa in deinem Antiits meinem Blick sich seigt.
Alle haben nicht daa Ange daaa aie ea erblicken.
Weinend klagf ob meinem Zoatand ich den Ant, er apracfa:
Einen Knaa nur musat du auf die holden Lippen drücken!
Ach ! aprach ich, dann werd' icb wob] in meinem Schmers vergeh'n,
3 0«
462 Graf, aus Sddi's Diwan.
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Metr. 12.
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Denn das Mittel zu erreichen wird mir niemals glücken.
Mit dem Silberarm wagt' ich den Kampf aus Unverstand :
Wessen Faust den Ambos schlägt, den muss Wahnsinn berücken.
Fern sei's dass sich Sa'di fürchtet vor der Leute Schmäh'n :
Wer im Meer versank, wird dem die Fluth den Sinn verrücken?
Gib dich hin, wenn du der Bahn des Strebens dich ergibst ■):
Wer auf dieser Bahn zum Ball ward, muss dem Schlag sieb bücken.
XI.
An der Welt freu'icb mich darum, weil die Welt sich freut durch Ibn,
Alles was bestebt ich lieb' es, ist doch Raum und Zeit durch Ibn.
0 benutze, Freund, deo Hauch noch, den erquickend bringt der
Morgen ,
Dass der Hauch dem todten Herzen Leben noch verleiht durcb Ihn.
Nicht dem Himmel ist gegeben , nicht den Engeln ist gewahret.
Was aicb reget in des Menschenherzens Heimlichkeit durch Ihn.
I) S. Bd. IX S. 129.
Graf, aus Sddi's Diwan. 463
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Metr. 10.
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Mit Genuas schlUrf icli das Gift ein, wenn der Schöne ist der
Schenke,
Willig will den Schmerz ich tragen, der auch Heilung beut
durch Ihu.
Mag sie immer gut nicht dünken, gut i&t meine blut'ge Wunde:
Heil der Wunde, denn verbunden wird sie jederzeit dureb Ibn.
Ist's dem Wissenden nicbt gleichviel , ob er Leid ob Freud'
empfinde?
Schenke, bring' als Wein die Freude, dass aucb dieses Leid
dureh Ihn.
Ob ein König, ob ein Bettler, Beide müssen gleich uns gelten.
Denn im Glauben krümmt sich jeder RUcken dienstbereit durcb Ihn.
Sa'di, mag der .Strom des Todes auch des Lebens Haus zerstöreo.
Zage nimmer, denn der Grund bleiht fest in Kwigkeit durch Ibn.
XJI.
Magst du mir Leben schenken, magst mich dem Tode weih'n.
Das Haupt im Dienst gebeuget bin icb, o König, dein.
Oh tausendfach ich diene, doch hin ich schuldbeladen.
Graf, aus Sddi's Diwani
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Ob Tauseode du tödtest, von Schuld doch bist du rein.
Bei Keinem kann ich klagen ob deines Thuns: du handelst
Wie du willst, während Alle zu dir verlangend schrei'n.
Da bist der Sonne ähnlich an Strahlenglanz und Schöoheit,
Deon nicht vermag das Auge zu achaaen deinen Schein ').
Umsonst! ist's auch verboten zu scnAu'n nach dem Geliebten,
Nie lass ich vom Verbot'nen, muss stets auch ich's bereu'n.
Fürwahr wenn auch durch Schmerz du mich tödtest, nicht ver¬
wehr' ich's
Wer flieht denn vor dir? Du nur kannst Zuflucht ja verleih'n.
Ich Armer bin ein Wild, das dich, Bild, zu schauen hoffend,
Die Nacht durchwacht, wo Schlummer wiegt Pisch und Vogel eio.
Der Liebe Gram wohl streb' icb den Freunden zu verbergen,
Docb meine hrUnst'gen Reden verrathen meine Pein.
Dnd wenn im Wunsch nach dir mich die lange Nacht getödtet,
1) |»>5j^ Abkürzuog von »L?, von ^K>>^ß. FI.
