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Archiv "Krebsforschung: Widerspruch!" (25.03.2005)

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Krebsforschung

Zu dem Beitrag „Scheitern eines innovativen Ansatzes“ von Dr. rer.

nat. Gerhard Barkleit in Heft 6/2005:

Nicht gescheitert

Vom „Scheitern“ einer Be- handlungsmethode kann man erst sprechen, wenn ihre Ver- träglichkeit und Wirksamkeit umfassend studiert wurde. Be- züglich der systemischen Krebs-Mehrschritt-Therapie (sKMT/sCMT) kann davon zum heutigen Zeitpunkt keine Rede sein. In den seit den 90er-Jahren durchgeführten Studien zur sKMT wurden grundsätzlich Patienten im fortgeschrittenen Krebsstadi- um mit konventionell nicht mehr kontrollierbarer Pro- gression behandelt. Die Krebszellzahl hatte also be- reits eine Quantität erreicht, die es selbst leistungsfähigen konventionellen Behand- lungsmethoden nicht mehr er- laubte, das Krebswachstum zu stoppen. In diesem Stadium fand bisher die Prüfung dieser Methode statt. Als einzig vali- de Aussage wurde im Rahmen einer durch die Deutsche Krebshilfe finanzierten Phase- I/II-Studie durch eine unab- hängige, universitäre, onkolo- gische Arbeitsgruppe festge- stellt, dass die sKMT „does not lead to any serious or sus- tained organ dysfunction and can therefore be regarded as a safe therapy“, 1999. Nach Ab- schluss der Studie publizierte die gleiche Gruppe in ange- messener Zurückhaltung „The present data merely demon- strate the feasibility of Ira- therm-induced sCMT. In addi- tion they might give some clues about the potential efficacy of

the present approach“ (Int. J.

Hyperthermia 20 [2004] 3, 317–333). Die Prüfung der Vi- sion von Manfred von Arden- ne, die sKMT im Frühstadium, z. B. postoperativ einzusetzen, mit dem Ziel, die Metastasie- rungsrate zu senken, hat noch nicht stattgefunden!

Dr. rer. nat. Alexander von Ardenne, Zeppelinstraße 7, 01324 Dresden

Es lag am fehlenden Geld

Wir haben Anfang der Achtzi- gerjahre in der Hamburger

„Elbe-Klinik“ versucht, die Krebs-Mehrschritt-Therapie mit einer Dreiphasen-Hyper- thermie-Apparatur des Chir- urgen Professor Harry Le Veen (University of North Carolina, USA) zu variieren und haben dabei spektakuläre „Ein- schmelzungen“ großer solider Tumoren beobachtet. Man- chen Lesern des Aufsatzes über von Ardenne werden die sehr deutlich formulierten Ge- danken zum „medizin-akade- mischen Cerebral-Okklusions- Syndrom“ der universitären Leithirsche wohl getan haben.

Übrigens ist die „Elbe-Klinik“

damals nicht an dem Total- Sperrfeuer der etablierten Stahl-Strahl-Chemo-Onkolo- gen gescheitert, sondern ein- fach am Geldmangel. Als frei praktizierender Arzt fragt man sich gelegentlich, warum den Universitäts-Eminenzen (die ja von Steuerzahlern und Krankenkassenbeiträgen be- zahlt werden!) nicht die Pflicht auferlegt wird, ihren Denkhorizont über ihr Fach- gebiet hinaus zu erweitern.

Aber das ist eine andere Ge- schichte! Immerhin, verehrte Redaktion des DÄ, Sie haben

den Mut bewiesen, ein fünfzig Jahre zurückliegendes Un- recht wenigstens zu artikulie- ren. . .

Dr. med. Günter Neumeyer, Koppelweg 33, 21279 Hollenstedt

Sehr lehrreich

Der Artikel ist für alle, die die- se Therapiemöglichkeit abge- lehnt haben und noch heute ablehnen, sehr lehrreich, weil er auch die Überheblichkeit mancher Mediziner gegenüber Wissenschaftlern einer ande- ren Fachdisziplin dokumen- tiert. Die Ablehnung dieses Therapiekonzeptes ist auch m. E. Ausdruck des Standes- dünkels, wenn ein Nichtmedi- ziner versucht, in das Aufga- bengebiet der Medizin einzu- dringen, um neue Wege bei der Krebstherapie zu be- schreiten. Anstatt sich mit Ab- lehnungsgründen zu befassen, sollte man die sich durch diese Therapie abzeichnenden posi- tiven Ergebnisse weiter verfol- gen und darauf aufbauend die Forschung weiter betreiben.

