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Archiv "Wird Herzinfarktrisiko von den Vätern vererbt?" (18.04.1997)

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(1)

B

ereits in den zwanziger Jah- ren wurde postuliert, daß die Testes eine Substanz sezer- nieren, die in die Regulation der Hypophysenzellfunktion ein- greift. McCullagh benannte diesen unbekannten Stoff „Inhibin“ (1).

Später wurde vermutet, daß Inhibin die FSH-Sekretion der Hypophyse inhibiert und damit die Steuerung der Gonadenfunktion entscheidend beeinflußt. Dies hat sich jetzt be- stätigt.

Inhibin, ein Glykoprotein, be- steht aus zwei Untereinheiten, einer Alpha- und einer Beta-Kette. Von der Beta-Kette gibt es zwei Typen: A und B. Entsprechend unterscheidet man Inhibin A mit einer Beta-A- und Inhi- bin B mit einer Beta-B-Kette. Neben diesen Dimeren werden biologisch in- aktive Inhibinvorläufer und Fragmen- te (freie Alpha-Ketten) in das Blut ab- gegeben.

Inhibin wird unter dem Einfluß von FSH in den Sertoli-Zellen gebil- det. Diese interagieren eng mit den Keimzellen. Wahrscheinlich spiegelt die Inhibinkonzentration im Serum das Ausmaß dieser Interaktion wider.

Wir haben daher mit einem kürzlich entwickelten Nachweisverfahren für Inhibin (2) bei Männern mit und ohne Störung der Spermatogenese die Inhi- bin-B-Konzentrationen mit der Sa- menzelldichte verglichen und eine

hochsignifikante Korrelation gefun- den (r = 0,70, p < 0,0001). Wenn die Spermatogenese und damit offenbar

auch die Funktion der Sertoli-Zellen gestört ist, ist Inhibin B erniedrigt, und FSH wird ungehindert verstärkt sezerniert. Entsprechend gingen nied- rige Inhibin-Konzentrationen mit ho-

hen FSH-Konzentrationen und hohe Inhibin-Konzentrationen mit niedri- gen FSH-Konzentrationen einher. Es zeigte sich eine inverse Beziehung zwischen Inhibin B und FSH (r = – 0,76, p < 0,0001, Grafik).

Bisher konnte man nur indirekt von einer Erhöhung des hypophy- sären FSH auf eine Hodenfunktions- störung (Schädigung der Samenzell- bildung) schließen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, direkt ein Produkt der Testes zu messen.

Inhibin scheint ein Indikator der exokrinen Testesfunktion zu sein.

Dies eröffnet ganz neue Perspektiven für die Diagnostik von Fertilitäts- störungen und auch für die Beurtei- lung neuer Therapieverfahren der In- fertilität.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1997; 94: A-1069 [Heft 16]

Literatur

1. McCullagh DR: Science 1931; 76: 19–20.

2. Illingworth PJ et al: J Clin Endocrin Meta- bol 1996; 81: 1321–1325.

Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Dietrich Klingmüller Institut für Klinische Biochemie der Universität Bonn

Abteilung Endokrinologie Sigmund-Freud-Straße 25 53105 Bonn

A-1069

M E D I Z I N KURZBERICHT/FÜR SIE REFERIERT

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 16, 18. April 1997 (53)

Dietrich Klingmüller

1

Gerhard Haidl

2

Renaissance des Inhibins

1Abteilung Endokrinologie (Leiter: Prof. Dr. D.

Klingmüller) am Institut für Klinische Bioche- mie (Direktor: Prof. Dr. Dr. F. Bidlingmaier)

2Hautklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. H. W. Krey- sel) der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Uni- versität, Bonn

1.000

100

10

1 Inhibin B (pg/ml)

1 10 100 FSH (mU/ml)

Grafik

Inverse Beziehung zwischen Inhibin B und FSH im Se- rum bei 44 Patienten mit und ohne Störungen der Spermatogenese

Eine epidemiologische Untersu- chung aus der Londoner Royal Free Hospital School of Medicine zeigte, daß der Sozialstatus von Vätern einen Einfluß auf das spätere Auftreten ei- ner koronaren Herzerkrankung bei den Söhnen hat.

In einer longitudinal angelegten Studie an 5 934 Männern im Alter von 40 bis 59 Jahren und einer Nach- beobachtungszeit von zwölf Jahren wurde neben den bislang bekannten Risikofaktoren der soziale Status der

Väter zum Zeitpunkt des Heran- wachsens der Söhne mit dem Auftre- ten einer koronaren Herzerkrankung korreliert.

Männer, deren Väter Handwer- ker waren, erlitten signifikant häufi- ger nichttödliche Herzinfarkte (342/

4 006) als Männer mit nichthand- werklich tätigen Vätern (92/1 510).

Diese Korrelation blieb auch nach Berücksichtigung anderer Risikofak- toren bestehen, beschränkte sich je- doch auf die Männer, die im Gegen-

satz zum Vater selber nicht hand- werklich tätig waren. Die Autoren folgern aufgrund ihrer Untersuchung, daß der sozioökonomische Status im Kindesalter einen anhaltenden Ein- fluß auf das Auftreten einer korona- ren Herzerkrankung im späteren Le-

ben haben kann. acc

Wannamethee SG et al.: Influence of fathers’ social class on cardiovascular dis- ease in middle-aged men. Lancet 1996;

348: 1259–1263.

Dr. G. Wannamethee, Department of Primary Care and Population Sciences, Royal Free Hospital School of Medicine, London NW3 2PF, England.

Wird Herzinfarktrisiko von den Vätern vererbt?

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