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Hamburg, 25. April 1952 / Verlagspostamt Leer (Ostfriesland)

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O r g a n d e r L a n d s m a n n s c h a f t O s t p r e u ß e n e . V .

Jahrgang 3 / Folge 12

Hamburg, 25. April 1952 / Verlagspostamt Leer (Ostfriesland)

Im Abonnement 1.— D M einschl Zustellgebühr

Das Völkerrecht ist unteilbar!

Landsmannschart Ostpreußen erwartet Deklaration der Westmächte über das Selbstbestimmungsrecht

i e E n t s c h l i e f j u n g d e s B u n d e s v o r s t a n d e s

Der Bundesvorstand der Landsmannschaft Mitg eine E n t s c h l i e ß u n g angenommen, die a und an die drei Hohen Kommissare gesandt wo

„Die Landsmannschaft O s t p r e u ß e n verfolgt Sowjetunion und den W e s t m ä c h t e n , insbesonde

inung der O d e r - N e i ß e - L i n i e als Friedensgr Der Bundesvorstand ist der Auffassung, d a ß weichen, sondern die Gelegenheit wahrnehmen Boden des anerkannten V ö l k e r r e c h t s zu stellen.

O s t p r e u ß e n hat am 20. April in Hamburg ein- n den Bundeskanzler, an das A u s w ä r t i g e Amt rden ist. Sie hat den folgenden Wortlaut:

mit Sorge den Notenwechsel zwischen der re nachdem in der letzten Sowjetnote die A n - enze kategorisch gefordert wurde.

die W e s t m ä c h t e einer Beantwortung nicht aus- sollten, sich endlich in. dieser Frage auf den Er erwartet in diesem Zeitpunkt von den W e s t m ä c h t e n eine Deklaration, d a ß das Selbst- h, 'iminuncjsrecht der V ö l k e r und die G r u n d s ä t z e der Atlantik-Charta auch für die mittel- und

l a i c h e n V ö l k e r e i n s c h l i e ß l i c h der vertriebenen Deutschen u n v e r ä u ß e r l i c h zu gelten haben.

Man kann eine dauerhafte e u r o p ä i s c h e Ordnung nur auf dem Boden des anerkannten Völkerrechts, das unteilbar ist, errichten. Dazu haben sich die Vertriebenen in der Charta der Heimatvertriebenen feierlich bekannt. M a n soll sie deshalb nicht l ä n g e r auf eine klare Antwort

ten hissen."

Ks. Die Landsmannschaft O s t p r e u ß e n hat nie- mals den Sinn ihrer heimatpolitischen Arbeit

;i gesehen, m ö g l i c h s t oft Proteste zu ver- fassen und E n t s c h l i e ß u n g e n anzunehmen. Jeder einzelne O s t p r e u ß e schon ist ein lebendiger

•st gegen das Verbrechen der Vertreibung, und die Landsmannschaft ist eine sich s t ü n d - lich und täglich wiederholende e i n m ü t i g e Ent- schließimg für unser Recht auf unsere Heimat.

El gibt im Fluß der Entwicklung aber doch Vorgänge, die es verlangen, e;ne f e s t s t e h e n d « Tatsache oder eine s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e Haltung von neuem herauszustellen und klar und deut- lich zu betonen. A l s die sowjetzon-ale Regie- rung »ich a n m a ß t e die O d e r - N e i ß e - L i n i e als Friedensgrenze zu bezeichnen und „ V e r t r ä g e "

mit Polen zu s c h l i e ß e n , in denen sie sich mit dem Raub unserer Heimat einverstanden er- klärte, da m u ß t e gesagt werden und da wurde von der berufenen Vertretung unserer Lands- mannschaft auch gesagt, daß diese Abkommen für uns keine verpflichtende Bedeutung haben und nicht mehr sind als ein Fetzen Papier. Ein weiterer Fall war die an den Bundeskanzler gerichtete Bitte der Landsmannschaft, bei der Behandlung der sowjetischen Deutschland-Note dessen eingedenk zu bleiben, daß O s t p r e u ß e n seit über siebenhundert Jahren deutsch ist. Und eine Fortsetzung und Steigerung ist das, was die Vertretung der O s t p r e u ß e n nun mit dem Blick nach dem Westen zu sagen hat.

Die Entschließung, die der aus dem Sprecher und zwölf Mitgliedern bestehende Vorstand unserer Landsmannschaft am 20. April in Ham- burg angenommen hat, h ä t t e ihrem Geist und Gehalt nach auch schon früher g e f a ß t werden können, aber die Erwartung, die sie e n t h ä l t , das Verlangen, das an die westlichen M ä c h t e ge- richtet wird, sind in dieser Form ein Ergebnis der jüngsten politischen Entwicklung in dem Kampf um Deutschland und damit auch um unsere Heimat.

