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Archiv "Kassenärztliche Bundesvereinigung: Spektakuläre Protestaktionen gegen die Gesundheitsreform" (17.11.2006)

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A3070 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 46⏐⏐17. November 2006

P O L I T I K

Ä

rzte hängen ihren Kittel an den Nagel! Unter diesem Leitge- danken steht eine groß angelegte Protestaktion der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die bis zum 10. Dezember dieses Jahres mindestens 12 000 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeuten da- zu bewegen soll, typische Berufs- kleidung (Kittel, Hosen, T-Shirts) zu spenden.

Die Zahl der Kittel entspricht der Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die seit dem Jahr 2000 Deutschland den Rücken gekehrt haben – hauptsäch- lich wegen der immer schlechter wer- denden Arbeitsbedingungen hierzu- lande. Die vielen abgegebenen Kittel sollen aber auch darauf hinweisen, dass immer mehr Praxen sterben wer- den, wenn die geplante Gesundheits- reform unverändert umgesetzt wird.

Die ambulante Versorgung, so die Überzeugung der Kassenärztlichen

Bundesvereinigung, gerate in ernst- hafte Gefahr, wenn die Bundesregie- rung jetzt nicht mehr einlenke.

KVen sammeln regional die Arztkittel ein

Ärztinnen, Ärzte und Psychothera- peuten, die den Protest unterstüt- zen möchten, sollen die Kittel bei ihrer zuständigen Kassenärztli- chen Vereinigung (KV) abgeben.

Die jeweiligen Abteilungen für Öf- fentlichkeitsarbeit geben nähere Informationen zur Abwicklung der logistisch anspruchsvollen Aktion.

Wie die gesammelten Kleidungs- stücke regional der Öffentlichkeit präsentiert werden, legt jede KV selbst fest. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hofft auf ein breites regionales Echo.

Anschließend werden die Kittel aus allen Regionen des Landes nach Berlin geschafft. Dort soll noch im

Dezember an zentraler Stelle die

„längste Wäscheleine der Welt“ dar- auf hinweisen, dass es in Sachen Gesundheitsreform „fünf vor zwölf“

ist. Mit Blick auf die direkte An- sprache der Patienten wird die Kas- senärztliche Bundesvereinigung dem Heft 47 des Deutschen Ärzteblattes in der Teilausgabe für niedergelas- sene Ärzte ein Poster mit dem Kit- telmotiv (Foto) beilegen. Dieses Poster soll in den Arztpraxen aus- gehängt werden.

Die abgegebenen Kittel sollen im Übrigen nach der Aktion dem ge- meinnützigen Verein „ONG Solida- rität International für Westafrika e.V.“ mit Sitz in Essen gespendet werden. Der Verein – vertreten durch Prof. Ousmane Zakare – en- gagiert sich derzeit unter anderem für den Aufbau eines Krankenhau- ses in Benin an der Westküste Afri- kas. Unterstützt wird die Organisati- on von der bundeseigenen Deut- schen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), deren Ar- beit darauf abzielt, die Lebensbe- dingungen und Perspektiven der Menschen in Entwicklungsländern nachhaltig zu verbessern.

Die Aktion „Ärzte hängen ihren Kittel an den Nagel“ ist jedoch nur Teil einer größer angelegten Kam- pagne unter der Überschrift „Geiz macht krank!“, die insgesamt fünf Wochen laufen soll. Seit dem ver- gangenen Wochenende macht ein überdimensioniertes Transparent in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens auf die Kampagne auf- merksam.

Mit 40 Meter hohen und weithin sichtbaren Buchstaben in der KBV- typischen Farbe Magenta ist dort beim Landeanflug auf den interna- tionalen Frankfurter Großflughafen

KASSENÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG

Spektakuläre Protestaktionen gegen die Gesundheitsreform

Alle Versuche der Ärzteschaft, die Bundesregierung vom falschen Weg bei

der Gesundheitsreform abzubringen, sind bislang gescheitert. Jetzt greift die KBV zu ungewöhnlichen Maßnahmen, um die Politik zum Einlenken zu bewegen.

