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Archiv "Leitlinien-Entwicklung: Mehr Licht in den Dschungel" (11.06.2004)

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ass es in der Medizin an evidenz- basierten deutschsprachigen Ver- sorgungsleitlinien mangelt, ist nicht neu. Spätestens mit Einsetzen der Diskussion um eine Kopplung von Disease-Management-Programmen an den Risikostrukturausgleich dürfte diese Problematik auch einer breite- ren Öffentlichkeit bekannt geworden sein. Dabei ist die Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung seit Jahren ein zentrales Anliegen ärzt- licher Institutionen, wie sich auch an der beachtlichen Zahl von 950 Leitli- nien, welche die Datenbank der Ar- beitsgemeinschaft der Wissenschaftli- chen Medizinischen Fachgesellschaf- ten (AWMF) enthält, zeigt. Diese Leitlinien sowie die Therapieempfeh- lungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft sollen nun Grundlage eines „Nationalen Pro- gramms für Versorgungsleitlinien“

(NVL) werden, das von vier ärztlichen Körperschaften und Institutionen ge- tragen wird. Ziel des gemeinsamen Projekts des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), der AWMF, der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV) ist es, bundes- einheitliche Leitlinien-Empfehlungen vorzulegen, die gleichermaßen den Ansprüchen von Wissenschaft und Praxis entsprechen.

Leitlinien künftig in

„Königsklasse“ bringen

Nach Auskunft des Leiters der Leit- linien-Kommission der AWMF, Prof.

Dr. med. Hans-Konrad Selbmann, sei ein Aktionsprogramm aufgelegt wor- den, um alle Leitlinien der Fachgesell- schaften in eine Verfassung zu brin- gen, die dem Anspruch der höchsten

Leitlinien-Klasse entspricht. Derzeit gehören von den 950 Leitlinien 753 in die Klasse S1; sie sind bisher nur von Expertengruppen erarbeitet. In der Klasse S2, in der bereits eine formale Konsensfindung stattgefunden hat, befinden sich 165 Leitlinien. In der höchsten Gruppe S3 sind erst 28 Leit- linien. In dieser Königsklasse (Selb- mann) enthalten Leitlinien alle ange- strebten Elemente, wie etwa die Evi- denzbasierung, die formale Konsens- findung und Ergebnisorientierung.

Das Aktionsprogramm sieht ein Re- gelwerk für die Erstellung, Implemen- tierung und Fortschreibung von S3- Leitlinien vor. Zudem soll ein Fortbil- dungsprogramm für Leitlinien-Ent- wickler aufgebaut und eine finanzielle Grundlage für die interessenunabhän- gige Erstellung und Fortschreibung von Leitlinien geschaffen werden.

Nach Angaben von Dr. med.

Günther Jonitz, Präsident der Ärzte- kammer Berlin und Vorsitzender des Ausschusses Qualitätssicherung der Bundesärztekammer, könnte es mit dem NVL-Programm gelingen,

„wieder mehr Licht in den Dschungel des zunehmend unübersichtlichen Angebots an medizinischen Informa- tionen zu bringen“.

Man habe auch in der Vergangen- heit viel Gutes getan, aber zu wenig darüber geredet, meint KBV-Vor- standsmitglied Eberhard Gramsch.

Tatsächlich hat die Ärzteschaft bereits seit Mitte der Neunzigerjahre die Ent- wicklung von Leitlinien vorange- trieben. Dabei haben insbesondere die Fachgesellschaften den Schwerpunkt auf die Entwicklung fachspezifischer Leitlinien gesetzt. Die BÄK und die KBV haben sich gemeinsam um die Auswahl, Testung und Verbreitung praktikabler Leitlinien als übergeord- nete qualitätssichernde Maßnahmen

bemüht. Unter anderem zu diesem Zweck haben die beiden Spitzen- organisationen 1995 die Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung ge- gründet, die seit dem vergangenen Jahr Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin heißt. Deren Leiter, Prof. Dr. med. Günter Ollenschläger, weist darauf hin, dass das NVL die höchsten Qualitätskriterien der evi- denzbasierten Medizin erfüllt. Auch internationale Qualitätsstandards wür- den eingehalten.

Insbesondere für die Kassenärzt- lichen Vereinigungen, so Gramsch, sei von Bedeutung, dass der inhaltliche Widerspruch zwischen wissenschaft- lichen Anforderungen an gutes ärzt- liches Handeln und der Realität der Versorgungspraxis im Rahmen der ökonomischen Möglichkeiten künftig vermieden werde. Zudem sei die Ent- wicklung Nationaler Versorgungsleit- linien erforderlich, um Disease-Mana- gement-Programme, auch im Detail, beständig zu hinterfragen und Ent- scheidungen offen zu legen.

Fortbildung im Internet

Von besonderer Bedeutung, so Jonitz, sei die Verknüpfung von Leitlinien- Empfehlungen mit modernen ärzt- lichen Fortbildungsangeboten. Zu die- sem Zweck sei gemeinsam mit der ÄZQ und der Universität Witten-Her- decke ein neuartiges interaktives Fortbildungsprogramm entwickelt wor- den. Im Internet* könnten Ärztinnen und Ärzte gleichzeitig Kenntnisse über die Inhalte der Versorgungsleit- linien als auch Punkte für ihr Fort- bildungszertifikat erwerben. Jonitz:

„Dieses Angebot wird unseres Erach- tens maßgeblich zur Verbreitung unabhängiger evidenzbasierter medi- zinischer Informationen in der Ärzte- schaft und damit zur Qualitätsför- derung der Patientenversorgung bei-

tragen.“ Samir Rabbata

P O L I T I K

A

A1710 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2411. Juni 2004

Leitlinien-Entwicklung

Mehr Licht in den Dschungel

Mit dem Nationalen Programm für Versorgungsleitlinien sollen bundeseinheitliche Leitlinien-Empfehlungen erstellt werden.

*Unter www.leitlinien-wissen.de können sich Ärztinnen und Ärzte über Inhalte von Versorgungsleitlinien in- formieren und gleichzeitig Punkte für ihr Fortbildungs- zertifikat erwerben.

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