DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
ONGRESSNOTIZE
Psychotherapie und Innere Medizin
so daß in diesen Fällen nur eine Lob- ektomie möglich ist (Abbildungen 2 und 3) (2, 4). Andernfalls sollte eine Manschettenresektion mit End-zu- End-Anastomose des Bronchus an- gestrebt werden (12, 19). Bei mes- enchymalen Geschwulsten ist auf- grund des makroskopischen Befun- des und auch in einer intraoperati- ven Schnellschnittuntersuchung die Dignität des Tumors nicht immer zu- friedenstellend zu klären, so daß man sich in Abhängigkeit von der persönlichen Erfahrung und dem Allgemeinzustand des Patienten zu einem radikalen Eingriff im Sinne der Karzinomchirurgie oder einer parenchymsparenden Resektion entschließen wird (Darstellung 3).
Endoskopische Abtragungen von zentralen Geschwulsten mit der Biopsiezange, Schlinge oder dem Laser sind in Abhängigkeit vom hi- stologischen Befund nur dann mög- lich, wenn sich der Tumor polypen- artig in die Bronchiallichtung ent- wickelt oder als Palliativmaßnahme bei allgemein funktioneller Inopera- bilität. Die am häufigsten zentral an- zutreffenden Karzinoide wachsen meist eisbergartig, so daß wegen der Rezidivneigung und der Blutungsge- fahr eine radikale bronchoskopische Abtragung kaum möglich ist, ledig- lich bei gestielten Lipomen oder sel- tenen kleinen bronchialen Hamarto- men (10).
Die Strahlen- und Chemothera- pie spielt bei benignen und semima- lignen Lungentumoren keine Rolle.
Allenfalls beim metastasierenden, inoperablen Karzinoidtumor kann beim Auftreten eines Karzinoidsyn- droms mit Serotoninantagonisten oder Hemmstoffen der Serotonin- synthese versucht werden, die Sym- ptomatik zu bessern (4).
Die in Klammern stehenden Ziffern beziehen sich auf das Literaturver- zeichnis im Sonderdruck, zu bezie- hen über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Thomas Böttger Klinik und Poliklinik für
Allgemein- und Abdominalchirurgie Universitätsklinik Mainz
Langenbeckstraße 1 6500 Mainz 1
Die Allgemeine Ärztliche Ge- sellschaft für Psychotherapie und die Deutsche Gesellschaft für Psy- chotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie hielten im Kon- greßzentrum Würzburg einen ge- meinsamen Kongreß ab.
In einem mit Spannung erwarte- ten, scharf, aber redlich geführten wissenschaftlichen Disput rangen der Psychoanalytiker und Hochschulleh- rer Prof. Dr. Bittner und der ebenfalls psychoanalytisch orientierte Psycho- loge Dr. Tilmann Moser über ihr The- ma: „Der Körper in der Psychoanaly- se — zur Kompatibilität bzw. Inkom- patibilität von Psychoanalyse und körperorientierten Psychotherapi- en". Es ging um die Methodik zur
„Reintegration der entgleisten Drei- heit, des Ichs des Patienten, des vä- terlichen und mütterlichen Objek- tes"; es ging um Stellenwert und Bedeutung von Sprache und Gestus als Vehikel therapeutischer Prozes- se auf dem Wege der Selbstwerdung und Selbstfindung.
In einem eingehenden Referat definierte Prof. Wyss, Würzburg, in
Kreuzschmerzen bei der Frau können, so sagte Prof. L. Beck (Düsseldorf) auf der Therapiewoche in Karlsruhe, eine Reihe von gynä- kologischen Ursachen haben: Es gibt Becken- und Kreuzschmerzen während der Schwangerschaft, gynä- kologisch bedingte Kreuzschmer- zen, Kreuzschmerzen bei einem Descensus uteri, bei einer Retrofle- xio , bei Entzündungen im kleinen Becken, bei Endometriose. Schließ- lich gibt es auch Unterleibsschmer- zen ohne Organbefund. In der Tat schließt aber das Vorhandensein ei- nes organischen Befundes nicht aus, daß die subjektiven Beschwerden psychogener Natur sein mögen. Das kann auch für Unterleibsschmerzen gelten, wenn Adhäsionen, Myome oder entzündliche Erkrankungen vorliegen. Dann ist es, wie wir wis- sen, noch keineswegs ausgemacht,
seinem Vortrag über „Neue Wege in der psychosomatischen Medizin"
die Analyse als „Gang des Patienten durch seine Möglichkeiten". Krank- heit wurde definiert als zunehmende Dekompensation der leib-seelischen Bezüge des an sich schon konflikt- haft entworfenen Menschen. Mit Pa- racelsus ist derjenige Arzt, der das Unsichtbare kennt, das keinen Na- men hat, das keine Materie ist und doch Wirkung zeigt. Der Mensch ge- staltet seine Krankheiten (L. v.
Krehl, zitiert nach Wyss).
Fazit: Entidealisierung der Psy- choanalyse und Fortführung des Dialoges zwischen Ärzten, Analyti- kern, Psychologen, Pädagogen, Theologen und Sozialwissenschaft- lern tun nicht nur not im Sinne eines Gebotes der Humanität, sondern er- weisen sich auch, wie in diesem Kongreß aufleuchtete, als überaus fruchtbar für das hoffende Heer be- ziehungsgestörter und psychosoma- tisch erkrankter Mitmenschen.
Dr. Klaus Cremer
Herrnstraße 2 8700 Würzburg
daß diese Organbefunde als Ursache der Kreuzschmerzen in Frage kom- men.
Es stellt sich dann die Frage, ob der Gynäkologe Frauen mit Ver- dacht auf Unterleibsschmerzen ohne Organbefund überhaupt selbst be- handeln kann oder ob er sie nicht an einen Psychotherapeuten überwei- sen sollte. Dabei ist, nach Beck, zu bedenken, daß die Frauen mit die- sen Schmerzen im allgemeinen nicht zum Nervenarzt, sondern in erster Linie zum Gynäkologen gehen wol- len. Eine berufsspezifische Fachpsy- chotherapie ist für diese Kranken ebensowenig geeignet wie ein rein organisch ausgerichteter Gynäkolo- ge. Die Antwort liegt in der gleich- zeitig somatisch und psychisch aus- gerichteten Sprechstunde, die die Belange beider Disziplinen mitein- ander zu verbinden sucht. lgl
Kreuzschmerzen beim Gynäkologen
A-3454 (38) Dt. Ärztebl. 84, Heft 50, 10. Dezember 1987