Die sowjetrussische Note vom 10. März, welche die Wiedervereinigung Deutschlands und eigene nationale Streitkräfte in Aussicht stellte, sagte über die ostdeutschen Gebiete:

»Das Territorium Deutschlands ist durch die Grenzen bestimmt, die durch die B e s c h l ü s s e der Potsdamer Konferenz der G r o ß m ä c h t e festgelegt wurden." In der neuen Note — vom 9. April — heißt es: „ W a s die Grenzen Deutschlands be- trifft, so erachtet die Sowjetregierung die ent- sprechenden Bestimmungen der Potsdamer Kon- ferenz für v ö l l i g ausreichend und für e n d g ü l t i g . Die Vermutung, die Sowjetunion werde im Ver- lauf des Notenwechsels ihr Angebot e r h ö h e n , hat sich also nicht b e s t ä t i g t ; im Gegenteil, die Verschärfung, die vor aflem das Wort „end- gültig" bringt, ist unverkennbar. Die West- mächte sollen ihren Standpunkt, daß erst der Friedensvertrag die Grenze e n d g ü l t i g festlegen könne, aufgeben. Wenn man nicht in beinahe haarspalterischer Betrachtungsweise noch aus dem Wort „erachtet" die M ö g l i c h k e i t für eine Fortführung der Diskussion auch in dieser frage herauslesen will, dann hat die Sowjetunion klar genug gesagt, wie sie jetzt ü b e r den Verlaul _oer Grenzen denkt: das deutsche Land, das ostnen der O d e r - N e i ß e - L i n i e liegt, ist polnisch oder

russisch. , Ist die Haltung der westlichen M ä c h t e ebenso

klar? Sie ist es g e w i ß insofern, als der sowiet- ruisiache Standpunkt nicht anerkannt wird, sie ist also klar nach der negativen Seite hin. ADer n u r nach dieser. Was man will, da^ wissen wir nicht, wir wissen nur, was man nicht wm.

Nun kann angesichts der politischen Wirklicn keit niemand erwarten, d a ß ^e westlichen Mächte - nach der positiven Seite hin — aum aur vage Grenzen angeben. Aber das ISI

auch nicht das Entscheidende. W i r w ü n s c h e n viel weniger und wiederum viel mehr: wir w ü n s c h e n , daß die westlichen Mächte sich end- lich auch in dieser Frage auf den Boden des an- erkannten V ö l k e r r e c h t s stellen. „Die Lands- mannschaft O s t p r e u ß e n erwartet", so lautet der Kernsatz der Entschließung, „in diesem Zeit- punkt von den W e s t m ä c h t e n eine Deklaration, daß das Selbstbestimmungsrecht der V ö l k e r und die G r u n d s ä t z e der Atlantik-Charta auch für die mittel- und o s t e u r o p ä i s c h e n V ö l k e r ein- schließlich der vertriebenen Deutschen unver- äußerlich zu gelten haben."

Das Selbstbestimmungsrecht der V ö l k e r ! Es ist einer der konstruktivsten Gedanken, die das zwanzigste Jahrhundert zur Entwicklung der Menschheit beigetragen hat. G e w i ß , auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges stieg er, ein neuer Stern der Menschheit, keineswegs über- all strahlend auf, man erstickte ihn manchmal im Sumpf nationalistischer E i g e n s ü c h t e und politi- scher Interessen; aber trotzdem erlebte er da- mals ein goldenes Zeitalter g e g e n ü b e r der ver- brecherischen Gewalt der Jahre 1945 bis heute.

A m 11. Juli 1920 war es möglich, daß sich die B e v ö l k e r u n g im S ü d o s t e n unseres O s t p r e u ß e n geschlossen für das Verbleiben bei Deutschland e r k l ä r e n konnte — 97,7 Prozent waren es —, heute sind die gleichen Menschen aus dieser ihrer Heimat vertrieben, und wer dort noch zu- r ü c k g e h a l t e n wird, lebt als Arbeitssklave ohne Recht und mit keiner anderen Freiheit als der zu sterben.

Soll also das Selbstbestimmungsrecht der V ö l k e r für uns nicht gelten? Für uns nicht und auch nicht für die anderen V ö l k e r im europäi- schen Osten, die vertrieben oder vernichtet wur- den? Hat jene entscheidende Stelle der Atlantik- Charta, nach der keine G e b i e t s ä n d e r u n g e n gegen den Willen der betreffenden V ö l k e r vor sich gehen dürfen, für uns keine Kraft? Und die von den Vereinten Nationen so feierlich ange- nommene Erklärung der allgemeinen Menschen- rechte, ist sie für uns nichts anderes als Schall und Rauch? Wie S p h ä r e n m u s i k klingt es uns aus ihren Artikeln entgegen: alle Menschen sind frei geboren und haben gleiche W ü r d e und gleiche Rechte; niemand darf in Sklaverei oder in Knechtschaft gehalten werden; niemand darf w i l l k ü r l i c h verhaftet noch gefangen gehalten noch ausgewiesen werden; jeder hat das Recht, jedes beliebige Land einschließlich seines eige- nen zu verlassen sowie in sein Land zurückzu- kehren; niemand darf willkürlich seiner Natio- n a l i t ä t und seines Eigentums beraubt werden.

Auch in der Charta der Vereinten Nationen ist das Selbstbestimmungsrecht der V ö l k e r allge- meines verbindliches V ö l k e r r e c h t geworden, wird dort doch in den Artikeln 1 und 55 die Achtung vor dem Grundsatz der Gleichberech- tigung und der Selbstbestimmung der V ö l k e r v e r k ü n d e t .

