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Die Zeit läuft Oxfam aktuell

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Nr. 47 / Herbst 2009

Oxfamaktuell

Die Zeit läuft

Weniger als 100 Tage bis zur Weltklimakonferenz

Gael García Bernal schlägt Alarm Das Richtige tun

Reisebericht aus Südafrika

Kein Ende der Gewalt

Umfrage im Ost-Kongo

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Titelfoto: Gael García Bernal © Oxfam

Mit den Folgen der globalen Erwärmung leben:

Ein Vater bringt seinen kleinen Sohn in Sicherheit – nach tagelangen Regenfällen waren im Januar 2009 ganze Wohngebiete Jakartas (Indonesien) überschwemmt.

Vom 7. bis 18. Dezember 2009 finden in Kopen- hagen die UN-Klimaverhandlungen statt. Oxfam- Botschafter Gael García Bernal ist besorgt – denn die Industrieländer tun bisher viel zu wenig, um die Jahrhundertkrise Klimawandel zu bewältigen.

Seite 6 – 11

Reisebericht aus Südafrika

Reinhild Schumacher sprach mit Helfer/innen, die sich um HIV-Infizierte und Aids-Kranke kümmern.

Seite 4 – 5

Umfrage im Ost-Kongo

Die kongolesische Militäroffensive bringt keine Sicherheit für die Menschen.

Seite 12

© Oxfam Deutschland© Caroline Irby l Oxfam © EPA /ADI WEDA

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Projekte

„Ich weiß, dass ich das Richtige tue“

Im Juni reiste Projekt-Referentin Reinhild Schumacher nach Südafrika, wo sie Streetworker und Pfleger/innen traf, die sich um HIV-Infizierte und Aids-Kranke kümmern. Ein Reisebericht:

In Südafrika dreht sich alles um die Fußball- weltmeisterschaft 010. Anzeigetafeln und Fern- sehspots werben für eine gewaltfreie und vergnüg- liche WM. Fußballstadien werden gebaut, und es gibt zahlreiche Läden für Fanartikel. Doch bei aller Vorfreude gibt es einen anderen Dauerbrenner, der das Land beschäftigt: HIV/Aids. Denn in Südafrika sind 5,7 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infi- ziert. Besonders betroffen sind Frauen – unter den 5- bis 9 - Jährigen ist jede Dritte HIV-positiv.

Beratung für Prostituierte

Durban ist die Hauptstadt der Provinz KwaZulu- Natal an der Ostküste. Hier treffe ich mich mit meinen Oxfam-Kolleg/innen und besuche JOHAPs (s. Kasten) Partnerorganisation Lifeline, die jungen Frauen beim Ausstieg aus Drogenabhängigkeit und Prostitution hilft.

„Wir sind eine Anlaufstelle für Mädchen, die vor der Armut auf dem Land geflüchtet sind, um in der Stadt ihr Glück zu suchen“, erzählt uns eine Streetworkerin von Lifeline. „Leider erweist sich das oft als trügerisch – viele Mädchen geraten aus Not und Unwissenheit an Drogen und in erzwun- gene Prostitution.“ Die Streetworker sind vor allem nachts unterwegs. Sie erklären den Mädchen, dass sie bei Lifeline beraten und geschützt werden und dass ihnen bei Entzug und Ausstieg geholfen wird.

Als wir die Streetworker nach dem persönlichen Gewinn ihrer Arbeit fragen, sind sich alle einig: „Wir stellen das Selbstwertgefühl der jungen Menschen wieder her. Dafür haben wir gelernt, nicht über andere zu richten und ihnen ohne Vorurteile zu begegnen“.

Einen Tag später machen wir uns auf den Weg ins Hinterland von KwaZulu-Natal. Schnell wird klar, warum junge Menschen von hier weg wollen:

Fließendes Wasser oder Elektrizität gibt es kaum, die Analphabetenquote ist extrem hoch, und sichere Arbeitsplätze sind eine Rarität. Die Chancen auf ein sorgenfreieres Leben sind gering.

Seit einem Jahr fördert JOHAP die Umdoni and Vulamehlo HIV/Aids Association (UVHAA), die sich um die häusliche Pflege von Menschen kümmert, die an den Folgen von Aids erkrankt sind. Die Pflegerinnen der UVHAA bekommen nur eine geringe Aufwandsentschädigung. Ihr Einsatzgebiet ist weitläufig, hügelig und schwer zugänglich. Um zu den Patient/innen zu gelangen, müssen sie stundenlange Fußmärsche auf sich nehmen. Immer dabei sind das Pflege-Set und oft noch ein schweres Lebensmittelpaket.

Die Armut der Patienten ist bedrückend Ich lerne die Pflegerin Theresa kennen. Die 60-Jährige ist sehr schüchtern, in einer großen Runde traut sie sich kaum zu sprechen. Sie erzählt mir, dass ihre Nachbarn sie anfangs kritisch beäugt hätten, weil sie sich unentgeltlich um Menschen kümmert, die nicht zu ihrer Familie gehören. Doch die gläubige Theresa weiß, dass sie das Richtige tut. „Den Patienten geht es extrem schlecht, und sie brauchen dringend meine Hilfe“, sagt sie. Besonders bedrückend sei die Armut vieler Patienten. „Wenn ich zum ersten Mal komme, ist oft nichts Essbares im Haus, es gibt kein Feuerholz, und auch das Wasser ist ausgegangen“. Theresa schleppt Wasser, Holz und Lebensmittel heran, dann wäscht sie die bettlägerigen Patienten und kocht etwas zu Essen.

