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(1)171 ötudien über die indische Erzählungsliteratur

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171

ötudien über die indische Erzählungsliteratur.

Von Jarl Charpentier.

2. Das Mätangaj ätaka.

Das Jätaka 475 (Fausb0lHV, p. 875£F.) fiilirt den Namen

M&tangajätaka nach der Hauptperson der Erzählimg. Denn „früher,

als Brahmadatta König war in Benares, wurde das Große Wesen

außerhalb der Stadt in emer cäw^ä^-Familie ^) geboren '. Es erhielt 5

den Namen Mätafiga und wurde bald „der weise M." (Mätanga-

pandito) genannt*). Ein Gildemeister in Benares hatte zu dieser

Zeit eine schöne Tochter, namens Ditthamaiigalikä ; diese pflegte

jeden Monat nach einem bestimmten Park zu gehen, um den dort

versammelten Leuten zu essen und zu trinken zu geben. Eines lo

Tages aber begegnete sie gerade am Eingang des Gartens dem

Mätanga, und als sie hörte, daß er ein cändäla war, rief sie „Ach,

vnr sind einem unglücklichen Omen begegnet"*) und kehrte zurück.

Die Leute vrarden darüber sehr zornig und prügelten den Weisen.

Da beschloß dieser die Ditthamaiigalikä zu gevminen und nahm 16

seinen Platz an der Türe des Gildemeisters. Als sie ihn fragten,

warum er dort liege, sagte er: „Ich wünsche nichts anderes als die

Dittti*m^'*g*li^*'- siebenten Tage schließlich gaben sie ihm

das Mädchen, und die beiden nahmen im cändSda-T>OTi ihren Wohn-

1) Dafi es außerhalb der Städte öfters CSnd £1 a dörfer gab, bestätigen die jatakas, i. B. JSt. 474 (F. IV, p. 200) und 498 (F. V, p. 390). Vgl. darüber Fick, Soziale Gliederung, p. 204.

2) Die Geschichte des MStanga ist offenbar schon dem Suttanipäta be¬

kannt. Vgl. die Verse 137—139:

137. tad aminäpi jänätha yathä me 'dam nidassanam candälaptUto sopako Mätango iti vissuto.

138. so yasam paramam patto Mätango yam sudurlabham

äganchum tass' upatthänam khattiyä brähmanä bahü.

139. so devayänam äruyha virajarn so mahäpatharn

kämarägam viräjetvä brahmaloküpago ahü

na nam jäti niväresi brahmalolcüpapattiyä.

Auch der Mil. P., p. 123 ff. kennt das MSUngaj&taka (vgl. Windisch, SA. XXVI, 2, p. 20 ff.).

3) Vgl. die Geschichte im SarabbangaJ&taka (Nr. 522, Fausbell V, p. 134).

s

(2)

172 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.

sitz. Nach einigen Tagen aber dachte Mätanga: »Nur dadurch, daß

ich in ■ die Hauslosigkeit ziehe , kann ich dieser Frau die besten

Gaben und die höchste Ehre geben, nicht in anderer Weise". Und

er zog fort und erreichte in sieben Tagen die acht samäpattCs

s nnd die fünf abhiilna'a. Dann kehrte er zurück, ging wieder weg

und kam am Vollmondstag als ein großer Brahma, die Mondscheibe

durchbrechend, zurück. Die Ditthamaftgalikä hatte zu dieser Zeit

ihre Reinigung , der Heilige aber berührte ihren Nabel ^) , und sie

empfing einen Sohn. Dann ging er wieder in den Mond ein.

10 Nach einiger Zeit gebar die Frau einen Sohn, der, weil er in einem

Pavillon geboren war, den Namen Maijdavyaknmäraerhielt. Als

dieser älter wurde , gab er täglich sechzehntausend Brahmanen

Nahrung.

Eines Tages dachte jetzt der heilige MätaAga: „Wie geht es

16 wohl jetzt dem Sohne der Dit^hamaftgalikä ? — Heute werde ich

gehen, um den jungen Mann zu bekehren", und er kleidete sich in

zerfetzte Lumpen , nahm seine Bettlerschale und ging dahin. Als

Mandavya ihn sah, schmähte er ihn und die Brahmanen trieben ihn

unter Schlägen weg. Er fuhr durch die Luft hinweg und setzte

«0 sich anderswo in der Stadt nieder, um seine Nahrung zu verzehren.

Die yaksa's aber wurden über das schlechte Benehmen des Jüng¬

lings sehr zornig und plagten ihn und seine Brahmanen , so daß

ihre Glieder verzerrt wurden, und sie wie tot dalagen. Die Leute

meldeten das Geschehene der Ditthamafigalikä. Heftig erregt ging

85 sie dorthin , sah das Unglück , verstand alles , suchte den großen

Weisen auf und bat ihn um Schonung: Dieser heilte den Sohn

und die Brahmanen und belehrte Mandavya. Die Brahmanen

wurden von ihren Kastengenossen weggetrieben imd zogen ins

Reich des Königs Mejjha. Damit endet das eigentliche MätaAga-

so jätaka

Diese Geschichte hat ihr Gegenstück im XII. Kapitel des

Uttarajjhayana, in den Handschriften genannt Hariesijfarn , d. h.

die Geschichte von Harikeäa^). Nach dem Referat, das Jacobi

1) Vgl. SämajStaka (F. VI, p. 73) und die soeben zitierte Stelle des Hil. P.

2) Dies ist natürlich nur — wie so oft in den JStakas — eine Benennung ad hoc, kein wirklicher Name. Nach Utt. beifit er ja sonst Rudradeva.

3) Die zweite Geschichte, von den Begebenheiten in dem Königreich des Mejjha und wie dies durch eineii Aschenregen verwüstet wurde, gehört nicht hierher. Man beachte, dafi diese Erzählung auch dem Majjh. Nik. bekannt ist.

Es beifit dort (I, p. 378, II, p. 63 T. in K. E. Neumann's Übersetzung): irnnam manopadosena tam Dandakärannam (dies deutet wolü auf die Geschichte von dem grimmen König Dandakin in dem nordbuddhistischen Sarabhaügi^ätaka, Mhv. III, p. 361 (vgl. auch Jät. 530 G. 27), vgl. K. E. Neumann, Majjh. N. II, p. 687; s. auch Asvaghosa's Buddhacar. XI, 21) Kälingärannam Mejjhärannam (vgl. Jät. 530 G. 28) Mätangärannam araniiam arantiahhütam usw.

4) Leider ist mir hier kein anderer Text des Utt. zugänglich als die Ab¬

schrift, die ich selbst aus einer Handschrift bei Prof. Jacobi in Bonn verfertigt und später mit dem Text einer Berliner Handschrift verglichen habe.