Ich war zur damaligen Zeit Chefarzt einer chirurgischen

Klinik und Leiter eines Kran- kenhauses und habe mich aus- führlich mit der Krebs- Mehrschritt-Therapie beschäf- tigt. Entscheidende Vorausset- zung der Entwicklung dieser Therapiemöglichkeit ist die Kenntnis und das Studium der Stoffwechselvorgänge in den

Krebszellen, wie sie Warburg in seiner Monographie veröf- fentlicht hat. Offensichtlich hat aber nur von Ardenne dar- aus die richtigen Schlussfolge- rungen gezogen. Davon konn- te ich mich auch bei einem Be- such in seinem Institut über- zeugen, wo er mir und einem meiner Mitarbeiter sein Kon- zept erläuterte. . .

Ein Therapiekonzept, das wir in unserem Krankenhaus auch bei manchen unserer Patien- ten mit guten Erfolgen ein- setzten und das auch heute noch in einigen Praxen ange- wendet wird. Leider konnte ich unsere Ergebnisse nach meinem plötzlichen Ausschei- den aus dem Berufsleben nicht mehr veröffentlichen.

Erhalten habe ich aber das Therapiekonzept und dieses auch jungen Kollegen vermit- telt. . .

OMR Dr. med. Dieter Wegner, Am Steinbruch 11, 01900 Großröhrsdorf

Widerspruch!

In dem oben genannten Arti- kel heißt es, dass durch die Krebs-Mehrschritt-Therapie

nur bei einem Drittel der Tu- morpatienten der Krankheits- verlauf nicht beeinflusst wer- den konnte, wohingegen bei zwei Dritteln der Patienten das Tumorwachstum vorüber- gehend zum Stillstand ge- bracht worden sei bzw. eine Rückbildung zu beobachten A

A820 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 12⏐⏐25. März 2005

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

Manfred Baron von Ardenne: bereits in jungen Jahren spek- takuläre Erfolge als Wissenschaftler

Foto:Werner Lieberknecht

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gewesen sei. Dem widerspre- chen die Daten einer Bestfall- analyse, die unsere AG „Bio- logische Krebstherapie“, ge- fördert von der Deutschen Krebshilfe, erhoben und 1997 veröffentlicht hat. Wir hatten Herrn Prof. von Ardenne ge- beten, die Unterlagen seiner am erfolgreichsten behandel- ten Patienten einsehen zu dürfen. Es wurden also nur die 20 besten Fälle unter- sucht. Solch eine Bestfallana- lyse erlaubt bei unkonventio- nellen Verfahren einen ra- schen und rationellen Über- blick, um dann bei positivem Ergebnis weitere Untersu- chungen anzuschließen. Nach genauer Sichtung der Origi- naldaten und Bewertung des Therapieergebnisses nach in- ternational praktiziertem Standard kamen wir zu einer diskrepanten Einschätzung im Vergleich zu den Behand-

lern. Bei ausschließlicher An- wendung der Krebs-Mehr- schritt-Therapie (neun Pati- enten) konnten wir anstelle der neun behaupteten Remis- sionen lediglich eine fragliche Teilremission nachvollziehen.

Bei Patienten, die zugleich ei- ne Chemotherapie erhalten hatten (elf Patienten), gab es nach unserer Einschätzung nur vier Rückbildungen, wo- bei drei Patienten zeitgleich mit einer neuen Chemothera- pie begonnen hatten. Da- durch bleibt unklar, welche Behandlungsmethode den Er- folg bei diesen drei Patienten herbeigeführt hat. Die uns bis 1997 vorliegenden Daten be- weisen keineswegs die Wirk- samkeit der systemischen Krebs-Mehrschritt-Therapie, insbesondere wenn man be- denkt, dass es sich um eine Selektion der angeblich größ- ten Erfolge aus mindestens

460 Patienten handelt. Eine Diskussion über Paradigmen- wechsel oder mangelndes na- turwissenschaftliches Denken der Ärzte ersetzt nicht solide und vor allen Dingen positive Daten.

