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Gliptine bei Typ-2-Diabetes

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Academic year: 2022

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A L F R E D L I E N H A R D

«Sie können Diabetiker über viele Jahre nur dann gut betreuen, wenn Sie dies empathisch und ganzheitlich tun», be- tonte Privatdozent Dr. Christoph Hen- zen, Chefarzt Medizin Bereich II, Endo- krinologie-Diabe tologie, Kantonsspital Luzern, im Rahmen der 12. Fortbil- dungstagung des Kollegiums für Haus- arztmedizin an einem Symposium der Firma Menarini. Obschon heute gut wirksame Medikamente verfügbar sind, kommt man in der Praxis nicht darum herum, die Patienten immer wieder dazu zu motivieren, sich gesund und ausgewogen zu ernähren und sich regel- mässig körperlich aktiv zu betätigen.

Inselzellen frühzeitig schützen

Die genetische Vorbelastung ist nur für knapp 20 Prozent des Diabetesrisikos verantwortlich. Zu 80 Prozent ist die Diabetesentwicklung dem schädlichen Lebensstil anzulasten, hauptsächlich den ungünstigen individuellen Ess- und Bewegungsgewohnheiten. Wenn die Glukosetoleranz in der Anfangsphase der Diabetesentwicklung pathologisch

wird, ist nicht nur die Insulinempfind- lichkeit, sondern bereits auch die Insu- linsekretion vermindert. Um die Insel- zellen frühzeitig vor der Erschöpfung und der Apoptose zu schützen, eignen sich Diabetesmedikamente, die bei der Inkretinwirkung ansetzen. Das im Dünn- darm bei der Nahrungsaufnahme freige- setzte endogene Inkretinhormon GLP-1 (glucagon-like peptide-1) schützt nicht nur die Inselzellen, sondern hilft auch aktiv bei der Insulinsekretion mit, redu- ziert zudem den Appetit, hemmt in der Leber die Glukoneogenese und er- höht im Muskel die Empfindlichkeit für Insulin.

DPP-4-Inhibitoren

GLP-1 wird aber schon innerhalb von zwei bis drei Minuten durch die Pro- tease DPP-4 (Dipeptidylpeptidase-4) in- aktiviert und anschliessend über die Nieren ausgeschieden. Sitagliptin (Janu- via®, Xelevia®) und andere DPP-4-Inhi- bitoren hemmen den Abbau des endo- genen GLP-1. Dadurch verstärken und verlängern diese oralen Antidiabetika die Wirkung des endogenen Inkretin- hormons. Die GLP-1-Analoga Exenatide

(Byetta®) und Liraglutide (Victoza®), die subkutan injiziert werden müssen, wirken als «Inkretin-Imitatoren» mit ver- längerter Halbwertszeit.

Gliptine machen nicht dick

Mit einem DPP-4-Inhibitor, einem GLP-1- Analogon oder einem Sulfonylharnstoff kann der HbA1c-Wert jeweils um etwa 1 Prozent reduziert werden. Soll das HbA1cum mindestens 2,5 Prozent und mehr gesenkt werden, braucht man Insulin, so der Referent.

Die Wirksamkeit von Sitagliptin ist so- wohl in Monotherapie als auch in Kom- bination mit Metformin (Glucophage®

oder Generika) oder Glimepirid (Ama- ryl® oder Generika) durch Studien gut belegt. Eine wichtige Eigenschaft des Gliptins ist seine Gewichtsneutralität.

Studien mit Sitagliptin in Mono- und Kombinationstherapien

In einer 18-wöchigen, randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie, B E R I C H T

ARS MEDICI 20 2010

801

Gliptine bei Typ-2-Diabetes

Zur Mono- und Kombinationstherapie geeignet

Gliptine (DPP-4-Hemmer) eignen sich zur Kombinationstherapie mit den herkömmlichen Antidiabetika, wenn Metformin und Sulfonylharnstoffe — allein oder zusammen — zur Blutzuckerkontrolle nicht ausreichen.

Als Monotherapie können Gliptine eingesetzt werden, wenn zum Beispiel Metformin nicht vertragen wird. Ein HbA

1c

-Wert unter 7 Prozent bei guter Lebensqualität bildet bei Typ-2-Diabetes das Therapieziel.

PD Dr. med. Christoph Henzen, Chefarzt Medizin Bereich II, Endokrinologie-Diabe tologie, Kantonsspital Luzern

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an der sich 521 Patienten mit Typ-2-Dia- betes beteiligten, reduzierte die Mono- therapie mit Sitagliptin (einmal täglich 100 mg) den HbA1c-Wert im Vergleich zu Plazebo um 0,6 Prozent. Anfänglich be- trug das HbA1c bei diesen Patienten, deren Blutzucker auf Diät und körper - liche Aktivität ungenügend angespro- chen hatte, durchschnittlich 8,1 Prozent.

Bei Patienten mit hohen Ausgangswer- ten (≥ 9%) senkte Sitagliptin das HbA1c plazebokorrigiert jedoch um 1,2 Prozent.

Während 24 Wochen erhielten 701 Pa- tienten mit Typ-2-Diabetes, deren Blut-

zucker unter Metforminmono therapie nicht ausreichend kontrolliert war (HbA1c

durchschnittlich 8%) im Rahmen einer randomisierten plazebokontrollierten Doppelblindstudie zusätzlich entweder Sitagliptin (100 mg einmal täglich) oder Plazebo. Die Kombinationstherapie mit dem Gliptin erreichte im Vergleich zu Plazebo eine signifikante Reduktion des HbA1c-Werts um 0,65 Prozent.

In einer weiteren randomisierten plaze- bokontrollierten Doppelblindstudie be- wirkte Sitagliptin im Vergleich zu Pla- zebo nach 24 Wochen als zusätzliche

Behandlung bei ungenügend wirksamer Sulfonylharnstofftherapie (Glimepirid) eine HbA1c-Reduktion von 0,57 Prozent.

Als Add-on-Behandlung bei ungenü- gend wirksamer Glimepirid-Metformin- Kombinationstherapie erreichte das Gliptin eine Reduktion von 0,89 Pro-

zent.

Alfred Lienhard

802

ARS MEDICI 20 2010 B E R I C H T

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