1 6

(3)

Charpentier, Studien über die inditehe ErxähUmgiliteratur. 173

SBE. XLI, 50, Nr. 1 über die Erzählung des Devendra in seiner

tikä zur Stelle gegeben hat, war Harike^a^) 6alako;tha Haupt eines

cändäla-Sta.mms. Mit seiner Gemahlin Gaurl hatte er einen Sohn,

Baia, der später ein großer jainistischer Heiliger wurde. Einmal

kam dieser Harikeäa-Bala zum Tinduka-Park in der Nähe von s

Benares, dessen Schutzgeist, ein ydksa, sein eifriger Verehrer

wurde. Die Tochter König Kausalika's, Bhadrä, kam öfters um den

yaksa zu verehren, als sie aber den schmutzigen Asketen gewahr

wurde, konnte sie ihre Verachtung nicht verbergen. Der yaksa

aber machte sie deswegen wahnsinnig. Als sie nicht geheilt werden lo

konnte, nahm der König seine Zuflucht zu dem Heiligen, dem er

seine Tochter anbot. Bala lehnte sein Anerbieten ab, Bhadrä aber

wurde mit dem Purohita Rudradeva vermählt. Jetzt setzt die

Erzählung des Uttarajjhayana-Kapitels ein nnd erzählt folgender¬

maßen : Ii

1. ^)sovägakulasamlihüo gunuttaradharo muni

Harieaa-Balo näma äs'i bhikkhü jiindio.

3. managutio vayagutto käyagutto jiindio

bhikkhatthä batnbhaijjammi jannavädarnnC uvatthio

4. tarn päsiünam ejjantatn tavena partsosiyam «o

^)pantovahiuvagaranarn uvahasanti anäriyä.

5. jäimayapadivuddhä himsagä ajiindiyä

abambhacärino bälä irnarn vayanam ahbavt.

„Hariesa-Bala entstammte einer cän^öZa-Pamilie, war aber ein

Heiliger, mit den höchsten Tugenden begabt, ein Mönch mit ge- «5

zügelten Sinnen (1). . . Er sündigte weder in Gedanken, noch in

Worten oder Handlungen und zügelte seine Sinne. Als er bettelte,

kam er (einmal) an einen brahmanischen Opferplatz (3). Als sie,

die Unwürdigen, ihn kommen sahen mit von Askese verdorrtem

Körper, im äußersten Elend sich befindend, verlachten sie ihn (4). »o

Von Kastenstolz aufgeblasen. Töter von Tieren, mit ungezügelten

Sinnen, unkeusch und unverständig, sprachen sie folgende Worte (5).*

Dann folgt das Gespräch des Brahmanen mit dem heiligen

Mätaäga-Hariesa, das sich in genauer Entsprechung im Jätaka und

Uttarajjhayana vorfindet. Es heißt nämlich Jät. 497, G. 1: »»

kuio nu ägacchasi rummaväai*)

otdUako pamsupisäcako va

samkäracolam pafimucca kanihe,

ko re tuvam hohisi adakkhineyyo.

1) Harikesa = „blondhaarig* ist wahrscheinlich der Name eines Stammes unter den VBtadhSnakas, einem westlichen Volke. Darüber habe ich weiter in meinen ,Stud. z. ind. ErzählungsUteratur* 1, p. 161 ff. gehandelt.

2) Die einleitenden Verse sind deutlich späterer Zusatz.

3) panta° ist wohl sanskr. pränta°.

t) Ober rummaväsi weifi ich nichts zn sagen , ebensowenig wie über rummarüpim in G. 22c. Prof. K. P. Johansson vermutet, daß rummaväsi

(4)

174 Charpentier, Studien über die indische ErzählungsUteratur.

In Utt. XII, 6—7 fragt Rudradeva:

6. kayare ägacchai diUarüvo käle vigcerüle phukkanOse^) umcuielae pamsupisäyabhüe^)

i samkäradüsam parihariya Tcantke.

7. kayare tumarn iya adamsanvjje

käe va äsä iha-m-ägao ^ai

umacelagä parnsupisäyabhüyä

gaccha kalähirn kirn iharn thio at.

10 „Was für ein vornehmer Herr kommt wohl hier? Er ist

schwarz , schrecklich aussehend , mit krummer (?) Nase , elend ge¬

kleidet, ein wahrer Schmutzteufel, mit einem schmutzigen Kleid

um seinen Hals gewickelt (6).

Wer bist du, Ungeheuer? In welcher Hoffnung bist du hier-

15 her gekommen? Du schlecht gekleideter Schmutzteufel, geh zur

HöUe! Warum stehst du hier?" (7).

Die Zeile 7* entspricht deutlich G. 1*; ich würde in dem

päli-Vers eher ein dem pkl adarnaaryijje entsprechendes adasaa-

neyye lesen, denn der Asket hat noch nicht um eine daksinä ge-

io beten.

Und der Heilige antwortet mit folgenden Worten, Jät. 497, G. 2:

annarn tava-y-idarn pakatarn yaaassi,

tarn khajjare bhunjare piyyare ca,

jänäsi tvarn^) paradattüpajivim,

ti uttitß.a, pindam*) labhatam sapäko.

und Utt. xn, 10:

viyarijjai khajjai bhujjai a

annarn pabhUyarn bhavayänarn eyarn,

jänähi me jäyanajivano tti,

80 sesävasesarn lahaü tavasst.

möglicherweise eiue prakritische Form von sanskr. ruhmapaiin- sein könnte.

ruhna- heißt doch sonst immer ruppa-. Vgl. über rumma° Morris, JPTS.

1891—93, p. 12f.

1) Was phukka" ist, weiß ich nicht; Jacobi übersetzt ,with a tumed-up nose*. In Desln. 6, 34 kommt vor ein phukkä mithyä. Man könnte daraus auf ein phukka" , krumm* schließen. In dieser Meinung bestätigt mich Prof.

Jacobi (Brief 20. V. 08).

2) pämsupÜäca- (auch piiäcadipikä) ist gewöhnlich .Irrlicht, Kobold", vgl. Majjh. Nik. 79, Lalit. p. 322, 11 und Roth, Festgr. an Böthlingk, p. 97.

3) BdC» jänäsi mam tvam; es ist wohl am ehesten jänäsi mam para- dattüpajivirn nach Utt. XII, 10 c : jänähi me usw.

4) So die Ausgabe; es ist aber uttitthapindam nach G. :!o» zu lesen, wo der Komm, es mit ucchitthakarn pindarn erklärt. Vgl. den Utt-Vers (XII, lOd); sesävasesarn.. tjber uttiittha usw. s. Trenckner, Mil. P., p. 426.

Und vgl. auch DbammapSla zu Therig. 329.