Literatur bei den Verfassern

Dr. rer. nat. Karin Weigang-Köhler, Prof. Dr. med. M. Wilhelm, Medizinische Klinik 5/Onkologie und Hämatologie, Klinikum Nürnberg, Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1, 90419 Nürnberg

Die wirklichen Gründe des Scheiterns

Herr Dr. rer. nat. G. Barkleit versucht, ähnlich wie von Ar- denne zu Lebzeiten, Gründe für das Scheitern der Krebs- Mehrschritt-Therapie u. a. in der mangelnden ärztlichen Kooperationsbereitschaft zu sehen. In Wirklichkeit lagen

die Dinge damals anders. Von Ardenne zog von Anfang an weitgehende Schlüsse aus sim- plen Experimenten an Ehr- lich-Aszites-Karzinomzellen in vitro. Er weigerte sich strikt, von der experimentellen Krebsforschung geforderte Tierversuche mit standardi- sierten syngenen Transplanta- tionstumoren vorzunehmen.

Bewährte Messgrößen eines potenziellen Therapieeffektes wie Überlebenszeit, Tumor- größe und Zahl der Metasta- sen waren für ihn irrelevant angesichts eleganter In-vitro- Messkurven von Temperatur, Azidose und Sauerstoffparti- aldruck. Auf der Grundlage dieser einfachen In-vitro-Expe- rimente suchte er die Lösung auf technologischem Gebiet und erhielt dank seines Ein- flusses leider die Erlaubnis zur Hyperthermie an inkurablen Krebspatienten. Ich habe als B R I E F E

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junger Assistent einige Ob- duktionen solcher Patienten durchgeführt bzw. mit ausge- wertet. Wir haben uns mit hi- stologischen Beschreibungen sehr bald zurückgehalten, nachdem wir erkennen muss- ten, dass von Ardenne jede im histologischen Befund er- wähnte spontane Tumorne- krose seiner Therapie zu- schrieb und diese Interpretati- on ohne Rücksprache mit den Protokollanten für publikato- rische Zwecke benutzte. Die- ses in vielen Varianten wieder- kehrende Verhalten, Ignoranz allgemeinen biologisch-medi- zinischen Basiswissens und Ergebnisinterpretation ohne Konsultation der originären Befunderheber, zwang die meisten der anfangs koopera- tionswilligen Ärzte und Krebs- forscher um ihrer Glaubwür- digkeit willen zur Aufgabe der begonnenen Zusammenarbeit mit von Ardenne. Hinzu ka- men regelrechte Bombarde- ments mit Publikationen im

„Deutschen Gesundheitswe- sen“ und in der Tagespresse, die jedes Mal den absoluten Durchbruch und Therapieer- folg verkündeten. Ans Peinli- che grenzten von Ardennes Auftritte bei medizinischen Kongressen. Es bedarf keines Nachdenkens über eine unter- stellte naturwissenschaftliche Naivität der damaligen Medi- zin oder einer Trägheit ge- genüber einem angeblich ver- ordneten Paradigmawechsel, um das a priori programmierte Scheitern des von Ardenne- schen Konzeptes zu begreifen. . .

Prof. Dr. med. Martin Müller, Weißiger Weg 2, 01324 Dresden

Eine merkwürdige Verschwörungstheorie

Dr. rer. nat. Gerhard Barkleit erweckt in seinem Artikel den Eindruck, die Weiterent- wicklung und Erprobung der Krebs-Mehrschritt-Therapie (KMT) nach Manfred von Ardenne sei an „akteursbe- dingten Innovationsblocka- den“ gescheitert und bemüht dafür Wissenschaftstheoreti- ker wie Th. S. Kuhn und M.

Polanyi. Das Scheitern der KMT, die seit über zehn Jah- ren nur noch von Außensei- tern angeboten wird, hat al- lerdings andere Gründe. Die mangelnde Anerkennung be- ruhte auf der gebotenen kriti- schen Beurteilung des Ver- fahrens in den westlichen In- dustriestaaten ebenso wie in der DDR. Dabei konnte der Träger des Stalinpreises und mehrerer Nationalpreise, im Gegensatz zu anderen Wis- senschaftlern der DDR, seine Konzepte jederzeit im We- sten vorstellen. Gründe für die Ablehnung, sein Konzept in den Kanon der wissen-

schaftlichen Medizin zu über- nehmen, war nicht etwa die

„unheilige Allianz der Krebs- forschungszentren in Ost- Berlin und Heidelberg“, son- dern die vielfach belegten Einwände gegen die Krebs- zelltheorie Otto Warburgs („die letzte Ursache des Kreb- ses ist der Ersatz der Sauer- stoffatmung der Körperzellen durch eine Gärung“) und der fehlende Nachweis des thera- peutischen Nutzens bei einer angeblich großen Zahl der mit der KMT behandelten Patienten. Zahlreiche Aussa- gen des Artikels, welche für die Verschwörungstheorie des Autors angeführt werden, sind nicht belegbar.

