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Archiv "Hepatologie: Hepatitis D und E sind häufiger als angenommen" (19.08.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 33

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19. August 2011 A 1739 HEPATOLOGIE

Hepatitis D und E sind häufiger als angenommen

Während die chronische Hepatitis D die schwerwiegendste aller Virushepatitiden darstellt, gilt die Hepatitis E nicht mehr nur als importierte Reiseerkrankung.

L

ange Zeit wurden die Hepati- tis D und auch die Hepati- tis E wie Stiefkinder in der He- patologie behandelt. Nun er- wacht zunehmend Interesse an den beiden Infektions- krankheiten, was nicht zu- letzt darin begründet sein dürfte, dass sich zumindest bei der Hepatitis D für die Zukunft neue Behandlungs- möglichkeiten abzeichnen. Dar - auf hat Prof. Dr. med. Heiner Wedemeyer (Medizinische Hoch - schule Hannover) bei einem Sym- posium der Falk Foundation in Wiesbaden aufmerksam gemacht.

Jeden Hepatitis-B-Patienten auch auf das D-Virus testen

Die beiden Krankheitsbilder wur- den aus seiner Sicht lange Zeit in ihrer Bedeutung verkannt. So galt die Hepatitis D quasi als Superin- fektion der Hepatitis B, da das He- patitis-D-Virus bei seiner Repli - kation auf das Hepatitis-B-Virus angewiesen ist. Inzwischen meh- ren sich Befunde, wonach die Hepa- titis-D-Infektion den Verlauf einer chronischen Hepatitis B infolge vi- raler Interaktionen nachhaltig be- einflusst: „Wir konnten zeigen, dass die Hepatitis B eindeutig schwerer verläuft, wenn eine Koinfektion mit Hepatitis D gegeben ist als bei einer Monoinfektion mit dem Hepa- titis-B-Virus“, erläuterte Wedemey- er . Dabei sei auch häufiger eine he- patische Dekompen sation aufgetre- ten. Unklar aber ist derzeit noch, ob die Hepatitis-D-Infektion auch das Risiko der Entwicklung eines hepa- tozellulären Karzinoms steigert.

Es sei deshalb wichtig zu wissen, ob neben der Hepatitis B auch eine Hepatitis D vorliege. Der Medizi-

ner forderte entsprechende Tests bei jedem Hepatitis-B-Patienten. Wede- meyer: „Das wird leider oftmals vergessen.“ Die Testung sollte so- gar mehrfach erfolgen, da die He- patitis D einen fluktuierenden Ver- lauf aufweist und sonst leicht über- sehen werden kann.

Behandelt werden kann die In- fektion mit pegyliertem Interferon, was jedoch nur bei einem Viertel der Patienten zu einer anhaltenden Eliminierung der HDV-RNA führt.

Die Hepatologen hoffen auf besse- re Therapieerfolge durch die noch in Entwicklung befindlichen Pre- nylierungsinhibitoren, die an ei- nem späten Schritt der Virusrepli- kation ansetzen, sowie auf Wirk- stoffe, die den Eintritt des Virus in die Zellen hemmen, derzeit aber noch in sehr früher klinischer Ent- wicklung sind.

Unterschätzt wird Wedemeyer zufolge bislang noch die Epidemio- logie der Hepatitis D. In Deutsch- land wird die Zahl der Infizierten auf aktuell rund 30 000 geschätzt, weltweit dürften 15 bis 20 Millio- nen Menschen eine Hepatitis D

aufweisen. „Es gibt Regionen in Brasilien und Rumänien, in denen

bis zu 40 Prozent der Hepatitis- B-Infizierten mit Hepatitis D

koinfiziert sind.“

Neue Erkenntnisse gibt es nach Angaben von Wede- meyer hinsichtlich der In- fektion mit Hepatitis-E-Vi- ren. Die Infektion komme keineswegs nur in tropischen und subtropischen Regionen Asiens, Afrikas und Mittel- amerikas vor, sondern gewinne zunehmend auch hierzulande an Bedeutung: „Es handelt sich nicht mehr nur um eine importierte Rei- seerkrankung.“ Vielmehr werde das Virus offenbar auch durch un- zureichend gegartes Fleisch über- tragen, vor allem von Schwein, Wildschwein und Hirsch. Als wei- teren potenziellen Übertragungsweg nannte der Hannoveraner Medizi- ner Bluttransfusionen und Organ- transplantationen.