(5)

Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 175

„Viele Speisen werden von euch verteüt, gegessen und ge¬

nossen; wisse, daß ich von Gaben lebe, und laß den Heiligen das

kleinste Überbleibsel bekommen!"

Aber die demütige Bitte des rieiugen wird abgewiesen. Der

stolze Brahmane antwortet nämlich folgendermaßen: Jät 497, G. 3: 5

annarn mama-y-idain pakatarn brähtnanänam

attatthäya saddahato mama-y-idam.

apehi ettho, kim idhatthito si

na mädisä tuyham dadanti jammä.

Und Utt. XII, 11: «0

uvakkadam bhäyanam^) mananänam

attatthiyam^) siddham ih'eyayatfham^).

naü vayarn erisarn annapänarn

dähäma tujjham, kim iharn thio 'si.

„Die Mahlzeit ist den Brahmanen bereitet geworden — für is

uns ist sie fertig gemacht und nur für uns; nicht woUen wir

solche Speisen und Getränke dir geben — warum stehst du also hier '?

Die Zeilen " und der Gäthä müssen wahrscheinlich um¬

gestellt werden, da der Sinn dann besser wird.

Als der große Heilige diese xüitwort gehört, sagt er: *o

Jät. 497, G. 4:

thale ca ninne ca vapanti bijam

anüpakhette phalam äsasänä,

etäya saddhäya dadähi dänam,

app'eva ärädhaye dakkhineyye. u

ünd Utt. XII, 12:

thalesu biyäim vavanti käsayä

taheva ninnesu a äsasäe*).

eyäi saddhäi dadähi majjham.

ärähae punnam inam khu khettarn. so

„Die Säemänner werfen Körner in hoch und niedrig belegenen

Feldern in der Hoffnung (Ernten zu bekommen); in derselben

Hoffnung magst du mir geben , denn du wirst hier ein gesegnetes

Feld finden."

Mandavya-Rudradeva nimmt das Gleichnis auf und erwidert, S5

Jät. 497," G. 5:

1) Jacobi Ubersetzt , dinner"; sonst ist es wohl gewöhnlich „Bettlertopf*, z. B. Uväs. Das. § 77 Hoernle.

2) „Zu eigenem Gebrauch*.

3) etadartham „zu diesem Zweck'.

4) Vgl. JSt. 535 G. 54: äsäya khettäni kasanti kassakä \ vapanti bljärä. ..

S. auch JPTS. 1906—1907, pp. 80 und 116f.

J 6 «

(6)

X76 Charpentier,-Studien über die inditehe Erxähhmgiläeratur.

khettäni mayham viditäni loke

yea" äharn brjäni patitthapemi, ye brähmanä Jätimantüpapannä tänidha khettäni aupeaaläni.

5 Und Utt. xn, 13:

khettäni amhe viiyäni loe

jehim pakinnä virvhanti punnä,

je mähanä jäivijjovaveyä täifn tu khettäim aupeaaläim.

10 «Wir sind in der Welt bekannt als die Felder, auf welchen

reiche Ernten hervorwachsen — denn die Brahmanen, die hohe

Geburt und höchstes Wissen besitzen, sind die gesegneten Felder.*

Die unbedeutende Verschiedenheit der Zeilen a und b der

beiden Strophen erklärt sich ja sehr gut dadurch, daß Rudradeva

18 ein Brahmane ist, Mandavya aber nicht.

Der Heilige antwortet jetzt folgendermaßen, Jät. 497, G. 6—7:

6. jätimado ca atimänitä ca

lobho Ca doao ca modo ca moho

ete agunä yeau va aanti aabbe

M tänidha khettäni apeaaläni.

7. jätimado ca atimänitä ca

lobho ca doao ca modo ca moho

ete agurxä yeau na aanti aabbe

tänidha khettäni aupeaaläni.

K Und in Utt. XH. 14—15, wo der zweite Vers eine andere Formu¬

lierung bekommen hat, jedoch in derselben Weise wie G. 7 schließt:

14. koho ya mäno ya vaho ya yeairn

moaam adattam ca pariggaham ca

te mähanä jäivijjävihinä

80 täini tu kfiettäim supävayäim.

15. tubbhe cea bho bhäsaharä giränam,

attharn na yänäha ahijja vee^),

uccävayäirn muriino caranti, täirn tu khettäirn supesaläirn.

35 „Die Brahmanen, welche zürnen, stolz sind und töten, stehlen,

geizig sind und Eigentum besitzen, sind ohne Kaste und Wissen —

das sind die sehr schlechten Felder (14).

Ihr haltet die Worte der Hymnen , den Sinn verstehet Ihr

nicht, obschon Ihr die Veda's studiert; bei Hohen und Niedrigen

40 kehren die Heiligen ein — dies sind die gesegneten Felder' (15).

1) Vgl. J5t. 497 G. 18 >i: attham na jänäti adhicca vede nnd Utt. XIV, 9 ahijja vee parivissa vippe.

1 fi

lk

(7)

Charpentier, Studien über die inditehe JtLrzählungtliteraiur. Yll Es scheint klar, daß der V. 15 des Utt. viel ursprünglicher

ist als die G. 7, die nur eine Wiederholung der G. 6 ist.

Eine schärfere Predigt über die Laster der reichen und geld-

süchtigen Brahmanen als die des Utt.-Verses gibt es wohl kaum.

Auch ist es jetzt mit der Geduld des Maijdavya-Rudradeva ganz aus. 5

In Utt. XII, 16 ruft er:

ajjhäveyänam padikülabhäsi

pabhäsase kim nu sagäse amham,

am eyam vinassau annapänarn

na ya nam däkämu tumam niyantkä. lo

,Du Schmäher der Veda - Gelehrten , wie getraust du dir so

etwas in unserer Nähe zu sagen. Eher werden diese Speisen ver¬

nichtet werden, als daß wir dir, elender Asket, etwas geben."

Und als der Heilige noch wagt, folgendermaßen zu antworten:

17. samiikim majjham susamähiyassa is

guttihirn. guttassa jiindiyassa jai me na dähittha ahesanijjam

kim ajja jannäna labhittha läbharn

„Falls ihr nicht mir, der ich die Samiti's beobachte, von

den Gupti's beschützt bin und meinen Sinn zügle, das gebt, was «o

ich wünsche, was für einen Gewinn werdet ihr dann von den Opfern

erhalten?"

ruft Rudradeva in höchstem Zom seine Diener herbei:

18. ke ittha khattä uvajoiyä vä

ajjhäveyä va saha khandiyehim^), a

eyam dandena phalaena kantä,

kanthammi ghettüna khalittha jammam ^).

„Gibt's hier keine Krieger oder Priester, die das Feuer be¬

sorgen, oder Lehrer mit ihren Schülern? Prügelt diesen mit

Stöcken und Brettem, packt den Elenden an der Kehle und werft so

ihn hinaus."

