M E D I Z I N
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A3196 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 47½½½½24. November 2000
Hier sind Ärzte und Pflegepersonal ge- fordert, die Betroffenen mehr als bisher über den Nutzen der Selbsthilfegrup- pen aufzuklären und etwaige Be- rührungsängste abzubauen.
Die Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich im jüngeren Alter aufgrund der höheren Kommunika- tionsbereitschaft bessere Ansatzpunkte für eine ärztliche Aufklärungsarbeit er- geben. Jüngere Frauen zeigen mehr Ei- genverantwortung, setzen eher die Empfehlungen zu regelmäßigen Früh- erkennungsuntersuchungen um, möch- ten besser über die Krankheit infor- miert und stärker in die Therapiepla- nung einbezogen werden. Behandelnde Ärzte sollten daher vermehrt berück- sichtigen, dass Patientinnen von einer sachgerechten Diskussion über Thera- pieoptionen profitieren: Sie können sich mit den getroffenen Therapieent- scheidungen auch langfristig identifi- zieren und die Behandlungsmaßnah- men überzeugt mittragen (5, 9). An- dererseits belegen die Umfrageergeb- nisse große individuelle Unterschiede bezüglich des Informations- und Mit- entscheidungsbedürfnisses. Der Arzt muss entsprechend abwägen, sodass die Patientin im Einzelfall nicht überfor- dert wird (8).
Viele Patientinnen haben vor Be- handlungsbeginn sehr unklare Vorstel- lungen von ihrer Therapie und wün- schen, besser über die Nebenwirkungen aufgeklärt zu werden. Die betreuenden Ärzte sollten daher mehr Wert auf eine sorgfältige Vorbereitung und Informa- tion legen; dies kann antizipatorische Angst nehmen und die Verträglichkeit der Behandlung verbessern (3).
Im organisatorischen Bereich ist die Kommunikation zwischen Klinik und Hausarzt und die Koordination zwi- schen den verschiedenen an der Be- handlung beteiligten Klinikabteilungen weiter zu verbessern. Kommt es bei der Diagnoseabklärung oder bei der Thera- pieplanung zu Verzögerungen, sollten die Patientinnen möglichst umgehend darüber informiert werden.
Erfreulich offen zeigen sich die Pa- tientinnen bezüglich einer Teilnahme an klinischen Studien. Diese grundsätz- liche Bereitschaft sollte im Interesse ei- ner Verbesserung der Therapie mehr als bisher genutzt werden.
Unter Mitwirkung der Mitglieder des Deutschen Exper- tenrats: Prof. Dr. Wolfgang Eiermann, Dr. Cornelia Hauck, Prof. Dr. Else Heidemann, Prof. Dr. Hans-Jochen Illiger, Dr. Heide Jahn, Dr. Monika Keller, Monika Rak, Dr.
Mahdi Rezai, Ute Rockel, Simone Schiffner-Backhaus, Al- muth von Wietersheim.
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A 3191–3196 [Heft 47]
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Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Manfred Kaufmann Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Universitätsklinikum der
Johann Wolfgang Goethe-Universität Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt/Main E-Mail: M.Kaufmann@em.uni-frankfurt.de
Unter den bisherigen Therapieregi- men nach Inselzelltransplantationen bei Diabetes mellitus Typ 1 werden nach einem Jahr nur circa acht Pro- zent der betroffenen Patienten insu- linunabhängig. Ein kanadisches Trans- plantationsteam konnte nun bei sie- ben konsekutiven Patienten nachwei- sen, dass durch Transplantation aus- reichender Mengen an Inselzellen und Verzicht auf Glucocorticoide in der erforderlichen Immunsuppression weitaus höhere Erfolgsraten möglich sind.
Alle Patienten erhielten im Mittel 11 547 Inselzelläquivalente pro kg/KG von zwei Spendern, ein Patient benötigte zwei weitere Spender, um anhaltend insulinunabhängig zu wer- den. Eine Immunsuppression wurde durch Kombination aus Sirolimus,
Tacrolimus und Daclizumab erzielt.
Bei allen Patienten konnte nach einem Jahr ohne Gabe von Insulin eine aus- gezeichnete metabolische Kontrolle mit nur geringen Schwankungen der Plasmaglucose ohne Auftreten von Hypoglykämien erreicht werden. acc
Shapiro AMJ: Islet transplantation in seven patients with type I diabetes mellitus using a glucocorticoid-free immunosuppressive regimen. N Engl J Med 2000; 343:
230–238.
Dr. Shapiro, Department of Surgery, University of Al- berta Hospitals, Mackenzie Health Sciences Center, 8440 112 Street, Edmonton, AB T6G 2B7, Kanada.
Inselzelltransplantation bei Typ-1-Diabetes mellitus auch ohne Glucocorticoide erfolgreich
Referiert