I am HIV positive // And I am not ashamed of being positive. // I am just sorry that this bug has found a home in me. […]

Fotos diese Seite: © Reinhild Schumacher l Oxfam Deutschland

I am HIV positive // And I am so ashamed of our world that sits back while millions die of a disease that is preventable and treatable. // I am so ashamed.

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Theresa lässt sterbende Patienten nie allein

In Notfällen wird Theresa auch nachts gerufen. Sie begleitet die Patienten ins Krankenhaus, die meisten sterben jedoch zu Hause.

Theresa lässt sterbende Patienten nie allein. „Wenn es soweit ist, schließe ich ihnen die Augen, wasche sie und helfe den Angehörigen mit den Beerdigungsformalitäten.“

Die Pflege- und Beratungskräfte vermitteln zwischen Patienten, Krankenhäusern und Behörden. Viele Betroffene bekommen keiner- lei staatliche Unterstützung, weil sie sich im Behörden-Dschungel nicht zurechtfinden. Traditionell ist in Südafrika die Familie für die Versorgung der Kranken zuständig. Doch die Sicherheitsnetze der Großfamilie sind durch die Folgen von Aids löchrig geworden:

Pflege und Betreuung sind nun ein öffentliches Thema, das alle angeht.

Text: Reinhild Schumacher Theresa pflegt Menschen, die an den

Folgen von Aids erkrankt sind.

Sie hofft, dass auch sie Unterstützung bekommt, wenn es ihr einmal so schlecht geht wie ihren Patient/innen.

Das Joint Oxfam HIV and Aids Program (JOHAP) gibt es seit 1998 in Südafrika. Es ist ein gemeinsames Programm von Oxfam Australien, Hongkong, Irland, Novib/Niederlande und Deutschland.

Das Management von JOHAP liegt bei Oxfam Australien. Derzeit wer- den etwa 30 lokale Organisationen in den Provinzen Limpopo, KwaZulu- Natal und Ostkap gefördert, die im Bereich HIV/Aids und Geschlechter- gerechtigkeit arbeiten.

Für die Planung und strategische Ausrichtung von JOHAP ist das Programm-Komitee zuständig, das sich aus Mitarbeiter/innen der fünf beteiligten Oxfams zusammensetzt. Einmal im Jahr findet ein Planungs- treffen in Südafrika statt, mit Besuchen bei Partnerorganisationen.

JOHAP

I am HIV positive // And I am not ashamed of being positive. // I am just sorry that this bug has found a home in me. […]

Pakistan: Häuser für Frauen Oxfam unterstützt den Bau von zwei Gemeinschaftshäusern für Frauen in Pakistan. „In vielen Gegenden des Lan- des sind die Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen“, erklärt Nicole Schenda, Oxfams Leiterin Projekte.

„Die Gemeinschaftshäuser bieten einen geschützten Raum für Frauen – hier können sie sich treffen, um an Kursen zur Alphabetisierung und zu Gesund- heit teilzunehmen oder ein Kunst- handwerk erlernen.“ Bereits 007 errichtete Oxfam in zwei pakistanischen Dörfern erfolgreich solche Gemein- schaftshäuser.

Abi ’09

In der Schule auf dem Hochplateau im Osten der DR Kongo (Süd-Kivu) hat der erste Jahrgang das Abitur abge- legt ! Muratwa Namutigerwa ist das einzige Mädchen des Jahrgangs. Die stolze Abiturientin möchte Agrar- ökonomin werden. Die Schule wurde von Oxfam und dem Bundesminis- terium für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung (BMZ) finan- ziert.

Auszeichnung für

Oxfam-Partnerorganisation Die langjährige JOHAP-Partnerorgani- sation Treatment Action Campaign (TAC) erhält den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Vorsit- zende Nonkosi Khumalo wird den Preis in Berlin entgegen nehmen.

TAC setzt sich unter anderem für die Rechte HIV-positiver Menschen und für den Zugang zu antiretroviraler Therapie („Aids-Medikamente“) ein.

( Aus dem Gedicht „Not ashamed but so ashamed“ von Mawamganu wa Kaggla )

Fotos diese Seite: © Reinhild Schumacher l Oxfam Deutschland

+++ Kurznachrichten ++++++++

I am HIV positive // And I am so ashamed of our world that sits back while millions die of a disease that is preventable and treatable. // I am so ashamed.

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6 Klimawandel

Missernten, verheerende Überschwemmungen und sich immer weiter ausbreitende Krankheiten – die Menschen in armen Ländern leiden bereits heute unter dem Klimawandel. Die Erderwärmung beträgt schon etwa 0,8°C – dies hat vor allem in den Entwicklungsländern verheerende Folgen. Um den Klimawandel noch halbwegs beherrschbar zu halten, dürfen °C Temperaturanstieg nicht über- schritten werden. Sonst drohen dessen Folgen die Fortschritte von 50 Jahren Armutsbekämpfung zunichte zu machen.

Verkürzte oder verlagerte Regenzeiten Auf der ganzen Welt machen Landwirte die Erfahrung, dass sich die Jahreszeiten immer weni- ger voneinander unterscheiden. Es gibt länge- re Trockenheiten, in denen es selten regnet, und wenn, dann so heftig, dass die Wassermassen die Ernte von den Felder spülen. Stürme sind stärker als früher. Die Bauern wissen nicht mehr, wann sie mit der Aussaat beginnen sollen. Von Bangladesch über Uganda bis Nicaragua folgt eine Missernte der anderen.