Dieser Vers wirft Licht auf die wunderlichen Namen in

Jät. 497, G. 8:

katth' eva bhatthä^) Upajotiyo ca

Upajjhäyo athavä Bhandakucchi, 36

1) Ichandiya- (sanskr. °ka-) muß bedeuten „wer die heiligen Texte studiert, BchUler", aus khanda „Abschnitt eines Textes" ; vgl. khandikopädhyäya- „ein best. Lehrer". Pat. zu Värtt. 13 zu P. I, 1, 1. Dieselbe Erklärung habe ich später bei Leumann Aup. S. Gloss, gefunden.

2) So lese ich statt des handschriftlichen jo nam nach dem Jstakavers, s. unten.

3) bhatthä wird wobl kaum richtig sein; die Handschriften lesen: Cd kattham katthä, C» kattha hattlm, Bds kvattha gatä. Es wird wohl entweder katth' eva bhattä {hhatta etwa „Doktor") oder eher katth' eva khattä (khattä

Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXIII. 12

(8)

178 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.

imassa dandarl ca vadhan ca daiva

gale gahetva hhalayätha jammam^).

Es sind mindestens Upajotiyo und Upajjhäyo keine Eigen¬

namen, das zeigt deutlich Utt. XII, 18. Das wunderliche Bhanda-

6 kucchi ist schwieriger. Zwei Handschriften haben ganda° , und

es ist ja gar nicht unmöglich, daß das Wort irgend eine Ent¬

stellung eines mit khandiyehim ziemlich gleichen Wortes enthält.

Wie das aber lautet, kann ich nicht mit irgend welcher Bestimmt¬

heit vermuten-).

10 Dann gehen die Szenerien der beiden Texte ein wenig aus¬

einander. Im Jätaka suchen die herbeiströmenden Brahmanen den

Heiligen zu schlagen , dieser aber steigt in die Luft auf und ver¬

schwindet mit den Worten :

9. girin ndkhena khanasi ayo dantena khädasi

15 jätavedam padahasi yo isirn paribhäsasi^).

In Utt. xn, 19 flf. heißt es:

19. ajjhäveyänarn vayanam sunittä

utthäiyä tattha bahü kumärä

dandehim vittehim kasehim ceva

io satnägayä tarn isirn tädayanti.

20. ranno tahim Kosaliyassa dhüyä

Bhaddä i*) nämena anindiyangi

tarji päsiyä samjayam hammamänarn

kuddhe kumäre parinivvavei.

tb 21. „deoäbhiogena nidenarii

dinnä tu rannä manasä na jhäyä

narindadetdndabhivandienam

jena'mhi vantä isinä so eso^).

22. eso hu so tiggatavo mahappä

»0 jiindio sarnjao bambhayäri,

jo me tayä necchai dijjamänim

piunä sayarn, Kosaliena rannä.

= kfatar- „Aufwärter, Türhüter, Individuum aus einer Mischlingskaste, Wagen- fuhrer') zu lesen sein. Mein Freund, Dr. Smith, hat mir die ansprechende Ver¬

mutung ausgesprochen, daß bhatthä = bhraftäh „fortgegangen verschwunden' sei.

1) Vgl. Jät. 474 G. 9 (F. IV, p. 205): imassa dandan ca vadhan ca datvä gale gahetva hhalayätha jammam.

2) Bhandakucchi = etwa „Tonnenbauch, Schmerbauch'. Vielleicht ein Spottname gewisser Brahmanen.

3) Diese Gäthä ist mit der entsprechenden Gäthä in Utt. (s. unten) schon von Morris, JPTS. 1891—93, p. 51ff. verglichen worden. S. weiter Windisch, Mära und Buddha, p. 124, n. 1 (über Samy. Nik. 1,4,3,5,22 ed. Feer I, p. 127; derselbe Vers auch Laiita XXIV, s. Windisch, ib. p. 128.) Eine Parallele findet sich auch in Mhv. III, p. 285, 12, vgl. Verf. WZKM. XXIII, 33.

4) S. Pischel, Pkt. Gr., p. 80.

5) Wie im Komm, erzählt wird (s. oben), ward Bhadrä dem Heiligen angeboten, der sie aber zurückwies.

(9)

Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 179

23. mahä)'aso esa mahünubhävo

ghoraiwao ghoraparakkamo ya,

mä eyam hllaha aJülanijjarn, mä sawe tavenabhtniddahejjä".

24. eyäirn, tlse vayanäim soccä^) &

pattie Bhaddäe svhhäsiyäirn isissa veyäim vadiyatthayäe-) jakkhä kumäre vinivärayanti.

25. te ghorarüvä fhiya antalikkhe

asurä tahim tarn jariam tädayanti, lo

te bhinnadehe ruhirarn vamante

päsittu Bhaddä inam ähu bhujjo:

(19) ,Als sie diese Worte der Lehrer hörten, standen mehrere

Jünglinge auf und fingen an den Heiligen mit Stöcken, Rohren

und Peitschen zu schlagen. 15

(20) Dann wurde Bhadrä, die schönleibige Tochter des Kosala-

königs, gewahr, daß der Mönch geprügelt wurde und beruhigte die

Jünglinge (mit diesen Worten):

(21) Dieser ist der Heilige, dem ich vom König nach gött¬

lichem Hinweis gegeben wurde , der mich aber nicht wünschte ; er 20

ist der bei Göttern und Königen Lobenswerte, der mich zurückwies.

(22) Er ist der strenge Asket von edlem Charakter, der seinen

Sinn zügelt, sich selbst zügelt und keusch lebt — der mich zu jener

Zeit , obwohl von meinem Vater , König Kosaliya , gegeben , nicht

wünschte. 25

(23) Er besitzt großen Ruhm, große Macht, hält streng die

Gelübde und besitzt schreckliche Macht ; beschädiget ihn nicht, den

unverwundbaren, damit er nicht euch alle mit seiner Glut verbrennt.

(24) Als die Yaksa's die wohlgesprochenen Worte der Frau

Bhadrä hörten, kamen sie dem Heiligen zu Hülfe und jagten die so

Jünglinge fort.

(25) Mit schrecklichen Gestalten standen die Dämonen in der

Luft und schlugen die Leute ; als Bhadrä sie mit zerfetzten Körpern, Blut spuckend sah, äußerte sie noch folgendes:"

Dann folgt der Vers , der der Gäthä 9 des Jätaka entspricht S5

(hier also von Bhadrä statt von dem Heiligen selbst gesprochen):

26. girirn nahehirn khanaha ayam dantehim khäyaha

jäyateyam ^) päehim hanaha je bhikkhurn avamannaha.

