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Archiv "Schwerpunkt: Fortbildung in der Rheumatologie" (31.03.1995)

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MEDIZIN EDITORIAL

Schwerpunkt:

Fortbildung

in der Rheumatologie

Gotthard Schettler

N

ach einer Nephrologie-Serie möchte nun die Rheumatologie ein erfolgreiches Mo- dell der Fortbildung auf breiter Ebene übernehmen. Der Gedanke zu diesem Themen- Schwerpunkt entstand vor dem Hintergrund des 1992 bundesweit angelaufenen Modellpro- gramms des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur besseren Versorgung Rheumakran- ker. Nach Einschätzung des BMG bestehen in der Versorgung von Rheumapatienten deutliche Mängel: So werden zum Beispiel in Regionen mit einem verhältnismäßig guten Versorgungs- angebot gerade 40 Prozent (Mau et al.) der Pati- enten mit chronischer Polyarthritis im Laufe ih- rer Erkrankung von einem rheumatologisch aus- gebildeten Arzt gesehen. Die Mehrzahl dagegen wird vom Hausarzt betreut, der jedoch in aller Regel rheumatologisch kaum aus- und fortgebil- det ist. Ursächlich hierfür wird die historisch be- dingte Trennung von Patientenversorgung an Rheumafachkliniken und von medizinischer Ausbildung an den Universitäten, an denen nur wenige Rheumatologen tätig sind, für dieses Di- lemma verantwortlich gemacht. Dies hat zu ei- nem geringen Stellenwert der Rheumatologie in Studium und Weiterbildung der Ärzte geführt.

Naturgemäß ging diese defizitäre Ausbildungssi- tuation mit einer eher bescheidenen und damit international wenig beachteten Forschungssitua- tion einher. Nachdem sich die Forschungslei- stung an einigen Universitäten in den letzten zehn Jahren, dank der Anschubfinanzierung durch das Forschungsministerium (BMFT), enorm gewandelt hat, entschied man sich nun noch zu einem zweiten finanziellen Kraftakt, diesmal im BMG. Mit dem Modellprogramm

„Rheumazentren" soll nun eine qualifizierte und interdisziplinäre Versorgung Rheumakranker si- chergestellt werden. In diesem soll die Zusam- menarbeit und die Verständigung zwischen Uni- kliniken, Rheumafachkliniken, niedergelasse- nen Rheumatologen und Hausärzten verbessert werden. Dabei soll unter anderem durch ver- schiedene Fortbildungsmaßnahmen der aktuelle Stand von Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie vermittelt werden, zumal im letzten Jahrzehnt sowohl in diagnostischer als auch in therapeutischer Hinsicht vor dem Hintergrund einer vielfach besser verstandenen Pathogenese gewaltige Fortschritte erzielt worden sind. Diese wurden ganz überwiegend auf dem Feld des Ent- zündungsrheumatismus gewonnen. Deshalb soll diesem in der nachfolgenden Serie vorrangig Raum gewährt werden.

„Rheuma" — hinter diesem Stichwort ver- birgt sich eine Fülle von Erkrankungen, denen allen eine mehr oder minder starke Symptoma- tik von seiten des Bewegungsapparates gemein- sam ist. In seiner Spannweite umfaßt dieser un- scharfe Begriff sowohl blande, chronisch verlau- fende Krankheitsbilder mit relativ geringer Sterblichkeit — als auch lebensbedrohliche, zum Teil fulminant verlaufende Erkrankungen. Die Verwandtschaft dieser auf den ersten Blick hete- rogenen Krankheitsbilder erkennt man unter an- derem an der Überlappungstendenz von klini- scher Symptomatik und von Immunphänome- nen. So wird beispielsweise der ganz und gar im Vordergrund stehende Gelenkrheumatismus der Rheumatoiden Arthritis (RA) gelegentlich durch eine Vaskulitits kompliziert; andererseits verbirgt sich das wahre Gesicht einer primären

A-936 (38) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995

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MEDIZIN EDITORIAL

Vaskulitis zunächst hinter dem klinischen Bild einer Polyarthritis. Während man früher nur durch die Längsschnittbeobachtung zu der siche- ren Zuordnung von zunächst ungewöhnlichen Symptomen zu der klinischen Entität kam, kann man heute mit einer gezielten Labordiagnostik und gegebenenfalls auch mit hochauflösenden bildgebenden Verfahren zu einer frühen Siche- rung und Einordnung von Symptomen kommen.

Damit kann die Frühdiagnose von früher als sel- ten eingestuften Krankheitsbildern durch die rechtzeitige Therapie schwere, oftmals irreversi- ble Organschäden vermeiden helfen und zum Teil auch Leben retten.

