BUNDESARZTEKAMMER
„Fortbildungskonzept 1993"
der Bundesärztekammer
Empfehlungen für „gute" ärztliche Fortbildung
BEKANNTGABEN
Zusätzlich zu den Fortbildungsmaß- nahmen der Ärztekammern ist in den letzten Jahren noch ein von unterschied- lichsten Interessen bestimmter „Fortbil- dungsmarkt" entstanden, der die Ein- schätzung der Güte von Fortbildungs- maßnahmen immer schwieriger gestaltet.
Da dies die Effizienz des Fortbildungsbe- mühens der Ärzteschaft zunehmend be- einträchtigt, hat der Vorstand der Bun- desärztekammer am 6. März in einem
„Fortbildungskonzept 1993 der Bundes- ärztekammer" eine Neuorientierung ih- rer Fortbildungsarbeit beschlossen.
Zur Qualitätssicherung der ärztlichen Fortbildung will die Bundesärztekammer ihren Einfluß auf die sachliche und me- thodische Qualität von Fortbildungsmaß- nahmen deutlich verstärken, vermehrt Defizite der medizinischen Versorgung analysieren und hieraus Fortbildungs- schwerpunkte für die Ärzteschaft ablei- ten.
Zugunsten der Entwicklung neuer Fortbildungsmethoden und des Trainings von Multiplikatoren will die Bundesärz- tekammer ihr Engagement auf dem Ge- biet der Fortbildung des einzelnen Arztes dagegen reduzieren.
Die Bundesärztekammer wird einen Informationsdienst einrichten, durch den alle deutschen Ärzte regelmäßig über sol- che Fortbildungsangebote informiert werden, welche den Vorstellungen der Bundesärztekammer von „guter" ärztli- cher Fortbildung entsprechen.
Erstmals für den deutschen Sprach- raum wurden in Form von „Leitsätzen und Empfehlungen der Bundesärztekam- mer zur ärztlichen Fortbildung" Stan- dards für „gute" ärztliche Fortbildung festgelegt, anhand derer die Qualität von Fortbildungsmaßnahmen gemessen wer- den kann.
In vier Empfehlungen an die Ärzte- kammer kommen die praktischen Anfor- derungen an eine qualitativ gute ärztliche Fortbildung insbesondere zum Ausdruck.
Sie werden nachstehend dokumentiert.
PD Dr. Dr. G. 011enschläger, BÄK
Empfehlungen der Ärztekammern zur Durchführung von Fortbildungsvorträ- gen (Stand 1993)
Bei der Durchführung von Fortbil- dungsvorträgen sollten Referenten und
Moderatoren folgende Aspekte berück- sichtigen:
I. Qualifikation der Teilnehmer:
Teilnehmer ärztlicher Fortbildungs- veranstaltungen sind üblicherweise keine Studenten, sondern Kolleginnen und Kollegen mit beruflicher Erfahrung.
2. Form des Vortrags und der Diskus- sion
Eine Fortbildungsveranstaltung soll den Zuhörer zu eigenen Entscheidungen befähigen und zu weiterem Studium mo- tivieren. Aus diesen Gründen sollte be- rücksichtigt werden, daß
• ein Vortrag nur ein Teil einer Fort- bildungsmaßnahme ist, welche ohne Dis- kussion unvollständig bleibt.
• Die Diskussion muß in angemesse- nem zeitlichem Verhältnis zum Vortrag stehen (wünschenswert: gleiche Zeit- dauer).
• Lernziele und Struktur von Vor- trag und Diskussion müssen klar erkennt- lich sein.
• Ein verständlicher Vortrag vermei- det die Überbetonung akademischer Vortragsweisen.
• Erfahrungen, Probleme und Fälle der Lernenden sollten bei Vortrag und Diskussion berücksichtigt werden.
3. Aufnahmefähigkeit der Lernenden Die zeitliche und inhaltliche Überfor- derung ist oft Grund mangelnder Effekti- vität einer Fortbildungsmaßnahme.
• Nach 45 Minuten Arbeit (Vortrag mit Diskussion, Übung, Präsentation) sollte eine 15minütige Pause folgen.
• Ein Fortbildungsvortrag sollte nach spätestens 30 Minuten in eine Dis- kussion übergehen.
• Aus Gründen der Aufnahmefähig- keit sollte eine Fortbildungsveranstaltung längstens acht Stunden pro Tag dauern.
4. Verwendung von Medien (Dias und Folien)
Bei ihrer Verwendung und Gestal- tung sollten folgende Punkte berücksich- tigt werden:
• Beschränkung auf die notwendige Zahl;
• Einsatz nur zur Ergänzung, Erklä- rung des Gesprochenen;
• Übersichtliche Gestaltung: Maxi- mal sieben Zeilen untereinander ge- schriebener Text, Text in ausreichend großen Buchstaben, Text in deutscher Sprache, Zahl der dargestellten Kurven
gering halten.