„Ihr mögt ebensowohl einen Berg mit den Nägeln durch¬

graben, oder Eisen zerbeißen, oder dem Feuer einen Fußtritt geben, 4o

wie einen Mönch verächtlich behandeln."

1) Vgl. PUehel, Pkt. Gr., p 397.

2) Vgl. XII, 32 : Jakkhä hu veyävadiyam karenti.

3) So die von mir gelesenen beiden Handscbriften. Morris zitiert aber

°veyam. Pischel, Pkt. Gr., p. 280 führt Jäyateyam aus Samav. 81 an.

12*

(10)

180 -CharpenUer, Studien iiier die indische Erzählungslüeratur.

Dann fährt Bhadrä fort:

27. Ösiviso uggatavo mahesi

ghoravvao ghoraparakkamo ya,

aganirn va pakkhandia payangasenä

5 je hhikkhuyarn bhattakäle vaheha.

28. stsena eyarn saranarn uveha

samägayä savvajanena tumhe^)

jai icchaha jiviyarn vä dhanarn vä,

logarn vi eso kuvio dahejjä.

10 29. ^avakedhiyapitthisauttamange pasäriyä bähü akammacitthe

^)rfijjhäriyakkhe ruhirarn vamante uddharnmuhe niggayajihanette

Im Jätaka sagt Ditthamafigalikä, als sie ihren Sohn von den

15 Yaksa's besessen sieht, folgendes:

11. *)ävethitarn pitßito uttamarxgarn, bäharn pasäreti akammaneyyarn, setäni akkhini gathä matassa,

ko me imarn puttam akäsi evam.

«0 Die Fortsetzung lautet in Utt. XII, 30:

80. te päsiyä khandiyakatthabhüe'')

vimano visanno aha mähano so

isirn pasäei sabhäriyäe:

hilarn ca nindam ca khamaha bhante.

ti 31. bälehirn müdhehirn ayänaehirn

yarn hiliyä tassa khameha bhante,

mahappasäyä isino havanti,

na hu muni kovaparä havanti.

(27) „Wie eine giftige Schlange ist ein großer Heiliger von

30 strenger Askese, der streng die Gelübde hält und von schrecklicher

Macht ist ; wie ein Schwärm von Lichtmotten , die sich ins Feuer

stürzen (werdet ihr zugrunde gehen), die ihr einen Mönch bei

seinem Betteln prügelt.

(28) Mit gebeugten Häuptern suchet Schutz bei ihm, ihr alle

85 zusammen , falls ihr Leben und Reichtum wünscht — die ganze

Welt würde sein Zorn verbrennen.

1) Vgl. V. 330-a.

2) So die Handsclirift, die icli benutzt habe; es ist aber entweder ohedhiya°

(heth-, p. heth- „violare", z. B. Dh. 49, S. N. 35) oder besser ävedhiya' (Hc.

IV, 221) zu lesen.

3) Hc. IV, 20 kser nijjharo vä. ,Fiir kfi kann das Wurzelsubstitut nijjhara eintreten.'

4) Ebenso O. 15.

5) Vgl. RV. I, 32, 5: skhändhämnva küliäena vivriknahih iayata upapfk prthivyäh.

(11)

Charpeniier, Studien über die inditehe ErzählungtUteratur. 181

(29—30) Als der Brahmane sie mit umgedrehten Häuptern,

vorgestreckten Armen, ohne Bewußtsein, mit erloschenen Augen,

blutspuckend, das Gesicht vorstreckend, Augen und Zungen hervor¬

tretend, wie zerhauene Holzstückchen daliegen sah, sprach er ver¬

zweifelt und unruhig mit seiner Frau (diese Worte), um den Heiligen 6

zu besänftigen : ,Verzeihe uns. Ehrwürdiger, daß wir dich geschlagen und gescholten haben'.

(31) Verzeihe diesen Unverständigen, Törichten, Unwissenden,

o Ehrwürdiger, daß sie dich beschädigten; die Heiligen sind voll

von Milde, nicht zürnt ein Weiser heftig." lo

Mit den letzten Zeilen läßt sich vergleichen G. 19* des Jätaka,

wo Ditthamafigalikä den Heiligen um Verzeihung für ihren Sohn

gebeten hat:

na pandita kodhabalä havanti^).

Die Fortsetzung der Rede in Utt. XII, 32 f. lautet (der Heilige i5

spricht V. 32, Rudradeva V. 33):

32. puvvim ca enhim ca anägayarn ca

manappo so na me atthi koi^),

jakkhä hu vejjävadiyam karirUi,

tamhä hu ee nihayä kumärä. to

33. attham ca dhammam ca viyänamanä

tubbJie na vi kuppaha bhüipännä,

tubbham tu päe saranam uvemo

samägayä savvajanena amhe.

(32) „Früher, jetzt und in kommenden Zeiten hege ich keinen ti

Haß. Die Yaksa's halten mich in ihrer Obhut — deswegen sind

diese Jünglinge zerhauen worden.

(33) Wahrheit und Gesetz kennst du fürwahr, du bist nicht

zornig, o Vielwissender; bei deinen Füßen suchen vrir Zuflucht,

wir zusammen mit allen Leuten (die hier anwesend sind)." so

Mit 33''-'= läßt sich Jät. 497, G. 17''—= vergleichen (in der

Rede der Ditthamafigalikä zum Heiligen):

tvarn. neva me mä kuddho brahmacäri,

tumhe va päde saranarn gatasmi.

Und mit 33" vgl. G. 19«: ss

ekäparädharn khama bhüripanna^).

Im Schlußteil der Erzählung, der in beiden Texten die Ermahnungs¬

rede des Heiligen an Mandavya-Rudradeva enthält, gibt es keine

unmittelbaren Wortähnlichkeiten*).

1) Vgl. JSt. 488 G. 20 d.

2) Vgl. JSt. 497 G. 18^: manopadoso mama n'atthi koci.

8) Vgl. Jät. 488 G. 20 o.

4) Ich bemerke, daß Lfiders, ON. 1897, p. 120, Anm. 1, ^e O. 12» des

(12)

132 Charpentier, Studien über die indische ErzäMungsliteratur.

Es ist klar, daß, obwohl die Bahmenerzählungen in einzelnen

Punkten voneinander abweichen , die große Menge von fast Wort

für Wort übereinstimmenden Versen darauf deuten, daß beiden

Texten eine gemeinsame Vorlage zugrunde liegt, da man ja un-

6 möglich Entlehnung in der einen oder anderen Quelle vermuten

kann. Solche schlagende Ähnlichkeiten habe ich oben zwischen

dem Hatthipälajätaka und dem XIV. Kapitel des Uttarajjhayana

nachgewiesen 1); Leumann hat solche Ähnlichkeiten zwischen Utta¬

rajjhayana XIII und dem Citta-Sambhütajätaka (No. 498) erwiesen^).

