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Archiv "Darmkrebsprävention: Großes Engagement allerorten" (12.03.2010)

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DARMKREBSPRÄVENTION

Großes Engagement allerorten

Parallel zur Aufklärungskampagne der Felix-Burda-Stiftung im „Darmkrebsmonat März“ setzen sich die Kassenärztlichen Vereinigungen für die präventive Koloskopie ein. Eine aktuelle Studie wertet die bis 2008 durchgeführten Untersuchungen aus.

G

roßes Engagement beim The- ma Darmkrebsprävention – mit einer Vielzahl von Aktionen wer- ben die Kassenärztlichen Vereini- gungen der Länder im März für eine stärkere Inanspruchnahme der Ko - loskopie als Krebsfrüherkennungs- maßnahme. So baut die Kassenärzt- liche Vereinigung (KV) Bayerns in den Münchener Riem-Arkaden ein großes, begehbares Darmmodell auf, in dem sich Interessierte ein Bild von der Entstehung und den Stadien des Darmkrebses machen und alle Stadien der Erkrankung

„abschreiten“ können. Gemeinsam mit der Krebsgesellschaft Nord- rhein-Westfalen und der Barmer GEK beteiligt sich die KV Nord- rhein in Mönchengladbach an der Aktion „1 000 starke Männer“, mit der insbesondere Männer ab einem Alter von 55 Jahren zur Teilnahme an der Koloskopie bewogen werden sollen. Die KV Berlin ruft mit der

Initiative „Berlin-gegen-Darmkrebs“

zur Früherkennung auf. In einem Modellprojekt sollen in der Haupt- stadt Typ-2-Diabetiker, die bei der Techniker-Krankenkasse versichert sind, eine personenbezogene Einla- dung zur Vorsorgekoloskopie erhal- ten. Die KV Berlin unterstützt dieses Projekt. „Vielleicht hat das eine Vorbildfunktion für andere Kassen und motiviert diese, sich ebenfalls mit persönlichen Einladungsschrei- ben an ihre Risikopatienten zu wen- den“, betonte die KV-Vorstandsvor- sitzende, Dr. med. Angelika Prehn.

Ähnliche Aktionen werden auch in anderen KVen durchgeführt.

Motivation weiter verbessern Im Jahr 2002 hatte die Felix-Burda- Stiftung zum ersten Mal den März zum „Darmkrebsmonat“ auserkoren.

Christa Maar, Exehefrau des Mün- chener Verlegers Hubert Burda, hatte ein Jahr zuvor den Tod ihres Sohnes

Felix, verursacht durch Darmkrebs, zu beklagen. Maar betrachtet es als sein Vermächtnis, alles in ihrer Macht Stehende für die Verhinde- rung von Darmkrebs zu tun. Die von der Stiftung in Gang gesetzte Me- dienkampagne zeigte bald Wirkung.

Auf Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses haben seit dem Jahr 2003 alle gesetzlich Kranken- versicherten ab 55 Jahre einen An- spruch auf maximal zwei Früherken- nungskoloskopien im Abstand von mindestens zehn Jahren. Parallel zu dieser Erweiterung der Krebsfrüher- kennungsuntersuchungen wurde die Beratung der Versicherten über die Möglichkeiten der Darmkrebsprä- vention in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgenommen.

Das Zentralinstitut (ZI) für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland hat soeben seinen „6. Jahresbericht zur

Kolorektales Karzinom in Über- größe. Mit einem begehbaren Darm sollen die Münche- ner für das Thema Koloskopie sensibi- lisert werden.

Foto: Felix-Burda-Stiftung

A 424 Deutsches Ärzteblatt

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12. März 2010

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Deutsches Ärzteblatt

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12. März 2010 A 425 Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung hat Zahlen zur Beteiligung von Versicherten an der Darmkrebsfrüherken- nung vorgelegt. Halten Sie die Beteiligung für ausreichend?

Müller: Die Teilnahmequoten an präventiven Darmkrebsuntersuchungen sind in den vergan- genen Jahren bereits gestiegen. Das zeigt, dass die Appelle an die Versicherten etwas bewirkt ha- ben. Allerdings haben bislang bei weitem nicht alle Anspruchsberechtigten, das heißt Menschen, die älter als 55 Jahre alt sind, an der für sie kos- tenlosen Früherkennungskoloskopie teilgenom- men. Das ist lange nicht ausreichend und spornt uns an, uns weiterhin dafür zu engagieren, dass sich mehr Menschen an den unter Umständen lebensrettenden Untersuchungen beteiligen.

Bundesgesundheitsminister Rösler hat sich gegen weitere geregelte Einladungsverfah- ren in der Krebsfrüherkennung, wie beim Mammographiescreening, ausgesprochen.

Für wie sinnvoll hielten Sie ein solches Ver- fahren bei der Darmkrebsprävention?

Müller: Wir halten es für wichtig, dass der Vor- sorgegedanke in der Bevölkerung gestärkt wird.

Deshalb haben KBV und KVen eine eigene Prä- ventionsinitiative gestartet. Durch ein gezieltes und modifiziertes Einladungsverfahren sollen die Bürger sensibilisiert werden. Danach würde ein ausführliches Informationsgespräch folgen, in dem Arzt und Patient gemeinsam abklären, ob – im Falle der Darmkrebsvorsorge – gegebe- nenfalls eine Koloskopie sinnvoll ist.

Kritiker halten es nicht für erwiesen, dass der Nutzen von Krebsfrüherkennungsuntersu- chungen den möglichen Schaden überwiegt.

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz mit Blick auf die Koloskopie aus, halten Sie diese für eine notwendige Früherkennungsuntersuchung?