ŒWeder die Fortschritte der Therapie an 66 „austherapier-

ten oder moribunden (sic!)“

Krebspatientinnen in Greifs- wald noch die in Manfred von Ardennes eigenen Arbeiten genannten Therapieerfolge wurden in anerkannten onko- logischen Zeitschriften publi- ziert. Die Erfahrungsberichte beschränken sich auf nicht nachprüfbare Surrogatpara- meter oder auf Einzelfälle.

Nach Berichten jüngerer Ärz- tinnen und Ärzte aus Dres- den, die die KMT miterlebt haben, waren die Nebenwir- kungen weit schwerer als an- gegeben.

Die Darstellung des Schick- sals der „Einrichtung einer

Außenstelle des Dresdner In- stituts“ in Friedrichshafen ist absurd. Ich wurde 1973 als der internistische Onkologe der mit dem Krankenhaus in Fried- richshafen kooperierenden Universitätsklinik um eine Stellungnahme zum Vorhaben ersucht, eine Hyperthermie- station im Neubau des Kran- kenhauses einzurichten. Auf- grund katastrophaler Ergeb- nisse bei eigenen Patienten, die im Spätstadium unheilba- rer Krebserkrankungen an an- derer Stelle mit der KMT be- handelt worden waren, und den bereits damals bekannten Fehlern der zugrunde liegen- den Krebstheorie habe ich von der Einrichtung ohne gründli- che Prüfung abgeraten und das DKFZ als geeignete Insti-

tution zur Erstattung eines Gutachtens benannt. Die An- gaben von Prof. Dr. med. Paul Schostok, einem anerkannten Chirurgen und Anästhesisten, über „ermutigende Erfolge“

schienen mir ungenügend und wurden auch niemals publi- ziert. Die von meiner Beurtei- lung unabhängige („intrigan- te“) Stellungnahme des DKFZ hat meine Bedenken bestätigt und den Stadtrat da- von abgehalten, die Organisa- tionsverantwortung für die mögliche Schädigung von Krebskranken durch eine ex- perimentelle Therapie unter einem onkologisch nicht quali- fizierten Arzt zu übernehmen.

ŽTypisch für die Verschwö- rungstheorie des Autors sind die Ausführungen zur Verhin- derung von Phase-III-Studien in den USA, die den Eindruck erwecken, die Teilnahme an ei- nem entsprechenden Pro- gramm sei durch das Konkur- renzdenken eines Dr. Ian Ro- bins verhindert worden, der niemals über onkologische Fragen publiziert hat. Eine KMT-Studie wäre in den USA wie auch in der Bundesrepu- blik schon damals am Ein- spruch einer Ethikkommission gescheitert. Wenig hilfreich ist der Hinweis auf Dr. Dean Burk, einen Schüler von War- burg, der sich unter anderem für die Anwendung des berüchtigten Außenseiterme- dikaments Laetrile („Vitamin B17“) bei Krebskranken ein- gesetzt hat.

Baron Manfred von Ardenne war ein charmanter und ge- winnender Gesprächspartner, dessen Forschungen von den einflussreichsten Politikern des Dritten Reiches, der So- wjetunion und der DDR ge- fördert wurde. Wissenschaft- lich begründete Einwände ge- gen die Wirksamkeit seiner Mehrschritt-Therapien (die bei allen Krebsformen ebenso wie bei zahlreichen anderen Erkrankungen von Nutzen sein sollten) nahm er aller- dings ebenso wenig zur Kennt- nis wie Fragen nach der ethi- schen Vertretbarkeit seiner Experimente an kranken Menschen. Ob man eine sol- che monomane Verfolgung ei- A

A822 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 12⏐⏐25. März 2005

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Foto:Foto-Grafik Hochscherf

Anlage für die extreme Ganzkörperhyperthermie in der „Von Ar- denne-Klinik“ in Dresden. Am 30. Juni 2000 stellte die überwiegend von der Familie finanzierte Klinik ihren Betrieb ein.