10 Da die Erzählungen in dem Jaina-Kanon in einer Reihe stehen

und sich im Jätaka in derselben Ordnung (obwohl das Hatthipäla¬

jätaka erst als Nr. 509 folgt) finden, läßt sich wohl mit ziemlicher Sicherheit vermuten, daß sie in derselben Ordnung aus einer älteren

Itihäsa-Sammlung übernommen sind. Falls überhaupt in der Jätaka-

15 Sammlung sich solche Reihen weiter nachweisen ließen, würde dies

sehr wichtige Schlüsse sowohl für die älteren Vorlagen wie für die

Entstehung der Jätaka-Sammlung ergeben.

Leider ist es mir nicht gelungen ein Gegenstück dieser Er¬

zählung in dem großen Epos zu finden, obwohl ich es nicht für un-

20 glaublich halte, daß es dort so etwas geben wird. Die Auffindung,

wenn nicht eines dritten ähnlichen Textes , so doch mindestens

einiger ähnlicher Verse, würde die Arbeit, die darin besteht, die

älteste Vorlage zu rekonstruieren, viel leichter machen; ist doch

hier eine solche Arbeit deswegen etwas schwierig, weil der histo-

25 rische Rahmen der erhaltenen Gespräche in den beiden Fällen

ziemlich verschieden ist. Jedoch wird es wohl wenigstens zum

Teil gelingen , den Urtext herauszuschälen , obwohl hier und da

dunkle Stellen stehen bleiben.

Von V. 6 an entspricht ja, wie oben gezeigt, das Utt.-Kapitel

30 genau den Gäthä's des Jätaka bis zum V. 15. Nur V. 8, der

folgendermaßen lautet :

jakkho tahim tindugarulckhaväsi anukampäe tassa viahämunissa pacchäittä niyagam sariram

35 iycdm vayanäirn udäharitthä:

hat kein Gegenstück im Jätaka, und erweist sich ja auch deutlich

als spätere Zudichtung. Denn was für einen Sinn hat es wohl,

daß der Yaksa anstelle des Heiligen dem Rudradeva antwortet.

Übrigens steht es mit dem folgenden Bericht vom Eingreifen der

io Yaksa's in argem Widerspruch, wie ich sofort zeigen werde ^).

Jätaka: idhugama samano rummaväsi als der 6. 28 des Jät. 626: idhägamä Jatilo brahmacäri nachgebildet ansieht.

1) Vgl. ZDMG. 62, 725 ff. 2) WZKM. 5, lUff.; 6, Iff.

3) Der Vers 9 gehört kaum dem alten Text an; er steht wahrscheinlich nur da, weil man auf die zwei Verse des Rudradeva zwei Verse als Antwort zu haben wünschte.

(13)

Charpentier, Studien vier die indische ErzäMungsliteratur. 183

Die V. 16—17, die oben angeführt worden sind, finden sich

im Jätaka nicht. Sie passen zu den übrigen Versen ganz gut, sind

mir jedoch als späterer Zusatz verdächtig, und zwar aus folgenden

Gründen: in V. 16* kommt vor das Wort nigantha; obwohl das

Wort, wie Jacobi, SBE. XLV, 52, n. 2 hervorhebt, auch eine andere 5

Bedeutung hat, ist es doch nicht zweifelhaft, daß wir es hier in

der Bedeutung ,Jaina-Mönch" — und zwar in deteriorisierender

Bedeutung — fassen müssen. Direkte Anspielungen auf den Jaina-

Glauben kommen aber sonst in dem ganzen Kapitel — mit Aus¬

nahme der einleitenden Verse und des V. 17 und vielleicht des lo

V. 42 — nicht vor; alle Aussprüche über Verwerflichkeit der

Opfer usw., die sonst vorkommen, könnten ebensogut einem

buddhistischen oder sonstigem sektarischen Werke entstammen. Steht

doch sowohl der Buddhismus als besonders der Jainismus in seiner

ältesten Entwicklung in allem den brahmanischen Asketensekten 15

sehr nahe. Aus diesem Grunde scheint mir auch V. 17 als späterer

Zusatz verdächtig. Ich habe also "bisher als ursprüngliche Bestand¬

teile die V. 6—7, 9—15 und 18 angenommen. V. 19 gehört sicher

auch dem ursprünglichen Bestand der Sage an, obwohl er vielleicht

eigentlich zu dem Prosarahmen gehörte. Damit schließt, sozusagen, 20

der erste Akt der Erzählung. Ich gebe deswegen hier diesen Teil

des Utt.-Textes, wobei ich Altes und Neueres zu scheiden suche:

Urtext. Späterer Zusatz.

1. sovägakulasambhäo gunuttaradharo muni

Hariesa-Balo näma äsi bhikkhü jiindio. ib

2. ^)iriesanabhasae uccarasamaisu ya

jao äyänanikkheve sarnjao su^samähio.

3». managutto vayagutto käyagutto jiindio.

3*". bhikkhatthä bambhaijjammi jannavadamni uvahio.

4. tarn päsiänarn ejjantarn taveria parisosiyarn pantovahiuvayarariarn

uvahasanti anäriyä.

30

5. jäimayapadivaddhä hirnsayä ajiindiyä

abambhacärino bälä

imarn vayanam abbavi:

6. kayare ägacchai dittarüve käle vigaräle phukkanäse

umacelae pamsupisäyabhüe 40

1) S. Uber die Samiti's und Gupti's Utt. XXIV.

(14)

184 Charpentier, Studien über die indische ErzählungsUteratur.

Urtext. Späterer Zusatz.

7. kayare tumam iya adamsanijje

käe va äsä iha-m-ägao si

umacelagä parnsupisäyabhüyä

5 gaccha kalähirn kirn iharn thio si.

8. jakkho tahirn tindugarukkhaväsi

anukampäe tassa mahämunissa

pacchäittä niyagarn sarirarn iyäirn vayariäirn udäharitthä:

10 9. samano 'harn sarnjao bambhayäri

virao dhanapayanapariggahäo parappavittassa u bhikkhakäle

annassa atfhä iha-m-ägao 'mhi.

10. viyarijjai bhujjai khajjai ya

15 annarn pabhüyarn bhavayäriarn eyarp

jänähi me jäyanajivane tti''

sesä va sesarn lahaü tavassi.

11. avakkadarn bhäyariarn mähanänarn attatthiyarn sidclham ih' eyayattharn

so naü vayarn erisam annapänarn

dähäma tujjharn kirn iharn thio si.

12. thalesu biyäirn vavanti Jcäsayä taheva ninnesu äsasäe

eyäi saddhäi dadäha majjharn,

85 ärähae pannarn iriam khu khettam.