Nein, die freie Welt darf man nicht einteilen in a u s e r w ä h l t e V ö l k e r und minderwertige, auch nicht in V ö l k e r , die seßhaft bleiben dürfen in ihrer Heimat und solche, die a u s g e s t o ß e n sein sollen wie A u s s ä t z i g e . So wie das Schicksal des Westens unteilbar sein wird, so wie er sich nur gemeinsam behaupten wird gegen den Ansturm aus dem Osten oder gemeinsam untergehen, so ist auch das Recht der V ö l k e r dieses Westens unteilbar. Daß dieses Recht auch für uns gilt, für uns und die V ö l k e r des mittel- und ost- e u r o p ä i s c h e n Raumes, das m ü s s e n wir jetzt wissen. General Eisenhower, ein Mann, dem man einen tiefen Einblick in die Lage nicht wird absprechen k ö n n e n , stellt in seinem eben erschienenen Jahresbericht über die Fortschritte und Probleme der e u r o p ä i s c h - a t l a n t i s c h e n Ver- teidigung fest, d a ß eine Katastrophe nur auf-

U n s e r H i m m e l , u n s e r e B i r k e n . . .

Manche Woche braucht der Frühling für seinen Weg vom Bodensee bis an die Memel.

Wenn dort im Süden schon alle Frühlingsblumen blühen, sind in unserer Heimat noch die Gehölze kahl. Und doch, diese Birken und diese Wolken, das ist kein Winter mehr.

Es ist nicht leicht zu sagen, was in diesem Bilde Hoffnung und Aulbruchstimmung ist, und doch spürt es jeder. Wir hatten ein besonderes Wort für diese ZeU nach dem Winter und vor dem großen Frühling, die Zeit, die mit dem Eisgang der Flüsse begann: das Früh- jahr. Frühjahrsbirken und Frühjahrswolken sind das, helle Zeichen des Kommenden. Von Frühjahr und Frühling unserer Landschaft ist in dieser Folge an anderer Stelle die Rede;

ein guter Beobachter der Natur spricht davon aus der Fülle seiner Erinnerung.

A u f n a h m e : H a n s K e n n e r

gehalten werden k ö n n e , wenn die V ö l k e r des Westens klug genug sind, mit vielen Dingen der Vergangenheit zu brechen und wenn sie sich bereit finden, neue u m w ä l z e n d e M a ß n a h - men zu ergreifen; das Vertrauen in die Red- lichkeit dieser Politik ist, so sagt er weiter, die moralische Grundlage, ohne die alle militäri- schen Anstrengungen und alle Opfer an Men- schen und materiellen Werten vergeblich sein werden.

Das eben meint auch die Entschließung der Landsmannschaft, wenn sie sagt, d a ß man eine dauerhafte e u r o p ä i s c h e Ordnung nur auf dem Boden des unteilbaren V ö l k e r r e c h t s errichten k ö n n e . Es gibt kein Völkerrecht, das nur für Frankreich gilt, kein Völkerrecht, das — schon weniger wert — allein auf die Bundesrepublik an- gewandt werden kann, und schon gar kein V ö l - kerrecht, das östlich der O d e r - N e i ß e - L i n i e nichts anderes kennt als eine große Leere, für die überhaupt kein Recht gesetzt zu werden braucht.

Wenn man den deutschen Osten nur als Spiel- ball der Weltpolitik benutzt, wenn man es als s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ansieht, daß jedes Volk in seiner Heimat bleibt, unseren Anspruch auf un- sere Heimat aber nicht als einen Akt des

Rechts und der Gerechtigkeit und der Selbst- bestimmung ansieht, sondern als eine den Frie- den g e f ä h r d e n d e Aggression brandmarkt, dann schafft man kein Vertrauen in die Redlichkeit der Politik des Westens, ja dann erschüttert man die moralische Grundlage, auf der sich die freie Welt aufbaut. Unsere Forderungen ent- springen nur den Grundsätzen, für deren Ver- teidigung der Westen überhaupt erst auf den Plan getreten ist. Daß sie nichts zu tun haben mit Rache und Vergeltung, daß sie nicht ver- wirklicht werden sollen durch einen Krieg, das haben wir in der Charta der Heimatvertriebe- nen klar und deutlich gesagt. W i r haben sie uns selbst gegeben aus freiem Willen; wir sind entschlossen, das zu halten, wozu wir uns feierlich verpflichtet haben. Aber niemals wer- den wir von dem Recht abgehen, daß die ge- samte freie Welt als gültig gesetzt hat, von dem Recht auf Selbstbestimmung, von dem Recht auf Heimat, von dem Recht, in Freiheit dort zu leben.

Es g e n ü g t nicht, daß in der westlichen Welt kaum jemand noch die Vertreibunq als eine rechtmäßige M a ß n a h m e zu verteidigen wagt, e& g e n ü g t auch nicht, daß Männer, die damals

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Jahrgang 3 / Folge 12 25. April 1952 / Seite 2

entscheidend mitwirkten, M ä n n e r mit g r o ß e m Namen, sich heute in der Oeffentlichkeit strei- ten, wer die Schuld trägt. W i r wollen über die- sen Verzicht auf das Negative hinaus ein Be- kenntnis zum Positiven. » W e n n die freien V ö l - ker ihre Sicherheit wahren sollen, dann m ü s s e n unsere V ö l k e r gemeinsam marschieren und ein gemeinsames Ziel anstreben", das ist wiederum ein Wort von Eisenhower. Zu diesem Ziel, das die freie Welt gemeinsam verfolgt, g e h ö r t es, daß das Selbstbestimmungsrecht auch für uns gilt und für die V ö l k e r , die mit uns in der Mitte und im Osten unseres Erdteils lebten. Es w ä r e gut, wenn die Mächte des Westens da« in einer Deklaration zum Ausdruck bringen w ü r - den.

