FÜR SIE REFERIERT
Rifampin gegen Juckreiz bei
primärer biliärer Zirrhose
+48 +120
Abbildung 6: Kinetiken einzelner Muskelfasern bei Analyse der Succinat-Dehydrogena- se-Aktivität mit Mikroskopphotometrie. Je steiler die Kurven, desto höher die Aktivitäten
+72 +96 + sec +24
Komplizierte Cycle-Methoden (15) gestatten Enzymaktivitätsmessun- gen. Elektrophoretische Analysen von kontraktilen Proteinen wie Myosin und seiner Untereinheiten sind ebenfalls in solch kleinen Mus- kelstückchen möglich.
Interessiert man sich für ganz bestimmte Muskelfasern aus einem intakten Zellverband, so bietet die Mikroskop-Photometrie hervorra- gende Dienste (13, 14, 16). Ein Mi- kroskop-Photometer hat einen r- und y-Motor und erlaubt die Ein- speicherung von Koordinaten von bis zu 20 Muskelfasern eines auf dem Mikroskoptisch liegenden Mus- kelquerschnittes in einem Compu- ter. Nach Zugabe eines flüssigen Färbemediums oder eines Gelfilmes auf zum Beispiel 8 pm dicke Muskel- querschnitte fahren die Motoren des Mikroskop-Photometers in 10 Zy- klen sukzessive jede einzelne vorge- wählte Faser an und messen die sich ändernde Extinktion. Diese Extink- tionsänderung wird meist durch Um- wandlung gelben Tetrazoliums in blaues Formazan erzielt. Mittels Re- gressionsanalyse lassen sich dann für jede Faser Absolutwerte errechnen (Abbildung 6).
Zu erwähnen sei noch die geneti- sche und molekularbiologische Dia- gnostik bei Myophatien. Aufwendige
Verfahren helfen zum Beispiel Dy- strophie-Familien bei der Risikoab- schätzung einer erneuten Schwanger- schaft (17). Besonders interessant ist auch die Tatsache, daß Mitochon- drien ihr eigenes Genom und den dazu gehörenden Translations- und Transformationsapparat haben. So werden etwa bei der Cytochrom-c- Oxidase aus der intramitochondrial gelegenen Atmungskette einige Un- tereinheiten des Enzyms mitochon- drial und andere nukleär codiert. Die drei großen Untereinheiten stammen aus dem Mitochondrion (18), die üb- rigen sind gewebsspezifisch und wer- den nukleär codiert. Die neuen bild- gebenden Verfahren und die Ent- wicklung anspruchsvoller Laborme- thoden erlauben somit eine Verbesse- rung und Vertiefung der Diagnostik von Myopathien.
Die Zahlen im Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift der Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med.
Heinz Reichmann
Prof. Dr. med. Hans G. Mertens Neurologische Universitätsklinik Josef-Schneider-Straße 11 8700 Würzburg
Erstes Symptom der primären bilären Zirrhose ist häufig ein Juck- reiz, wie er bei allen Patienten mit fortgeschrittener Cholestase beob- achtet werden kann. Der Pruritus wird auf hohe Konzentrationen toxi- scher Gallensäuren zurückgeführt.
Rifampin hemmt die Gallensäuren- resorption und trägt zur Entgiftung hepatischer Gallensäuren durch Sti- mulation der „mixed-function-Oxy- dasen" bei.
Neun Patienten mit primärer bi- liärer Zirrhose erhielten 300 bis 450 mg Rifampin/Tag im Wechsel mit Placebo. Jede Behandlungsphase dauerte 14 Tage mit einer zweiwö- chigen wash-out-Phase. Mehrfach wurden die Antipyrin-Clearance und die Serumgallensäuren be- stimmt. Acht von neun Patienten ga- ben einen günstigen Effekt des Ri- fampins hinsichtlich ihrer klinischen Symptome an, die an Hand einer vi- suellen Analogskala beurteilt wur- de. Rifampin führte zu einer Reduk- tion der Antipyrinplasma-Halb- wertszeit um 33 Prozent, hatte je- doch keinen Einfluß auf die Nüch- terngallensäuren im Serum.
Rifampin scheint zumindest kurzfristig den Pruritus günstig zu beeinflussen, wobei der Mechanis- mus dieser Wirkung nicht klar ist.
Allerdings sind derzeit Angaben über einen Langzeiteffekt noch nicht möglich.
Ghent, C. N., S. G. Carruthers: Treat- ment of Pruritus in Primary Biliary Cirrho- sis with Rifampin, Results of a Double- Blind, Crossover, Randomized Trial. Gas- troenterology 94: 488-493, 1988.
Department of Medicine, University of Western Ontario, London, Ontario, Ka- nada.
A-3366 (82) Dt. Ärztebl. 85, Heft 47, 24. November 1988