2) ^ U.f, arabisch: so wie sie ist, nämlich die Sonne, ^»mJI,
— eigeDthümliehe Znsammenfassang des primum ond des secondum eompara-
lionis in einen Begriff. Fl-
3) O^/ /» = Ü^''* J^^i i-)^»^
Gruf, aus Sa di» Diwan: 495
^^*LS^*0 /tAmtif »vXjj sS ki
ofc*»*tfL*-. *f ^(Xu-iäUi" ^JJ^^
^9lfgm iXll yX> ^I^A» vi *^
UII.
Metr. 7.
br*^ er*' r**^.>-'^
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Ij |>Uiiol ^«tCwj Lj «^^c U /J AA»^j'
jar üi- /IjL> ^Oj_^ ^ut,> Li
ij ^LiTojO yrfi A*Ä» y ^yUoy Li'
So flösst mir wieder Leben der Hauch des Morgens ein.
Den ganzen Tag, wie Chidr, taucht sicb Sa'di's Rohr in Schwärze:
Was aus der Schwäne quillet muss Lehenswasser sein.
XIII.
Auf, auf, lass uns Valet nnnmebr der blaugefarbten Kutte sagen,
Das Götzenthnm, daa Prommsein heiaat, in der Bntäuaa'rnng Wind¬
verjagen ').
Steta ziebt durch dich Anbetung uns nach deiner Pforte Kihla bin:
0 laaa die Einheit nur nna achau'n, daaa p.ll die Götzen wir aer-
schlagen.
Wein mit Jünglingen im Verein cu trinken jetzt verlangt es micb,
Dass mit dem tapfern Alten sicb die Jungen nicht cn messen
wagen *).
1} ^ß^^>My^ ^^i^i *^ ■■. abstr. von dem n, concr. compositum
•jituMj^ Anbeter der Kibla deiner Pforte , d. h. Anbetung weicbe deiner Pforte als Kibla dargebracht wird. Vgl. iiber solche Cemposita Bd. V S, 314
Anm. 2. Fl.
2) oLi^irji, j!5 Mji) iSi^if f:>jA jb'is
Borh. \X*4y^ IjOj^V^a 3) Eigentl. dass die Jungen unterliegen diesem Alten, der bis auf den Grand austrinkt.
466 Graf, aus Sa dts Diwan.
^ 'y!».*9J ^l» i»j>^
I; ^ Ui>=- »il^ e)'^->^ /
j,vXA>Uj /l vlijO t>äLe Ji uiU. Jiii
'j r'^' cÄ:*^ cj**^ o'.^
Jo |.tjl »-i^ j^ki* J^^U*4jyi |.AJUJO
r'/ -»^^^ j-^ al*^ uä.*ip)o ^ j,
jAil c>jy CT jl 3^5 f*^i ^.'i) L*iO Ij ^Lc JüUi Lc^ Oj ***^ C)'^^^ ''^ k.f*^
O^j jijO j5 OyLwj isiK^s^ai ^A*~>
'j P*^ Ji*^ Uf**-- O-^* ^^'/
luv.
Metr. 13.
^••t jüJiiy» j_^U>jvXo jl u.&»»r OjO.
' r*-*>^ li^j (jf'^'^Jj'*
Aui dieier Zelle Enge treibt in's Preie micb der Geist bioaus,
Dort kaoD der frische Morgenwind vom Hain mir süsse Botschaft
sagen.
Beacht' es wobl, hast du Verstand, hegreif es recht, hast Bin¬
sicbt du:
Vielleicht sehnst du vergebens dich einst noch nach audern solchen
Tagen.
0 der Geliebte ohne Treu , des Auges .Späh'o, des Herzens Ruh'!
Nein, nenne Herzensruh' ihn nicht, der quält das Herz mit Cnruh-
Plagen.
Entschwunden sind Verstand, Geduld, Welt, Glaube mir im Gram
um ihn :
Nicht darf das Volk mehr lärmen wo das Zelt der König aufge¬
schlagen.
Auf guten Ratb hört Sa'di nicht, gibt er auch drum die Seele hin:
Sufi, sei grämlich nicht! Herhei lass deu Pokal vom .Schenken
tragen.
XIV.