Ganz überwiegend sind jedoch die Erkran- kungen des rheumatischen Formenkreises ein klassisches Beispiel für Krankheitsbilder mit relativ geringer Sterblichkeit, jedoch langer Krankheitsdauer, zum Teil mit rasch invalidisie- render Tendenz. Ein Prototyp aus dieser Gruppe der chronischen Polyarthritiden ist die Rheuma- toide Arthritis (RA). Die zunehmende Kenntnis um den mehrheitlich eher bösartigen gelenkde- struierenden Verlauf hat zu neuen Therapiemo- dalitäten geführt. Heute neigt man primär zu ei- ner zunehmend aggressiveren Therapie der RA, um die in den ersten Jahren der Erkrankung be- sonders stark ausgeprägte gelenkzerstörende Potenz der Synovialitis zu drosseln. Natürlich er- kauft man sich den Behandlungserfolg mit den nicht so ganz seltenen Komplikationen dieser Therapie, deren Kenntnis jedoch in aller Regel Schlimmeres vermeiden läßt. Da es sich meistens um eine vieljährige, zum Teil sogar lebenslang durchzuführende Behandlung handelt, die einer ständigen ärztlichen Kontrolle unterworfen sein muß, bedarf es ganz selbstverständlich eines auf dem aktuellen Stand des Wissens stehenden Hausarztes. Dies zu erreichen ist erklärtes Ziel der BMG-geförderten Rheumazentren. Der nachfolgende Schwerpunkt soll hier als flankie- rende Maßnahme unterstützend helfen, diesem Ziel näherzukommen.

In dem Themen-Schwerpunkt „Rheuma"

soll somit dem Nichtspezialisten das übermittelt werden, was dem Rheumatologen heute interna- tional als gesichert in Diagnostik und Therapie erscheint. Wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung erscheint die Verwendung eines ein- heitlichen Sprachgebrauchs. So sind Krankheits- definitionen und -klassifikationen auch im prak- tischen Alltag ebenso zu beachten wie Diagnose- und Remissionskriterien. Diese werden von ei- nem Referat (Müller, Basel) nach international akzeptiertem Muster vorgegeben. Hierauf auf-

bauend stellt Dihlmann (Hamburg) die rationale (und rationelle) Diagnostik mittels bildgebender Verfahren vor (wann, was, wie oft „röntgen").

Zu Beginn des ersten Teils der einführenden Re- ferate wird auf den epidemiologischen und so- zialmedizinischen Aspekt (volkswirtschaftliche Bedeutung, Versorgungslage) (Raspe, Lübeck) eingegangen.

Die psychosomatischen Probleme der meist chronisch Erkrankten und Schmerzgeplagten (Eich, Heidelberg) und die immunpathogeneti- schen Erkenntnisse und Perspektiven in Hin- sicht auf zukünftige Therapiemodalitäten (Bur- mester und Kalden, Erlangen) werden im näch- sten Heft dargestellt. Im diesem zweiten Teil des Schwerpunktes werden auch die „Hauptkrank- heitsgruppen" vorgestellt, und dabei sollen je- weils für die einzelnen Entitäten Kriterien für Diagnose, Prognose und Remission genannt und spezielle Behandlungsstrategien erläutert wer- den. So werden Häntzschel (Leipzig) die chroni- sche Polyarthritis-Gruppe, (Schmidt, Gießen/- B ad Nauheim) die Spondarthritis-Gruppe, (Manger und Kalden, Erlangen) die Kollageno- sen, (Gross, Lübeck/Bad Bramstedt) die Vasku- litiden, (Pongratz, München) den Formenkreis des Muskel- und Weichteilrheumatismus präsen- tieren. Zuletzt werden (Zeidler, Hannover) die allgemeinen Therapiestrategien, Senn (Mün- chen) die physikalische Therapie und (Tillmann, Bad Bramstedt) die rheumachirurgischen Maß- nahmen beim Entzündungsrheumatismus erläu- tern.

Mit dem Themen-Schwerpunkt „Rheuma"

glaubt das Deutsche Ärzteblatt einem wichtigen Anliegen der Fortbildung niedergelassener Ärz- te, aber auch Kliniker aller Fachrichtungen ent- sprochen zu haben. Wir verknüpfen damit die Hoffnung auf eine lebhafte Diskussion der Beiträge, in denen auch manches Aktuelle und Problematische angesprochen wird.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1995; 92: A-936-938 [Heft 13]

Anschrift des Verfassers:

em. o. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gotthard Schettler Klinisches Institut für Herzinfarktforschung an der Medizinischen Universitätsklinik Bergheimer Straße 58

69115 Heidelberg A-938 (40) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995

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