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1c HbA zur Diabetesdiagnose

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460 thema LABOR 1/2011

BERICHT

Unter bestimmten Voraus - setzungen empfiehlt die SGED das HbA

1c

nun auch zur Dia- gnose des Diabetes.

Renate Bonifer

Die Schweizerische Gesellschaft für Diabe- tologie und Endokrinologie (SGED) hat die Diagnosekriterien der American Diabetes Association (ADA) bezüglich HbA1c über- nommen: 5,7 bis 6,4 Prozent gilt als Prädia- betes, ab 6,5 Prozent als Diabetes.

HbA1c kann in einer Vollblutprobe unab- hängig von Tageszeit und Nüchternstatus bestimmt werden. Auch die Lagerung der Blutprobe führt nicht zu grösseren Abwei- chungen, denn das HbA1cbleibt bei 4 °C für eine Woche stabil, bei -70 °C sogar für min- destens ein Jahr.

Allerdings ist HbA1cnicht bei allen Perso- nen für eine Diabetesdiagnose geeignet, beispielsweise nicht bei Schwangeren so- wie bei Störungen des Blutbilds, wie bei Patienten mit chronischen Nieren- oder Lebererkrankungen, perniziöser Anämie, Eisenmangelanämie, Sichelzellanämie oder Thalassämie. Auch kürzlich erlittene starke Blutungen oder Bluttransfusionen verfäl- schen den HbA1c-Wert und können zu Fehl- diagnosen führen.

Während es bei der Verwendung von HbA1c als Monitoringparameter in erster Linie auf den langfristigen Trend und weniger auf einen ganz exakten absoluten Messwert ankommt, zählt bei einer diagnostischen Messung jeder Zehntelpunkt. Die SGED weist darum ausdrücklich darauf hin, dass der HbA1c zum Zweck der Diabetesdia - gnose nur mit standardisierten Testverfah- ren ermittelt werden dürfe.

HbA

1c

und Diabetesprävalenz

In der Schweizer Seniorlabor Study hatte man bei 899 offenbar nicht diabetischen Personen im Alter von 60 bis 96 Jahren ein- malig NPG und HbA1cbestimmt. Gemäss NPG waren 71 Prozent gesund, 26 Prozent prädiabetisch, 3 Prozent Diabetiker. Ge- mäss HbA1cwaren nur noch 32 Prozent ge- sund, aber 61 Prozent prädiabetisch und 7 Prozent Diabetiker. HbA1c-Werte und NPG korrelierten nicht bei allen Personen:

18 Prozent der gemäss NPG prädiabeti- schen Personen hatten einen normalen HbA1c. Unter den «NPG-Diabetikern» wie- sen 3 Prozent einen normalen und 14 Pro- zent einen prädiabetischen HbA1c auf.

Anders ausgedrückt: Hätte man nur die NPG bestimmt, wären 60 Prozent der Dia- betiker in diesem Kollektiv unentdeckt ge- blieben, hätte man nur HbA1c bestimmt, blieben 8 Prozent unentdeckt (1).

Gegenüber dem oralen Glukosetoleranz- test (oGTT) schneidet das HbA1cschlechter ab. Dies ergaben die HbA1c- und oGTT- Messwerte in einer 4-Jahres-Kohorte mit 522 Übergewichtigen mit gestörter Glukose - toleranz zu Studienbeginn. Rund 60 Prozent der Diabetiker wären unerkannt geblieben, wenn man nur den HbA1cgemessen und keine oGTT durchgeführt hätte (2).

HbA

1c

und Alter

Es ist unklar, ab welchem Schwellenwert höhere HbA1c-Spiegel im Alter als krank- haft zu betrachten sind. Die Deutsche Dia- betes Gesellschaft (DGG) betrachtet den HbA1ctrotzdem als gut geeignet zur routi- nemässigen Untersuchung älterer Perso- nen, zumal in dieser Altersgruppe Diabetes häufig unterdiagnostiziert sei (3).

Auf der anderen Seite des Altersspektrums warnt man vor dem Gebrauch des HbA1c- Grenzwerts für Erwachsene zur Diabetes- diagnose bei Kindern und Jugendlichen (4).

Im Vergleich mit der NPG-Bestimmung

wurde mit dem HbA1c-Grenzwert > 6,5 Pro- zent nur jeder zweite jugendliche Typ-2- Diabetiker erkannt. Bei Kindern und Ju- gendlichen sollte man weiterhin bei NPG und oralem Glukose toleranztest für die Diabetesdiagnose bleiben.

HbA

1c

als Screeninginstrument

Im Gegensatz zur SGED hat sich die DGG den Empfehlungen der ADA nicht vollstän- dig angeschlossen. Sie begründet ihre Zu- rückhaltung vor allem damit, dass NPG und HbA1cerstaunlich oft divergierende Re- sultate lieferten. Bei einem HbA1c von 5,7 bis 6,4 sollte der Blutzucker darum nach her- kömmlichen Kriterien bestimmt werden.

Auch bei Diabetessymptomen (Gewichts- verlust, Polyurie, Polydipsie) sollte primär eine Glukosemessung erfolgen, ebenso bei HbA1c-verfälschenden Umständen, so die DGG.

Das HbA1cwird von der DGG also eher als Screeninginstrument für Diabetes be- trachtet, während man sich bei der Dia- gnose doch lieber auf NPG oder oGTT ver-

lassen sollte. ◆

Renate Bonifer

Quellen:

1. Medina Escobar P, Risch M et al.: Prevalence of Pre- diabetes and Undiagnosed Diabetes Mellitus in the Healthy Swiss Elderly: Results from the Seniorlabor Study. Abstract an der Jahrestagung der Schweizeri- schen Gesellschaft für Klinische Chemie 2010.

2. Pajunen P, Peltonen M, Eriksson JG et al.: HbA(1c) in diagnosing and predicting Type 2 diabetes in impaired glucose tolerance: the Finnish Diabetes Prevention Study. Diabet Med 2011; 28(1): 36-42.

3. Stellungnahme der Deutschen Diabetes Gesell- schaft, diabetesDE und des Kompetenznetzes Dia- betes mellitus zur Verwendung des HbA1c-Wertes als Biomarker zur Diabetesdiagnose:

http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/

redaktion/news/Stellungnahme_HbA1c_final.pdf 4. Lee JM et al.: Diagnosis of Diabetes using Hemo- globin A1c: Should Recommendations in Adults Be Extrapolated to Adolescents? J Pediatrics 2011; doi:

10.1016/j.jpeds.2010.11.026.

HbA 1c zur Diabetesdiagnose

Was gilt es zu beachten?

Referenzen

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