Liebesschmers ist als gesund zu lebeo schöner,
Sich entäussern als sicb überheben schöner.
Oraf, aas Sdäx» Diwan.
»La- a l-Ä-j-i -ij-A» ^y^jh^y=' z-*-*?*" iS^ji^^i tS-"^
oUjLI Ai^j j_j..« JJLe
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j_^?k>jL«ji5 o^JjO jj^?- L^A»».
Vil**.! jSAy» (_ji«.kX^ij lAjL«j j^/«
SelbatverebruDg gebt bervor aus Welt und Rang,
Nichtssein ist und Gott sich zu ergeheo schöner.
Fiir der Dinge Bestes hält man den Verstand,
Doch ist Rausch , den Wissende erstreben , schöner
Schwerbelad'ue geh'n mit Mühe nur einher,
Unter leichter Last ist hinzuschweben schöner.
.Sa'di, da der Reichthnm und die Herrschaft oicht
Von Bestand sind , ist die Armuth eben scböoer.
468
Nutizeu, Correspondenzen und Vermischtes,
lekr die Praeterital-Bildiing des persischeo Verbuuis.
Von
Prof. H. A. Barfc ')-
Die persischen IValioiial-Crammatiker, zonäehst Le.xicographen, hahen rdr die Deduction der Bildungsrormen des Verbams ihrer Spraehe den Infinitiv
desselhen zum Aosgaogspoukle genommen, olanbar aus dem Grnnde, weil
sie, im Geiste der arabischen Grammatiker herangebildet, in dieser Form des Verhums eine Art Masdar gefunden zu haben glaobten. Die europäischen Verrasser persischer Grammatiken folgten iboen um so leichter aar dem be¬
merkten Wege , da sie durch die Analogie des bei dem Verhum der enropäi¬
scben Spraehen beobachteten Verfabreoa ebendabio geröhrt wurden. Wie wenig befriedigend ihre io viele Kegeln auseinandergehende und von einer noch grSssero Anzahl von Ausnahmeo durebkreazte Lebre sich in der Theorie und Praxis darstellt, brauche ich hier nicht eingehend zu besprechen; diess ist eine den geehrten Mitgliedern der Versammlaog woblbekannle Thatsache.
Es wiirde zu weit rühren, weon ich eioe Geschichte uod Kritik aller der
möbseligeo ood verfehlten Versuche gbbe , welche von unsern Gramma¬
tikern gemacht wordeo sind , um mit Hilfe der verachiedeoarligslen Combina¬
tionen gewisse Gesetze der Analogie Tor jenen Bildnngsprocess anfznstellen und so die persischen Zeitwörter wenigstens in eioe lyslematisehe L'ebersieht ZD bringen. Ans derselben Rücksicht muss ieb mich auch einer methodischen Auseinandersetzung meines von der bisherigen Lehre ganz abweichenden Ver¬
fahrens und der Grüode, welche mich bieza veranlasst habeo, enihalten.
Ich werde mich auf eioe eiofache Darlegung der von mir erzielten Resultate bescbränkeo, und erlaobe mir our noeh die Bemerkaog voraozosehicken, dasa ich die dem Wege meiner Vorgünger entgegengesetzte RtehtoBg verfolgend*),
von der Wnrzel des Verhums, welche io dem Imperativ 2. ps. siog. sich
1) Vorgelrageo bei der Geoerslversammloag in Wien d. 25. September 1858.
2) Wir glauben hier bemerken zu mössea, dass FitII«r« (lostitutiones liog. pers. p. 112 0'.), weon aueh io der Ableitong des Praeteritoms unmittel¬
bar vom Imperativ nieht mit Herrn Prof. Barb öbereiustimniend , ihm doch in der Hauptsache , der Zugruodelegung der 2. Person Sing, des Imperotivs für die Bilduog aller andern Formen des Verbnms und aoch des lofioilivs, vor- ausgegaogen ist. Allerdings aber bat er dieses Verbältoiss zwischen Im¬
perativ und lofiniliv bei der Behandlung der nnregelaiägsigen Verba, wo es gerade am wichtigsten ist, wieder umgekehrt (loitiu p. 138 ff.). D. Red.