DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Defibrillator
AUSSPRACHE
Nach Implantation des automati- schen Defibrillators konnten wir bisher viermal Episoden von Kam- merflattern und Kammerflimmern registrieren, die durch das im- plantierte Aggregat zuverlässig erkannt und beendet wurden (Ab- bildung 1b).
Nach diesen experimentellen und klinischen Ergebnissen darf die Elektroschockbehandlung mit im- plantierbaren Defibrillatoren als ein wesentlicher Fortschritt in der Behandlung von Patienten mit le- bensbedrohlichen Kammertachy- kardien angesehen werden.
Indiziert ist diese Behandlung bei vital gefährdeten Patienten mit medikamentös therapieresisten- ten Kammertachykardien und Kammerflimmern, für die ein anti- arrhythmischer kardiochirurgi- scher Eingriff nicht in Frage kommt. Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung sind do- kumentierte lebensbedrohliche bzw. reanimationspflichtige Kam- merrhythmusstörungen sowie ei- ne eingehende elektrophysiologi- sche Voruntersuchung.
Ein zukünftiger „idealer" Schritt- macher sollte die Defibrillator- funktion des AID-Systems mit der antibradykarden Stimulation von konventionellen Herzschrittma- chern in sich vereinen.
Literatur
(1) Lüderitz, B. (Hrsg.): Herzrhythmusstörun- gen, Handbuch der Inneren Medizin IX/1, Springer, Berlin—Heidelberg—New York (1983)
— (2) Mirowski, M.; Reid, P. R.; Watkins, L.;
Weisfeldt, M. L.; Mower, M. M.: Clinical treat- ment of lifethreatening ventricular tachyar- rhythmias with the automatic implantable de- fibrillator. Am Heart J 102 (1981) 265
Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. med.
Berndt Lüderitz
Medizinische Universitätsklinik Innere Medizin-Kardiologie Sigmund-Freud-Straße 25 5300 Bonn 1
Stellungnahme
Die Framingham-Studie sowie ei- nige der anschließend durchge- führten Interventions-Studien ha- ben gezeigt, daß durch eine Ab- senkung des Cholesterinspiegels im Blut eine (meist nicht signifi- kante) Reduktion des Koronarrisi- kos erzielbar ist. Es entspricht dem aber im allgemeinen nicht ei- ne Verminderung der Totalmorta- lität (LRCCPT = — 7 Prozent, MRFIT = + 1 Prozent). In der LRCCPPT mußte sogar eine Stei- gerung der Schlaganfallshäufig- keit um 21 Prozent, des Triglyce- ridspiegels von 160 auf 183 Milli- grammprozent und eine erhöhte Häufigkeit von gastrointestinalen Karzinomen in Kauf genommen werden. Offensichtlich wird mit dem Serum-Cholesterinspiegel nicht die primäre, zur Arterioskle- rose führende Läsion, sondern nur eine solche sekundären Cha- rakters erfaßt.
In vielen Arbeiten wurden Zusam- menhänge zwischen Glukosetole- ranz bzw. Insulinspiegel und Arte- riosklerose dargelegt. Wir selbst und Schole et al. haben am Huhn Zusammenhänge mit dem Koh- lenhydratgehalt des Futters ge- funden. An einem größeren Pa- tientenkollektiv konnte gezeigt werden, daß erhöhte Cholesterin- spiegel sich unter einer kohlen- hydratarmen fettreichen Ernäh- rung, wie sie der menschlichen Ur-Diät bis zum Neolithikum ent- spricht, wesentlich deutlicher senken lassen, als dies mit fettar- men Diäten möglich war. Solange man daher immer nur die tie- rischen Fette und das Nahrungs-
Cholesterin im Auge hat und an- dere Möglichkeiten übersieht, wird man dem Problem unserer Arteriosklerose nicht näher kom- men.
Dr. med. habil.
Wolfgang Lutz Südtirolerplatz 3 A-5020 Salzburg
Schlußwort
Die Stellungnahme von Dr. Lutz berührt eigentlich nicht so sehr mein Editorial als vielmehr das Problem der Entstehung der Arte- riosklerose allgemein. Ich stimme mit dem Kollegen überein, daß man in diesem Zusammenhang nicht nur die tierischen Fette und das Nahrungscholesterin berück- sichtigen darf. Dies tut auch kein vernünftiger Wissenschaftler, da ja, wie alle Untersuchungen bis- her zeigen, zahlreiche Risikofak- toren die Entstehung arterioskle- rotischer Läsionen beeinflussen.
Die Beantwortung dieser Frage war aber ja bekanntlich auch nicht Ziel und Inhalt der LRC-Studie.
Die wissenschaftliche Aussage- kraft der zitierten und kurz darge- stellten eigenen Untersuchung des Autors vermag ich nicht zu beurteilen.
Professor
Dr. med. Heiner Greten Ärztlicher Direktor der Medizinischen Kernklinik und Poliklinik, Universitäts- Krankenhaus Eppendorf Martinistraße 52
2000 Hamburg 20
Wird das Herzinfarktrisiko durch Reduktion des
Cholesterinspiegels gesenkt?
Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Heiner Greten in Heft 24/1984, Seiten 1938-1939
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 48 vom 28. November 1984 (53) 3589