Reis, das wichtigste Grundnahrungsmittel in Asien, reagiert sehr empfindlich auf Temperatur- schwankungen. Bereits ein Anstieg von nur 1°C lässt den Ernteertrag um zehn Prozent sinken. In einigen Teilen der Philippinen konnte man wegen einer längeren Dürreperiode jahrelang keinen Reis anbauen. Die Asian Development Bank warnt, dass die Reisproduktion auf den Philippinen bis 00 um 50 – 70 Prozent zurückgehen könnte.

In Ost-Afrika ist Mais für mehr als 50 Millionen Menschen das wichtigste Grundnahrungsmittel.

Auch beim Maisanbau sinkt bei Veränderung der Temperatur und Wassermangel rasch die Produktivität. Zum Vergleich: Während einer Hitze- welle in West-Europa 00 stiegen die Tempera-

Philippinische Kinder waten durch die Wassermassen in Las Pinas.

Die Stadt südlich der Hauptstadt Manila war nach heftigen Regenfällen und Unwettern im Juni 008 überflutet.

© EPA / Francis R. Malasig

Klimawandel gefährdet

50 Jahre Armutsbekämpfung

„Der Klimawandel […] ist eine der größten Gefahren für die Entwicklung: 53 Prozent der Katastrophen in Afrika sind auf den Klimawandel zurückzuführen, und ein Drittel der afrikanischen Bevölkerung lebt in von Dürren bedrohten Gebieten. Die Ernteerträge in Afrika könnten bis 2020 um 50 Prozent sinken.“

Dr. Balgis Osman-Elasha, Higher Council for Environment and Natural Resources, Sudan, März 2009.

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turen um etwa 6°C. Die Maisproduktion fiel in diesem Jahr in Frankreich um 0 Prozent und in einigen Teilen Italiens sogar um 6 Prozent.

Krankheiten breiten sich aus

Durch den Klimawandel verbreiten sich Krank- heiten wie Malaria, Cholera oder Dengue-Fieber stärker. Hatten diese bisher natürliche geogra- phische Grenzen, so dringen sie inzwischen in Gebiete vor, die bislang nicht betroffen waren. Ein Beispiel hierfür ist Schistosomiasis, eine Krank- heit, die zwar nicht tödlich verläuft, jedoch die Leber schädigt und das Wachstum und die kogni- tive Entwicklung von Kindern beeinträchtigt.

Schistosomiasis wird durch Parasiten übertragen, die nur überleben, wenn die Temperaturen nicht unter den Gefrierpunkt fallen. Dank der globalen Erwärmung breitet sie sich derzeit in Teilen Chinas aus, die diese Krankheit bisher nicht kannten. Es wird erwartet, dass es dort bis 00 zu etwa 10 Millionen mehr Erkrankungen kommt.

Ein Bauer auf seinem ausgedörrten Reisfeld. 006 gab es in Assam und anderen Teilen Nordost-Indiens nur sehr wenig Regen. Viele Felder trockneten wegen der extremen Hitze aus.

© EPA/STR

Philippinische Kinder waten durch die Wassermassen in Las Pinas.

Die Stadt südlich der Hauptstadt Manila war nach heftigen Regenfällen und Unwettern im Juni 008 überflutet.

© EPA / Francis R. Malasig

Katastrophen – die neue Normalität

Ein weiterer Grund für die Verbreitung anstecken- der Krankheiten ist die Zunahme klimabedingter Katastrophen, wie extreme Dürren, Stürme oder Überschwemmungen. Nach einer Flutkatastrophe sind die stehenden Gewässer ein wahrer Brutherd für ansteckende Krankheiten. Besonders gefähr- det sind die Menschen in Städten, denn hier ist das Wasser meist besonders mit Fäkalien verun- reinigt. Oxfam schätzt, dass bis 015 die durch- schnittliche Anzahl der von Umweltkatastrophen betroffenen Menschen jährlich um 50 Prozent auf 75 Millionen ansteigt.

Dieser Artikel basiert auf den Ergebnissen der neuen Oxfam-Studie Suffering the Science. Darin werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschen in armen Ländern beschrieben.

Text: Jan Kowalzig / Veronika Koca

Mehr Infos unter:

www.oxfam.de/download/klimastudie.pdf

„Die Gesundheit der Menschen hängt zum großen Teil von sauberem Trinkwasser, ausreichender Ernährung, einer sicheren Unterkunft und einem guten sozialen Umfeld ab. Der Klimawandel gefährdet all diese Faktoren.“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

„Wir Landwirte sind Glücksspieler geworden. Das System ist gestört, und wir können nur spekulieren, wann der nächste Regen kommt. Es ist ein Spiel um unsere Existenz.“

Paul Thiao, Getreidebauer, Thiès, Senegal, 2009.

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Warum ist die Weltklimakonferenz in Kopenhagen so wichtig?

Sie ist der Höhepunkt eines zweijährigen Verhand- lungsmarathons für ein neues globales Klima- schutzabkommen. In Kopenhagen entscheidet sich, ob die Welt noch rechtzeitig die Trendwende bei den globalen Emissionen schafft. Spätestens ab 015 müsste der Treibhausgas-Ausstoß sinken.

Derzeit steigen die Emissionen jedoch noch.

Und wenn die Trendwende nicht gelingt?