Müller: Darmkrebs bereits in seinen Vorstufen zu erkennen und zu behandeln, ist Ziel der Vor- sorgeuntersuchung. Diese Krebsart entwickelt sich sehr langsam, ist aber äußerst gefährlich.

Die Koloskopie kann also Leben retten. Zudem ist dies eine qualitätsgesicherte Leistung. Die Gesundheit der Patienten hat dabei stets obers- te Priorität. Es bedarf aber weiterer Anstrengun- gen bei der Aufgabe, familienbedingte Risiko- faktoren zu entdecken. Außerdem wollen wir die Teilnahmequote und die Qualität der Untersu- chung auf okkultes Blut im Stuhl erhöhen.

3 FRAGEN AN . . .

Dr. med. Carl-Heinz Müller, Vorstand der KBV

Früherkennungskoloskopie (2008) vorgelegt. Danach haben in den Jahren 2003 bis 2008 seit Einfüh- rung in den GKV-Leistungskatalog circa 3,3 Millionen Versicherte an dieser Krebsfrüherkennungsmaß- nahme teilgenommen. Der Untersu- chungskomplex wird derzeit als Präventionsleistung außerhalb der Regelleistungsvolumina mit etwa 192 Euro (regionale Schwankun- gen) vergütet.

KBV will gezielte Einladung Die kumulierte Teilnahmerate von Männern und Frauen bis zu 74 Jah- ren – unter Berücksichtigung der in diesem Zeitraum möglicherweise be- reits verstorbenen Screeningteilneh- mer – beträgt 15,5 und 17,2 Prozent.

Bei einer ähnlichen Teilnahmerate in den Jahren 2009 bis 2012 rechnet das ZI damit, dass sich rund 30 Prozent der Versicherten, die im Jahr 2003 der Altersgruppe der 55- bis 74-Jäh- rigen angehörten, einer präventiven Koloskopie unterzogen haben wer- den. Bewertung des Zentralinstituts zur Teilnahmerate: „Trotz der vor allem in den unteren Altersgruppen zufriedenstellenden Akzeptanz über die ersten sechs Jahre nach Einfüh- rung der Früherkennungskolosko- pie muss die Motivation zur Teilnah- me an dieser präventiven Maßnahme weiter verbessert werden.“

Allerdings ist die vom ZI genann- te Beteiligungsrate mit Vorsicht zu genießen, weil darin nicht die kurati- ven Koloskopien enthalten sind, die zur Klärung klinischer Zeichen und Symptome oder zur Nachsorge durchgeführt werden. Bei einer mit Routinedaten der KV Bayerns 2006 durchgeführten wissenschaftlichen Studie (DÄ, Heft 24/2008) stammten von den 230 102 ausgewerteten Da- tensätzen 54 491 aus der präventiven Koloskopie. Ein Großteil der kurati- ven Koloskopien wird sicherlich der für das präventive Screening infrage kommenden Altersgruppe zuzurech- nen sein, so dass in diesen Fällen im Zehnjahreszeitraum keine weitere Untersuchung angezeigt wäre. So weist das ZI selbst auf eine repräsen- tative Befragung hin, nach der nur 28 Prozent der Befragten noch nie einen Stuhlbluttest oder eine Kolo- skopie haben durchführen lassen.

Den Nutzen des Darmbrebs- screenings bewertet das ZI positiv.

Fortgeschrittene Adenome seien bei 5,1 Prozent der weiblichen und 9,0 Prozent der männlichen Teilnehmer gefunden worden. Bei 1,1 Prozent der Untersuchten wurde ein kolo- rektales Karzinom diagnostiziert, wobei die Mehrzahl der Patienten bei der Schweregradausprägung des Tumorbefunds ein günstiges Krank- heitsstadium aufwies.

Angesichts dieser Zahlen und der von ihr insgesamt als unzureichend erachteten Nutzung von Krebsfrüh- erkennungsmaßnahmen will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) eine Präventionsinitiative in Gang setzen. Mit einem patienten- gerechten Einladungsschreiben zum Darmkrebsscreening will sie die Teilnahmerate erhöhen. Diesen Vor- schlag will die KBV in den Natio- nalen Krebsplan und in den Ge- meinsamen Bundesausschuss ein- bringen (siehe 3 Fragen an . . .). Es sei davon auszugehen, dass mit ei- ner gezielten Ansprache die Teil- nahmerate erheblich gesteigert wer- den könne.

Mehr Nutzen als Schaden?

Kritik an solchen Plänen kommt von Prof. Dr. med. Ingrid Mühlhauser, Universität Hamburg. Beim Deut- schen Krebskongress in Berlin ver- wies sie kürzlich auf Probleme bei der Dokumentation der Komplikatio- nen: Die Phasen der Vorbereitung und der Zeit nach der Koloskopie würden nicht ausreichend erfasst. Ob mit der präventiven Koloskopie mehr Nutzen als Schaden hervorgerufen wird, ist für sie noch nicht geklärt. Sie verweist auf Überdiagnosen und Übertherapien in der Folge von Kolo- skopien und spricht sich vor diesem Hintergrund gegen ein gezieltes Ein- ladungsverfahren aus. Abschließende Sicherheit zum Verfahren könnte eine randomisierte kontrollierte Studie bringen, die im Mai 2009 in mehre- ren europäischen Ländern angelaufen ist. Einziges Problem: Ergebnisse aus dieser Studie sind frühestens in 16 Jahren zu erwarten. ■

Thomas Gerst

@

ZI-Jahresbericht zur Früherkennungs- koloskopie im Internet unter www.

aerzteblatt.de/10424

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Referenzen

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