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D Kirschessigfliege im Steinobst

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Academic year: 2022

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36 UFA-REVUE 5|2020 Pflanzenbau Steinobstanbau

Per Allgemeinverfügung zugelassene Wirkstoffe im Steinobst

Steinobst Wirkstoffe

(Handelsnamen*) Kulturen Anwendung Behandlungen / Wartefrist

Zugelassene Produkte bis 31.10.2020 gemäss Allgemein- ver fügung BLW Stand 4.2.2020

Bio / IP

Kaolin

Surround Brennobst 32 kg / ha, 2 %

gelöschter Kalk

Nekagard 2 Steinobst 1,8 bis 2 kg / ha, 0,18 bis 0,2 %

– /2 Tage Brennobst 2 bis 5 kg / ha,

0,2 bis 0,5 % Spinosad

Audienz Steinobst 0,32 l / ha, 0,02 % max. 2 / 7 Tage

IP

Acetamiprid

Gazelle SG Kirschen 0,32 kg / ha, 0,02 % max. 2 / 7 Tage Pflaumen, Pfirsiche,

Aprikosen, Zwetschgen 0,32 kg / ha, 0,02 % max. 2 / 14 Tage

* Weitere Produkte mit den gleichen Wirkstoffen sind unter anderen Handelsnamen verfügbar.

gesammelten Früchte zwei Tage bei Raumtemperatur zu lagern und dann in Salzwasser einzulegen. Die Larven der Kirschessigfliege und auch der Kirschenfliege verlassen die Früchte und können so gefunden werden.

Als wichtigste indirekte Massnahme gilt im Steinobst die Einnetzung. Die Einwanderung der Kirschessigfliege kann durch das rasche Schliessen der Netze nach der Blüte gestoppt wer- den, da die Fliege Obstanlagen nicht als Überwinterungsort bevorzugt.

Netze mit Maschenweiten kleiner als

D

ie Kirschessigfliege (KEF, Droso- phila suzukii) stammt aus Asien und wurde 2011 in der Schweiz entdeckt. In Kirschen, Zwetschgen, Beeren und Reben kam es 2014 erst- mals zu massiven Fruchtschäden. Auf- grund der Dringlichkeit wurde 2015 die Task Force Kirschessigfliege ins Le- ben gerufen, ein vom Bund finanzier- tes Projekt mit dem Ziel, praxisnahe Forschung zu betreiben und Bekämp- fungsmassnahmen für die Produzenten zu entwickeln. Seither wurden Mass- nahmen erarbeitet und geprüft, mit denen betroffene Kulturen vor Schä- den durch die KEF geschützt werden können.

Strategien im intensiven Steinobstanbau

Bei der Bekämpfung der Kirschessig- fliege stehen vorbeugende Hygiene- massnahmen im Vordergrund. Das Ziel besteht darin, den Populations- aufbau der Fliege zu verlangsamen und ihre Vermehrungsmöglichkeiten

zu reduzieren. Die Überwachung in den eigenen Parzellen und in angren- zenden Wald- und Heckenstrukturen spielt dabei bereits früh in der Saison eine wichtige Rolle. Mittels kommer- zieller oder selbstgebauter Fallen, die mit einem Lockstoff (Essig, Rotwein, Wasser, Spülmittel) versehen sind, kann die Kirschessigfliege gefangen und bestimmt werden. Bei Fallenfän- gen in einer Parzelle ist auch mit Be- fall zu rechnen, denn mit der Reife der Früchte steigt deren Attraktivität und die Früchte werden dem Lock- stoff vorgezogen. Aus diesem Grund hat auch der Massenfang während der Reife eine geringe Wirkung und er wird nur anfangs der Saison empfoh- len. Es müssen Fru cht proben kontrol- liert werden, um einzuschätzen, ob es zur Eiablage kommt. Dazu werden pro Schlag wöchentlich 50  Früchte gepflückt und mittels Lupe auf Eiab- lagen (zwei weis se Atemschläuche) untersucht. Eine weitere Möglichkeit, Befall festzustellen, besteht darin, die

Seit bald einem Jahrzehnt bereitet die Kirschessigfliege den Schweizer Obst- bauern und Obstbäuerinnen Sorgen. In mehreren Jahren hatte sie im Steinobst, und dort vor allem im Feldobstbau, teils schwere Ernteausfälle verursacht.

Den Produzenten stehen aber Bekämpfungsmassnahmen zur Verfügung.

Drosophila suzukii

Kirschessigfliege im Steinobst

Nicola Stäheli

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UFA-REVUE 5|2020 37 Pflanzenbau

Steinobstbanbau

Das Weibchen (links) ist grösser als das Männchen (rechts), hat keine Flecken auf den Flügeln, dafür aber einen gezähnten Eiablageapparat (Box).

Bild: Gabriela Brändle, Agroscope

Die Einnetzung hat sich als probates Mittel gegen die Kirschessigfliege erwiesen. Bild: Stefan Kuske (Agroscope)

1,3 Millimeter sind für die Kirsches- sigfliege fast nicht zu durchdringen.

Je fliegendichter dabei die Anlage eingenetzt ist und je konsequenter die Einnetzung geschlossen bleibt, desto besser ist der Schutz.

