A-1896
M E D I Z I N
(36) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999 fekten ihm Zahn-Kiefer- und Ge-
sichtsbereich (10, 16) sowie verletzter Sehnen (37).
Rekombinantes BMP-2 wird wie BMP-7 zur Unterstützung und/oder Beschleunigung der Heilung von Frakturen, Pseudarthrosen und Kno- chendefekten angewendet und befin- det sich international in der Phase der klinischen Erprobung. Anwendun- gen im Bereich der Mund-Kiefer-Ge-
sichts-Chirurgie (Regeneration peri- dontaler Defekte und Erhalt der Zahnleiste) sind derzeit ebenfalls in klinischer Erprobung. Für sämtliche Indikationen werden derzeit Proban- den gesucht. Karbowski et al. (11) be- richteten 1997 über die Therapie der avaskulären Hüftkopfnekrose durch Herddekompression und adjuvante Applikation von rhBMP-2. Die auf MRT gestützte Evaluation (4, 10 und 16 Wochen postoperativ) der Kno- chenneubildung ergab „gute Früher- gebnisse“.
Beschichtung von Implantaten Eigene Untersuchungen haben gezeigt, daß durch Beschichtung han- delsüblicher Implantate mit BMP-3 die periprothetische Knochenneubil- dung gesteigert und konsekutiv die Implantatfixation verbessert werden kann (8).
Mit BMP beschichtete, gewinde- haltige Gerüstkonstruktionen, die zur Abstützung und Überbrückung von Wirbelkörpern an der Halswirbelsäu- le verwendet werden, werden derzeit klinisch geprüft.
AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT
A
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Obwohl BMP seit Mitte der sech- ziger Jahre bekannt ist und seit 1988 in rekombinanter Form hergestellt wer- den kann, gibt es bisher in der Litera- tur noch keine Berichte über humane, klinisch standardisierte Anwendun- gen. Die Zunahme der klinischen An- wendung und mündliche Berichte las- sen darauf schließen, daß in absehba-
rer Zeit über größere Studien berich- tet werden kann. Ob sich die klinische Anwendung von BMP dann auch für den Routinefall durchsetzt, werden
die größeren Fallzahlen und Langzeit- verläufe zeigen.
Die guten tierexperimentellen Ergebnisse sind nur bedingt auf den Menschen übertragbar, da die maxi- male biomechanische Belastbarkeit des Knochens bei kleinen Tieren mit wenigen Osteonen beziehungs- weise wenigen oder keinen Havers- schen Systemen früher als beim Menschen erreicht wird. Sicher ist, daß es kein ideales Trägermaterial für BMP gibt. Je nach gewünschter Stabilität, Formbarkeit, Resorbier- barkeit und Lokalisation der Im- plantate werden individuelle Träger- materialien benötigt.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1999; 96: A-1891–1896 [Heft 28-29]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser Dr. med. Martin Teschner
Orthopädische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Tübingen Hoppe-Seyler-Straße 3
72076 Tübingen Tabelle
Klassifikation der Biomaterialien nach dem Reaktionsmodus des knöchernen Lagers (nach 8, 23)
Biodynamik Werkstoff Reaktion des Implantat- Implantatlagers Knochen-
Interface biotolerant Knochenzement Distanz- Bindegewebe
Chirurgiestahl osteogenese
bioinert Al2O3-Keramik Kontakt- direkter Kontakt Kohlefaserstoff osteogenese zwischen Knochen Titan (z. B. Ti-Al6-V4) und Implantat bioaktiv Kalzium-Phosphat- Verbund- chemischer Verbund
Keramiken osteogenese zwischen Knochen und Implantat
Die primär biliäre Zirrhose (PBC) ist eine seltene, mit Cholestase einhergehende Lebererkrankung un- klarer Ätiologie. Die Inzidenz liegt bei 3 pro 1 Million pro Jahr, die Präva- lenz bei 25 pro 1 Million, wobei sicher derzeit aufgrund von Laborscreening- untersuchungen mehr asymptomati- sche Erkrankungen als früher diagno- stiziert werden. Die Autoren berich- ten über eine Studie an 91 Patien- ten mit einem Durchschnittsalter von 53,2 Jahren, zu 90 Prozent Frauen, die über viele Jahren nachbeobachtet werden konnten. 36 Prozent der Pati- enten entwickelten Symptome, bei elf Prozent kam es zu einer Progression mit tödlichem Ausgang oder der Not- wendigkeit einer Lebertransplantati-
on. Die durchschnittliche Lebenser- wartung betrug 14 Jahre. Da es der- zeit keine Parameter gibt, die Progno- se des Krankheitsbildes bei primär asymptomatischem Verlauf abzu- schätzen, sollten prinzipiell alle Pati- enten mit diesem Krankheitsbild be- handelt werden, wobei die Gabe von Ursodeoxycholsäure im Vordergrund
steht. w
Springer J, Cauch-Dudek K, O’Rourke K, Wanless IR, Heathcote EJ: Asympto- matic primary biliary cirrhosis: a study of its natural history and prognosis. Am J Gastroenterol 1999; 94: 47 - 53.
Departments of Medicine, Clinical Epi- demiology, and Pathology, The Toronto Hospital, University of Toronto, WD, 399 Bathurst Street, WW4-828 Toronto, ON M5T 2S8, Kanada.