Dann ist es höchst wahrscheinlich, dass der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur nicht auf unter °C begrenzt wird, der Klimawandel verhee- rende Ausmaße annimmt und bestimmte Folgen unumkehrbar werden. Milliarden Menschen hätten massiv darunter zu leiden.

Was muss in Kopenhagen beschlossen werden?

Man muss sich zu allererst darauf einigen, die globalen Emissionen in den Griff zu bekommen, um den Klimawandel ausreichend zu begren- zen. Damit das gerecht zugeht, müssen vor allem die Industrieländer ihre Emissionen schnell und deutlich reduzieren und die armen Länder bei der klimafreundlichen Entwicklung unterstützen.

Darüber hinaus müssen sie den Entwicklungs- ländern bei der Anpassung an die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels helfen.

Wie ist die Stimmung jetzt, vor Kopenhagen?

Nicht gut, denn die Verhandlungen sind fest- gefahren. Die Industrieländer sind bislang nicht bereit, ihre Emissionen ausreichend zu reduzieren und über die Höhe der finanziellen Unterstützung für die Entwicklungsländer konkret zu verhandeln.

Das führt dazu, dass sich auch die Schwellenländer nicht auf konkrete Klimaschutzziele festlegen wollen – eine Zwickmühle, die nur durchbrochen werden kann, wenn die Industrieländer endlich ein konkretes Angebot zur finanziellen Unterstützung auf den Tisch legen.

„Ein Scheitern der Weltklimakonferenz wäre fatal“

In weniger als hundert Tagen beginnt die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen.

Oxfams Klimaexperte Jan Kowalzig über die Stimmung vor dem Gipfel, besonders kritische Punkte und welche Parteien in Deutschland eine umweltfreundliche Politik anstreben.

Klimakonferenz

Oxfams Klimaexperte Jan Kowalzig

© Oxfam Deutschland

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Flutkatastrophe in West-Afrika

Das westafrikanische Land Burkina Faso erlebt der- zeit die schlimmsten Überschwemmungen seit 90 Jahren. Ein Viertel des Jahresniederschlages ging am 1. September in nur wenigen Stunden nieder.

Mindestens 600.000 Menschen haben alles verlo- ren. Die Regierung des Landes hat um internationa- le Hilfe gebeten.

Besonders dramatisch ist die Lage in der Haupt- stadt Ouagadougou, wo mehr als 150.000 Men- schen obdachlos geworden sind. Nach einem Dammbruch ergossen sich die Fluten des Stausees, der die Millionenstadt mit Wasser versorgt, in die Wohngebiete. Das größte Krankenhaus des Landes und mehr als .000 Wohnhäuser wurden zerstört.

Weitere Niederschläge erwartet

„Die Lage spitzt sich immer mehr zu – durch Fäkalien verunreinigtes Trinkwasser ist eine große Gefahr für die Gesundheit der Menschen“, sagt Gérard Steehouwer, Oxfam-Regionaldirektor in Burkina Faso. Den Flüchtlingen drohen Cholera und andere gefährliche Krankheiten.

Oxfam hat ein Nothilfe-Team nach Ouagadougou geschickt, das zunächst für bis zu 15.000 Menschen Hygieneeinrichtungen, Trinkwasser und Hygiene- päckchen bereitstellt. „Wir arbeiten mit den ein- heimischen Behörden zusammen, um das Ausmaß der Schäden näher zu ermitteln und den weiteren Hilfseinsatz vorzubereiten“, erklärt Steehouwer.

Die Nothilfe muss dringend ausgeweitet werden.

Bitte unterstützen Sie die Menschen mit Ihrer Spende!

Spendenkonto: 1 1 1 Bank für Sozialwirtschaft Köln BLZ 70 05 00

Stichwort: Fluthilfe Burkina Faso

Text: Sophia Scherer

Diese Signale müssten von oberster Stelle kommen. Angela Merkel sollte sich auf dem EU- Gipfel im Oktober dafür einsetzen. Dabei gilt:

Die Unterstützung der armen Länder ist keine Hilfsleistung, sondern es handelt sich um einen Teil der gerechten Lastenverteilung im internationalen Klimaschutz – die Industrieländer sind schließlich hauptverantwortlich für den Klimawandel.

Die Wahlen stehen vor der Tür –

sind die deutschen Parteien klimafreundlich?

Alle Parteien außer der FDP unterstützen das derzeitige Ziel der Bundesregierung, die Emissionen in Deutschland bis 00 um 0 Prozent zu senken;

die Linke will sogar 50 Prozent. Für die Umsetzung solch eines Zieles in konkrete Politik haben die Grünen das beste Programm.

Was passiert, wenn auf der Weltklimakonferenz kein Vertrag zustande kommt?

Das Schlimmste wäre, wenn die Verhandlungen kollabieren und noch nicht einmal die wesentlichen Eckpfeiler für den zukünftigen Klimaschutz fest- stehen. Ob dann noch rechtzeitig ein Abkommen zustande kommt, das den Klimawandel schnell genug in den Griff bekommt, ist fraglich. Wenn hingegen einige Detailfragen erst nächstes Jahr geklärt werden, ist das nicht schlimm. Unverzicht- bar für Kopenhagen sind aber Klimaschutzziele für die reichen Länder und der Umfang der finanziellen Unterstützung für die armen Länder.

Das Interview führte Mirjam Hägele.

© KONATE Sosthène / Intermón Oxfam

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Oxfams Partnerorganisation Youth in Action on Climate (YAK) hat in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, eine Menschenkette organisiert. Oxfam-Aktivisten zeigen im Londoner Aquarium, wie unsere Zukunft aufgrund des Klimawandels aussehen könnte.

