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Archiv "Neue Aspekte zur Ätiologie des Morbus Crohn:" (15.02.1979)

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Academic year: 2022

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Zur Fortbildung Aktuelle

Medizin

Jürgen Ferdinand Riemann

Seit der Erstbeschreibung des Mor- bus Crohn und seiner Abgrenzung zur Darmtuberkulose durch Crohn, Ginzburg und Oppenheimer (4) im Jahre 1932 sind zahlreiche Konzepte zur Ätiologie dieser Darmaffektion entwickelt worden. Umfangreiche Untersuchungen zum Nachweis von Mikroorganismen schlugen zu- nächst fehl; es konnten weder Bak- terien noch Parasiten oder Viren ge- funden werden. Vermutlich induziert durch die auffällig zunehmende Inzi- denz an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wurden verbes- serte serologische, kulturelle und morphologische Methoden einge- setzt, die inzwischen einen gewissen Fortschritt in der Aufklärung der Ätiologie dieser Erkrankung ge- bracht haben. Seit der Erstmittei- lung eines übertragbaren Agens bei der Crohnschen Erkrankung durch Mitchell und Rees (7) haben zahlrei- che Autoren ein infektiöses Agens postuliert (Literatur in 10). Um den gegenwärtigen Stand dieser kli- nisch-experimentellen Untersu- chungen zu verdeutlichen und Per- spektiven für zukünftige Projekte zu entwickeln, wurde im November 1978 in Tarrytown, New York, eine Arbeitssitzung abgehalten, an der etwa 60 Wissenschaftler aus den USA, Kanada, Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland teilnahmen**).

Folgende Problemkreise standen im Mittelpunkt der Diskussion:

-) mit Unterstützung der Deutschen For- schungsgemeinschaft

—) Die Konferenz wurde von der National Foundation for Ileitis and Colitis sowie der American Gastroenterological Association unter Vorsitz von Dr. Walter R. Thayer, Rhode Island, veranstaltet,

Studien zur Übertragbarkeit der postulierten Erreger

Der bisherige Weg, durch Inokula- tion von Homogenaten aus entzünd- lich verändertem menschlichen Darmgewebe in verschiedene Tier- spezies reproduzierbare, der Crohn- schen Erkrankung gleiche Läsionen zu erzeugen, ist erfolgversprechend, da er reproduzierbare Ergebnisse liefert. Vor allem der Weg über die intravenöse Verabreichung solchen Materials und der nachgewiesenen spezifischen segmentalen Erkran- kung unter Ausschluß von fremdkör- perinduzierenden Granulomen bleibt ein physiologischen Bedin- gungen nahekommendes Experi- ment. Verbesserungsbedürftig sind eine Übereinstimmung in der Aus- wahl der Tierspezies, der histopa- thologischen Kriterien (wobei das Granulom nicht allein die entschei- dende Rolle spielen sollte) sowie ei- ne genügend lange Nachbeobach- tungsdauer, da die Latenzphase zwi- schen Inokulation und klinischer Manifestation lang ist.

(9

Tiermodelle

Von Veterinärmedizinern wurden in- teressante Parallelen vorgetragen.

Im Tierbereich gibt es ebenfalls spontan auftretende Darmerkran- kungen, die in Klinik und Morpholo- gie dem Morbus Crohn sehr ähnlich sind. Zum einen Teil sind die Erreger bekannt (infektiöse Kolonhyperpla- sie der Maus — Citrobacter Freundii [2], Enteritis bei Wiederkäuern — My- cobacterium paratuberculosis), zum anderen Teil konnten sie bisher noch nicht identifiziert werden (zum

FÜR SIE GELESEN

Belastungs-EKG

bei Linksschenkelblock

Belastungsinduzierte elektrokardio- graphische Veränderungen der Kammerendteile haben in der nicht- invasiven Diagnostik bei der korona- ren Herzerkrankung eine herausra- gende Bedeutung. Sowohl in Ruhe als auch unter Belastung liegt beim kompletten Linksschenkelblock ei- ne ST-Senkung in den linkspräkor- dialen Ableitungen vor, wie sie an sich pathognomonisch für eine myokardiale Ischämie bei Patienten mit Koronarinsuffizienz ist.

