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Archiv "Selensubstitution bei Selenmangel und Folgeerkrankungen: Schlußwort" (08.12.1995)

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MEDIZIN

fentlichung eingereicht). Wir betrach- ten den Artikel von Siegers et al. als Eröffnung einer konstruktiven Dis- kussion.

Dr. med. A. Chrissafidou Dr. med. M. P. Look Medizinische Klinik der Universität Bonn

Allgemeine Innere Medizin Sigmund-Freud-Straße 25 53105 Bonn

Schlußwort

Es stellt sich immer die Frage, in welchen Blutkompartimenten man die Parameter bestimmt. Für Selen und die Glutathionperoxidaseakti- vität wird man zu geringfügig unter- schiedlichen Normalwerten kommen, was Serum, Plasma, Vollblut oder Erythrozyten betrifft. Wir haben uns für Plasma entschieden, um unsere Ergebnisse mit entsprechenden publi- zierten Ergebnissen einer norddeut- schen Population vergleichen zu kön- nen (Heinzow, 1988), die allerdings Vollblutbestimmungen durchgeführt haben. Da jedoch zwischen Vollblut und Plasma keine signifikanten Un- terschiede bestehen, sind unsere Wer- te und die Normalverteilung gut mit

DISKUSSION

den Werten von Herrn Heinzow zu vergleichen. Auch die von Look ange- gebenen Normalwerte im Serum — ich hoffe, daß er tatsächlich Serum und nicht Plasma meint — unterscheiden sich nicht signifikant von denen, die wir bestimmt haben; ebenso nicht die Vollblutwerte, die er in seiner Leser- zuschrift angibt. Diese Werte sind al- lerdings von uns nicht zu berücksichti- gen, da sie bisher nicht publiziert wur- den, sondern, wie er angibt, die Er- gebnisse erst zur Publikation einge- reicht wurden. Ich stimme den Auto- ren Chrissafidou und Look zu, daß zur Frage der Supplementierung mit Se- len und des Einflusses auf die Gluta- thionperoxidaseaktivität das erythro- zytäre Kompartiment günstiger ist als Plasma, entsprechende Untersuchun- gen werden von uns in der Zukunft auch dies berücksichtigen. In meinem Artikel habe ich durchaus zwei Studi- en erwähnt, die bei einer längerfristi- gen Selensupplementierung über vier und acht Monate sowohl die Selen- blutspiegel anheben konnten als auch die Glutathionperoxidaseaktivität zu steigern vermochten.

Zur Frage der Selentoxizität ist festzustellen, daß unabhängig von der Rechtssituation in anderen Ländern bei Arzneimitteln mit einer therapeuti- schen Breite geringer als 10 und freier Verfügbarkeit auf Risiken hinzuweisen

ist, und das zeigen zahlreiche Auskünf- te von Apothekern, daß bei der star- ken Nachfrage nach Selen wie auch nach vielen anderen Naturheilmitteln durchaus die Toxizität beachtet wer- den muß und nicht nach dem Prinzip

„viel hilft viel" verfahren werden darf.

Nichts anderes sollte mit meinem Arti- kel geschehen; für den Druckfehler im Manuskript bin ich nicht direkt verant- wortlich. Da Selen bei uns noch zu den OTC-Präparaten gehört, die im Rah- men der Selbstverordnung vom Apo- theker abgegeben werden, sind Apo- theker besonders dankbar für den Hin- weis auf eine Toxizitätsschwelle, da sie diese argumentativ in ihrer Beratung erwähnen können.

Zahlreiche Zuschriften und An- gebote zu Forschungszusammenar- beiten haben mir gezeigt, daß das Thema es wert war, publiziert zu wer- den, und ich werde die vielen Anre- gungen, die ich mit diesen Briefen er- halten habe, in meine zukünftigen Forschungsplanungen zum Thema Selen einbauen.

Für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Claus-Peter Siegers Institut für Toxikologie

der Medizinischen Universität zu Lübeck

Ratzeburger Allee 160 23538 Lübeck

Organtransplantation beim Kind

Psychosoziale Aspekte vernachlässigt

Pichlmayr erwähnt in seinem Beitrag über die Organtransplantati- on beim Kind allgemein auch psychi- sche Belastungen und verweist auf die Notwendigkeit „persönliche(r) und spezifische(r) Zuwendung und Hilfe in Situationen ihres weiteren Werde- gangs".

