Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 68. Februar 2008 A275
M E D I E N
FERNSEHTIPP
„Ich kann dich nicht riechen“
Fast die Hälfte des letzten Jahres hat die 14-jährige Lia im Bett verbracht.
Seit dem Umzug ihrer Klasse in ein neues Schulgebäude leidet das Mädchen an einer schweren Nerven- entzündung und verträgt weder Par- fum noch Reinigungsmittel. Die El- tern führen dies auf das Ausgasen schädlicher Stoffe im Schulgebäude zurück. Allein in Deutschland leiden Zehntausende von Menschen an ei- ner erhöhten Empfindlichkeit gegen verschiedene, chemisch meist nicht verwandte Substanzen, die mit dem Begriff MCS (Multiple Chemical Sensitivity, multiple Chemikalien- sensibilität) bezeichnet wird.
Der 52-jährige Christian Schif- ferle wagt sich nur mit einer Maske unter die Menschen, um sich vor Parfums und Waschmittelrückstän- den zu schützen. Vor einigen Jahren hat er eine Selbsthilfegruppe und jetzt auch eine Wohnungsbaugenos- senschaft gegründet, die baubiolo- gisch gebaute Wohnungen schaffen soll. Im Gegensatz zu anderen Län- dern wie den USA oder Kanada ist MCS in Deutschland nicht als Be-
rufskrankheit anerkannt. Bislang gibt es auch keine allgemein akzep- tierten diagnostischen Tests hin- sichtlich physiologischer oder bio- chemischer Parameter, die mit den Symptomen korrelieren.
Der Film von Norbert Buse und Kathrin Sandergger begleitet Men- schen wie Christian und Lia bei ihrem Kampf um Anerkennung. Er zeigt die Suche der Betroffenen nach einer Umgebung, die nicht krank macht, und thematisiert die Abhängigkeit vom Verständnis der anderen. Vor allem aber zeigt die Dokumentation die unterschiedli- chen Strategien, mit der erzwunge- nen Isolation umzugehen.
Informationen: „Wenn Alltags- düfte krank machen“, ZDF, 12. Fe- bruar, Reihe 37°, 22.15 Uhr EB
Unter dem Namen „BioMedLit“
bietet die Bayerische Staatsbiblio- thek ein elektronisches Recherche- und Bestellportal für biowissen- schaftliche und medizinische Zeit- schriftenliteratur an (www.bsb- muenchen.de/Fachportal_BioMed Lit.1765.0.html). Das Portal er- möglicht den schnellen Zugriff auf den größten Zeitschriftenbestand Kontinentaleuropas aus diesen Fachgebieten. Unter einer einheitli- chen Suchoberfläche können ver- schiedene Datenbanken aus dem Bereich der Life Sciences sowie der Katalog der Bayerischen Staats- bibliothek mit rund 9,3 Millionen bibliografischen Einheiten gleich- zeitig abgefragt und gefundene Aufsätze bestellt werden. Eine Eil-
bestellung wird an Werktagen in- nerhalb von 24 Stunden bearbeitet und geliefert.
Das Datenbankangebot der Web- site ist bewusst schlank gehalten und umfasst die wichtigsten medizi- nischen und biowissenschaftlichen Datenbanken, wie beispielsweise PubMed. Zielgruppen des Portals sind neben Forschung und Industrie auch Krankenhäuser und niederge- lassene Ärzte. Die Stärke des über BioMedLit angebotenen Bestands liegt nach Angaben der Bibliothek darin, dass er nicht nur die medizini- schen Zeitschriftentitel, sondern auch das naturwissenschaftliche Umfeld von der Biochemie bis zur Biophysik und Pharmakologie na- hezu vollständig umfasst. EB
PRÄVENTION
„Bleib fit, mach mit – Vorsorge!“
Das Präventionsbewusstsein in der Bevölkerung wollen die Kassenärzt- liche Vereinigung Niedersachsen (KVN) und die Ärztekammer Nie- dersachsen fördern. Mit fünf neuen Flyern werden die niedersächsischen Arztpraxen in den kommenden Mo- naten für den Vorsorgegedanken un- ter dem Motto „Bleib fit, mach mit – Vorsorge!“ werben. Die Faltblätter informieren über die Krebsfrüher- kennungsuntersuchungen für Frauen und Männer, den Check-up zur Früherkennung von Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Diabetes, die Vor- sorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche sowie über den Katalog empfohlener Impfungen.
Bisher nutzt nur ein kleiner Teil der Bevölkerung die Präventionsan- gebote der gesetzlichen Krankenver- sicherung. Am Gesundheits-Check- up nahm etwa im Jahr 2006 nur jeder fünfte anspruchsberechtigte Bürger in Niedersachsen teil. Auch für die Krebsfrüherkennung sucht nur ein
Teil der niedersächsischen Bevölke- rung den Arzt auf. So gehen weniger als ein Fünftel der anspruchsberech- tigten Männer ab 45 Jahre zur Krebs- vorsorgeuntersuchung. Durch ärztli- che Information und Unterstützung solle die persönliche Handlungs- kompetenz in der Prävention gestärkt werden, begründete die Kammerprä- sidentin, Dr. med. Martina Wenker, das Engagement der beiden Ärzte- organisationen. Die Präventionsflyer stehen als PDF-Dokumente auch im Internet unter www.kvn.de (Button Patienteninfos/Vorsorge und Risiko- vermeidung) zur Verfügung. EB Christian Schif-
ferle auf der Su- chenach einer be- zahlbaren Wohnung ohne Duftstoffe
Foto:ZDF/Norbert Buse
BAYERISCHE STAATSBIBLIOTHEK