DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FÜR SIE GELESEN Schmerztherapie
oder internistischer Art, ausge- schlossen und bleibt als einziger Behandlungsweg die symptomati- sche Schmerztherapie, wird ein Therapiekonzept erstellt und mit dem Patienten besprochen. In der Regel erfolgt dann die Vorstellung des Patienten in der interdiszipli- nären Schmerzkonferenz. Ihr ge- hören regelmäßig an die Leiterin der Anästhesiologischen Abtei- lung, ein Neurologe, ein Diplom- psychologe und selbstverständ- lich der derzeitige Ambulanzarzt.
Bei Bedarf können jederzeit ein Allgemeinchirurg, ein Fachchir- urg für Hand- und plastische Chir- urgie sowie ein Gynäkologe re- spektive gynäkologischer Endo- krinologe hinzugezogen werden.
In diesem Kreis werden die Dia- gnosen gesichert und der thera- peutische Weg diskutiert, bei Be- darf werden die Patienten hier auch mehrmals während der Be- handlungszeit vorgestellt.
Therapieformen
Das Spektrum der angewandten Therapieformen reicht von geziel- ten Blockaden einzelner Nerven respektive Nervenwurzeln über Blockaden des sympathischen Nervensystems bis hin zu konzen- trierten konservativ-orthopädi- schen Maßnahmen einschließlich balneologisch-physikalischer An- wendungen. Ein besonderes Ge- wicht hat die transkutane elektri- sche Nervenstimulation (TENS) als nichtinvasive nebenwirkungs- freie Therapieform. Nicht zu ver- nachlässigen sind die psy- chotherapeutischen Therapiean- sätze mit Gesprächstherapie, au- togenem Training sowie medi- kamentöser (Begleit-)Therapie.
Eine herausragende Stellung nimmt die Behandlung von Karzi- nomträgern im Endstadium ihrer Erkrankung ein. Hier ist es mög- lich, in Zusammenarbeit mit Pa- tient, Familienangehörigen, Ge- meindeschwestern und Hausärz- ten durch orale und/oder peridua-
le Medikamentenapplikation (pe- ridurale Opiatanalgesie) die Pa- tienten in 62 Prozent aller behan- delden Fälle bis zum Tode ausrei- chend schmerzarm zu halten und somit gerade dieser Patienten- gruppe das Erleben ihres letzten Lebensabschnittes in würdevoller und bewußter Form im Kreis der Familie zu ermöglichen.
Zusammenfassung
Die Behandlung von chronisch Schmerzkranken ist zeitaufwendig und wegen der Vielzahl der mög- lichen Schmerzursachen schwie- rig. Aus diesem Grunde ist die en- ge Kooperation aller Fachdiszipli- nen unter Koordination des Anäs- thesisten als Schmerztherapeu- ten per definitionem nötig und möglich. Der sofortige persön- liche Kontakt zwischen Familien- mitgliedern, Hausärzten und Krankenhausfachärzten ermög- licht auch für diesen Patienten- kreis die Reintegration ins Berufs- und Familienleben und ist somit auch aus sozialmedizinischer und gesundheitspolitischer Sicht wün- schenswert.
Die zunehmende Zahl von Schmerzambulanzen an größeren und mittleren Kliniken zeigt das wachsende Interesse an diesem Problem und zeigt auch den Aus- weg aus dem Dilemma der perma- nenten Analgetikaverschreibung.
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Sönke Pohl
Prof. Dr. med. Ina Pichlmayr Zentrum für Anästhesiologie der Medizinischen
Hochschule Hannover Abteilung IV
Krankenhaus Oststadt Podbielskistraße 380 3000 Hannover 51
Diagnostik und Therapie der primären
Dünndarmtumoren
Dünndarmtumoren, ob benigne oder maligne, sind sehr selten.
Maligne Dünndarmtumoren ha- ben nach Sektionsstatistiken eine Frequenz von 0,05-0,5 Prozent.
Die Autoren berichten über 28 Fälle (22 maligne und 6 benigne Geschwulste).
In Übereinstimmung mit der Lite- ratur waren die Karzinome (9mal) am häufigsten, gefolgt von Sarko- men (8mal) und Karzinoiden (5mal). 6 Patienten mit benignen Tumoren wiesen 2 Leiomyome und 5 Polypen auf. Die Karzinome fanden sich in gleicher Weise im jejunalen wie ilealen Bereich, die Sarkome besonders im Jejunum, die Karzinoide nur im Ileum. Von malignen Tumoren waren 11 Män- ner und 11 Frauen betroffen, bei den Karzinoiden überwogen die Frauen mit 4:1. Der Altersgipfel lag zwischen dem 6. und 7. Le- bensjahrzehnt. Bei allgemeiner Symptomenarmut lassen noch am ehesten Schmerz, Darmblutung, allgemeine Tumorsymptomatik und Darmverschluß an die Dia- gnose denken. Dünndarmtumo- ren sind die häufigste Ursache für Invaginationen bei Erwachsenen.
21 der 22 Dünndarmmalignome wurden operativ angegangen. Da- bei fand man in 70 Prozent der Fälle eine Metastasierung in die regionalen und umgebenden Lymphknoten. Obwohl der Wert der Zytostase noch nicht eindeu- tig belegt ist, dürfte sie bei Sar- komen günstiger sein als bei Karzinomen. Von 12 weiterbe- obachteten Malignompatienten überlebte nach Operation keiner 3 Jahre. Im ersten Monat verstar- ben 5 Patienten, ein Jahr überleb- ten 2 Patienten. Sarkompatienten haben die geringste Lebenser- wartung. Cas
Kliems, G.: Diagnostik u. Therapie der primä- ren Dünndarmtumoren, Lebensversicherungs- Medizin 32 (1984), Heft 2, 35-38, Prof. Dr. G.
Kliems, Oberarzt der Chirurgischen Universi- tätsklinik, Sigmund-Freud-Straße 25, 5300 Bonn-Venusberg
1458 (72) Heft 18 vom 4. Mai 1984 81. Jahrgang Ausgabe A