13. khettäni amke viiyäni loe

jekirn pakinnä virukanti punnä

te mähanä jäivijjovaveyä täirn tu khettäirn supesaläirn.

so 14. koho ya mäno ya vaho ya yesirn

mosarn adattarn ca pariggaharn ca

te mäkanä jäivijjävikinä täirn tu khettäirn .lupävayäirn.

16. tujjhe cca bho bhäsaharä giränam

S5 attharn na yänäha ahijja vee,

uccävayäirn munino caranti täirn tu khettäirn supesaläirn.

16. ajjhäveyänarn padikülabhäsi

pabhäsase kirn nu sagäse amharn

40 avi eyarn vinassau annapänarn

na ya narn däkämu tumarn niganthä.

17. samiikirn majjkarn susamähiyassa guttihirn guttassa jiindiyassa jai me na dähittha ih' esariijjarn

a kirn ajja jannäna labhittha läbkarn.

(15)

Charpentier, Studien über die indische Ejrzöhlungsliteratur. 185

Urtext. Späterer Zusatz.

18. ittha khattä uvajoiyä vä

ajjhäveyä va saha khandiehim

eyarn dandena phalaena hantä

kantharn ghettüna khalittha jammatn. S

19. ajjhäveyänarn vayanam sunittä

utthäiyä tattha bahü kumärä

dandehirn vittehirn käsehirn ceva samägayä tarn isirn tädayanti.

In V. 20 wird jetzt Bhadrä eingeführt und spricht die Strophen lo

21—23. Dann heißt es in V. 24:

eyäirn tise vayanäirn soccä pattie Bhaddäe subkäsiyäirn

isissa veyäirn vadiyatthäe

jakkhä kumäre vinivärayanti. i5

Der Zusammenhang ist aber dadurch offenbar ganz zerstört,

denn in V. 8 — den ich freilich als späteren Zusatz aufgefaßt

habe, der jedoch wohl der jainistischen Überarbeitung angehört ■—

wurde schon vom Yaksa gesprochen, der anstatt des Heiligen Ant¬

wort gibt. Dann ist es aber einfach Unsinn, zu sagen (V. 24), daß 20

die Yaksa's erst, als sie die Worte der Bhadrä hörten, zur Ver¬

teidigung des Heiligen eingriffen. Ich glaube deswegen, daß

V. 24 — natürlich in etwas verschiedener Form — in der ur¬

sprünglichen Redaktion unmittelbar nach V. 19 folgte^), und daß

die V. 20—23 entweder ganz und gar späterer Zusatz sind, oder 25

nach V. 25 stehen müssen. Also möchte ich vermutungsweise nach

V. 19 etwa folgendermaßen lesen:

20. (24.) tarn päsiyä samanarn hammamänarn-)

isissa veyäirn vadiyatthäe so

jakkhä kumäre vinivärayanti.

21. (25.) te ghorarüvä thiya antalikkhe asurä tahirn tarn janarn tälayanti, te bhinnadehe ruhirarn vamante

päsittu Bhaddä iriarn ähu bhujjo^): 85

Dann folgen m. E. als 22—27 die V. 21— 23<) — falls wirklich

alt — und 26—28. Danach kommen V. 29—30 als 28—29. Die

1) Dies wird aucli durch die Reihenfolge der Erzählungsmomente im Jätaka gestützt.

2) = Vers 20°, den iofa aus seinem jetzigen Zusammenhang hierher Uberführe.

3) Dies ist natürlich nicht ganz an seinem Platz, jedoch weiß ich nicht, was früher dastand.

4) Vers 20 des Textes habe ich als offenbar unecht ausgeschieden.

(16)

186 Charpentier, Studien über die indische Erzähhmgsliteratur.

V. 31—33 haben ihr Gegenstück im Jätaka, G. 16—19. Man ver¬

gleiche nämlich:

Uttarajjhayana. Jätaka.

31. bälehirn müdhehirn apänaehirn

jarn hiliyä tassa khameha bhante

mahappasäyä isino. havanti

na hu muni kovaparä havanti. 19*. na panditä kodhahälä bhavanti.

32. puvvirn ca enhirn ca anägayarn ca 18*"''. tad eva hi etaraJii ca mayharn

manappo so na me atthi koi manopadoso mama rCatthi koci

jakkhä hu veyävadiyarn karinti 16*. yakkhä hava santi mahänu-

bhävä

tarnhä hu ce nihayä kumärä. yakkhä hi te puttarn akarnsu evam.

33. attharn ca dhammarn ca viyä-

namänä

tubbhe na vi kuppaha bhüipännä 17''"*. tvarn neva rne mä kuddho-

brahmacäri^)

tubbharn tu päe saranarn uvemo tumhe va päde saranarn gatäsni

samägayä savvajanena amhe. anvägatä puttasokena bhikkhu.

Die zwei folgenden Verse führen ein neues Moment ein. Sie

io lauten folgendermaßen:

34. 'accemo te mahäbhägä na te kirnci na accemo

bhunjahi sältmarn kürarn nänäranjanasanjüyarn.

35. ime ca me atthi pabhüyarn annarn

tarn bhunjahi amha anuggahatthä',

K 'bädharn 'ti padicchai bhattapänarn

mäsassa u päranae mahappä.

Im Jätaka wird aber (p. 386) erzählt, wie Mätaöga den Mandavya

von der Beschädigung, die ihm der Yaksa zugefugt hatte, da¬

durch heilte, daß er ihm den Rest seiner Speisen anbot. Vielleicht

so hat der dem Utt.-Kapitel zugrunde liegende Text auch ein solches

Moment gehabt, das von dem Überarbeiter in dieser Weise geändert

worden ist.

Die zwei folgenden V. 36 — 37, welche erzählen, wie die

Götter Blüten usw. regnen lassen und den Harikesa preisen , sind

S5 offenbar jainistische Zusätze, da das ja in den Jaina-Texten häufig vorkommt.

Den Schluß der Erzählung im Jätaka bildet die Ermahnungs¬

rede der Ditthamangalikä an ihren Sohn, die aus folgenden drei

Gäthä's besteht:

40 21. Mandavya bälo si parittapaiiilo

yo punnakhettänam akovido si.

mahakkasävesu dadäsi dänam

kilitthakammesu asaftiiatesu.

1) Und 19«: ekaj>aradham khama bhürijraiina.

(17)

Charpentier, Studien über die indische ErzäMungsliteratur. 187

22. jatä ca hesä ajinäni vatthä

jarüdapänam va mukham parülham,

pajarn imarn pa^saatha rummarüpirn, na jafäjinan täyati appapaWnarn.

23. yesam rägo ca doao ca avijjä ca viräjitä

khlnäsavä arahanto teau dinnarn mahapphalarn.

