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Archiv "Psychotherapie in der Medizin" (17.01.1980)

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Mancher Arzt bezeichnet die Psy- chotherapie auch heute noch als

„Außenseitermethode". Anderer- seits ist die Behandlung seelischer Störungen ein aktuelles Thema.

Nicht erst das sogenannte „Psycho- therapeutengesetz", sondern vor al- lem die Fortschritte der somatischen Medizin haben immer deutlicher ge- macht, daß Soma und Psyche eng zusammengehören. Zumindest der Arzt in der Praxis — und hier insbe- sondere der Allgemeinarzt — ist tag- täglich mit dem Problem konfron- tiert, sowohl den somatischen wie den psychischen Anteil einer Krank- heit im Sinne der Gesamtdiagnose (Bahnt) erkennen zu müssen. Diese Erfahrung aus der Praxis macht es eigentlich schon deutlich, daß die Psychotherapie ein fester Bestand- teil der Medizin ist. Es ist daher dan- kenswert, daß der alle zwei Jahre stattfindende gemeinsame Kongreß der Allgemeinen Ärztlichen Gesell- schaft für Psychotherapie und der Deutschen Gesellschaft für Psycho- therapie, Psychosomatik und Tiefen- psychologie sich das Leitthema wählte: „Psychotherapie in der Me- dizin." Bewußt wurde nicht das Leit- thema: „Psychotherapie in der Psychiatrie" gewählt, denn die Psy- chotherapie ist kein Teilgebiet der Psychiatrie. Sie ist vielmehr in den verschiedensten Fachgebieten an- gesiedelt, wobei das enge Verhältnis zur Psychiatrie natürlich zu beach- ten ist. Wie sehr die Psychotherapie ein fester Bestandteil der Medizin ist

— der Kongreß diente der Standort- bestimmung — ergab sich aus der Fülle der Referate.

Mit zwei Podiumsdiskussionen, über dreißig Referaten und zwei Work- shops stand in Hannover ein um- fangreiches Angebot bereit.

KONG RESS

-

BERICHT

Der Vormittag des ersten Kongreßta- ges war speziell dem Leitthema ge- widmet. H. Enke, Stuttgart, provo- zierte bewußt die Podiumsdiskus- sion, als er Elsevier, Amsterdam, zi- tierte, der die Psychiatrie als biologi- sche Psychiatrie auffaßt, und als er der Allgemeinmedizin nachsagte, daß sie große Angst habe, sich zu weit von der zukunftssicheren, klei- nen Zitadelle der kurativen Akutme- dizin zu entfernen und sich in das zwar noch zukunftssichere, aber un- gewohnte, ängstigende Grenzland Psychotherapie hineinzubegeben, von dem man noch nicht wissen kann, wie es später zur Medizin ge- hören wird. Die Diskussion wurde entsprechend lebhaft, und es war er- freulich zu sehen, wie klar es promi- nenten Vertretern der Allgemeinme- dizin ist, daß für ihre Praxis die Psy- chotherapie unentbehrlich ist. Vor allem wurde immer wieder auf die Balint-Methode verwiesen, die als besonders gute Einstiegsmöglich- keit in die Psychotherapie und als besondere Hilfe und Supervision für den Allgemeinmediziner gilt.

Die Diskussion zum Thema des zweiten Tages „Psychoanalyse und Psychiatrie" war nicht weniger le- bendig. Bedauert wurde, daß keine ausgesprochenen Gegner der Psy- choanalyse mit auf dem Podium sa- ßen. H: Bach, Berlin, gab zusam- menfassend folgende Anregungen zur Bewältigung der gegenwärtigen Situation:

• Abbau von paranoiden Projek- tionen zwischen Psychoanalyse und Psychiatrie.

• Intensiver Gedankenaustausch unter Berücksichtigung der Tatsa- che, daß die Psychoanalyse und die

Hautkrebs-Früherkennung

bildg. der DDR, Bd. 51,310-311 — (3) Biro, L., Price, E.: Skin Cancer. Screening in Urban Community, N. Y. State J. Med. 78 (1978) 753-755 — (4) Blois, M. S., Epstein, W. L., Me- lanoma: Value of early Detection and Treat- ment, Postgrad. Med. 61 (1977) 82-88 — (5) Elias, E. G., et al.: A Clinicopathologic Study of prognostic Factors in cutaneous Malignant Melanoma, Surg. Gynaecol. Obstet. 144 (1977) 327-334 — (6) Elwood, M. J., Lee, J. A. H.:

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Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Friedrich Wilhelm Schwartz Zentralinstitut

für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Haedenkampstraße 5

5000 Köln 41

Psychotherapie in der Medizin

Bericht über den Kongreß

der Allgemeinen ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie und der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie,

Psychosomatik und Tiefenpsychologie vom 28. bis 30. September 1979 in Hannover

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 3 vom 17. Januar 1980 127

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Psychotherapie in der Medizin

Psychiatrie, was Umfang, Schwere und Prognose neurotischer Erkran- kungen anbelangt, Dinge unter- schiedlich sehen.

fp Vorhandensein eines Mindest- maßes an persönlichen psychiatri- schen Erfahrungen bei den Analyti- kern in psychiatrischen Ambulanzen und in der Klinik.

(;)

Wechselseitige Hilfe zwischen Psychiatrie und Psychoanalyse be- züglich Weiterbildung zu den Zu- satzbezeichnungen Psychotherapie und Psychoanalyse.

O Keine Konkurrenzsituation zwi- schen niedergelassenen Psychia- tern und niedergelassenen Psycho- analytikern und Psychotherapeuten angesichts der Unterversorgung der Bevölkerung.