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 12⏐⏐25. März 2005 AA823

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nes längst als falsch erkannten Therapieprinzips als innovativ bezeichnet oder sie dem von Bleuler beschriebenem Be- reich des autistisch-undiszipli- nierten Denkens in der Medi- zin zuordnet, ist eine Frage des Standpunkts. Seriöse For- schungsprogramme zur regio- nalen, ggf. auch allgemeinen Hyperthermie zur Wirkungs- verstärkung von Zytostatika und anderen in der Krebsbe- handlung eingesetzten Medi- kamenten sind auch in Zukunft vertretbar, auch, wenn der be- wiesene Nutzen für Patienten trotz vieler gut finanzierter Projekte nach wie vor äußerst begrenzt ist. Mit dem geschei- terten Konzept der verschie- denen Krebs-Mehrschritt- Therapien nach Manfred von Ardenne haben sie allerdings nichts mehr zu tun.

Prof. emerit. Dr. med. Hermann Heimpel,Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik, Robert-Koch-Straße 8, 89081 Ulm

Nicht die Spitze seiner Leistungen

Es ist schon aller Ehren wert, was der Wissenschaftler und Unternehmer Manfred von Ardenne geleistet hat. Aller- dings ist die Krebs-Mehr- schritt-Therapie, ebenso wie die Sauerstoff-Mehrschritt- Therapie, nach meiner An- sicht nicht die Spitze seiner Leistungen gewesen. Beide Therapieverfahren sind weder von der Wirkhypothese her nachvollziehbar, noch gibt es Studien von annehmbarer wissenschaftlicher Evidenz, die eine Wirksamkeit dieser Behandlungsverfahren bele- gen. Schon die Art der An- wendung lässt Zweifel an der Sinnhaftigkeit aufkommen.

Bei der Sauerstoff-Mehr- schritt-Therapie (SMT) wird zunächst ein Medikamenten- cocktail aus Vitamin C-/B-Vit- aminen, Magnesiumorotat und Dipyridamol zur „Förde- rung der Sauerstoffaufnah- me“ verabreicht oder infun- diert, dann über eine Maske ein Sauerstoff-Luft-Gemisch mit einem Sauerstoffanteil von 50 bis 95 Prozent verab-

reicht – vorzugsweise unter gleichzeitiger Ergometerbela- stung. Bei der Krebs-Mehr- schritt-Therapie handelt es sich, wie dargestellt, um eine Hyperthermiebehandlung (verschiedenster Art) in Kom- bination mit einer Glucosein- fusion, die zur Übersäuerung des Krebsgewebes führen soll.

Zur „Wirkungsverbesserung“

werden auch gerne Thymusex- trakte eingesetzt. Besonders unkritisch wird mit der propa- gierten Indikationsstellung umgegangen. So soll die Krebs-Mehrschritt-Therapie quasi unabhängig von Tumor- art und Tumorstadium wirk- sam sein. Die Sauerstoff- Mehrschritt-Therapie hat eine Indikationsliste, die wie ein medizinisches Handlexikon anmutet. Sie soll wirksam sein sowohl bei arteriellen Durch- blutungsstörungen des Her- zens, der Hirngefäße und der peripheren Arterien, bei Hy- pertonie und Hypotonie, de- generativen Gelenk- und Wir- belsäulenerkrankungen, Ek- zemen und sonstigen chroni- schen Hautkrankheiten, Le- bererkrankungen unabhängig von Art, Ätiologie und Patho- genese. Aber auch bei der Er- leichterung des Geburtsvor- ganges, bei Hör- und Seh- störungen sowie zur Prophy- laxe von Medikamentenne- benwirkungen und dem Ent- gegenwirken von Alterungs- prozessen, genauso wie zur Vorbeugung von Tumorer- krankungen, soll die SMT hel- fen. Insofern ist es meines Er- achtens nachvollziehbar, dass diese Therapiemethoden kei- ne GKV-Leistung sein kön- nen. Im Übrigen leisten auch die meisten PKV-Unterneh- men nachvollziehbarerweise nach meiner Kenntnis nicht für diese beiden Therapien, da Wirksamkeit und Nutzen nicht nachgewiesen sind, an- dererseits aber potenzielle Gefahren bestehen, einerseits durch die Atmung von hoch- prozentigem Sauerstoff, ande- rerseits durch das Versäumnis oder Verzögern von wirksa- mer Therapie.

Dr. Rainer Hakimi,HALLESCHE Private Krankenversicherung a. G.,

Reinsburgstraße 10, 70178 Stuttgart

Referenzen

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