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Gute Blutzuckerkontrolle noch nach Jahren nützlich

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Academic year: 2022

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Bei Patienten mit Diabetes Typ 2 be- steht ein beträchtlich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. In die- sem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob dieses Risiko durch eine ver- besserte glykämische Kontrolle gesenkt werden kann.

In den vier grossen randomisierten Stu- dien United Kingdom Prospektive Dia- betes Study (UKPDS), Action in Diabe- tes and Vaskular Disease: Pretrax and Diamicron Modified Release Con- trolled Evaluation (ADVANCE), Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes (ACCORD) und dem Vete- ran Affairs Diabetes Trial (VADT) wurde die Verbindung zwischen der Intensität der glykämischen Kontrolle und der Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse untersucht.

An der VADT-Studie hatten 1791 Mili- tärveteranen mit einem durchschnittli- chen Alter von 60,5 Jahren teilgenom- men, die im Durchschnitt seit 11,5 Jah- ren an Diabetes litten. Bei mehr als 40 Prozent der Teilnehmer waren be- reits vor Studienbeginn kardiovasku- läre oder mikrovaskuläre Erkrankun- gen aufgetreten. Der durchschnittliche

HbA1c-Wert der Teilnehmer lag zu Stu- dienbeginn bei 9,5 Prozent. Zur Blut- zuckersenkung erhielten die Patienten eine Kombination aus oralen Anti - diabetika und gegebenenfalls zusätz- lich Insulin.

Am Ende der VADT-Studie war die Rate schwerer kardiovaskulärer Ereig- nisse (primärer Endpunkt) nach einem durchschnittlichen Beobachtungszeit- raum von 5,6 Jahren in der intensiv behandelten Gruppe nicht signifikant niedriger als unter der Standardkon- trolle (Hazard Ratio [HR]: 0,88, 95%- Konfidenzintervall [KI]: 0,74–1,05;

p = 0,14). Nach Studienabschluss kehr- ten alle Teilnehmer zu ihrer vorherigen Versorgung zurück.

Rodney A. Hayward von der Univer- sity of Michigan (USA) und sein Team beobachteten die Teilnehmer nun ohne Intervention über weitere 5 Jahre. Für ihre Nachbeobachtungsstudie konnten die Wissenschaftler die Daten von 92,4 Prozent der ursprünglichen VADT- Studienpopulation auswerten. Als pri- mären Endpunkt definierten sie die Zeit bis zu einem schweren kardiovas- kulären Ereignis (Herzinfarkt, Schlag- anfall, Herzinsuffizienz, Amputation aufgrund eines ischämischen Gan- gräns, kardiovaskulärer Tod).

Ergebnisse

Im Studienverlauf von VADT wurde der durchschnittliche HbA1c-Wert in der intensiv kontrollierten Gruppe auf 6,9 Prozent und in der Kontrollgruppe auf 8,4 Prozent gesenkt. Der Unter- schied der HbA1c-Werte betrug dem- nach 1,5 Prozent. 3 Jahre nach Beendi- gung der VADT-Studie hatte sich diese Differenz auf 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte verringert.

Nach einer medianen Beobachtungs- zeit von insgesamt 9,8 Jahren wies die zuvor intensiv behandelte Gruppe im Vergleich zur Standardgruppe ein signi- fikant geringeres Risiko für den primä- ren Endpunkt auf (HR: 0,83, 95%-KI:

0,70–0,99; p = 0,04). Die absolute Risi- koreduzierung lag bei 8,6 schweren kardiovaskulären Ereignissen pro 1000 Personenjahre.

Eine Senkung der kardiovaskulären Sterblichkeit wurde nach dem verlän- gerten Follow-up allerdings nicht beob- achtet (HR: 0,88, 95%-KI: 0,64–1,20;

p = 0,42). Eine Reduzierung der Gesamt- mortalität konnte nach einem durch- schnittlichen Follow-up von 11,8 Jah- ren ebenfalls nicht festgestellt werden (HR: 1,05, 95%-KI: 0,89–1,25; p = 0,54).

Die langfristigen Effekte der frühen intensiven glykämischen Kontrolle unterschieden sich nicht zwischen Patienten mit hohem oder niedrigem kardiovaskulären Ausgangsrisiko. Des Weiteren zeigte sich keine Heterogeni- tät der Behandlungseffekte bei Patien- ten mit oder ohne vorherige kardiovas- kuläre Ereignisse oder entsprechend dem initialen HbA1c-Spiegel. In einer Sensitivitätsanalyse wurde keine Stich- probenverzerrung festgestellt.

Diskussion

Am Ende des verlängerten Follow-ups kamen Hayward und seine Kollegen zu dem Schluss, dass ein derzeit übliches glykämisches Kombinationsschema bei älteren Patienten, die seit vielen Jahren unter Diabetes leiden, mit einer signifi- kanten Risikoreduzierung für schwere kardiovaskuläre Ereignisse verbunden sein kann.

Da die Gesamtsterblichkeit durch die intensive Kontrolle allerdings auch nach einem Zeitraum von fast 12 Jah- ren nicht gesenkt werden konnte, sollte jedoch der Nutzen des moderat verrin- gerten kardiovaskulären Risikos ihrer Ansicht nach gegen potenzielle Schädi- gungen durch eine zu intensive glyk - ämische Kontrolle sowie gegen Neben- wirkungen wie Gewichtszunahme oder Hypoglykämien abgewogen werden. Petra Stölting

Quelle: Hayward RA et al.: Follow-up of glycemic control and cardiovascular outcomes in type 2 diabetes. N Engl J Med 2015; 372: 2197–2206.

Interessenkonflikte: 2 der 9½Autoren haben Gelder von verschiedenen Pharmaunternehmen erhalten.

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ARS MEDICI 162015

STUDIE REFERIERT

Gute Blutzuckerkontrolle noch nach Jahren nützlich

In einer Nachbeobachtungsstudie des Veteran Affairs Diabetes Trial (VADT) war eine frühzeitige intensive glykämische Kontrolle bei älteren Patienten mit Diabetes Typ 2 nach etwa 10 Jahren mit einem signifikant geringeren kar- diovaskulären Risiko im Vergleich zur Standardkontrolle verbunden. Eine Reduzierung der kardiovaskulären Mortalität oder der Gesamtsterblichkeit wurde allerdings nicht beobachtet.

New England Journal of Medicine

❖Eine frühzeitige intensive glykämische Kontrolle ist bei Patienten mit Diabetes Typ 2 nach etwa 10 Jahren mit weniger kardiovaskulären Ereignissen verbun- den als die Standardkontrolle.

❖Die kardiovaskuläre Mortalität und die Gesamtsterblichkeit werden durch die frühzeitige intensive glykämische Kon- trolle langfristig nicht beeinflusst.

MERKSÄTZE

Referenzen

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