In jüngster Zeit steigt dabei die Zahl der Infektionen offenbar sprunghaft an, was nach Wedemey- er aber nicht unbedingt eine epi - demieartige Situation signalisiert.

Die steigenden Fallzahlen sind vielmehr Ausdruck einer erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber der In- fektion, nachdem die Hepatitis E seit dem Jahr 2002 der Meldepflicht unterliegt.

Die Hepatitis E ist eine bisher unterschätzte Zoonose

Der Mediziner räumte in Wiesba- den zudem mit einem Vorurteil auf:

„Es stimmt nicht, dass es bei der Hepatitis E keine Viruspersistenz gibt und die Infektion stets selbstli- mitierend ist.“ So mehren sich laut Wedemeyer Berichte, wonach es Das Hepatitis-

E-Virus ist ein un- behülltes Einzel- strang-RNA-Virus von 32 bis 34 nm Größe. Ein Impfstoff befindet sich in kli- nischer Erprobung.

Foto: Your photo today/Phanie

M E D I Z I N R E P O R T

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A 1740 Deutsches Ärzteblatt

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19. August 2011 auch chronische Verläufe gibt, und

zwar insbesondere bei immunsup- primierten Patienten nach einer Organtransplantation. Es wurden außerdem Infektionen bei Patienten mit einer Autoimmunhepatitis be- schrieben. Bei einigen Patienten war die Hepatitis E dabei auch mit einer fortgeschrittenen Leberzirrho- se assoziiert.

Noch fehlt eine spezifische The- rapie der Hepatitis E, wie Wede- meyer darlegte. Am vielverspre- chendsten scheint nach den bisheri- gen Erfahrungen der Einsatz von Ribavirin zu sein. Es wird zudem vor allem in China intensiv an der Entwicklung eines Impfstoffs ge- gen die Hepatitis E gearbeitet.

Neue Kombinationstherapie wird zum Standard

Nach Angaben von Prof. Dr. med.

Michael P. Mann, Medizinische Hochschule Hannover, wird das Jahr 2011 wegen der Einführung eines neuen Therapiestandards bei der Hepatitis C in die Geschichte eingehen. Dieser beruht auf ei- ner Triple-Therapie mit pegy lier - tem Interferon, Ribavirin und dem neuen Proteaseinhibitor Boce- previr. „Für einen Großteil der Pa- tienten wird dadurch die Therapie bei Genotyp-1-Patienten verkürzt werden. Diese neue Kombinati- onstherapie ist jedoch auch mit neuen Nebenwirkungen verbun- den“, sagte Manns. Die ärztliche Weiterbildung müsse sich daher den Herausforderungen dieser neu- en Standardtherapie stellen.

Obwohl Boceprevir gerade erst in Deutschland zugelassen worden ist und in den Markt eingeführt wird, hält Manns diese Therapie- form nur für eine Zwischenstufe:

„Zahlreiche Medikamente gegen verschiedene inno vative moleku- lare Zielstrukturen sind bereits in verschiedenen Stufen der präklini- schen und klinischen Entwicklung, so zum Beispiel eine zweite Gene- ration von Proteaseinhibitoren und Polymeraseinhibitoren.“

Christine Vetter

Quelle: 17. Symposium Aktuelle Hepatologie 2011 der Falk Foundation beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden

NACHWEIS ZIRKULIERENDER TUMORZELLEN

Nicht für Routine reif

Bei soliden Tumoren bedeutet der Nachweis von Krebszellen im Blut nicht zwingend die Etablierung von Metastasen.