Kommt es trotz Einnetzung zu Befall, dann gilt es schnell zu handeln. Der Erntetermin kann nach Möglichkeit vorgezogen und reife Sorten sollten sauber abgeerntet werden. Befallene Früchte müssen vergraben, tief ge- mulcht oder anderweitig entsorgt werden. Kompostierung der befal-

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38 UFA-REVUE 5|2020 Pflanzenbau Steinobstanbau

4 Wochen 3 Wochen 2 Wochen 1 Woche

Überwachung

Netze geschlossen

Hygienemassnahmen Befallskontrollen KiFli Bekämpfung

KEF Bekämpfung

Kühlung/Kühlkette Massenfang

Strategie der Bekämpfungsmassnahmen im Steinobst

Austrieb Blüte Fruchtbildung Fruchtreife Ernte Nachernte

KiFli = Kirschenfliege; KEF = Kirschessigfliege; Wochen = Wochen bis zur Ernte

lenen Früchte ist zu vermeiden, weil eine Vermehrung der Kirschessig- fliege dadurch nicht verhindert wird.

Das Erntegut sollte möglichst schnell gekühlt werden. Die anschliessende Kühlkette gilt es bis zum Verkauf bei null bis drei Grad aufrechtzuerhalten.

Damit wird bei allfällig befallenen Früchten der Schlupf von Larven ver- zögert oder gar verhindert.

Da die Kirschessigfliege bevorzugt reife Früchte befällt, ist wegen War- tefristen eine chemische Bekämp- fung schwierig. Zur direkten Be- kämpfung mit Pflanzenschutzmitteln Autor

Nicola Stäheli, wissenschaftlich-tech- nischer Mitarbeiter Extension Obstbau, Agroscope, 8820 Wädenswil www.drosophilasuzukii.

agroscope.ch

das Endprodukt wird nicht beein- trächtigt.

Lebensweise

Die zirka zwei bis dreieinhalb Millime- ter kleine Kirschessigfliege stammt aus der Familie der Tau- oder Essig- fliegen und sieht der einheimischen Essigfliege (Drosophila melanogaster) sehr ähnlich. Der grösste Unter- schied zu den heimischen Arten be- steht darin, dass das Weibchen mit einem gezähnten Eiablageapparat auch gesunde Früchte mit Eiern be- legen kann.

Die heimischen Essigfliegen können dies nicht und legen ihre Eier bevor- zugt in beschädigte oder faulende Früchte ab. Die geschlüpften Larven fressen sich durch das Fruchtfleisch und das Obst wird unverkäuflich.

Der Zyklus vom Ei bis zur erwachse- nen Fliege dauert zwei bis drei Wo- chen. Feuchtigkeit, Schatten und ein Temperaturbereich von 20 bis 25 Grad behagen der Kirschessigfliege.

Temperaturen unter fünf Grad und über 30 Grad schränken Flugaktivität und Eiablage ein. Bei Idealbedingun- gen kann es zur Entwicklung von mehr als zehn Generationen pro Jahr kommen, wobei ein Weibchen in sei- nem Leben bis zu 400 Eier in Früchte ablegen kann. Im Frühjahr dienen bereits verfügbare Wildfrüchte als erste Vermehrungsmöglichkeit, da- nach werden nahe gelegene Obstkul- turen aufgesucht.

Die Fliege befällt in der Saison der Reihe nach Beeren, Kirschen, Zwetsch- gen und Weintrauben. Vielfach kommt es nicht sofort zu einem sichtbaren Schaden, beispielsweise bei Trauben entsteht der eigentliche Schaden erst durch Sekundärinfektion mit essigbil- denden Bakterien. Solche versteckten Infektionen machen die Kirschessig- fliege zu einem schwierig einzuschät- zenden Schädling im Obstbau. n stehen im Steinobst auch keine regu-

lär bewilligten Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Wie bereits in den Vorjahren sind auch für 2020 mehre- re Wirkstoffe per Allgemeinverfü- gung zeitlich begrenzt zugelassen (Tabelle). Eine vorbeugende Applika- tion gegen die Kirschessigfliege ist aufgrund der Wirkungsweise und -dauer der zugelassenen Mittel nicht sinnvoll.

Strategien im Feldobst

Im Feldobstbau mit Hochstammbäu- men sind vorbeugende Massnahmen noch wichtiger, da eine Einnetzung zu aufwendig und auch der chemi- sche Pflanzenschutz aufgrund der Strukturen und Grösse der Bäume erschwert ist. Beim Brennobst bietet sich eine Behandlung mit Kaolin an.

Auch dieses Gesteinsmehl ist per Allgemeinverfügung temporär be- willigt (Tabelle). Es bietet einen phy- sikalischen Schutz gegen die Eiabla- ge der Kirschessigfliege (weisser Belag). Die Applikation von Kaolin hat in Hochstammkirschen eine gute Wirkung gezeigt und kann den Be- fall entscheidend hinauszögern.

Aufgrund des Belags können die Früchte aber nur für die Brennerei verwendet werden. Fruchteigen- schaften wie Gewicht und Zuckerge- halt werden durch die Kaolinappli- kation nicht negativ beeinflusst und Zwetschge mit

Eiablage. Gut sichtbar sind die zwei weissen Atemschläuche. Bild:

Nicola Stäheli (Agroscope)

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