Wer istfür Potsdam verantwortlich ?

Der frühere amerikanische A u ß e n m i n i s t e r und jetzige Gouverneur des Staates Süd-Karolina, James F. Byrnes, wirft in einem schneidend scharfen Artikel in der letzten Nummer der Wo- chenzeitschrift „Colliers" Präsident Harry S.

Truman neben persönlicher Verunglimpfung vor, daß er in seinen Erinnerungen an die ame- rikanisch - sowjetischen Nachkriegsbeziehungen

„Dichtung an die Stelle geschichtlicher Wahr- heit" setze, besonders in den A e u ß e r u n g e n über Potsdam und die Oder-Neiße-Linie.

Wenn Präsident Truman in einem angeblichen Brief an ihn, Byrnes, gesagt habe, die Vereinig- ten Staaten seien in Potsdam durch die Macht der vollendeten Tatsachen gezwungen worden, dem „ a n m a ß e n d e n Gewaltakt" der sowjetischen Besetzung Ostpolens und der polnischen Beset- zung der deutschen Ostgebiete „zuzustimmen", so sei das falsch. Tatsächlich sei in Potsdam

»kein derartiges Einvernehmen erzielt" worden, und das habe er, Byrnes, in seiner Stuttgarter Rede dem deutschen Volk mit des Präsidenten Wissen und Zustimmung auch gesagt. In allen Verhandlungen mit den Sowjets habe er darauf bestanden, daß die Vereinigten Staaten das e i g e n m ä c h t i g e Vorgehen der Sowjetunion nicht anerkennen k ö n n t e n »und d a ß die Besetzung des Teiles Deutschlands östlich der Oder eine Ange- legenheit ist, die nur in einer Friedenskonferenz festgelegt werden kann".

Byrnes erklärt weiter, er habe seine Politik der „Geduld gepaart mit Festigkeit* g e g e n ü b e r Moskau dem P r ä s i d e n t e n g e g e n ü b e r vertreten, der damals »starke Worte, aber keine eiserne Faust" gebraucht habe.

Exilpolen unterstellen Bonn Verzicht auf Ostgebiete

U n t e r B e z u g n a h m e auf e i n e k ü r z l i c h e M e l d u n g d e «

» N e w Y o r k - T i m e s " - K o r r e s p o n d e n t e n J a c k R a y m o n d aus B o n n , w o n a c h f ü h r e n d e P e r s ö n l i c h k e i t e n d e r B u n d e s r e g i e r u n g sich i n v e r t r a u l i c h e n G e s p r ä c h e n f ü r e i n e n V e r z i c h t auf d i e d e u t s c h e n O s t g e b i e t e j e n s e i t s v o n O d e r u n d N e i ß e a u s g e s p r o c h e n h ä t t e n u n d d i e s e E i n s t e l l u n g n u r nicht offen k u n d z u t u n w a g t e n , schreibt d i e L o n d o n e r e x i l p o l n i s c h e Z e i t u n g » D z i e n n i k P o l s k i " , d a ß a l s o » d i e deutsche ö f f e n t l i c h e M e i n u n g "

sich m i t e i n e r . G r e n z e " a n O d e r u n d N e i ß e » a b z u - finden" b e g i n n e . A l s B e w e i s d a f ü r w i r d auch e i n k ü r z l i c h i m . B u l l e t i n " d e r B u n d e s r e g i e r u n g v e r - ö f f e n t l i c h t e r A u f s a t z a n g e s e h e n , i n d e m u n t e r B e - z u g n a h m e a u f J a l t a d a v o n d i e R e d e w a r , d a ß P o l e n d i e O d e r - N e i ß e - G e b i e t e i n d e r E r w a r t u n g z u r V e r - w a l t u n g e r h i e l t , d a ß es sich u m e i n d e m o k r a t i s c h e s P o l e n h a n d e l n w e r d e u n d nicht u m e i n k o m m u n i s t i - sches. ( W i r b r a c h t e n e i n e S t e l l u n g n a h m e z u d i e s e m A u f s a t z i m „ B u l l e t i n " i n d e r l e t z t e n F o l g e u n t e r d e r Ueberschrift „ K e i n Schacherobjekt".) D a s e x i l - p o l n i s c h e B l a t t s t e l l t i n d i e s e m Z u s a m m e n h a n g d i e F r a g e : »Soll d e r H i n w e i s d a r a u f , d a ß P o l e n nicht w i e v o r g e s e h e n d e m o k r a t i s c h g e w o r d e n i s t , so z u v e r - s t e h e n sein, d a ß D e u t s c h l a n d d i e O d e r - N e i ß e - G r e n z e nicht m e h r i n F r a g e s t e l l e n w i r d , w e n n P o l e n nicht m e h r v o n d e r S o w j e t - U n i o n besetzt i s t ? "

Es ist n o t w e n d i g , d a ß d i e B u n d e s r e g i e r u n g z u d e n B e h a u p t u n g e n d e s K o r r e s p o n d e n t e n d e r » N e w Y o r k - T i m e s " S t e l l u n g n i m m t . W a s aber d i e F r a g e s t e l l u n g des „ D z i e n n i k P o l s k i " anbetrifft, so z e i g t sie, w i e sich d i e p o l n i s c h e P r o p a g a n d a s o f o r t a u f j e d e B l ö ß e s t ü r z t , d i e i h r g e b o t e n w i r d . W i e w i r , d i e H e i m a t - v e r t r i e b e n e n , auf d i e v o n d e m p o l n i s c h e n B l a t t g e - s t e l l t e F r a g e a n t w o r t e n , d a s i s t n i e m a l s auch n u r i m g e r i n g s t e n u n k l a r g e w e s e n .