5. Verwendung von Arbeitsmaterialien Kurzfassungen der Referate, Merk- sätze, Tabellen, Schaubilder sollten dem Lernenden ausgehändigt werden.
Empfehlungen der Ärztekammern zur Organisation von Fortbildungsveranstal- tungen (Stand 1993)
Die Qualität der Organisation einer Fortbildungsveranstaltung entscheidet mit über deren Akzeptanz und Effizienz.
Kriterien einer guten Organisation sind:
• die rechtzeitige, umfassende und formal angemessene Information über Lernziele, Inhalte, Methode, Ort und Zeit einer Fortbildungsmaßnahme;
• die Wahl von Ort, Zeit, Raum und Medien, angepaßt an Form und Zielset- zung der Fortbildungsveranstaltung so- wie an den personellen Umfang der Fort- bildungsgruppe;
• das Einhalten der geplanten Zeit- abläufe einer Fortbildungsveranstaltung bzw. das Anpassen des Veranstaltungs- ablaufs an Wünsche und Aufnahmefähig- keit der Teilnehmer;
• die angemessene persönliche Be- treuung des Fortbildungsteilnehmers durch den Veranstalter.
Anbieter von Fortbildungsmaßnah- men haben für eine angemessene Schu- lung ihres Betreuungspersonals zu sor- gen.
Empfehlungen der Ärztekammern zur Si- cherung der Unabhängigkeit der ärztli- chen Fortbildung in schriftlichen und au- diovisuellen Medien (Stand 1993)
Infolge der großen Verbreitung und des Einflusses schriftlicher und audiovi- sueller Medien kommt Verlegern, Her- ausgebern, Redakteuren und Autoren ei- ne besonders hohe Verantwortung für die Qualitätssicherung der ärztlichen Fortbildung zu.
Die mangelnde Transparenz bezüg- lich der Unabhängigkeit der veröffent- lichten Meinungen resultiert häufig aus der Publikationsmethode. So werden auch im wissenschaftlichen Schrifttum die mit einer Informationsvermittlung verbundenen kommerziellen Interessen nicht immer als solche gekennzeichnet.
Infolgedessen empfiehlt sich die Siche- rung der Unabhängigkeit der ärztlichen Fortbildung in schriftlichen und audiovi- suellen Medien in folgender Weise:
• Generelle, anonyme Begutach- tung aller Manuskripte und Medien mit möglichem Fortbildungswert durch meh- rere unabhängige Fachgutachter und Veröffentlichung des Begutachtungsver- fahrens;
A1-1358 (68) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 18, 7. Mai 1993
BEKANNTGABEN
Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft
Bundesgesundheitsamt (BGA)
Arzneimittel-Schnellinformation:
Cerebrale Krampfanfälle nach Applikation von Gadopentetat
• Ablehnung von Publikationen mit irreführendem Titel und/oder Abstract;
• Ablehnung von Publikationen über ein einzelnes technisches oder pharma- zeutisches Produkt als Fortbildungsbei- trag;
• Ablehnung von Publikationen, welche Produktnamen verwenden, sofern sie nicht als Produktinformationen ge- kennzeichnet sind;
• Deutliche Kennzeichnung von Be- richten mit kommerziellem Interesse un- ter Nennung der Sponsoren und der be- worbenen Produkte.
Empfehlungen der Ärztekammern für die Handhabung kommerzieller Unterstüt- zung ärztlicher Fortbildungsveranstal- tungen (Stand 1993)
• Die Fortbildungsmaßnahme soll einen ausgewogenen Überblick über alle therapeutischen Möglichkeiten vermit- teln. Die Verwendung der internationa- len Freinamen und Kurzbezeichnungen von Pharmaka (Generika-Bezeichnun- gen) trägt zur wissenschaftlichen Ausge- wogenheit einer Präsentation bei. Sofern Produktnamen verwendet werden, soll- ten solche verschiedener Hersteller ange- geben werden und nicht allein die Pro- dukte des Sponsors.
• Werden kommerzielle Ausstellun- gen im zeitlichen und räumlichen Zusam- menhang mit Fortbildungsmaßnahmen durchgeführt, sollten diese weder die Konzeption noch die Durchführung der Fortbildungsmaßnahme beeinflussen.
Die Genehmigung zur Durchführung ei- ner kommerziellen Ausstellung sollte kei- ne Voraussetzung für die Unterstützung einer Fortbildungsmaßnahme sein.
• Kommerziell unterstützte gesell- schaftliche Veranstaltungen (Rahmen- programm), welche aus Anlaß einer Fort- bildungsmaßnahme durchgeführt wer- den, sollten niemals zeitlich parallel zur Lehrveranstaltung durchgeführt werden oder einen größeren zeitlichen Umfang haben als die Lehrveranstaltung.