M

olekulargenetische Untersu- chungen von disseminierten Tumorzellen sind bei einigen Leuk - ämien- und Lymphomerkrankun- gen fester Bestandteil der Therapie, um den Erfolg der Behandlung und das Risiko eines Rezidivs abzu- schätzen. Bei soliden Tumoren hin- gegen lässt sich aus dem Nach- weis von einzelnen zirkulierenden Krebszellen bisher keine Aussage über den weiteren Verlauf der Er- krankung machen respektive die Notwendigkeit einer Behandlung ableiten: Denn nicht alle Patienten, bei denen zirkulierende Tumorzel- len nachgewiesen werden, erleiden tatsächlich ein Rezidiv. Darauf weist die Arbeitsgemeinschaft Gy- näkologische Onkologie (AGO) der Deutschen Gesellschaft für Gynä- kologie und Geburtshilfe hin „vor dem Hintergrund des teilweise sehr offensiv durch kommerzielle An- bieter propagierten breiten Einsat- zes verschiedener Testverfahren“.

Bei Patientinnen mit Mamma- karzinom kommt es bereits früh im Krankheitsverlauf zu einer hämato- genen Streuung von Tumorzellen.

Diese können mit Hilfe sensitiver Nachweisverfahren sowohl im Knochenmark als auch im Blut er- fasst werden. Obwohl ihr immun- zytochemischer Nachweis im Kno- chenmark bei Brustkrebs vielfach als ein unabhängiger Prognosefak- tor beschrieben worden ist, hat sich das Verfahren in der Routinedia - gnostik – trotz Konsensusempfeh- lung – nur bedingt etabliert.

Weniger belastend für die Patien- tinnen ist der Tumorzellnachweis im Blut, der auch wiederholte Bestim- mungen erlaubt. Aufgrund der gerin- gen Anzahl von Tumorzellen pro Millimeter Blut ist dies jedoch tech- nisch schwieriger als im Knochen- mark; erst mit der jüngsten Entwick-

lung neuer Anreicherungs- und De- tektionsverfahren stehen Techniken zur Verfügung, die einen validen Nachweis von zirkulierenden ermög- lichen. „Eine entscheidende Anfor- derung an ein solches System ist die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen in einem klinischen Multicenter-Set- ting, das auch den Versand von Pro- ben und die Bestimmung in mehre- ren Zentren beinhaltet“, so die AGO.

Ein wichtiger Fortschritt konnte mit der Entwicklung eines Systems zur standardisierten und weitgehend automatisierten Anreicherung mit immunzytochemischem Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen er- zielt werden (CellSearch). Dieses System wird derzeit in mehreren Zen- tren in Deutschland im Rahmen von klinischen Studien eingesetzt, deren Ergebnisse zum Teil publiziert sind.

CellSearch ist derzeit von der US- amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA als einziges Testverfahren zum Nachweis von zirkulierenden Tumor- zellen bei metastasierten Mammakar- zinompatientinnen im Rahmen des Therapiemonitorings zugelassen.

„Aktuelle Studienergebnisse un- terstreichen eine klinische Relevanz des Nachweises von Tumorzellen im Blut – vor allem in der metastasier- ten Situation. Die Datenlage reicht aber noch nicht aus, die Verfahren unkritisch in der klinischen Routine zu implementieren“, sagt Prof. Dr.

med. Volkmar Müller, Universitäts- klinikum Hamburg-Eppendorf. Vor der Auswertung derzeit laufender Studien könne man Patientinnen da- her in der Regel nicht empfehlen, derartige Untersuchungen auf eige- ne Kosten durchführen zu lassen.

Allein das Wissen um einen positi- ven Tumorzellnachweis stelle für die Frauen eine erhebliche psy- chische Belastung dar.

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

M E D I Z I N R E P O R T

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