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Insulin bei Typ-2-Diabetes

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Academic year: 2022

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B E R I C H T R A P P O R T

EL L E N JA H N

Patienten mit Typ-2-Diabetes brauchen oft frühzeitig Insu- lin. Sobald man mit oralen Antidiabetika das HbA

1c

-Ziel weniger als 7 Prozent nicht mehr erreicht, ist laut Deut- scher Diabetes-Gesellschaft Insulin indiziert. Aber wie geht man am besten vor? Die meisten Ärzte wählen erst einmal ein Bedtime-Insulin, meist NPH-Insulin. Doch wie im richtigen Leben ist die erste Wahl nicht für jeden die beste …

Die Crux ist, dass es kein überzeugendes Insulinschema gibt, das gleichermassen für alle Patienten mit Typ-2-Diabetes passt. Wenn beispielsweise ein Patient zu hohe postprandiale, aber normnahe Nüchternwerte hat, braucht er Insulin zu

den Mahlzeiten. Also entweder Normalin- sulin oder eins der Insulinanaloga wie As- part, Lispro oder Glulisine. Ein lang wirk- sames Insulin ist in diesem Stadium nicht die geeignete Wahl.

Anders ist die Situation, wenn ein Patient morgens zu hohe, aber tagsüber gute Blutzuckerwerte hat. In diesem Fall ist ein Verzögerungsinsulin zur Nacht indiziert, also entweder NPH-Insulin, Detemir oder Glargin. Zum Glück fehlt es nicht an den passenden Insulinen. Doch welches Be- handlungsregime ist hinsichtlich Aufwand und Nutzen das beste? Wenn Typ 2-Dia- betiker Insulin brauchen, sind sie meist über 60 Jahre und wollen keine allzu kom- plexe Behandlung mehr. Für sie kann die supplementäre Insulintherapie (SIT) eine gute Alternative sein. Es ist ein einfaches Insulinmanagement, das mit fixen Insulin- dosen arbeitet und deshalb leicht über- schaubar ist.

Drei zu Eins zu Zwei

Den Insulinbedarf schätzt man ab, indem man den Nüchternblutzucker mit 0,2 mul- tipliziert, bei stark Übergewichtigen mit 0,3 (Tabelle). Die so ermittelte Insulin-Ta- gesdosis verteilt man im Verhältnis 3:1:2 auf die drei Mahlzeiten. «Wenn die Nüch- ternblutzucker-Werte nicht so recht klar sind, kann man relativ statisch einsteigen:

mit 12 Einheiten eines kurz wirksamen In- sulins vor dem Frühstück, 4 vor dem Mit- tagessen und 8 Einheiten vor dem Abend- essen», empfiehlt der Diabetologe Stephan Maxeiner aus Bosheim. Die Vorteile dieser mahlzeitenorientierten Insulingabe leuch- ten ein: Man muss nichts zwischendurch essen und kann unmittelbar vor der Mahl- zeit spritzen. Den Umgang mit dem hand- lichen Pen lernen auch «betagte» Patien- ten problemlos in der Schulung.

Nur anfangs häufig messen

In der Einstellungsphase sollte man den Nüchternblutzucker und die postprandia- len Werte nach den Hauptmahlzeiten messen lassen. Denn danach richtet sich die Dosisanpassung. Ratsam ist, jede Wo- che um zwei Einheiten zu steigern, bis der Blutzucker zwei Stunden nach den Mahl- zeiten nicht mehr über 150 mg/dl liegt und der morgendliche Blutzucker von 110 mg/dl erreicht ist. Danach reicht ein Drei- punkteprofil, einmal die Woche.

Wenns läuft, läufts gut

«Der entscheidende Vorteil der supple- mentären Insulintherapie ist, dass die Pa- tienten keine eigenständige Dosisanpas- sung lernen müssen, sondern mit festen Insulindosen ohne häufiges Messen klar kommen», erklärte die Diabetesberaterin Birgit Cureu aus Wiesbaden. Niemand muss hier Broteinheiten zählen oder Insulinfak-

Insulin bei Typ-2-Diabetes

Es muss nicht immer «Bedtime» sein ...