Man muß sich deshalb fragen, ob ein Belastungs-EKG bei Verdacht auf ei- ne koronare Herzerkrankung bei Pa- tienten mit komplettem Linksschen- kelblock sinnvoll ist. In einer ameri- kanischen Studie wurden 57 Patien- ten mit kombiniertem Linksschen- kelblock einer klinisch-kardiologi- schen Untersuchung mit Ergometrie und Herzkatheteruntersuchung (ein- schließlich Koronarangiog raphie) unterzogen. Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt. In der er- sten waren 30 Patienten mit signifi- kanten (mehr als 70 Prozent Lumen- einengung) Koronararteriensteno- sen an mindestens einem Koronar- gefäß. Eine zweite Gruppe von 27 Patienten hatte keine wesentlichen Veränderungen im Koronarangio- gramm.

Bei beiden Gruppen waren die bela- stungsabhängigen ST-Strecken- Senkungen völlig gleichartig. Selbst stärkere ST-Strecken-Senkungen (2 mm) in Verbindung mit Angina pec- toris haben keinen größeren Aussa- gewert für die Diagnose einer koro- naren Herzkrankheit. Diese Daten unterstreichen, daß belastungsab- hängige ST-Strecken-Senkungen bei Patienten mit Linksschenkel- block für die Diagnostik der isch- ämischen Herzkrankheit ohne Be- deutung sind. Dem

Orzan, F.; Garcia, E.; Mathur, V.; Hall, R. J.: Is the Treadmill Exercise Test Useful for Evaluat- ing Coronary Artery Disease in Patients With Complete Left Bundle Branch Block?, The Am.

J. of Cardiology, Vol. 42 (1978), From the St.

Luke's Episcopal Hospital — Clayton Founda- tion for Research Laboratory and the Texas Heart Institute, Houston, Texas

KONGRESSBERICHT

Neue Aspekte zur Ätiologie des Morbus Crohn

Bericht über ein internationales Workshop über infektiöse Agentien bei entzündlichen Darmerkrankungen*)

DEUTSCHES ARZLEBLATT Heft 7 vom 15. Februar 1979

441

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Ätiologie des Morbus Crohn

Beispiel regionale Enteritis bei Ka- ninchen, granulomatöse Pferdeen- teritis) (6). Auch virale Erkrankungen mit intestinaler Manifestation sind bekannt. So wird zum Beispiel die infektiöse Enteritis der Katze durch ein Parvovirus induziert. Epidemio- logische und pathobiologische Stu- dien der Palette dieser natürlich auf- tretenden Tiererkrankungen sind ein wichtiger Weg, Zusammenhänge mit der Crohnschen Erkrankung, die vom theoretischen Ansatz her durchaus möglich sind, weiter abzu- klären.

Kulturelle Anzüchtung infektiöser Agentien

Verschiedenen Arbeitsgruppen ist es bisher unabhängig voneinander gelungen, ein übertragbares Agens in der Zellkultur anzuzüchten, das einen zytopathogenen Effekt auslöst (1, 5, 11). Nach physikalisch-che- misch-morphologischen Gesichts- punkten dürfte es sich um ein Virus- partikel im 50- bis 60-Nanometer- Bereich handeln, das entweder aus der Picornareihe (1, 5) oder Reovi- rusreihe (11) stammt. Auch ultra- strukturelle Untersuchungen der Schleimhautbiopsie bei Crohn- Kranken haben ähnliche Partikel in signifikanter Häufung nachgewie- sen (9). Das postulierte Virus müßte folgende Eigenschaften haben: In- duktion einer langsamen Frühinfek- tion, lange Inkubationszeit, kleines Virus, in niedrigen Titern vorkom- mend.

Die Bedeutung von bakteriellen Or- ganismen (Pseudomonas-ähnlich [8], Mycobacterium kansasii [3]) bleibt derzeit noch offen, da eine Bestätigung ihrer Reproduzierbar- keit noch aussteht. Eine Mehrfach- infektion ist jedoch durchaus zu dis- kutieren; allerdings ist das Primum movens nicht geklärt.

Ursachen einer chronisch- persistierenden Virusinfektion Viren, die eine persistierende Infek- tion unterhalten, können sich der Immunantwort entziehen. Ihre Repli-

kation in Makrophagen ist möglich, da häufig nur eine sehr geringe T- Zell-Reaktion ausgelöst wird.

Ein wichtiges Moment scheint eine gestörte Interferonsynthese zu sein, die wiederum eine Verminderung sogenannter NK-(natural killer-)Zel- len zur Folge hat. Viren können dar- über hinaus zeitweise in ihrer Anti- genität durch Mutation nachlassen.