Wir möchten drei wichtige Berei- che hervorheben, bei denen psychoso- ziale Probleme auftreten:

1. medikamentöse Nebenwir- kungen: es ist bekannt, daß schon ge- ringe Dosen Kortison depressive Ver- stimmungen oder psychotische Zu-

stände auslösen können. Auch Mü- digkeit, kognitive Beeinträchtigun- gen, Aggressivität und Logorrhö sind in der Litera-

tur als Nebenwir- kungen beschrie- ben (3). Unter Ciclosporin kön- nen unter ande- rem Müdigkeit, Kopfschmerzen und in seltenen Fällen auch eine Enzephalopathie

auftreten. Hypertrichose, Gewichts- zunahme und Amenorrhö können beide Medikamente auslösen und führen unter Umständen zu einer er- heblichen psychischen Belastung (5).

2. kognitive Funktionen: In 20 bis 80 Prozent lassen sich vor und nach Lebertransplantation deutliche kogni- tive Beeinträchti- gungen (IQ klei- ner als 85) nach- weisen (3). Nur in 10 bis 30 Prozent kommt es nach der Transplantati- on zu einer Nor- malisierung (7, 9), in etwa 7 Prozent sogar zu einer deutlichen Verschlechterung (9). So sahen wir zum Beispiel eine Gym- nasiastin, die nach der Lebertrans- plantation nicht mehr das Abitur ma- chen konnte (6), sondern bestenfalls Zu dem Beitrag von

Prof. Dr. med.

Rudolf Pichlmayr

PD Dr. med. Karl J. Oldhafer Dr. med. Burkhard Rodeck in Heft 1-2/1995

A-3492 (66) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 49, 8. Dezember 1995

(2)

MEDIZIN

eine Lehre im geschützten Rahmen.

Günstiger scheint es vor und nach Nie- rentransplantation auszusehen (1, 2).

3. soziale Folgen: Die Berufs- wahl oder das Ausüben des erlernten Berufes kann erheblich eingeschränkt sein, da unter anderem der Kontakt mit Tieren, Pflanzenerde oder kran- ken Menschen als problematisch ein- geschätzt wird (4). In einem nicht un- beträchtlichen Teil der erwachsenen Patienten kommt es nach erfolgrei- cher Transplantation trotz verbesser- ter körperlicher Befindlichkeit zu all- gemeiner Unzufriedenheit, hervorge- hoben werden berufliche und finanzi- elle Situation (8). Intrafamiliär kann ein „Damokles-Syndrom" (3) entste- hen: Die ständige Angst der Patienten und deren Familien vor einer gefährli- chen Komplikation führt zu Übervor- sichtigkeit oder Überfürsorglichkeit und damit zu Behinderung im psycho- sozialen Bereich.

Literatur bei den Verfassern

Dr. med. Ingo Spitczok von Brisinski Dipl.-Psych. Alexander Rackov Dr. med. Margot Völger

Virchow-Klinikum der Humboldt- Universität zu Berlin

Abteilung für Psychiatrie und Neurologie des

Kindes- und Jugendalters Platanenallee 23

14050 Berlin

Schlußwort

Die Autoren greifen in ihrem Le- serbrief den wichtigen Aspekt der psy- chosozialen Probleme im Rahmen ei- ner Transplantation auf. Gerade bei den meist chronisch leberkranken Kin- dern muß allerdings bedacht werden, daß Kinder und Eltern schon weit im Vorfeld der Transplantation einer er- heblichen psychischen Belastung aus- gesetzt sind. So muß schon hier eine kompetente psychosoziale Betreuung der Kinder und ihrer Familien einset- zen, um so gut wie möglich die vielfälti- gen medizinisch-psychologischen Pro- bleme in der besonders vulnerablen Entwicklungsphase der Kinder aufzu- fangen. Das „Damokles-Schwert" — das heißt, das Versterben vor der Rea- lisierung einer Transplantation —

DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT

schwebt selbstverständlich auch in die- ser Phase über den betroffenen Famili- en. An der Kinderklinik der Medizini- schen Hochschule Hannover wurde daher ein spezieller psychosozialer Dienst (Psychologe/in, Sozialpädago- ge/in, Sozialarbeiter/in, Seelsorger/in) eingerichtet, der sich um die Patienten und ihre Familien schon vor und dann nach der Transplantation kümmert.