Vordringlicher

Der Bundesvorstand der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n ist in Uebereinstimmung mit dem Vorstand des Z v D der Auffassung, daU der Kampf um einen gerechten Lastenausgleich vor- dringlicher ist als O r g a n i s a t i o n s g e s p r ä c h e . Die Landsmannschaft O s t p r e u ß e n will aber keinen Zweifel daran lassen, daß sie einen Zusammen- schluß aller Vertriebenenorganisationen für er- wünscht hält und bereit ist, zu gegebener Zeit daran mitzuarbeiten. Der Bundesvorstand be- grüßt es, daß die von ihm am 17. Februar 1962 auf der ostpreußischen Vertretertagung formu-

lierten fünf Punkte von allen Beteiligten als ge- eignete Verhandlungsgrundlage anerkannt worden sind.

Eine Kundgebung in Bonn

Der ZvD veranstaltet am Sonntag, dem 4. Mai, auf dem Rathausplatz in Bonn um 14.00 Uhr eine Kundgebung gegen das Gesetz über den Lasten- ausgleich. Es spricht der Vorsitzende des ZvD, Bundestagsabgeordneter Dr. Kather.

Mikro-Filme

von ostpreußischen Staatsurkunden

A u f G r u n d e i n e s B e s c h l u s s e s d e r R e g i e r u n g v o n N i e d e r s a c h s e n

sollen

d i e i n d e r G o s L a e r K a i s e r p f a l z l a g e r n d e n O s t a r e h i v e n a c h G ö t t i n g e n g e b r a c h t w e r - d e n . S o b a l d g e e i g n e t e R ä u m l i c h k e i t e n z u r V e r f ü - g u n g s t e h e n , w i r d d e r U m z u g e r f o l g e n . Tn G o s l a r b e f i n d e t s i c h d e r g r ö ß t e T e i l d e s o s t p r e u B i s c h e n S t a a t s a r c h i v s , d a r u n t e r d a s fast v o l l s t ä n d i g e A r c h i v d e s D e u t s c h e n R i t t e r o r d e n s . U n t e r d e n s e c h s t a u - s e n d U r k u n d e n s i n d f ü r d i e h i s t o r i s c h e u n d k u l - t u r g e s c h i c h t l i c h e F o r s c h u n g e n d i e G e s e t z g e b u n g d e s O r d e n s u n d d i e „ P r e u ß e n - b i b e l " b e s o n d e r s w e r t - v o l l . D i e s e e n t h ä l t e i n e U e b e r s e t z u n g d e r P r o p h e - t e n u n d d e r A p o s t e l g e s c h i c h t e In d i e m i t t e l h o c h - d e u t s c h e S p r a c h e . E i n e H a m b u r g e r F i r m a i s t v o m B u n d e s m i n i s t e r i u m b e a u f t r a g t w o r d e n , v o n a l l e n U r k u n d e n u n d A k t e n M i k r o - F i l m e h e r z u s t e l l e n . D i e N e g a t i v e s o l l e n a u s S i c h e r h e i t s g r ü n d e n m e h r - fach v e r v i e l f ä l t i g t u n d i n m e h r e r e n O r t e n v e r - w a h r t w e r d e n .

D i e P l ä n e d e r p o l n i s c h e n E m i g r a n t e n

' _ .. . fn l a l t a an Im Brennpunkt der Ueberlegungen über die

ungewisse Zukunft Europas steht — nach Deutschland — heute Polen. In den Grenzen von 1938 war es das einzige z w i s c h e n e u r o p ä i - sche Land, welches unmittelbar an die Sowjet- union und zugleich an das Deutsche Reich angrenzte; heute wie damals ist es mit schwie- rigen Grenzstieitigkeiten belastet. Und so ist die Frage berechtigt: Unter welchen Gesichts- punkten sehen die polnischen Emigranten die e u r o p ä i s c h e n V e r h ä l t n i s s e an und welche Lö- sungen schlagen sie in polnischem Interesse für die Zukunft vor?,

Die ü b e r w i e g e n d e Mehrheit, so u. a. auch die Kreise, die sich um die Londoner polnische Exil- regierung gruppieren, lehnt die sogenannte Korapensationstheorie ab (wonach Polen die deutschen Ostgebiete als Ersatz für den Ver- lust seiner ehemaligen Ostgebiete erhalten habe) und strebt für die Zukunft die Wieder- gewinnung der an die Sowjetunion abgetrete- nen Gebiete an, will aber zugleich die „polni- schen Westgebiete" behalten.

