Ramipril in die aktive Verbindung übergeführt werden; die Aktivie- rung erfolgt vorzugsweise durch Esterasen in der Leber. Dement- sprechend ist die Anflutung der Wir- kung der beiden Arzneistoffe im Vergleich mit Captopril langsamer.
Die Bioverfügbarkeit aller drei Kon- versionsenzymhemmer ist etwa gleichartig und kann als befriedi- gend bezeichnet werden.
Unerwünschte Wirkungen
Zunächst müssen die hämody- namisch bedingten unerwünschten Wirkungen betrachtet werden, die durch Anpassung der Dosierungsre- gime weitgehend unter Kontrolle ge- bracht worden sind. Bei zu rascher und zu starker Drucksenkung kann es zum Schock, zur Minderdurchblu- tung bestimmter Organe (Uterus, Placenta!) kommen, die am Herzen zu Angina-pectoris-ähnlichen Er- scheinungen und tödlichen Myokar- dinfarkten, im Zentralnervensystem zu ischämischen Insulten und an der Niere bis zum akuten Nierenversa- gen geführt haben (Schrader et al.
1986).
Unter die sogenannten sub- stanzspezifischen unerwünschten Wirkungen, die sich als nicht durch die eigentliche Pharmakonwirkung der Hemmung des Konversionsen- zyms erklären lassen, fallen Blut- bildschäden wie Neutropenie und Agranulozytose (ca. 0,04 bis 0,06 Prozent), Exantheme (6 Prozent), Geschmacksstörungen (3 Prozent), ein merkwürdiger trockener Husten (0,7 bis 1,4 Prozent) und Proteinu- rien (0,6 bis 1,4 Prozent), die histo- logisch als membranöse Glomerula- enephritis und/oder angioneuroti- sches Odem imponieren.
Während die Autoren, denen diese Übersicht entnommen ist (Schilling et al. 1987), darauf ver- weisen, daß die Exantheme und die Störungen von Geschmack und Ge- ruch unter Enalapril-Behandlung weniger häufig auftreten als unter Captopril, wird das sonstige Risiko an unerwünschten Wirkungen zwi- schen Captopril und Enalapril als nicht weiter zu differenzierend be-
zeichnet. Die Geschmacks- und Ge- ruchsstörungen werden mit der frei- en SH-Gruppe des Captoprils und der Fähigkeit des Moleküls, mit Zn und/oder Cu Komplexe zu bilden, in Zusammenhang gebracht. Der Struktur nach dürften Geschmacks- und Geruchsstörungen dementspre- chend unter der Behandlung mit Ra- mipril ebenfalls in geringerem Um- fang auftreten.
Über die unerwünschten Wir- kungen von Ramipril, das für die therapeutische Anwendung durch niedergelassene Ärzte noch nicht freigegeben ist, lassen sich noch kei- ne endgültigen Aussagen machen;
die bisher beobachteten stoffbezoge- nen unerwünschten Wirkungen glei- chen im wesentlichen denen von Captopril und Enalapril. Als Kon- traindikation für den Einsatz von Konversionsenzymhemmern gelten die Schwangerschaft und bekannte Überempfindlichkeiten gegen das jeweilige Arzneimittel. Bisher gibt es noch keine Erfahrungen darüber, in welchem Umfange Kreuzsensibili- täten auftreten können. Als relative Kontraindikationen für die Anwen- dung von Konversionsenzymhemm- stoffen gelten Nierenarteriensteno- sen (ein- und beidseitig) sowie Stö- rungen der Immunreaktionen, zum Beispiel Allergenosen.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Konversionsenzym- hemmstoffe bei der Hypertonie, die durch einen primären Hyperaldoste- ronismus ausgelöst wurde, keine Wirkung entfalten. Ubersichten über die bisherigen Erfahrungen mit Captopril und Enalapril finden sich bei Anonymus 1986 und Holzer und Gysling 1985, die für Ramipril ver- fügbaren Informationen in Arzneim.
Forsch. (Drug Res.) 34 (II), 10b S 1385 ff. (1984).
(Literatur beim Verfasser)
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Wolfgang Forth
Vorstand des Walther-Straub- Institutes für
Pharmakologie und Toxikologie der Universität München Nußbaumstraße 26 8000 München 2
NOTIZ
Tropenmedizin ist nicht nur
„Innere Medizin in den Tropen"
Zu dem Kongreßbericht „Tropen- krankheiten und Malaria" von Dr.
med. B. Knoche in Heft 24/1988
Tropenmedizin = Innere Medi- zin in den Tropen? Diese anläßlich eines Fortbildungssymposiums der Rheinisch-Westfälischen Gesell- schaft für Innere Medizin getroffene Definition der Tropenmedizin be- darf dringend einer grundsätzlichen Korrektur.
Moderne Tropenmedizin ist
„Medizin in den Tropen" und tritt mit gesamtmedizinischen Lösungs- ansätzen unter Berücksichtigung der besonderen krankheitsökologischen Aspekte (heutiger) tropischer Ent- wicklungsländer an. Tropenmedizin ist heute vorrangig Wissenschaft und Praxis der Krankheitsverhütung auf der Basis gemeindebezogener prä- ventivmedizinischer Maßnahmen.
Tropenmedizin ist somit ein multi- und interdisziplinäres Fachgebiet.
Tropenmedizin bedeutet heute ein klare Absage an das vorherrschende Modell einer Gesundheitsfürsorge mit einer mehr oder weniger krank- heitsorientierten, reparaturdienst- lichen Maschinerie. Tropenmedizin als ausschließlich klinische Innere Medizin stünde der Entwicklung echter Volksgesundheit sogar hin- derlich im Wege, denn sie bewirkt keine ausreichende Verbesserung der Ernährung, der Trinkwasserver- sorgung, der Wohnhygiene, des Bil- dungsniveaus, der Entsorgungssy- steme, der Seuchenbekämpfung, der Gesundheitserziehung und Gesund- heitsplanung.
Dr. med. habil. Peter Stingl
Tropenmedizin, D .T. M. H. , Lond. , Lechbrucker Str. 10
8924 Steingaden
Dt. Ärztebl. 85, Heft 44, 3. November 1988 (71) A-3077