Das 2009 erstmals von Haghi und Haase herausgegebene Lehrbuch
„Roter Faden Innere Medizin“
möchte dem Leser eine neue Aufar- beitung internistischen Wissens an die Hand geben. Dabei wird weni- ger auf eine vollständige Darstel- lung sämtlicher Lehrinhalte der In- neren Medizin Wert gelegt, als viel- mehr versucht, praxisrelevante Themen hervorzuheben und aufzu- arbeiten. Ergänzt durch konkrete Fallbeispiele erhält der Leser zu- sätzlich die Möglichkeit, diese INNERE MEDIZIN
Effektive Wiederholung
Lerninhalte zu vertiefen. Seltenere Krankheitsbilder der Inneren Me - dizin, wie beispielsweise die ver- schiedenen Formen der Glome - Wunderbar. Endlich wieder auf
Deutsch. In Amerika eines der
„books of a lifetime“, hier seit meh- reren Jahren nur noch antiquarisch erhältlich. Was ist das Besondere an dem Buch „Arztgeschichten“ von Michail Bulgakow?
Bulgakow, vielen bekannt als Autor des Buches „Meister und Margarita“, war selbst Arzt. Er be- gann seine medizinische Laufbahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts ir- gendwo in der russischen Provinz.
Völlig auf sich allein gestellt und immer mit dem großen Vorbild seines Vorgängers konfrontiert, übernahm er die gesamte ärztliche Versorgung seines Distrikts, vom Polytrauma in der Flachsbrech - maschine bis zu Suchtproblemen.
In außerordentlich schönen, aber auch an Deutlichkeit nichts auslas- senden Worten beschreibt er die Stimmungslage des frisch von der Uni kommenden Arztes: „Ich bin gänzlich unschuldig, dachte ich immer wieder qualvoll, ich habe ein Diplom, habe fünfzehn Einsen.
Ich habe schon in der Hauptstadt zu verstehen gegeben, dass ich als zweiter Arzt gehen möchte. Aber nein. Man hat gelächelt und ge- sagt: ,Leben Sie sich ein’. Nun le- be dich mal ein! Und wenn ein Bruch gebracht wird? Wie soll ich mich mit dem einleben? Und vor allem, wie wird sich der Patient mit dem Bruch unter meinen Hän- den fühlen? Im Jenseits wird er sich einleben. (Es lief mir kalt den Rücken hinunter).“
Auf 141 Seiten wird plastisch und eindrucksvoll die Sozialisati- on des Arztes, protoypisch für je- den Arzt, beschrieben. Vom angst- vollen Anfänger über den trickrei- ERZÄHLUNG
Den Sinn wiederentdecken
chen Routinier, der mit „bereiten Sie schon alles vor. Ich gehe mir noch die Hände waschen“ schnell vor der Durchführung einer kom- plizierten Entbindung einen Blick in die Lehrbücher wirft, bis zum erfahrenen Arzt, dessen Handwerk Routine geworden ist und der um- so mehr den seelischen und sozia- len Hintergrund der Leiden seiner
Patienten in sein Handeln auf- nimmt. In Großbritannien war die- ses Buch wegweisend für die
„narrative-based medicine“, die sich mit dem richtigen Verstehen der Patienten und damit dem bes- seren Verständnis zwischen Arzt und Patient widmet. In Deutsch- land war es das Vorbild zur Serie
„Arztgeschichten“ im Deutschen Ärzteblatt, mit zahlreichen Beiträ- gen aus der Leserschaft. Sowohl als Patient als auch als Arzt wird Patientenversorgung zuallererst er- lebt und nicht berechnet oder ad- ministriert. Die „Arztgeschichten“
öffnen die Tür zum Erleben auf- seiten des Arztes.
Wer also wissen möchte, wer nacherleben möchte, was in einem Arzt vorgeht, wenn er beginnt, Ver- antwortung zu übernehmen; wer ein Buch lesen möchte, das die Kernauf- gaben des Arztseins widerspiegelt;
wer nachlesen möchte, worum es in der Medizin eigentlich geht und da- mit den Sinn seiner Berufswahl wie- derentdeckt, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Günther Jonitz Michail Bulgakow:
Arztgeschichten. Erzählungen.
Sammlung Luchterhand, München 2009,144 Seiten, Klappenbroschur, 8 Euro
M E D I E N
rulonephritiden, werden nur kurz erwähnt, oder es wird direkt auf weiterführende Literatur verwiesen.