4)

Ausblick

Es herrschte weitgehende Überein- stimmung, daß der Morbus Crohn durch eine chronische virale Infek- tion hervorgerufen werden könnte.

Es dürfte sich um eine Erkrankung mit wechselnder Immunantwort bei permanenter Antigenstimulation handeln. Epidemiologische Unter- suchungen zusammen mit Veteri-

-

ECHO

Zu: „Die Tollwut" von Privatdo- zent Dr. med. Wolfgang Klietmann in Heft 47/1978, Seite 2819 ff.

Tollwut

auf dem Vormarsch

„Trotz vielfältiger Maßnah- men zur Kontrolle steigen die Tollwuterkrankungen in Europa. Dies geht aus einer Veröffentlichung in der jüng- sten Ausgabe des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTS her- vor. Auf den Menschen über- tragen wird die Seuche da- nach in den Mittelmeerlän- dern meist durch kranke Hunde und Katzen. In Nord- und Mitteleuropa ist die Krankheit dagegen vorwie- gend unter Wildtieren ver- breitet, die Haustiere oder Menschen infizieren. Auch Fledermäuse können befal- len werden. Durch Bißwun- den oder über den Speichel steckt sich der Mensch an."

(dpa in: Herborner Tage- blatt)

närmedizinern müssen Zusammen- hänge zwischen formal ähnlichen Krankheitsentitäten beider Spezies klären. Eine verstärkte Kooperation verschiedener Disziplinen (Virolo- gen, Mikrobiologen, Pathologen, Veterinäre, Kliniker) soll zur Verein- heitlichung der experimentellen Ar- beiten unter Einbeziehung standar- disierter Bedingungen beitragen, um die Reproduktion erhaltener Be- funde sicher dokumentieren zu kön- nen. Regelmäßige Workshops tra- gen zum permanenten Gedanken- austausch bei. Letztlich dienen alle Maßnahmen dem Ziel, die endgülti- ge Abklärung der besonderen Ätio- logie des Morbus Crohn voranzu- treiben.

Literatur

(1) Aronson, M. D.; Phillips, C. A.; Beeken, W.

L.: Isolation of a viral agent from intestinal tissue of patients with Crohn's disease and other intestinal disorders. Gastroenterology 66 (1974) 661 — (2) Barthold, St. W.; Coleman, G.

L.; Bhatt, P. N.; Osbaldiston, G. W.; Jonas, A.

M.: The Etiology of transmissible murine co- lonic hyperplasia. Lab. Animal Science 26 (1976) 889 — (3) Burnham, W. R.; Lennard- Jones, J. E.; Stanford, J. L.; Bird, R. G.: My- cobacteria as a possible cause of inflammatory bowel disease, Lancet II (1978) 693 — (4) Crohn, B.; Ginzburg, L.; Oppenheimer, G. D.: Regional enteritis — a clinical entity, J. Amer. med. Ass.

99 (1932) 1323 — (5) Gitnick, G. L.; Rosen, V. J.:

Electron microscopic studies of viral agents in Crohn's disease, Lancet II (1976) 217 — (6) Larsen, S.; Flagstad, A.; Aalbek, B.: Experi- mental feline panleucopenia in the conventinal cat, Vet. Pathol. 13 (1976) 216 — (7) Mitchell, D.

N.; Rees, R. J. W.: Agent transmissible from Crohn's disease tissue, Lancet II (1970) 168 — (8) Parent, K.; Mitchell, P. D.: Bacterial var- iants: etiologic agents in Crohn's disease?, Gastroenterology 71 (1976) 365 — (9) Riemann, J. F.: Further electron microscopic evidence of virus-like particles in Crohn's disease, Acta Hepato-Gastroenterol. 24 (1977) 116 — (10) Riemann, J. F.: Viral agents in Crohn's disease, Acta Hepato-Gastroenterol. 24 (1977) 403 — (11) Whorwell, P. J.; Phillips, C. A.; Beeken, W. L.;

Little, P. K.; Roessner, K. D.: Isolation of Reovirus-like agents from patients with Crohn's disease, Lancet I (1977) 1169

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. J. F. Riemann

Medizinische Klinik mit Poliklinik Krankenhausstraße 12

8520 Erlangen

442 Heft 7 vom 15. Februar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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