© Shumon Alam | Oxfam

100 Tage bis Kopenhagen

© Oxfam

Der Schauspieler und Oxfam-Botschafter Gael García Bernal schlägt Alarm:

„Der Welt bleiben nur noch 100 Tage, um sich auf einen Klima-Vertrag zu einigen und somit der aktuell größten Bedrohung der Menschheit zu begegnen. Übt Druck auf die Politiker aus, schnell und entschlossen zu handeln. Wir können die schlimmsten Szenarien des Klimawandels verhin- dern – aber nur, wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen.“

„Tck tck tck“ macht es in dem Video-Clip: Bernal und Menschen aus aller Welt imitieren die tickenden Zeiger einer Uhr. Im Wechsel dazu sind Bilder der Folgen des Klimawandels zu sehen: Menschen wandern durch trockenes Ödland, Gletscher bersten, gewaltige Wellen verwüsten Küstenlandschaften.

Die Botschaft: Es ist fünf vor zwölf, um den globalen Temperaturanstieg unter den kritischen +°C zu halten.

Tck tck tck – die Zeit läuft! Dies ist der Slogan der Global Campaign for Climate Action (GCCA), in deren Rahmen Oxfam und zahlreiche andere Nichtregierungs- organisationen mit Aktionen fordern, dass die Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen ein gerechtes Klimaschutzabkommen verabschieden.

Text: Mirjam Hägele

Link zum Videoclip: www.oxfam.de/klimawandel tcktcktck Homepage: www.tcktcktck.org

Klimahelden

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1 Kampagnen

Eigentlich wollte die kongolesische Regierung die Milizen der ruandischen Rebellenorganisation FDLR* im Ost-Kongo mit einer konzertierten Militäraktion ein für allemal entwaffnen. Unter- stützung kam zeitweise sogar aus Ruanda, was als Durchbruch bei der Annäherung beider Staaten gefeiert wurde. Auch MONUC, die UN- Blauhelmtruppe im Osten der Demokratischen Republik Kongo, steuert inzwischen Logistik bei.

Die bisherige Bilanz der Offensive ist jedoch er- nüchternd. Die FDLR-Milizen meiden die direkte Konfrontation – sie verstecken sich und warten, bis das Militär weitergezogen ist. Im Nord-Kivu konn- ten sie so Stellungen wieder besetzen, aus denen sie erst im Frühjahr vertrieben worden waren.

Eine Million Menschen auf der Flucht

Gleichzeitig hat sich seit Beginn der Kämpfe die Situation der Zivilbevölkerung deutlich verschlech- tert. Knapp eine Million Menschen wurden seit- dem vertrieben. Im Frühsommer führte Oxfam eine Umfrage unter fast 600 Dorfbewohnern durch.

Die meisten Befragten gaben an, dass gewalt- tätige Übergriffe seit Beginn der Offensive massiv zugenommen haben: Vergewaltigung, Mord, Zwangsarbeit, Folter und Vergeltung für die ver- meintliche Kollaboration mit der jeweils anderen Konfliktpartei.

Viele Befragte sprachen sich gegen einseitigen militärischen Druck aus und forderten stärkere Anstrengungen dafür, dass die FDLR ihre Waffen freiwillig niederlegt. Die Menschen im Ost-Kongo zahlen einen zu hohen Preis für diese Offensive.

Text: Markus Nitschke

Die Menschen im Ost-Kongo zahlen einen hohen Preis

Seit Januar dieses Jahres geht die kongolesische Armee massiv gegen ruandische Rebellen im Ost-Kongo vor. Doch der Erfolg der Militäraktion ist zwiespältig. Eine Oxfam-Umfrage zeigt, dass gewalttätige Übergriffe auf die Zivilbevölkerung dramatisch zugenommen haben.

* Forces Démocratiques de Libération du Rwanda („Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas“)

Fotos auf dieser Seite © Caroline Irby l Oxfam

Bild oben:

Vertriebene im Bulengo Flüchtlings- Camp in der Nähe von Goma im Ost-Kongo. In dem Camp gibt es auch eine Anlaufstelle für Frauen, die sexuelle Gewalt erlitten haben.

linkes Bild:

Das Bulengo Flüchtlings-Camp

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+++ Kurznachrichten ++++++++

Bundestagswahl 2009:

Gegen Armut – es ist Ihre Wahl!

Wie stark wird sich Deutschland künftig gegen die weltweite Armut engagieren?

Dieses Jahr haben Sie die Wahl. Finden Sie mit dem Wahlhelfer heraus, welche Partei Ihre Ansichten zur Entwicklungs- politik am besten vertritt!

www.oxfamfueralle.de Bundeswehr für zivile Opfer verantwortlich

Am . September veranlasste die Bun- deswehr in Afghanistan die Bombardie- rung von zwei Tanklastwagen, die nahe Kundus von Aufständischen entführt worden waren. Es gab über 80 Tote und viele Verletzte. Mehr als 0 Todes- opfer waren Zivilpersonen. „Der Vorfall zeigt, dass die internationale Strategie für Afghanistan dringend reformiert und konsequent auf den Schutz der Zivilbevölkerung ausgerichtet werden muss“, sagt Oxfams Afghanistan- Experte Robert Lindner. Oxfam hat dazu unlängst Empfehlungen veröffentlicht.