Neben den typischen Disziplinen der Inneren Medizin handelt das Buch Schnittstellen zu Themenge- bieten aus anderen Fachbereichen ab. So wird beispielsweise in einem gesonderten Kapitel „Radiologie“
auf die korrekte Indikationsstellung bildgebender Verfahren in der inter- nistischen Diagnostik eingegangen und versucht, dem Leser alltags- taugliche Hinweise zum Beispiel für eine adäquate Vorbereitung und Aufklärung der Patienten an die Hand zu geben. Auf ähnliche Weise versuchen die Autoren, die Themen Schwangerschaft, Geriatrie, notfall- relevante Erkrankungen sowie Pal- liativ- und Labormedizin abzuar- beiten und den „roten Faden“ für den Internisten weiterzuziehen.
Auch grafisch wird der Titel um- gesetzt. Das im Layout eher schlichte Buch wurde komplett in roter und schwarzer Schrift gestaltet, wobei gerade didaktische Elemente
mit besonders wichtigen Informa- tionen (beispielsweise „Merke“- oder „Hinweis für die Praxis“- Kästen) rot hervorgehoben wurden.
Gemeinsam mit kurzen Kommen - taren in einer Randspalte, die eine Zusammenfassung der jeweiligen Lehrinhalte wiedergeben sollen, ist so auch beim Überfliegen der Sei- ten ein „roter Faden“ vorhanden und eine Fokussierung auf Kern - inhalte möglich.
Das Buch bietet gerade für den jungen Assistenzarzt in der Inneren Medizin eine gute Basis, alltagsre- levante Wissenslücken zu schließen beziehungsweise Grundkenntnisse zu Schnittstellenfächern auszubau- en. Durch das schlichte, aber doch sehr übersichtliche Design wird zu- dem eine effektive Wiederholung von Kernaussagen in kurzer Zeit ermöglicht. Sylvia Siebig
Dariusch Haghi, Karl Konstantin Haase (Hrsg.): Lehrbuch Innere Medizin. Ihr roter Faden durchs Studium nach der neuen ÄAppO.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2009, 997 Seiten, gebunden, 49 Euro
Medizin/Naturwissenschaft
Steven A. Safren, Carol A. Perlman, Susan Sprich, Michael W. Otto: Kognitive Verhal- tenstherapie der ADHS des Erwachsenen- alters. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2009, 190 Seiten, broschiert, 29,95 Euro
C. Madler, K.-W. Jauch, K. Werdan, J. Sie- grist, F.-G. Pajonk (Hrsg.): Akutmedizin – Die ersten 24 Stunden. Das NAW-Buch. 4. Aufla- ge. Urban & Fischer, München 1216 Seiten, gebunden, 129 Euro
Albert Nienhaus, Stephan Brandenburg, Helmut Teschler (Hrsg.): Tuberkulose als Berufskrankheit. 2. Auflage. Ecomed, Lands- berg 2009, 328 Seiten, kartoniert, 39 Euro Michael Forsting, Detlev Uhlenbrock, Isabel Wanke: MRT der Wirbelsäule und des Spi- nalkanals. RRR-Referenz-Reihe Radiologie.
2. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2009, 338 Seiten, gebunden, 129,95 Euro Wolfgang Gaebel, Hermann Spiessl, Tho- mas Becker (Hrsg.): Routinedaten in der Psychiatrie. Sektorenübergreifende Versor- gungsforschung und Qualitäts sicherung.
Steinkopff, Heidelberg 2009, 118 Seiten, gebunden, 39,95 Euro
Sönke Müller, Matthias Thöns: Memorix Kinder notfälle. Thieme, Stuttgart, New York 2009, 252 Seiten, Kunststoffeinband, 24,95 Euro
Heinz Böker, Daniel Hell, Daniel Teichman (Hrsg.): Teilstationäre Behandlung von De- pressionen, Angst- und Zwangsstörungen.
Tagesklinik für Affektkranke. Schattauer, Stuttgart, New York 2009, 160 Seiten, karto- niert, 34,95 Euro
Isolde Richter: Atlas für Heilpraktiker. Ana- tomie · Physiologie · Krankheitsbilder. 3. Auf- lage. Urban & Fischer, München 2009, 672 Seiten, gebunden, 69,95 Euro
Carl-Albrecht Haensch, Wolfgang Jost (Hrsg.): Das autonome Nervensystem.
Grundlagen, Organsysteme und Krankheitsbil- der. Klinische Neurologie. Kohlhammer, Stutt- gart 2009, 396 Seiten, kartoniert, 79,90 Euro Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schu- macher, Markus Voll, Karl Wesker: Prome- theus – Innere Organe. LernAtlas der Anato- mie. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2009, 482 Seiten, gebunden, 49,95 Euro
BÜCHER – NEUEINGÄNGE
Deutsches Ärzteblatt