• Die Übernahme der Kosten für Reise, Unterkunft oder andere Ausgaben der Teilnehmer an einer Fortbildungs- veranstaltung durch den Sponsor ist ebensowenig gestattet wie die Honorie- rung der Teilnahme.
(Der vollständige Text der „Leitsätze und Empfehlungen der Bundesärztekam- mer zur ärztlichen Fortbildung" sowie die
„Richtlinien zur Aufnahme von Fortbil- dungsveranstaltungen in den Fortbil- dungskalender der Bundesärztekammer"
können angefordert werden bei:
Bundesärztekammer, Dez. Fortbil- dung Herbert-Lewin-Str. 1, W-5000 Köln 41)
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft gibt nachfolgend eine Arzneimittel-SchneHinformation (ASI) des Bundesgesundheitsamtes (4/93) wieder:
„Gadopentetsäure wird in Form ihres gut wasserlöslichen Dimegluminsalzes als Kontrastmittel für die magnetische Reso- nanztomographie (MRT) im Rahmen ei- ner Diagnostik von Tumoren, vor allem solcher des Kopfes und des Rückenmar- kes, eingesetzt. Dabei werden die starken paramagnetischen Eigenschaften des komplex gebundenen Gadoliniumatoms genutzt. Die Komplexverbindung kann eine intakte Blut-Hirn-Schranke nicht durchdringen, eignet sich aber zur Dar- stellung von Arealen mit krankhaft durchlässiger Blut-Hirn-Schranke, mit veränderten Extrazellulärräumen oder mit veränderter Perfusion. Gadopentetat wird überwiegend unverändert und nahe- zu ausschließlich über die Niere ausge- schieden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 1,5 Stunden.
Im Zusammenhang mit der Applikati- on von Gadopentetat im Rahmen tumor- diagnostischer Untersuchungen sind ver- schiedentlich cerebrale Krampfanfälle beobachtet worden. Dazu liegen veröf- fentlichte Ergebnisse aus klinischen Stu- dien der Phase III und IV (1, 2) sowie aus dem Ausland übermittelte Einzelfallbe- richte vor, nicht jedoch solche aus der Bundesrepublik Deutschland.
Eine unzureichende Blut-Hirn- Schranke stellt möglicherweise ein er- höhtes Risiko für die Auslösung cerebra- ler Krampfanfälle durch Applikation von Gadopentetat dar. Kinder unter zwei Jahren mit noch nicht vollständig ausge-
bildeter Blut-Hirn-Schranke sind deshalb eine Patientengruppe mit erhöhtem Risi- ko, und die Anwendung von Gadopente- tat wird daher bei ihnen nicht empfohlen.
Ergebnisse aus tierexperimentellen Un- tersuchungen mit Gadopentetat haben gezeigt, daß Gadopentetat nach artifiziel- ler Schädigung der Blut-Hirn-Schranke und dosisabhängig zu cerebralen Krampfanfällen führt (3).
Das Bundesgesundheitsamt macht auf diese mögliche Nebenwirkung von Gado- pentetat in der MRT aufmerksam. Dar- aus ergibt sich die Notwendigkeit, ent- sprechende medizinische Vorsorge zu treffen, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Behandlung akut auftretender cere- braler Krampfanfälle während der Unter- suchung erschwert ist."
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft und das Bundes- gesundheitsamt bitten die Fachkreise, insbesondere radiologische und onkologi- sche Einrichtungen, um Mitteilung von Beobachtungen über das Auftreten der- artiger Nebenwirkungen. Erfahrungen und Beobachtungen können Sie auf dem im Deutschen Ärzteblatt abgedruckten Berichtsbogen oder auch formlos mittei- len.
Warenzeichen:
Magnevist, Durchstechflasche
Literatur
1. Niendorf, H. P. et al., Magnetic Resonance in Medicine 22 (1991), 222-228
2. Harbury, 0. L., American Journal of Neu- roradiology 12 (1991), 666
3. Roman-Goldstein, S. M. et al., American Journal of Neuroradiology 12 (1991), 885-890
Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft
Bundesgesundheitsamt (BGA)
Arzneimittel-Schnellinformation:
Extrapyramidalmotorische Störungen und MS-Reaktionen durch Ondansetron?
Die Arzneimittelkommission der „Ondansetron wurde im Oktober Deutschen Ärzteschaft gibt nachfolgend 1990 vom Bundesgesundheitsamt zuge- eine Arzneimittel-Schnellinformation lassen zur Behandlung des durch Zyto- (ASI) des Bundesgesundheitsamtes statika und durch Strahlenbehandlung (4/93) wieder: ausgelösten Erbrechens. Teilweise hat es
Al-1360 (70) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 18, 7. Mai 1993