Jahresbericht 2008 online

Schritt für Schritt zu einer gerechten Welt: Oxfams Jahresbericht 008 kann hier heruntergeladen werden:

www.oxfam.de/download/

JB008.pdf

Auszeichnung für

Oxfams Ehrenpräsidentin

US-Präsident Barack Obama hat am 1. August Mary Robinson, Ehrenpräsidentin von Oxfam International, die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der USA, verliehen. „Mary Robinson setzt sich unermüdlich für die Einhaltung der Menschenrechte ein – wir sind glücklich und stolz, sie an unserer Seite zu haben“, sagt Oxfam-Geschäftsführer Paul Bendix.

Mary Robinson war die erste weibliche Präsidentin Irlands. Nach ihrer Amtszeit (1990 – 1997) wurde die Professorin für Strafrecht UN-Hochkommissarin für Menschenrechte (1997 – 00) und gründete 00 die Organisation Realizing Rights, die sie bis heute leitet.

Text: Veronika Koca

Lebensgefährlicher Patentschutz

In diesem Sommer haben die Industriestaaten in Marokko über ein internationales Anti- Fälschungsabkommen verhandelt. Mit dem Anti- Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) wollen sie geistiges Eigentum besser schützen und gegen sogenannte Produktpiraten vorgehen.

Oxfams Ehrenpräsidentin Mary Robinson im Gespräch mit Dr. Kimona von der Heal Africa Klinik in Goma in der Demokratischen Republik Kongo. Hier werden Frauen behandelt, die sexuelle Gewalt erfahren haben.

Doch es existiert bereits ein Abkommen zum Patentschutz unter dem Dach der Welthandelsorganisation. „Wir befürchten, dass mit ACTA die Unternehmensinteressen der reichen Industrieländer durchge- setzt werden sollen“, sagt Oxfams Handelsexperte David Hachfeld.

Vor allem Pharmafirmen stehen in der Kritik, da sie die Herstellung von Nachahmerprodukten (Generika) erschweren möchten. „Wenn das Patentrecht zusätzlich verschärft wird, können sich die Menschen in den armen Ländern bald keine Medikamente mehr leisten.“

Text: Adréana Peitsch

© Caroline Irby l Oxfam © Oxfam Deutschland

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Reiche Länder

machen sich vom Acker

Ausmaßes der Hungerkrise sind pro Jahr mindes- tens 5 Milliarden US-Dollar zusätzlich nötig.“

008 hungerten in Folge von Nahrungsmittel- und Finanzkrise weltweit 100 Millionen Menschen mehr als im Jahr zuvor. Gemäß den Angaben der Welternährungsorganisation wird die Zahl der Hungernden im Jahr 009 die Milliarden-Schwelle überschreiten. „Der Schlüssel zur langfristigen Bekämpfung des Hungers ist die einheimische Landwirtschaft“, weiß Wiggerthale. „Investitionen in den Agrarsektor armer Länder sind Hilfe zur Selbsthilfe und wirken daher langfristig und nachhaltig.“

Die Investitionen in die Landwirtschaft in Entwick- lungsländern zu stärken, ist einer der wesentlichen Beschlüsse des G8-Gipfels vom Sommer 009 in Italien. In den nächsten drei Jahren wollen die Geberstaaten die Landwirtschaft in armen Ländern mit 0 Milliarden US-Dollar fördern. „Was davon allerdings wirklich neues Geld ist und was nur aus anderen Töpfen umgeschichtet wird, ist noch unklar“, sagt Wiggerthale.

Text: Adréana Peitsch/Marita Wiggerthale

Die Geberländer haben ihre landwirtschaft- liche Hilfe in den letzten Jahrzehnten um 75 Prozent auf fünf Milliarden US-Dollar gekürzt.

Mindestens das Fünffache wäre aber nötig.

Milliarden US-Dollar*

Im Jahr 2008 ist die Zahl der hungernden Menschen weltweit um weitere 100 Millionen gestiegen. Umso wichtiger wäre es daher, die Landwirtschaft armer Länder zu fördern.

Denn so ließe sich Hunger am wirksamsten bekämpfen. Doch die Geberländer haben die Entwicklungshilfe für die Landwirtschaft jahr- zehntelang drastisch verringert.

Reis, Weizen und Mais: Von diesen Grundnahrungs- mitteln leben die meisten Menschen weltweit. Es muss darum genug davon produziert werden, und die Menschen müssen sich die Lebensmittel auch leisten können. Deshalb ist es wichtig, dass insbe- sondere Kleinbauernfamilien, Landarbeiter/innen und Frauen gefördert werden.

Wie die Oxfam-Studie Investing in Poor Farmers Pays zeigt, haben die Geberländer ihre Entwicklungs- hilfe für die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten um drei Viertel gesenkt. Nur noch etwa fünf Milliarden US-Dollar investieren sie jähr- lich in den Agrarsektor. „Diese Summe reicht bei weitem nicht aus“, sagt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. „Angesichts des dramatischen

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* inflationsbereinigt mit dem Referenzjahr 2006

Quelle: Oxfam-Berechnungen auf Grundlage von OECD-Daten

beide Fotos auf dieser Seite © Karen Robinson l Oxfam

1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 20

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Öffentliche Entwicklungshilfe für den Agrarsektor

Kampagnen

Die Studie gibt es unter:

www.oxfam.de/download/landwirtschaftsstudie.pdf

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Kurz vor Beginn des G8-Gipfels überreichten Die Toten Hosen gemeinsam mit Oxfams W8-Botschafterinnen an Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul 50.000 Unterschriften gegen Armut. Professor Leonor Briones, Kadiatou Maiga, Rokeya Kabir, die Bundesministerin, Jiraporn Limpananont und Elba Urbina stehen in der ersten Reihe. Dahinter sind Miranda Akhvlediani sowie Breiti, Andi und Campino von Die Toten Hosen zu sehen. (v.l.n.r.)