K a s t e n 1 :

B e i m K o r r i g i e r e n g i l t d i e

« P o l i t i k d e r r u h i g e n H a n d »

Es ist hilfreich, wenn Insulin sprit- zende Patienten zu hohe Werte selbst korrigieren können. Wer in kleinen Schritten vorgeht und häufig misst, findet schnell heraus, wie viel Insulin er braucht. Als grober Anhaltspunkt gilt: Wenn Patienten viel Insulin brauchen, senkt eine Einheit eines kurz wirksamen Insulins den Blut- zucker um etwa 10 mg/dl. Bei den- jenigen, die wenig Insulin brauchen, könnte eine Einheit Insulin den Blut- zucker um 30 mg/dl abfallen lassen.

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toren multiplizieren. Hinzu kommt, dass die SIT nur ein geringes Hypoglykämie-Ri- siko birgt, weil die prandiale Insulingabe primär die Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten kappt. Das gilt insbesondere, wenn man ein kurz wirksames Insulin- analogon einsetzt.

Was kommt danach?

Erfahrungsgemäss verbessert sich mit der prandialen Insulinsubstitution die Funk- tion der Betazellen. «Meist sinken mit den postprandialen Werten auch der Nüch- tern- und der HbA1c-Wert, sodass wir oft vorerst kein basales Insulin brauchen», er- klärte Stephan Maxeiner. Wenn die Nüch- tern-Blutzuckerwerte nach vier bis sechs Wochen immer noch über 120 mg/dl lie- gen, sollte man allerdings ein Verzöge- rungsinsulin hinzunehmen. Als Basisinsu- lin für die Nacht bieten sich NPH-Insulin oder Insulin Detemir an. Nach den bishe- rigen Erfahrungen ist Letzteres weit ge- hend gewichtsneutral. Die Anfangsdosis des Bedtime-Insulins würde der abend- lichen Dosis des prandialen Insulins ent- sprechen. Wenn auch tagsüber ein Insulin

gebraucht wird, kann man eine zweite Injektion des Basisinsulins am Vormittag ergänzen oder auf Insulin Glargin

umsteigen. ●

Dr. Ellen Jahn Medizinjournalistin Stettenstrasse 39 D-60322 Frankfurt/Main

Interessenkonflikte: keine deklariert

Diese Arbeit erschien zuerst in

«Der Allgemeinarzt» 19/2004.

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autorin.

Ta b e l l e :

S u p p l e m e n t ä r e I n s u l i n t h e r a p i e b e i Ty p - 2 - D i a b e t e s ( S I T )

Vorgehen:

NüBZ x 0,2* = Tagesinsulindosis Tagesinsulindosis : 6 = Einheitenfaktor Aufteilung der Einheiten über den Tag: 3:1:2

Zielwerte:

2 h pp-BZ-Wert < 150 mg/dl (8,3 mmol/l) NüBZ: < 110 mg/dl (6,1 mmol/l) Beispiel:

Für einen NüBZ von 150 mg/dl gilt:

150 x 0,2 = 30 Einheiten (E) 30 E : 6 = 5 E

Aufteilung: 3:1:2: morgens 15, mit- tags 5, abends 10 E eines kurz wirk- sames Insulins

Wenn der Nüchternblutzucker (NüBZ) nach vier bis sechs Wochen noch über 110 mg/dl liegt, ist ein Verzögerungs- insulin für die Nacht indiziert. Seine Anfangsdosis entspricht der Insulin- dosis zum Abendessen.

* bei Stammfettsucht gilt der Faktor 0,3 Einteilung nach Rolf Renner

Kasten 2:

N ü c h t e r n b l u t z u c k e r - w e r t – w a n n m e s s e n ?

Oft wird der Nüchternblutzucker zu spät gemessen. Im Prinzip sollte er wie die Basaltemperatur sofort nach dem Auf- wachen gemessen werden. Wer erst der Familie das Frühstück macht, erwischt nicht mehr den richtigen Wert.

Insulin bei Typ-2-Diabetes

Referenzen

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