HIV-Infektion:
Präventives Verhalten gefordert
BONN. In der Bevölke- rung hat der Wissenszuwachs um die Art der HIV-Erkran- kung und ihre Hauptübertra- gungswege nicht in gleichem Umfang zu präventionsge- rechtem Verhalten geführt.
Dieses ist eines der wichtig- sten Ergebnisse der von der Bundesregierung geleisteten Aufklärungsarbeit, erklärten Sprecher der Bundesvereini- gung für Gesundheitserzie- hung e. V. anläßlich des Welt-AIDS-Tages in Bonn.
Der Abbau dieses Defizits von präventivem Verhalten ist daher eine der Hauptziel- setzungen für die weitere Ausgestaltung der AIDS- Aufklärung.
Dazu gehören insbesonde- re die Verstärkung der Prä- ventionsarbeit im Drogenbe- reich und eine weitere ziel- gruppengerechte Differenzie- rung von Aufklärungsmaß- nahmen in den hauptbetrof- fenen Gruppen. Ferner gehö- ren dazu kommunikative
Onkogene werden zum Forschungs- schwerpunkt
BONN. Onkogene und ih- re Bedeutung für die Diagno- se waren Thema des VII. In- ternationalen Expertentref- fens der Mildred-Scheel-Stif- tung vom 2. bis 22. Novem- ber im Wissenschaftszentrum Bonn. 80 Wissenschaftler aus 15 Ländern, darunter auch erstmalig Experten aus dem Ostblock, trafen sich zum Austausch von neuesten Er- gebnissen der Krebsfor- schung.
Der Krebsforschung ist es seit Anfang der 80er Jahre durch die Anwendung mole- kular-biologischer Verfahren gelungen, Onkogene, Proto- Onkogene und ihren Einfluß auf die Mechanismen der Krebsbildung zu erforschen.
Noch sind aber Teilbereiche der Kausalkette der Tumor-
Maßnahmen wie Gesprächs- angebote, Verstärkung von gesundheitserzieherischen, sexualpädagogischen und drogenpräventiven Konzep- tionen und Kampagnen mit Schwerpunkten bei Jugendli- chen, Arbeitswelt, „Sextouris- mus" und „Kunden" von Pro- stituierten.
Weitere Ergebnisse der Aufklärungsarbeit der Bun- desregierung sind im wesent- lichen ein hohes Grundwissen bezüglich AIDS/HIV, Bereit- schaft zum solidarischen Ver- halten gegenüber Betroffe- nen bei gleichwohl bestehen- den Ressentiments sowie Ab- nahme von Hysterie und un- begründeten Angsten. Ande- rerseits habe sich ein Trend zu voreiliger „Entwarnung"
und Sorglosigkeit entwickelt.
Dies sei in der geringen Prä- senz des Themas AIDS in den Medien, dem Nichtein- treten übertriebener Fallzahl- Prognosen sowie die insge- samt geringe Berührung der Bevölkerung mit dem Pro- blem AIDS begründet. Auch dieser Entwicklung soll die zukünftige AIDS-Aufklärung entgegensteuern. Gräf
bildung und der genaue Aus- löser für den „genetischen Unfall" in der Zelle unbe- kannt. Thema des Experten- treffens war auch die Erwei- terung der Diagnosemöglich- keiten durch die Onkogen- Forschung, die erst in Umris- sen erkennbar ist. Bereits heute sind die diagnostischen Möglichkeiten bei bestimm- ten Krebsarten, wie zum Beispiel bei Brustkrebs und Leukämie, erweitert worden.