Gut durchgekocht und reichlich mit CO² gewürzt: Oxfams Big Heads erwärmen beim G8-Gipfel in Italien die Erde.

Während die Welt in Flammen aufgeht, lassen es sich die Big Heads mit Wein und Trauben gut gehen.

50.000 Stimmen gegen Armut

G8-Gipfel 2009

© Mike Auerbach l Oxfam Deutschland© Nicola Sacco l Oxfam-UCODEP

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Einfach Spitze

Vom hessischen Sontra auf die Zugspitze radeln und dabei Spenden für Oxfam sammeln: Dieses ehrgeizige Ziel steckten sich Anfang Juli 0 Schüler/innen der Adam-von-Trott-Schule.

Initiatorin Stephanie Schulte kann zufrieden sein, denn ihre Schützlinge meis- terten die 550 Kilometer mit dem Rad. Dank großzügiger Sponsoren und Eltern kamen so fast .000 Euro an Spenden zusammen!

Die Spenden kommen Oxfams Schulbau- und Trinkwasserprojekt in Burundi zugute. Über 0 Kinder sollen hier zur Schule gehen und etwa 5.600 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Vielen Dank für diesen beispiel- haften Einsatz!

Theater für Oxfam

Am 16. März feierte die Theater-AG der Elsa- Brändström-Schule in Hannover die Premiere von Austausch. Das von Lehrer Wolfgang Scholz geschriebene Stück spielt in einer Transplantati- onsklinik. Es handelt von Gier, Turbokapitalismus und Größenwahn. Der Tradition der Schule ent- sprechend, erhob man von den Besuchern keinen Eintritt, sondern bat um Spenden für Oxfam Deutschland. Insgesamt kamen 500 Euro zusam- men! Wir danken allen Beteiligten ganz herzlich.

www.ausdermitteaufdiespitze.de

Clemenzia Kartein und Joanna Schalnat

© Adam-von-Trott-Schule

© Wolgang Scholz

Fundraising

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17 5 Fragen an...

5 Fragen an...

Paul Bendix

ist Geschäftsführer von Oxfam Deutschland e. V.

Was war der bisher größte Fehler von Oxfam (der Geld gekostet hat), wie hat man ihn entdeckt und reagiert?

Was war der größte Erfolg (in Deutschland und weltweit)?

Wer bestimmt letztlich, wofür Oxfam Geld ausgibt – und wofür nicht?

Worüber streitet man intern gerade richtig heftig und interessant (über Projekte, Geldvergabe, Ideologie ...)?

Viele deutsche Entwicklungsorganisationen bekommen Geld vom Entwicklungsministerium – und sind entsprechend vorsichtig mit der Kritik an der Politik. Wie abhängig ist Oxfam von staatlicher Hilfe?

Theater für Oxfam

Foto Petra Pinzler: © Nicole Sturz . Foto Paul Bendix: © eisermann_photographersatwork_com

Fast 50.000 Euro investierten wir Mitte 00 in einen Spendenaufruf zur Wasserversorgung im Irak. Einen Tag nach Aussendung zerstörten alli- ierte Bomben das UN-Hauptquartier in Bagdad.

Infolgedessen erhielten wir nur knapp 10.000 Euro an Spenden. Tolle Rendite!

Oxfams 00 gestartete Handelskampagne MAKE TRADE FAIR argumentierte, dass der internatio- nale Handel zwar Armut erzeugen kann, dass er aber ebenso ein Mittel zur Überwindung der Armut darstellt. Es kommt eben ganz darauf an. Hier hat Oxfam die entwicklungspolitische Debatte ganz grundsätzlich beeinflusst.

Die Strategie legt die Mitgliederversammlung des Vereins fest. Die laufenden Entscheidungen trifft dann der Geschäftsführer. Seine Arbeit wird durch den Vereinsvorstand kontrolliert.

Über die verschiedenen Formen teils widersprüch- licher Interaktion mit der Wirtschaft: Kritik, Beratung, Gestaltung, Spendenwerbung ...

Der Anteil der Mittel, die wir aus dem Entwicklungs- Haushalt erhalten, ist bisher verschwindend gering.

Unsere – stets höfliche und konstruktive – Kritik an der Politik ist jedenfalls völlig unabhängig davon.

Petra Pinzler

ist Wirtschaftsjournalistin bei der Wochenzeitung DIE ZEIT.

Auf dieser Seite stellen sich Oxfams Mitarbeiter und Botschafter den Fragen von Journalisten. Dieses Mal:

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18 Shops

Karin Manzel kann sich ein Leben ohne „ihren“

Oxfam Shop kaum noch vorstellen. Seit sieben Jahren zählt die Rentnerin zu den mittlerweile fast .000 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, die sich in einem der deutschen Oxfam Shops engagie- ren. „Mir ist es wichtig, aktiv etwas für Menschen zu tun, die in einer Notsituation sind und existen- zielle Sorgen haben“, begründet die 68-Jährige ihren ehrenamtlichen Einsatz für den Laden im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.