Fotos:KBV

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A3072 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 46⏐⏐17. November 2006 auf einer Fläche von rund 70 000

Quadratmetern die Internetadresse

„www.geizmachtkrank.com“zu se- hen. Auf dieser Webseite informiert die KBV über die Hintergründe und Ziele der Kampagne. Unter ande- rem heißt es dort:

„Die Kassenärztliche Bundesver- einigung und die Kassenärztlichen Vereinigungen möchten mit geziel- ten Aktionen darauf aufmerksam machen, dass die derzeit geplante Gesundheitsreform ebenso zulasten der rund 147 000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten gehen wird wie der rund 72 Millionen Bür- ger in der gesetzlichen Kranken- versicherung. Es bleiben nur noch wenige Wochen Zeit, um politische Veränderungen bei der Gesundheits- reform zu bewegen. Darum wollen die Initiatoren der Kampagne die Bevölkerung darüber aufklären, was tatsächlich auf sie zukommen wird, sollte der Gesetzentwurf in der jetzi- gen Form Wirklichkeit werden. Un- sere Kampagne ,Geiz macht krank‘

soll plakativ dafür stehen, dass wir uns gegen Geiz an den falschen Stel- len wehren wollen, nämlich da, wo die Versorgungssicherheit und die Qualität der ärztlichen Leistungen im Hinblick auf die Patienten gefährdet werden. Hinter jeder Aktion dieser Kampagne, die Sie in den kommen- den Wochen mitverfolgen können

und bei denen auch Ihre Mitwirkung gewünscht ist, stehen sachgerechte Informationen über unser wichtigstes Anliegen: die flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgungs- sicherheit aller Patienten.“

Wer die Befürchtungen der KBV zur Gesundheitsreform teilt und sich für Verbesserungen einsetzen möch- te, findet auf der Internetseite ver- schiedene Möglichkeiten: Man kann an einer elektronischen Unterschrif- tenaktion teilnehmen, sogenannte eCards mit dem Motiv der Kampa- gne an Freunde und Bekannte ver- senden, die Internetseite weiteremp- fehlen – und eine „Geiz-macht- krank-Pillendose“ anfordern, deren Beipackzettel über die „Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitsre- form“ informiert. Auch der Versand einer E-Mail (mit vorgertigtem Mus- tertext) an das Bundesgesundheits- ministerium ist möglich.

Pleitewelle bei den Arztpraxen

Dr. med. Andreas Köhler, der Vor- standsvorsitzende der KBV, ist da- von überzeugt, mit der Kampagne die breite Öffentlichkeit erreichen und auch die Inhalte vermitteln zu können. Zur Kittelaktion sagte er gegenüber dem Deutschen Ärzte- blatt: „Ich sehe eine deutliche Leis- tungseinschränkung für Patienten und eine Pleitewelle bei den Arzt-

praxen voraus, wenn die Gesund- heitsreform wirklich so kommt, wie sie sich derzeit abzeichnet. Wir glauben, dass Geiz krank macht.“

Derzeit lebten und arbeiteten be- reits rund 12 500 deutsche Ärztinnen und Ärzte im Ausland – aus ganz pragmatischen Gründen, wie Köhler erläutert: „Weil sie in Deutschland von ihrem Beruf nicht leben können und die Arbeitsbedingungen schlecht sind.“ Das Nachsehen hätten ins- besondere die ohnehin struktur- schwachen Regionen in Deutschland.

Köhler: „Sie werden eines Tages oh- ne Ärzte dastehen.“ Auf der Strecke bliebe dann der Patient.

Die Gesundheitsreform, davon ist der Vorsitzende der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung überzeugt, gehe eindeutig in die falsche Rich- tung. Sie führe unweigerlich zur Zer- schlagung der wohnortnahen Ver- sorgung mit Hausärzten, Fachärzten und Psychotherapeuten: „Künftig werden wir auf der einen Seite einen staatlich kontrollierten, überregu- lierten und chronisch unterfinan- zierten Sektor haben, der für die Pa- tienten mit erheblichen Rationierun- gen verbunden sein wird. Auf der anderen Seite wird es einen Sektor mit Sonderverträgen geben – für die Patienten ein unüberschaubarer

Flickenteppich.“ I

Josef Maus Landeanflug

auf Frankfurt:

Ein riesiges Transparent weist mit 40 Meter hohen Buchstaben auf einer Fläche von 70 000 Quadratme- tern auf die Folgen einer verfehlten Gesundheitsreform hin.

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