Diese Forderungen werden zunächst mit der These b e g r ü n d e t , daß Polen als ein politisch und wirtschaftlich „starkes" Land aus der Pe- riode der g r o ß e n U m w ä l z u n g e n hervorgehen m ü s s e . Die Aufrechterhaltung der O d e r - N e i ß e -

„Grenze" w ü r d e , so bringt man vor, Deutsch- land verhindern, seine » e x p a n s i v e n Tendenzen"

nach Osten hin wieder aufzunehmen und die

„Gefahr", daß es im Westen ein Uebergewicht über die anderen Länder erhalten k ö n n t e , w ä r e durch einen starken o s t m i t t e l e u r o p ä i s c h e n Block unter polnischer Führung paralysiert. Unter

„ e x p a n s i v e n Tendenzen" versteht man dabei bereits eine Forderung des Rechts auf die Hei- mat der Vertriebenen, mit der Vorspiegelung einer „deutschen Gefahr" sucht man insbeson- dere auf Frankreich Eindruck zu machen.

So versuchten die Exilpolen — bisher ver- geblich — , mit den Westukrainern zu einer V e r s t ä n d i g u n g zu gelangen, indem sie ihnen zusagten, die Ostukraine in ihrem Kampf um

eine L o s l ö s u n g von Rußland zu unte^tutzJ ^ Man brauche eine gemeinsame p o l n i s c h - r u m ä - nische Grenze (die nur durch Einverleibung Oa- l i z i e ö s in Polen wiederhergestellt w ä r e ) , um eine nach Osten gerichtete Front von der Ost- see bis zum Schwarzen Meer errichten zu k ö n - nen. Der Idealfall für Polen w ü r d e eintreten, wenn sich zwischen diese Front und Rußland noch ein u n a b h ä n g i g e s W e i ß r u ß l a n d und eine u n a b h ä n g i g e Ukraine legen w ü r d e n .

Man ist sich auf polnischer Seite dessen be- wußt, d a ß die Realisierung dieser Pläne sehr g r o ß e Schwierigkeiten bereiten w ü r d e . Gerade die Westukrainer streben mit aller Leidenschaft nach U n a b h ä n g i g k e i t . Sie w ü r d e n sich gegen eine Angliederung der ehemals polnischen Ost- gebiete erbittert wehren, und eine erneute A n - gliederung w ü r d e S t r ö m e von Blut kosten.

Schon nach dem Ersten Weltkriege w ä r e es den westukrainischen Truppen beinahe gelungen, die Polen aus Galizien zu vertreiben, und in- zwischen ist das nationale S e l b s t b e w u ß t s e i n der ukrainischen B e v ö l k e r u n g g e w i ß noch s t ä r k e r geworden.

Die hier gekennzeichneten Schwierigkeiten werden von vielen polnischen Emigranten ge- sehen, aber die Meinungen gehen hier doch sehr auseinander. Der ehemalige Minister M i - kolajczyk hat auf die Angliederung der ehe- maligen polnischen Ostgebiete mit nichtpolni- scher Mehrheit verzichtet; er wird auch aus die- sem Grunde von anderen polnischen Gruppen scharf angegriffen. Jozef Labodowski hat in der in Paris erscheinenden „Kultura" einen eigenen Vorschlag zur Diskussion gestellt: er schlägt vor, die ehemaligen Ostgebiete Polens zu ver- s e l b s t ä n d i g e n und hier ein polnisch-ukrainisches Kondominium zu errichten. Dieser Zwischen- staat solle dann mit Polen in dieselbe enge Verbindung treten wie mit der als u n a b h ä n g i g von Rußland gedachten Ostukraine. Labodowski spricht aber selbst aus, d a ß er mit seiner Auf- fassung ziemlich allein dastehe. Die Mehrheit der polnischen Emigranten hält an der Forde-

G e m a u e r t e G e b ä u d e

Viele hunderttausend Hektar Brachland in den deutschen Ostgebieten

Berlin. Im Zuge der allgeminen Werbung un- ter der L a n d b e v ö l k e r u n g Zentralpolens für eine Umsiedlung nach S ü d o s t p r e u ß e n , Pommern und Schlesien bringt die polnische Presse weitere E n t h ü l l u n g e n ü b e r die tatsächliche Lage in den unter polnischer Verwaltung stehenden deut- schen Ostgebieten. So schreibt z. B. „Zycie War- szawy" wörtlich: »Außer der in den vergange- nen Jahren durchgeführten Liquidation des Brachlandes sind Brachflächen noch im A u s m a ß e von vielen Hunderttausend Hektar vorhanden.

Die Zahl der verlassenen und der zwar bewohn- ten, aber nur teilweise bewirtschafteten Betriebe beträgt 52 000, von denen sich 26 000 in den Wo- jewodschaften Stettin, A11 e n s t e i n , Breslau, Köslin und Bialystock befinden."