Wichtig ist der Shop-Leiterin auch, dass die Arbeit der etwa 50 Ehrenamtlichen in ihrem Team gleich doppelt wirkt. Denn nicht nur die Menschen in armen Ländern profitieren von dem Modell. „Auch für uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lohnt sich das Engagement“, sagt Karin Manzel. „Hier entste- hen Freundschaften, neue soziale Kontakte und ein enger persönlicher Zusammenhalt.“ Das bestätigt auch Shop-Referent Uli Anders, der mehrere Oxfam Shops betreut. „Die Mitarbeiter/innen in unseren Shops wissen, dass sie etwas Sinnvolles tun und identifizieren sich deshalb stark mit ihrer Tätigkeit bei Oxfam“, berichtet er.

Ehrenamt im Oxfam Shop:

Ein Gewinn für beide Seiten

In einer aktuellen Studie analysiert die Prognos AG das ehrenamtliche Engagement in Deutschland nach sozialen und geographischen Faktoren. Dass gerade Menschen jenseits der 50, die viel Lebenserfahrung und Zeit mitbrin- gen, zum Gelingen der Oxfam Shops maßgeblich beitragen, ist demnach eine Besonderheit. Der Untersuchung zufolge sind im bundesweiten Durchschnitt nämlich vor allem die 0- bis 50-Jährigen ehrenamtlich tätig. Nach Uli Anders’

Erfahrung ist ehrenamtliches Engagement außerdem „typisch weiblich“.

„90 Prozent unserer Mitarbeiter/innen sind Frauen.“

Noch eine weitere Besonderheit gilt für die Oxfam Shops. Laut Prognos-Studie, sind in großen Städten – vor allem in der Hauptstadt Berlin – nur weni- ge Menschen für einen ehrenamtlichen Einsatz zu gewinnen. Das sei bei Oxfam ganz anders, so Uli Anders: „Zu uns kommen viele Menschen, die gerne regelmäßig einen halben Tag pro Woche mitarbei- ten möchten – auch und gerade in Berlin.“

Text: Adréana Peitsch Erika Hinz und Manuela Klett aus dem Oxfam Shop in Berlin / Prenzlauer Berg.

Fotos auf dieser Seite: © Julia Baier | Oxfam Deutschland

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+++ Shop-News +++++++++++++

Das Schönste vom Laden

Bei Oxfam, ganz hinten, fast im Verstecke, liegt das Schönste vom Laden: die Bücherecke.

Zwei Stufen hinauf und die Welt kann versinken – welch Reichtum an Büchern zur Rechten und Linken.

Sie wispern ganz leise: „Wir wollen erheitern, die Seele, den Geist, den Verstand Dir erweitern.“

Es konnte noch niemand dem Ruf widerstehen, auch Du wirst bepackt dann zur Kasse gehen.

Dies Wunder, wie kommt es, darf man wohl fragen?

Gewiss doch, gewiss, gern will ich’s Dir sagen.

Ein Ruf ließ die Bücher aus Träumen erwachen und sich auf den Weg in die Rheinstraße machen.

Flugs eilen sie hin, woll’n selber sich spenden, werden freudig erwartet mit offenen Händen.

Doch nun aber, ach, wohin mit dem Segen?

Der Raum ist so klein, man kann sich kaum regen.

Die Kisten und Kästen, die prallvollen Säcke sind hochgestapelt bis an die Decke.

Jetzt zeigt sich, was Oxfamer alles können:

Zuerst den Schmutz vom Golde trennen;

dann prüfen, ordnen, wählen, preisen – und vor allen Dingen die Bücher ganz schnell in den Laden bringen.

Es werden gemeistert die schwierigsten Sachen:

Bleibt nur ein Wunsch: Könnt ich’s noch lange machen!

Dieses Gedicht schrieb Elli Heinrich im Frühling 2000 für Oxfam aktuell.

Sie arbeitete 12 Jahre im Oxfam Shop Berlin Schöneberg.

Elli Heinrich starb am 26.06. 2009 im Alter von 100 Jahren.

Sie wird uns sehr fehlen.

One World Kalender

Ab Oktober 009 bekommt man in den Oxfam Shops oder online den Oxfam One World-Kalender mit wunderschönen Bildern.

www.oxfam.de/kalender

Kaffee.Pause.Fair.

Innerhalb einer Stunde sollen in Deutsch- land mindestens 100.000 Tassen Fair- trade-Kaffee getrunken werden. Diesen Weltrekordversuch startet Transfair am Freitag, den 5. September 009, von 10 bis 11 Uhr.

Viele Oxfam Shops beteiligen sich an der Aktion und schenken in dieser Zeit den Kundinnen und Kunden eine Tasse fair gehandelten Kaffee gratis aus!

www.oxfam.de/kaffee_pause_fair

Erster Geburtstag

Köln | Seit einem Jahr engagieren sich im Oxfam Shop Köln am Friesenplatz 15 mehr als 0 ehrenamtliche Mitarbeiter/

innen. Dieses Jubiläum soll am 5.

September von 10 bis 19 Uhr gefeiert werden: Mit Live-Musik, Büchern zum Kilo-Preis sowie reichlich Kuchen und fair gehandeltem Kaffee. Projektrefe- rentin Reinhild Schumacher berichtet um 1 Uhr über Oxfams Arbeit.

© Lothar H. W. Duclos

Elli Heinrich bei der Verleihung des Verdienstordens

der Bundesrepublik Deutschland 008 in Berlin, mit Bezirksbürgermeister Ekkehard Band.

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Abbildung

Foto Petra Pinzler: © Nicole Sturz . Foto Paul Bendix: © eisermann_photographersatwork_com

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