M E D I Z I N
A
A294 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 5½½½½1. Februar 2002
als sicher angesehen. Ähnlich günstige Erfahrungen mit 5-FU als Dauerinfu- sion in Kombination mit Folinsäure und CPT-11 wurden auch von anderen Autoren berichtet. (11).
Diese Daten legen nahe, dass be- sonders die Bolus 5-FU-basierte Kom- binationstherapie mit Irinotecan mit einer erhöhten Toxizitätsrate und the- rapiebedingten Todesfällen assoziiert sein könnte. Die Autoren möchten deshalb allen denjenigen Kollegen zu erhöhter Aufmerksamkeit raten, die das Saltz-Regime oder ein anderes Bolus 5-FU/Folinsäure-haltiges Regi- me in Kombination mit Irinotecan ein- setzten. Bei schwerer Diarrhoe (das heißt Zunahme der Stuhlfrequenz um mehr als fünf mal pro Tag) sollte die sofortige stationäre Einweisung des Patienten erfolgen, um rasch Elektro- lyte und Flüssigkeit zu substituieren beziehungsweise eine Sepsis zu behan- deln.
In einer aktuell verfassten Stellung- nahme des Food and Drug Admini- stration’s Oncologic Drugs Advisory Committee (ODAC) wurde der Ge- brauch des Saltz-Regimes weiterhin empfohlen (http://www.fda.gov/ohrms/
dockets/ac/01/briefing/3815b01.htm).
Manuskript eingereicht: 20. 9. 2001, revidierte Fassung angenommen: 27. 11. 2001
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 292–294 [Heft 5]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Claus-Henning Köhne Medizinische Klinik und Poliklinik I
Universitätsklinik Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden Fetscherstraße 74
01307 Dresden
E-Mail: koehne@mk1.med.tu-dresden.de
Benzodiazepine sind unbestritten die Medikation der Wahl zur Behandlung eines Status epilepticus. Da jedoch der Großteil der betreffenden Patienten diese Krampfanfälle meist außerhalb der Klinik erleidet, stellte sich die Fra- ge, ob die Gabe von Benzodiazepinen durch nichtärztliches Notfallpersonal sicher und wirksam ist.
Im Rahmen einer vergleichenden, doppelblinden und placebokontrollier- ten Studie wurde daraufhin 205 Patien- ten mit prolongierten oder repetitiven generalisierten Krampfanfällen von Sa- nitätern entweder 5 mg Diazepam, 2 mg Lorazepam oder Placebo (jeweils bei Bedarf auch zweimalig) intravenös ver- abreicht. Die Medikation mit Loraze- pam hatte beim Eintreffen in der Klinik in 59,1 Prozent der Fälle zu einer Been- digung des Status und Wiedererlangen des Bewusstseins geführt, eine Diaze- pam-Injektion in 42,6 Prozent und die Gabe von Placebo in 21,1 Prozent der
Fälle. Komplikationen im Bereich der Atemwege oder des Kreislaufs konnten bei 10,6 Prozent der mit Lorazepam und 10,3 Prozent der mit Diazepam be- handelten Patienten beobachtet wer- den (gegenüber 22,5 Prozent der Pati- enten aus der Placebogruppe).
Die statistische Auswertung der Daten ergab nur einen leichten, aber nicht signifikanten Vorteil der Loraze- pam-Medikation gegenüber Diazepam, so die Autoren, und erlaubt damit keine eindeutige Therapieempfehlung. Die Behandlung eines Status epilepticus auch durch nichtärztliches Notfallper- sonal scheint jedoch ausreichend sicher
und wirksam zu sein. goa
Alldredge BK et al.: A comparison of Lorazepam, Diaze- pam, and Placebo for the treatment of out-of-hospital status epilepticus. N Eng J Med 2001; 345: 631–637.
Brian K. Alldredge, Department of Clinical Pharmacy, San Francisco General Hospital and the University of Ca- lifornia, USA.
Versorgung des Patienten im Status epilepticus durch Sanitäter
Referiert
Die Überlebenschance eines Herzinfarkt- patienten ist höher, wenn sein Arzt regel- mäßig eine größere Anzahl von Infarktpa- tienten behandelt. Dies hat eine kanadi- sche Forschergruppe aus Daten der Ge- sundheitsverwaltung der Provinz Ontario ermittelt. Über sechs Jahre konnten die Krankengeschichten von knapp 100 000 Herzinfarktpatienten und die Daten der sie behandelnden Ärzte ermittelt und in- terpretiert werden. Bei Ärzten, die bis zu fünf solcher Patienten pro Jahr zu versor- gen hatten, starben innerhalb von 30 Ta- gen 15,3 Prozent, bei denen, die 24 oder mehr Infarkte pro Jahr sahen, 11,8 Pro- zent. Die Ein-Jahres-Mortalität betrug 24,2 beziehungsweise 19,6 Prozent. Bei den anderen Gruppen (6 bis 13 und 7 bis 24 Patienten pro Jahr) lagen die Ergebnisse in der Mitte. Die Gesamtzahl der in den vier Gruppen behandelten Patienten war fast gleich groß. Bei der Gruppe mit bis fünf Infarktpatienten pro Jahr waren drei Viertel der Ärzte Allgemeinmediziner.
Die Gruppe, die mehr als 24 Patienten be- handelte, bestand jedoch zu drei Vierteln aus Kardiologen – hier gab es keinen All- gemeinarzt. Den Patienten von der Grup-
pe von
Ärzten, die die wenigsten Infarktpatienten behandelt hatten, wurden auch weniger Aspirin, Betablocker und Statine ver- schrieben; bei ACE-Hemmern gab es kei- nen Unterschied. Man sollte nach Ansicht der Autoren versuchen, Infarktpatienten in größere Behandlungseinrichtungen zu verlegen, soweit das in ländlichen Gebie- ten überhaupt möglich ist, und in solchen größeren Einrichtungen die Behandlung von Infarkten auf weniger Ärzte zu kon-
zentrieren. bt
Tu JV, Austin PC, Chan BTB: Relationship between annual vo- lume of patients treated by admitting physician and mortality after acute myocard infarction. JAMA 2001; 285: 3116–3122.
Dr. Jack V. Tu, Institute for Clinical Evaluation Sciences, G-106, Bayview Avenue, Toronto, Ontario, Kanada M4N 3M5.
Herzinfarkt: Erfahrene Ärzte sind erfolgreicher
Referiert