Gleichzeitig ist ein weiterer Zusammenbruch der bisherigen polnischen Propagandathesen zu verzeichnen. W ä h r e n d bisher immer wieder vor- gebracht worden war, daß d i « deutschen Ostge- biete ein „Ballast" des Reiches waren und wegen geringer B ö d e n nur wenig erzeugten, wird nun- mehr von Luibliner polnischen Bauern berichtet, die »den besseren Boden und sich eines besseren Lebens rühmen". Im Gebiete von Allenstein sei noch für viele Umsiedelungswillige Platz. Be- sonders werden auch die „ g e m a u e r t e n G e b ä u d e "

e r w ä h n t , die die Umsiedler in O s t p r e u ß e n vor- finden w ü r d e n . Sie k ö n n t e n dort ein »aussichts- reicheres Leben" beginnen, h e i ß t es in dem Be-

richt der Warschauer Zeitung weiterhin. Die Z u - rückhaltung, mit der die polnischen Bauern der- artigen Aufrufen g e g e n ü b e r s t e h e n , geht jedoch daraus hervor, d a ß die polnische Presse gleich- zeitig die Mahnung ausspricht, „ V o r u r t e i l e auf- zugeben* und „nicht an der Scholle zu kleben".

Das Absinken der polnischen Agrarproduktion

D i e H i n t e r g r ü n d e d e r f i e b e r h a f t e n p o l n i s c h e n U m - s i a d k m g s a k t i o n i n d i e d e u t s c h e n O s t g e b i e t e j e n s e i t s v o n O d e r u n d N e i ß e e n t h ü l l t e i n a m t l i c h e r B e r i c h t d e r » S t a a t s k o m m i s s i o n f ü r W i r t s c h a f t s p l a n u n g " ü b e r d i e E n t w i c k l u n g d e r p o l n i s c h e n A g r a r p r o d u k t i o n i m J a h r e 1951. D a n a c h w u r d e n i m V o r j a h r e w e s e n t l i c h w e n i g e r K a r t o f f e l n , Z u c k e r r ü b e n u n d a n d e r e H a c k - f r ü c h t e e r z e u g t als i m J a h r e 1950, w a h r e n d a n B r o t - g e t r e i d e e t w a d i e g l e i c h e E r n t e w i e 1950 e r z i e l t w o r d e n s e i n s o l l . D e r V i e h b e s t a n d k o n n t e e b e n f a l l s nicht e r h ö h t w e r d e n , m i t A u s n a h m e d e r Schafzucht.

D i e l e t z t e T a t s a c h e d e u t e t d a r a u f h i n , d a ß m a n d i e w e i t e n B r a c h f l ä c h e n i m d e u t s c h e n O s t e n w e n i g s t e n s d u r c h S c h a f h a l t u n g a u s n u t z e n w o l l t e . W i e s t a r k d i e l a n d w i r t s c h a f t l i c h e P r o d u k t i o n i m V o r j a h r e — t r o t z d e r L i e f e r u n g e i n e r e r h ö h t e n M e n g e v o n D ü n g e m i t - t e l n — a b g e s u n k e n i s t , g e h t auch d a r a u s h e r v o r , d a ß d a s „ P l a n - S o l l " d e r p o l n i s c h e n L a n d w i r t s c h a f t s - p r o d u k t i o n f ü r 1952 a u f nicht m e h r a l s 103 P r o z e n t d e r E r z e u g u n g v o n 1950 festgesetzt w o r d e n ist, d a s h e i ß t m a n strebt f ü r 1952 n u r a n , d a ß d i e E r n t e v o n 1950 g ü n s t i g s t e n f a l l s w i e d e r e r r e i c h t w i r d .

A n m e l d u n g d e r S c h ä d e n Ein Entwurf des Antragsformulars den Ressorts zugeleitet

V o n u n s e r e m B o n n e r K o r r e s p o n d e n t e n Dr. P. Bonn, 23. April.

Der Bundesfinanzminister hat in einem Schnell- brief allen beteiligten Ressorts der Bundesregie- rung den Entwurf des im Feststellungsgesetz vorgesehenen amtlichen Antragsformulars zu- geleitet und darin den Bundesvertriebenenmini- ster gebeten, auch den G e s c h ä d i g t e n v e r b ä n d e n Gelegenheit zu einer s a c h v e r s t ä n d i g e n Begut- achtung dieses Entwurfes zu geben. In dem Bei- schreiben heißt e6, daß der bereits im Sommer 1950 entworfene Antragsvordruck durch den weiteren Gang der Beratungen am Lastenaus- gleichsgesetz und am Feststellungsgesetz in weiten Teilen ü b e r h o l t ist; er m u ß t e daher dem jetzt vorliegenden Feststellungsgesetz a n g e p a ß t und es m u ß t e berücksichtigt werden, daß die Vordrucke auch dann noch verwendbar bleiben m ü s s e n , wenn das Feststellungsgesetz entspre- chend den zu erwartenden Bestimmungen des Lastenausgleichsgesetzes in einigen Punkten a b g e ä n d e r t werden sollte.

Der Entwurf des Formblattes ist so gestaltet, daß alle Antragsteller, g l e i c h g ü l t i g welcher Ge- schädigtengruppe, ein einheitliches Mantelblatt a u s f ü l l e n sollen, in das gleichzeitig der Antrag auf Feststellung eines Hausratsschadens sowie anderer kleiner Schäden eingearbeitet ist Da- gegen sollen A n t r ä g e auf Feststellung des Ver- lustes von land- und forstwirtschaftlichem Ver- m ö g e n , G r u n d v e r m ö g e n und B e t r i e b s v e r m ö g e n , für die umfangreiche Einzelangaben notwendig sind, je auf einem besonderen Beiblatt gestellt werden. Die Beratungen über diesen amtlichen Vordruck sollen möglichst noch im Laufe des Monats April abgeschlossen werden, so daß etwa Mitte Mai mit der Herausgabe begonnen werden kann.