• Abwehr drohender Gefahren für Patienten beider Fachgebiete durch die Aufweichung und Auflösung des Krankheitsbegriffes und durch ufer- lose Experimente immer neuer Psycho-Methoden.

fa

Die psychiatrische und die psy- choanalytische Krankheitslehre be- dürfen dringlich einer Integration und einer Ergänzung durch eine Ge- sundheitslehre, bei der beide Diszi- plinen ein Stück ihrer Tradition preisgeben müssen.

Die Diskussion zeigte hier den Un- terschied zwischen Theorie und Pra- xis sehr deutlich auf, denn — so C.

Kulenkampff, Köln, — in der Anstalts- Psychiatrie finden sich nur wenige neurotische, das heißt seelisch be- dingte Erkrankungen. Vielleicht er- gab sich als Fazit, daß die Psycho- analyse zwar Bestandteil der Thera- pie in der Psychiatrie ist, daß wohl aber einzelne Elemente — hier insbe- sondere die Gesprächsführung, Fra- gen von Übertragung, Gegenüber- tragung und Widerstand — aus der Psychoanalyse entnommen, einen wesentlichen Fortschritt auch für den Umgang mit psychisch Kranken darstellen.

P. Petersen, Hannover, befaßte sich mit dem Thema, wie können

Psychotherapeuten verschiedener Schulen zusammenarbeiten! Eine si- cherlich berechtigte Frage, denn die Ärzte haben es gelegentlich schwer, überhaupt zu verstehen, was hin- ter welcher psychotherapeutischen Gruppierung steckt.

Das Sektierertum in der Psychothe- rapie ergibt sich zwangsläufig aus den möglichen Ausweitungen der Psychotherapie. Insofern ist es er- freulich, daß die beiden großen psy- chotherapeutischen Gesellschaften zusammenarbeiten, eine Verbin- dungskommission haben und alle zwei Jahre gemeinsam einen großen psychotherapeutischen Kongreß veranstalten.

Die Allgemeine Ärztliche Gesell- schaft für Psychotherapie organi- siert nur Ärzte und vertritt alle Rich- tungen und Methoden der Psycho- therapie. Zu ihr gehören u. a. die Deutsche Gesellschaft für Ärztliche Hypnose und Autogenes Training wie die Deutsche Balint-Gesell- schaft. Die Deutsche Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie umfaßt alle psychoanalytisch ausgerichteten Gesellschaften und hat als Mitglie- der dementsprechend außer Ärzten auch Psychologen und einige ande- re Berufsgruppen.

So gesehen stellt der Kongreß der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie und der Deut- schen Gesellschaft für Psychothera- pie, Psychosomatik und Tiefenpsy- chologie einen „Markenartikel - dar, der für Ärzte aller Fachrichtungen informativ ist. Dazu trugen auch die beiden Workshops über katathymes Bilderleben und über das Psycho- drama besonders bei. Beide psycho- therapeutischen Methoden sind an- erkannt, stellen eine Bereicherung der Psychotherapie dar und öffnen auch dem Arzt in der Allgemeinpra- xis Wege. H. Leuner, Göttingen, Gre- te A. Leutz, Überlingen, A. Ploeger, Aachen, und W. Bender, München, vermittelten hierzu das Sachwissen.

Ein Vormittag war den Fortschritten in den einzelnen Fachgebieten ge- widmet. Man beschäftigte sich mit

der psychoanalytischen Abwehrleh- re (0. Hoffmann, Freiburg), der Si- multandiagnose und der Simultan- therapie in der psychosomatischen Medizin (P. Hahn, Heidelberg), den Meßergebnissen, wie sich Krankheit und Gesundheit hinter einem stan- dardisierten Befund ablesen lassen (G. Rudolf, Berlin), dem interaktio- nellen Prinzip in der Psychotherapie (F. Heigl, Rosdorf-Tiefenbrunn) und mit der Persönlichkeitsstruktur der Patienten mit Angstsymptomatik (K.

König, Rosdorf-Tiefenbrunn).

Abschließend läßt sich feststellen, daß dieser Kongreß nicht nur Spe- zialthemen gewidmet war, sondern auch der Begegnung diente. Neben den Spezialisten nahmen Ärzte der verschiedensten Berufsgruppen teil, um sich mit den Entwicklungen der Psychotherapie vertraut zu machen und um zu bekunden, daß die Psy- chotherapie zu ihrer täglichen Arbeit gehört und fester Bestandteil ärztli- chen Handelns ist.

Der Kranke geht zunächst meist zu- erst zum niedergelassenen Arzt, und schon hier erfolgt die Weichenstel- lung. Schon der erstbehandelnde Arzt muß die somatischen und seeli- schen Ursachen der Erkrankung sei- nes Patienten gleichermaßen beach- ten. Bei seelischen Erkrankungen wird man — genau wie bei körperli- chen Leiden — oft den Spezialisten, im vorliegenden Fall also den psy- chotherapeutisch weitergebildeten Arzt, brauchen.

Der Kongreß machte deutlich, daß weder der Psychotherapeut noch der Psychoanalytiker einem elitären Kreis von Patienten vorbehalten sind, und zeigte darüber hinaus, wie nützlich es für den Patienten ist, wenn der Arzt an der Basis und hier insbesondere der Allgemeinarzt und der Internist über psychotherapeuti- sche Grundkenntnisse verfügen.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Werner Stucke Chefarzt der Nervenklinik der Landeshauptstadt Hannover Walsroder Straße 121

3012 Langenhagen/Hannover

128 Heft 3 vom 17. Januar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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