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Penicillamin-Therapie bei primär
biliärer Zirrhose
Eine an der Mayo-Klinik in Ro- chester über einen Zeitraum von acht Jahren durchgeführte Dop- pelblindstudie über die Effizienz der Penicillamintherapie bei pri- mär biliärer Zirrhose brachte er- mutigende Ergebnisse: So konnte eine histologische Retardierung im Frühstadium der Krankheit be- obachtet werden, die Leberfunk- tion verbesserte sich, und eine
„temporär günstigere Überlebens- rate" wurde erreicht.
Von 263 Patienten erhielten im Doppelblindversuch 134 täglich 4 x eine 250-mg-Kapsel Penicill- amin, die Kontrollgruppe täglich 4 Placebokapseln. Bei 13 Prozent mußte das Präparat aufgrund schwerer Nebenwirkungen abge- setzt werden; geringere Nebenwir- kungen führten bei weiteren 30 Prozent zu Dosisreduzierungen oder zeitweiligem Absetzen des Präparates. Bei Patienten der Pe- nicillamingruppe in späteren Krankheitsstadien wurden eben- falls bessere Leberwerte sowie ei- ne „temporär verbesserte Überle- bensrate" beobachtet. Dieser Ef- fekt scheint sich über drei Jahre zu halten, wobei von zehn schwer Erkrankten unter der Penicillamin- therapie ein Patient verstarb im Gegensatz zu drei von zehn aus der Placebogruppe. Nach drei Jahren ist allerdings ein Nivellie- rungseffekt bezüglich der Sterbe- raten in beiden Gruppen festge- stellt worden.
Die Mayo-Ergebnisse weichen von einer vor einem Jahr veröffentlich- ten Untersuchung ab (Lancet 1981; 1:1275-1277): Dort waren die Vorteile hinsichtlich der Über- lebensrate bei Penicillaminthera- pie nicht nur auf drei Jahre be- grenzt, in der histologischen Ent- wicklung wurden jedoch keine Veränderungen bemerkt.
Trotz der offensichtlichen Erfolge in bezug auf die histologische Re-
tardierung im Frühstadium der Er- krankung reichen nach Ansicht des Autors die gewonnenen Daten für eine generelle Empfehlung des Präparates zur Therapie der pri- mär biliären Zirrhose bisher noch
nicht aus. Dpe
Medical News: Penicillamine therapy 'en- couraging' in primary biliary cirrhosis study, JAMA 248 (1982) 11-12
Brustkrebsvorsorge — Projekt zur Einführung von Reihenuntersuchungen
Die Krebssterblichkeitsrate der Frauen kann durch Vorsorgeun- tersuchungen zur Erkennung von Brustkrebs gesenkt werden, je- doch sind vor einer Einführung von Reihenvorsorgeuntersuchun- gen als allgemeine Gesundheits- vorsorgemaßnahme noch weitere Klinikversuche erforderlich. Zu diesem Ergebnis kamen die 23 Teilnehmer des U.I.C.C. Multidisci- plinary Project an Breast Cancer in dem letzten von insgesamt vier Meetings in Leeds Castle, Eng- land. Das Projekt hatte die Festle- gung von Strategien hinsichtlich Vorsorge, Erkennung und Be- handlung von Brustkrebs zum Ge- genstand. Das erste Meeting im Juni 1980 befaßte sich mit den epi- demiologischen und ätiologi- schen Aspekten des Brustkrebses, das zweite Meeting im April 1981 mit der Behandlung von lokal fort- geschrittenem Krebs und Metasta- senbildung, das dritte Meeting im November 1981 mit der Behand- lung von Brustkebs im Frühsta- dium. Ein zusammenfassender Bericht dieser vom National Can- cer Institute der USA subventio- nierten Forschungsarbeit soll dem im September dieses Jahres in Seattle stattfindenden 13. Inter- nationalen Krebskongreß vorge-
legt werden. Lng
Miller, A. B.; Bulbrook, R. D.: Screening for Disease: Screening, Detection, and Diagnosis of Breast Cancer, The Lancet I (1982) 1109-1111, A. B. Miller, Epidemiology Unit, National Cancer Institute of Canada, University of Toronto, Ontario M5S 1A8, Canada
Tödlicher Verlauf einer B-Hepatitis nach
Infektion mit A-Virus
Hepatitis-A-Virus (HAV) und Hepa- titis-B-Virus (HBV) gehören ver- schiedenen Virenfamilien an; eine Kreuzimmunität besteht deshalb nicht. Akute HAV-Infektionen sind wiederholt bei HBV-Trägern beob- achtet worden; simultan ablaufen- de Doppelinfektionen bedingen offensichtlich einen schwereren Verlauf.
Eine 28jährige Laborantin er- krankte an einer zunächst blande verlaufenden B-Hepatitis. Sämtli- che serologische Tests hinsicht- lich einer durchgemachten A-He- patitis verliefen negativ. Die Pa- tientin lehnte zunächst eine statio- näre Behandlung ab. Erst als nach einem Monat die Transaminasen rapide anstiegen und sich ein Ikte- rus einstellte, erfolgte eine Hospi- talisation.
Radioimmunologische Untersu- chungen hinsichtlich sämtlicher derzeit verfügbarer Hepatitis-Mar- ker ergaben reproduzierbar eine floride A- und B-Hepatitis. In der Folgezeit entwickelte sich zuneh- mend ein Leberkoma, dem die Pa- tientin 30 Tage nach Kranken- hausaufnahme erlag.
Möglicherweise führt eine Doppel- infektion mit beiden derzeit nach- weisbaren Hepatitisviren zu einem fulminanten Verlauf, wobei man sich vorstellen könnte, daß durch die Zweiterkrankung so viele Le- berzellen zerstört werden, daß ei- ne Leberinsuffizienz resultiert. Ex- perimentelle Beobachtungen an
„mischinfizierten" Schimpansen zeigen eine vermehrte Virenaus- scheidung im Stuhl und eine ge- steigerte Immunreaktion bei gleichzeitig ablaufenden A- und B- Hepatitiden.
Piazza, M.; Guadagnino, V.; Orlando, R.; Pic- ciotto, Acute B viral hepatitis becomes ful- minant after infection with hepatitis A virus;
Br. med. J. 2 (1982) 1913-1914, Clinic for Infec- tious Diseases, Second Medical School, Uni- versity of Naples, Neapel, Italy.
44 Heft 42 vom 22. Oktober 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLAT'i Ausgabe B