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ie Sitzung im Kölner Maritim Ho- tel war die letzte Delegierten- versammlung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung in der seit 1997 laufenden 11. Amtsperiode. Im März kommenden Jahres findet in Berlin die konstituierende Sitzung der neuen Vertreterversammlung statt. Dr.med. Helmut Klemm nutzte die Gele- genheit zu einem kurzen Rückblick und
zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der künftigen Rolle der Kassenärzt- lichen Vereinigungen.
Der Vorsitzende der KBV-Vertreter- versammlung erinnerte an die Arbeits- schwerpunkte der letzten vier Jahre, die hauptsächlich von der Bewältigung verschiedener Gesundheitsgesetze be- stimmt waren. Seit dem Regierungs- wechsel im Oktober 1998 musste sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung in schneller Folge mit dem Psycho- therapeutengesetz, dem GKV-Solida- ritätsstärkungsgesetz und schließlich mit dem Gesundheitsreformgesetz 2000 auseinander setzen.
Daraus abgeleitet, teilweise aber auch aus eigenem Antrieb waren die Labor-Reform und die Gliederung in eine hausärztliche und fachärztliche Versorgung zu bewältigen. Zugleich be-
fasste sich die Vertreterversammlung mit einer neuerlichen EBM-Reform, die auch auf der Tagesordnung der ak- tuellen Sitzung stand.
Ein außergewöhnliches Ereignis in der zu Ende gehenden Amtsperiode war der überraschende Rücktritt des KBV- Vorsitzenden Dr. med. Winfried Schorre im Dezember 1999. Schorre hatte aus persönlichen Gründen sein Amt nie- dergelegt. Seine Nachfolge trat Dr. med. Manfred Richter-Reich- helm an. Von Schorre über Richter- Reichhelm sei es gelungen, die stille Rationierung als Folge einer ver- schärften Budgetierungspolitik der rot-grünen Koalition bewusst zu machen, sagte Klemm. Zugleich seien aber die Kassenärztlichen Vereinigungen bei der Verteilung des finanziellen Mangels zu „einer Knautschzone zwischen ihren Mit- gliedern, den Krankenkassen und der Politik“ geworden.
„Wenn wir als KVen für unsere Mitglieder wieder die Meinungsführer- schaft erlangen wollen“, appellierte der VV-Vorsitzende an die Delegierten,
„dann wird uns dies nicht mit Appease- mentpolitik gelingen, sondern einzig und allein durch harte Verhandlungen im Sinne unserer Mitglieder.“ Die KVen müssten zudem aus eigener Kraft einen Strukturwandel hin zum Dienstlei- stungsunternehmen bewältigen.
Klemm forderte die Delegierten auf, die Integration der nichtärztlichen Psy- chotherapeuten voranzutreiben. Mit der finanziellen Anbindung an den fach- ärztlichen Honorartopf habe der Ge- setzgeber neues Konfliktpotenzial in die Ärzteschaft getragen. Ein Problem, das die Ärzteschaft nach Überzeugung Klemms nur gemeinsam mit den Psy- chotherapeuten lösen kann. JM
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A3394 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 50½½½½15. Dezember 2000 P O L I T I K
Kassenärztliche Selbstverwaltung
Strukturwandel aus eigener Kraft
Dr. med. Helmut Klemm, der Vorsitzende der KBV-Vertreter- versammlung, möchte die KVen stärker als Dienstleister sehen.
Appell an die Delegierten: Dr. med. Helmut Klemm
Foto: Bernhard Eifrig