Nach der Transplantation oder der Entlassung aus der stationären Be- handlung können Kinder weiterhin in dem von Hannover aus gegründeten Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche nach Organtransplan- tation in Stronach/Liens (Osttirol) nachbetreut werden. Dieses Zentrum, das eben gerade aus der Überzeugung errichtet wurde, daß für diese jungen Menschen sowohl körperlich wie gei- stig/psychisch nach der Transplantati- on noch mehr als bisher getan werden muß, soll sich also um die „ganzheitli- che" weitere Gesundung der Kinder bemühen. Die bisherigen Erfahrungen damit dürfen als sehr positiv gewertet werden, wobei besonders auch der Kontakt der Patienten untereinander mit sich entwickelnden Freundschaf- ten sehr wichtig ist.

Die Autoren gehen ferner auf die medikamentösen Nebenwirkungen ein. Diese Nebenwirkungen sind ja lei- der mit der notwendigen immunsup- pressiven Wirkung dieser Medikamen- te eng verbunden, und dies gilt auch für neue Medikamente wie Prograf® (FK 506). Sicher wäre eine noch spezifische- re Beeinflussung des Immunsystems ohne die beschriebenen Nebeneffekte

Neben Vasopressinanaloga spie- len auch Somatostatinderivate bei der Ösophagusvarizenblutung eine gewis- se Rolle im Rahmen der konservati- ven Therapie, wobei allerdings betont werden muß, daß derzeit endoskopi- sche Blutstillungsmaßnahmen wie Unterspritzung oder Gummibandli- gatur allen medikamentösen Thera- pieversuchen überlegen sind.

Die Autoren führten eine rando- misierte Doppelblindstudie bei 86 Pa- tienten mit Ösophagusvarizenblutung durch, die über 24 Stunden 250 iug So- matostatin/Stunde erhielten. Im Ver-

wünschenswert. Dies ist Ziel aller For- schungen auf diesem Gebiet. Derzeit kommt es für den einzelnen Patienten sehr auf eine genau abgestimmte Höhe von Immunsuppressiva und anderen Medikamenten, insbesondere von blut- drucksenkenden Medikamenten, und deren regelmäßige Einnahme an.

Wenngleich auch nach der erfolg- reichen Transplantation sicher in ei- nem Teil der Patienten nach wie vor Defizite von kognitiven und sozialen Funktionen bleiben, so ist doch in der Mehrzahl der Fälle eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität wie zum Beispiel auch Aufholwachstum bei den oft minderwüchsigen Kindern zu erzielen (1, 2, 3).

Wir halten eine psychosoziale Betreuung der Patienten vor und nach Transplantation für besonders wichtig und möchten somit die Aussage des Leserbriefes unterstreichen.

1. Rodeck B, Melter M, Hoyer PF, Ringe R, Brodehl J: Growth in long-term survivors af- ter orthotopic liver transplantation in child- hood. Transplant Proc 1994; 26: 165-166 2. Shin SE et al: Survival growth and quality of

life in children after orthotopic liver trans- plantation: A 5 year experience. J Paediatr Child Health 1991; 27: 380-385

3. Sokal EM: Quality of life after orthotopic liver transplantation in children. An over- view of physical, psychological and social outcome. Eur J Pediatr 1995; 154: 171-175

Für die Verfasser:

PD Dr. med. Karl Oldhafer Klinik für Abdominal- und Transplantationsmedizin der

Medizinischen Hochschule Hannover Konstanty-Gutschow-Straße 8 30625 Hannover

gleich zu einer Plazebogruppe ließ sich kein signifikanter Effekt auf Überle- bensrate, Zahl der Bluttransfusionen und Häufigkeit einer Ballontampona- de nachweisen. Eine Metaanalyse von zwei Studien mit insgesamt 290 Pati- enten ergab ebenfalls keinen positiven Effekt von Somatostatin gegenüber einer Plazebomedikation.

Götzsche P C, Gjörup I, Bonnen H, Brahe N E B, Becker U, Burcharth F: Somatosta- tin versus placebo in bleeding oesophageal varices: randomised trial and meta-analy- sis. Brit Med J 1995; 310: 1495-1498.

Department of Medical Gastroenterolo- gy, Hvidovre Hospital, Dänemark

Somatostatin bei Ösophagusvarizenblutung?

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 49, 8. Dezember 1995 (69) A-3493

Referenzen

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