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Archiv "Gesetzliche Krankenversicherung: Die Finanzpolster sorgen für Ruhe" (12.12.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 50

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12. Dezember 2014 A 2207 GESETZLICHE KRANKENVERSICHERUNG

Die Finanzpolster sorgen für Ruhe

Trotz Prämienausschüttungen und Mehrleistungen verfügen die Krankenkassen weiterhin über hohe Rücklagen. Die „Leistungserbringer“ sind irritiert.

W

as die Finanzen der gesetz - lichen Krankenversicherung (GKV) angeht, so läuft für die Gro- ße Koalition alles nach Plan. So konnte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe am 3. Dezember eine „unveränderte stabile Finanz- situation“ bei den Krankenkassen vermelden. Die Reserven der Kas- sen beliefen sich zum Stichtag 30. September auf 16 Milliarden Euro, durch Prämienzahlungen und freiwillige Leistungen flossen in den ersten drei Quartalen des Jahres 750 Millionen Euro an die Versi- cherten zurück. Zudem wird der Gesundheitsfonds zum Ende des Jahres 2014 über eine Liquiditätsre- serve in Höhe von 12,6 Milliarden Euro verfügen. Auch im nächsten Jahr ist also mit durchschnittlich stabilen Beitragssätzen in der GKV zu rechnen. Das Gesundheitsressort bietet den Bürgern wenig Grund, die Regierung zu hinterfragen.

Aus Sicht der „Leistungserbrin- ger“ im Gesundheitswesen haben die hohen Finanzpolster freilich einen faden Beigeschmack: „Statt Rücklagen anzuhäufen oder mit niedrigen Beitragssätzen zu wer- ben, sollten die Krankenkassen ihre Mittel besser in eine bedarfsgerech- te ambulante Versorgung investie-

ren“, kommentierte der Vorstands- vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med. An- dreas Gassen, die Zahlen. Auch der Hauptgeschäftsführer der Deut- schen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, forderte einen sinn- volleren Einsatz der Beitragsgelder:

„Statt in Halbmilliardengrößen - ordnungen Prämienausschüttungen vorzunehmen und medizinisch nicht notwendige Satzungsleistun- gen feilzubieten, sollten die über- schüssigen Mittel bei den Kassen eingesammelt und zur gezielten In- vestitionsförderung in Krankenhäu- sern eingesetzt werden.“

Ein Blick auf die GKV-Leis- tungsausgaben je Versichertem in den ersten neun Monaten zeigt, dass sowohl die Ausgaben für die ver- tragsärztliche Versorgung (+3,6 Prozent) als auch für die Kranken- hausbehandlung (+3,9 Prozent) langsamer steigen als die Ausgaben insgesamt (+5,3 Prozent). Kosten- treiber sind vor allem die Arznei- mittelausgaben (+9,3 Prozent). Das Gesundheitsministerium führt die- sen Zuwachs vor allem auf das Aus- laufen des bis Ende 2013 befristeten höheren Herstellerrabatts für pa- tentgeschützte Arzneimittel zurück.

Der hohe Zuwachs bei den Hilfs-

mitteln (+9,3 Prozent) ist damit zu erklären, dass die Festbeträge für Hörhilfen bei hochgradig schwer- hörigen Personen annähernd ver- doppelt wurden. Ursachen für den Anstieg beim Krankengeld (+7,7 Prozent) sind eine Zunahme der Krankengeldbezieher in höheren Altersgruppen bei steigendem Ren- teneintrittsalter sowie die Zunahme psychischer Erkrankungen.

Wegen der guten Beschäftigungs- lage war die GKV-Einnahmesituati- on in den ersten drei Quartalen wei- terhin gut. Den Ausgaben in Höhe von 153,3 Milliarden Euro standen Einnahmen in Höhe von 152,6 Mil- liarden Euro Euro gegenüber. Je- doch entwickeln sich die Kassenar- ten unterschiedlich: Die AOKen und die Knappschaft erwirtschafteten Überschüsse, viele Ersatz-, In- nungs- und Betriebskrankenkassen mussten in die Rücklagen greifen.

Dies ist neben marketing-geschul- deten Prämienausschüttungen und Extraleistungen auf eine Änderung im Risikostrukturausgleich unter den Kassen vom Juni zurückzufüh- ren. Davon, dass die Zuweisungen für verstorbene Versicherte erhöht wurden, profitieren die AOKen und

die Knappschaft.

Jens Flintrop

GRAFIK 1

Quelle: BMG KV45

Die Finanzreserven

im Gesundheitsfonds und bei den Kassen 2013 und heute

27,6 Mrd. €

25,5 Mrd. € Fonds

10,6 Mrd. € Fonds 9,5 Mrd. €

Kassen

17,0 Mrd. € Kassen 16,0 Mrd. €

30. 9. 2013 30. 9. 2014

GRAFIK 2

Entwicklung der Leistungsausgaben in der GKV

Veränderung je Versichertem 1.−3. Quartal 2014 zum 1.−3. Quartal 2013

insgesamt Vertragsärzte Zahnärzte/-ersatz Arzneimittel Krankenhaus Krankengeld Prävention Verwaltung

Quelle: BMG KV45

5,3 % 3,6 % 3,3 %

1,4 %

3,9 %

12,3 % 9,3 %

7,7 %

P O L I T I K

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