Ich glaube jedoch eher, daß diese Verse dem Mätanga zu¬

zuteilen sind, denn der Schluß des Utt.-Kapitels (V. 38—47) besteht

aus einem Gespräch zwischen HarikeSa und Budradeva, das ungefähr

denselben Sinn — obwohl ausführlicher — vertritt^). Die Schlu߬

strophen im Utt. lauten folgendermaßen:

38. Jcirn mähanä joiaamärabhantä

udaena aohirn bähirarn vimaggahä '^

jarn maggahä bähiriyarn visohirn

na tarn audittharn kuaalä vayanti.

39. kusarn ca jüvarn tanakuitharn aggirn

aäyarn ca päyarn [cd] udagarn phussantä^) pänäirn bhüyäirn vihedhayantä

bhujjo vi mandä pagareha pavarn."

40. „kaharn ca re bhikkhu vayarn jayämo

päväim kammäirn panollayämo^)?

akkhähi ne aamjayä yakkhapüiyä

kaharn aujittharn kuaalä vayanti.'' 41. „chajivakäe asamärabhantä

moaarn adattarn ca asevamänä pariggaharn itthio mänamäyarn

eyarn pariccajja caranti dantä.

42. susarnvudä pancahi sarnvarehirn^) iharn jivayarn anavakankhamä'nä voaatthakäyä auicattadehä mahäjayarn jayai jannasiddharn.*

43. „ke te joi'? kirn va te joithäifam?

kä te 'suyä? kirn va te kariaaggirn?

'^)ehäya te kayarä aanti bhikkhü?

kay arena homena hunäai joint?*

44. „tavo joi jivo <m> joithänarn jogäauyä aarirarn kariaaggirn

kammappahä sarnjamajogaaanti

homarn hunämi mnam pasaifham.*

1) Auch die Anspielung auf die „gesegneten Felder' in G. 21b scheint zu bestätigen, dafi Mätanga hier spricht.

2) Vgl. Suyagad. I, 7, 14: säyam ca päyani udagam phussantä.

3) Hc. IV, 143: kfiper galat^äddaiekhasollapManollachuJiahalaparl-

ghattäh, d. h. „für ksip braucht man die Wurzelsubstitute galattha usw.' 4) Vgl. SBE. XLV, 55, n. 1.

5) Prof. Jacobi konjiziert (Brief 20. V. 08) eyatn pahäya für *ehäya.

1 7

(18)

188 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.

45. ,ko te karae? ke ya te santi tttthä?

kahim sinhäo va rayam jahäsi?

äikkha ne samjayä jakkhapüiä,

icchämo näum bhavao sagäse.'

5 46. „dhamme harae bambhe (i/ay santi titthe

anävile attapasannalese^)

jahim sinhäo vimalo visuddho

susiibhüo pajahämi dosarn.

47. eyam sinänarn kusalehim dittharn

10 mahäsinänarn isinarn pasattharn,

jähirn sinhäyä vimalä visuddhä mahärisi uttamarn thänarn pattä".

Der letzte Vers gehört wahrscheinlich nicht zum ursprünglichen

Text, sondern ist nur ein allgemein moralischer Ausspruch, der nur

15 eine Paraphrase des V. 46 bildet.

Schließlich stelle ich hier die Verse zusammen, die m. E. dem

alten Text angehörten, und die, welche spätere Zutaten sind, ohne

natürlich dabei absolute Sicherheit zu beanspruchen , die ja hier

nicht zu erreichen ist.

20 Alte Verse. Spätere Zudichtung.

1

2, 8«

3", 4—7

8- -9 10—15

16- -17

18—19 20

24—25 (21—23)2)

26—33 (34—35)2)

36- -37 38-41

42 43—46

47

Es ergibt sich also, daß sich unter 47 Versen des Kapitels

10—118) jüngere und 36—37 alte Verse finden, wofür ich oben

bei jedem einzelnen Vers den Grund anzuführen gesucht habe.

40 Von den alten Versen sind fünf zweifelhaft , die ich mir jedoch

nicht bestimmt getraue als spätere Zusätze auszumerzen.

1) SBE. XLV, 66, n. 1. 2) Zweifelhafte Verse.

3) 3 a und 3 b sehe ich als ßeste zweier vollständiger Verse an.

(19)

189

Das kanaanäische und das südsemitische Alphabet.

Von Fr. Praetorius.

Gelegentlich der bekannten Minäertheorie Ed. Glasers hatte

ich auf Sp. 1540 des Literarischen Zentralblattes von 1889-Zweifel

daran ausgesprochen, ob die althergebrachte Annahme von der Er¬

findung der Buchstabenschrift durch die Phönizier und von der

Priorität des altkanaanäischen Alphabets wirklich der Wahrheit ent- 5

spreche. Aber da ich diese Zweifel an jene unsichere Minäer¬

theorie hing, hat mich das alte Dogma bald wieder umfangen, und

ich habe nicht gewagt über Mesa hinauszublicken — wenigstens

nicht bei Gelegenheit des südsemitischen Alphabets.

Wir wissen , ehrlich gestanden , nicht , aus welcher Zeit die 10

ältesten uns bekannten südarabischen Inschriften stammen; aber

später als um 700 v. Chr. setzt wohl niemand dieselben an. Das

ist nur ungefähr 150 Jahre nach Mesa. Und es ist nicht wahr¬

scheinlich, daß in der Mesainschrift die überhaupt älteste kanaanäische

Buchstabeninschrift vorliegt; ebensowenig, daß es nicht noch ältere 15

südarabische Inschriften geben oder gegeben haben soUte, als die,

welche wir kennen. Wir werden aller Wahrscheinlichkeit nach

hier wie dort die Anfänge um Jahrhunderte höher hinaufrücken

dürfen. Aber da Mesa das älteste sichere Datum trägt, war es

einigermaßen begreiflich, daß man bei Erklärung der südarabischen 20

und südsemltischen Buchstaben nach der Mesainschrift hinblickte,

— auch wenn das alte Dogma nicht gewesen wäre.

Aber die erhebliche Verschiedenheit der südsemitischen Schrift

von der altkanaanäischen und namentlich das Fehlen von Mittel¬

gliedern zwischen beiden fiel doch schon früh auf. So hält D. H. Müller, 25

Zur Geschichte der semitischen Zischlaute S 17 und Sabäische

Denkmäler S. 106 die Herkunft der südarabischen Schrift von der

phönizischen zwar für sicher und feststehend; doch „fehlen uns ... eine

Reihe von Mittelgliedern zwischen den beiden Alphabeten". Seit¬

dem aber haben sich die zweifelnden oder widersprechenden Stimmen so

gemehrt. So sagt 0. Weber, Arabien vor dem Islam S. 13 „Diese

[südarabische] Schrift zeigt viele Berührungen mit der ... so¬

genannten altkanaanäischen Schrift ... Sie hat aber auch wieder

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