Die deutsche Krebsfor- schung ist nach Ansicht der internationalen Experten auf dem Treffen mit den USA und Japan führend in der internationalen Krebsfor- schung. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst der 1976 ge- gründeten Mildred-Scheel- Stiftung, die bisher 170 For- schungsprojekte mit ca. 100 Millionen DM unterstützt hat. Die zunehmende Bedeu- tung der Onkogenforschung zeigt auch die Mittelvergabe
der Stiftung: Der Anteil der geförderten Forschungspro- jekte auf diesem Gebiet wird weiter steigen. sk
Ausland
Zweifel an Generika
WASHINGTON. Inspek- toren der Food and Drug Ad- ministration (FDA) haben bei Überprüfungen von drei- zehn Generika-Herstellern bei elf Firmen Unregelmäßig- keiten gefunden. Es handelte sich um ungenaue Dokumen- tationen, falsche oder mißver- ständliche Angaben in den Zulassungsanträgen und an- deres. Dies berichtete ein FDA-Vertreter vor einem Kongreßausschuß. Der de- mokratische Abgeordnete John Dingell sagte dazu, es seien erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit von Ge- nerika-Herstellern erlaubt.
Die FDA hat daraufhin 29 Zulassungen von Generika wegen falscher oder fragwür- diger Angaben der Hersteller zurückgezogen, und einige Hersteller haben insgesamt 165 Präparate vom Markt ge- nommen. AMAN/bt
Gentechnologie:
Mindestregeln gegen Mißbrauch
STRASSBURG. Einen in- ternational gültigen Verhal- tenskodex für den Umgang mit der Gentechnologie ha- ben die Teilnehmer eines dreitägigen Symposiums in Straßburg gefordert. Rund 300 Teilnehmer — Juristen, Ärzte, Forscher, Theologen, Soziologen und Kirchenver- treter — aus den 23 Ländern des Europarats sowie den USA, Japan und Kanada sprachen sich für die Erarbei- tung einer Konvention aus, die eine Reihe von Mindest- regeln gegen den Mißbrauch von Genmanipulationen ent- halten soll. Diese Konvention sollte nach Ansicht der Ta- gungsteilnehmer das Recht auf Leben und den Schutz
des menschlichen Lebens
„vom Augenblick der Zeu- gung an" verankern, jede Kommerzialisierung des menschlichen Körpers — von der Zelle bis zum Organ — verbieten und Ziele sowie Methoden der gentechnologi- schen Forschung, einschließ- lich der Experimente mit Menschen, regeln. Es sei dringend notwendig, die der- zeit sehr unterschiedlichen.
Rechtsgrundlagen internatio- nal zu harmonisieren. Positiv nahm die Versammlung die Anregung der Generalsekre- tärin des Europarats, Cathe- rine Lalumiere, auf, ein „Eu- ropäisches Ethik-Komitee"
zu gründen, das sich mit den ethischen, juristischen und philosophischen Aspekten der Gen-Technologie befas- sen soll. AFP
IPPNW in Hiroshima
HIROSHIMA. Mehr als 3000 Ärzte aus 75 Ländern der Welt, darunter mehr als hundert aus der Bundesrepu- blik Deutschland, haben am 9. Weltkongreß der „Interna- tionalen Arzte für die Ver- hütung des Atomkrieges"
(IPPNW) in Hiroshima teil- genommen. In Vorträgen und Diskussionen beschäftigten sie sich mit den Folgen ato- marer Rüstung für Gesund- heit und Umwelt. Breiten Raum nahmen Schilderungen von Opfern atomarer Bom- bardierungen in Hiroshima, Nagasaki und in den Testge- bieten des Pazifischen Oze- ans ein. Ebenso berichteten Opfer von Atomunfällen.
Die Arzte forderten in Hi- roshima die sofortige Beendi- gung aller Atombombentests, von denen jährlich noch im- mer etwa 60 stattfänden. Sie verlangten weiterhin den weltweiten Stopp der Produk- tion von spaltbarem Material für Atombomben sowie die Halbierung der weltweiten Militärausgaben, um Milliar- denbeträge für Umwelt- schutzprojekte und gesund- heitsfördernde Maßnahmen, vor allem in Entwicklungslän- dern, zu verwenden. rs A-104 (20) Dt. Ärztebl. 87, Heft 3, 18. Januar 1990