Nach dem vorliegenden Entwurf wird der Mantel Vordruck insgesamt 29 Fragen enthalten.

das Beiblatt „Landwirtschaft" weitere 20, das Beiblatt „ G r u n d v e r m ö g e n noch einmal 21 und das Beiblatt „ B e t r i e b s v e r m ö g e n " schließlich 19 Fragen.

Nach einigen kurzen Vorbemerkungen werden im Mantelblatt zunächst acht Fragen zur Person des unmittelbar G e s c h ä d i g t e n , seine Persona- lien, Aufenthaltsorte vor und nach dem Zeit- punkt der S c h ä d i g u n g und seine B e r u f s t ä t i g k e i t gestellt, dann einige zur Person des Antragstel- lers, falls der unmittelbar G e s c h ä d i g t e selbst ge- storben sein sollte.

Dann erst beginnen die eigentlichen Feststel- lungsfragen, zunächst die ü b e r den Hausratscha- den. B e s a ß e n Sie zur Zeit der S c h ä d i g u n g eine eigene Wohnung? Und wo? Waren Sie E i g e n t ü - mer der Einrichtung eines oder mehrerer Wohn- räume?" Dann die Frage nach den Einkünften in den Jahren 1937, 1938 und 1939 und nach dem V e r m ö g e n s s t a n d am letzten vor der S c h ä d i g u n g liegenden Veranlagungszeitpunkt — zwei Fra- gen, die ja für die Festsetzung der pauschalier- ten Schadensgruppe ausschlaggebend sind. Dann will der Fragebogen wissen, welche S c h ä d e n an G e g e n s t ä n d e n für die Berufsausbildung oder die wissenschaftliche Forschung eingetreten, ferner welche Vertreibungs- und O s t s c h ä d e n an A n - sprüchen und Beteiligungen entstanden sind.

Nach den Feststellungen etwa erhaltener Ent- s c h ä d i g u n g s l e i s t u n g e n schließt dieser Mantel- bogen mit der ü b l i c h e n Versicherung des A n - meldenden, die Angaben v o l l s t ä n d i g und rich- tig gemacht und sich dessen b e w u ß t zusein d a ß er widrigenfalls von der Sehadensfeststellunq ausgeschlossen werden kann.

Dann folgen die oben e r w ä h n t e n Beiblätter die natürlich nur von den an Grund-, Betriebs- oder landwirtschaftlichem V e r m ö g e n Gescha- digten a u s z u f ü l l e n sind.

,) or l ^ i c k c i d b e der in Jalta an die Sowjet.

rUng fhn 1 ss nen Gebiete fest und hofft, hie*.

; ; P n ; ° d n , c u u ! — * r i T ™ 1 ^ Au h dir Frage, welche: ostmittehniropa.scheii

^1 ten vch zu einem r e g i o n a l e n Block inner*

hHlh eines vereinigten Europas zusammenschliw Sei s X n % t umstritten. Viele tchechisch«

P m i m a n t e n lehnen den Gedanken eines enge- fen B ü n d n i s s e s mit Polen a b weil dieses Bund- mT allzu sehr mit den s t r i t t i g e n Grenifrajajf, Polens g e q c n ü b e r den Deutschen, U k r a i n e r n , W e i ß r u s ^ n , Litauern und a u c h Großrussen ^ lastet sein w i , r d' ' - S' " wurd('n l l e b eI m eine

A H von Union mit Oesterreich und Ungar*

treten So geht die exilpolnische Rechnung nfcf aends'ganz'auf, u n d s o s e t z t man in der polni- sehen Emigration die Hoffnung darauf, daß di«

wir!schalIHche Einheit der ost.nitteleuropäische*

Länder die durch die Politik der SowjetuniQf g e f ö r d e r t wird, sich s p ä t e r politisch au»wirken

W A m wenigsten real aber ist die Vorstellung, es k ö n n e gelingen, d a s d e u t s c h e und das n i s f l | sehe Volk gleichsam „ a u s z u k l a m m e r n " , anstatt nach einem positiven V e r h ä l t n i s zu diesen Vöfc kern zu suchen.

Die Z u k u n f t s p l ä n e der polnischen Emigranten g r ü n d e n sich auf den Gedanken einer Umgriff pierung der Kräfte, d e r Bildung von Staaten- blöcken usw. Sie gehen meist von den nach 1919 gebildeten Vorstellungen aus. Auf der Ba- sis nationaler M a c h t k ä m p f e n a c h dem Muster von Versailles lassen sich die verwickelten Verhält- nisse im e u r o p ä i s c h e n Osten aber nicht lösen.

Man wird nach neuen Grundlagen für die V« t f w i r k l i c h l i n g einer e c h t e n Brüderschaft der Völ- ker s u c h e n m ü s s e n . Dr. W . von Harpe

Bereitstellung von Durchgangslagern

( M I D ) B o n n . D u r c h e i n e V e r o r d n u n g der Bundes- r e g i e r u n g w u r d e n d i e L a n d e r v e r p f l i c h t e t , alle die V e r t r i e b e n e n v o r l ä u f i g i n D u r c h g a n g s l a g e r n unter- z u b r i n g e n , d i e e n t w e d e r d u r c h A u s s i e d l u n g w e g e n i h r e r d e u t s c h e n V o l k s z u g e - h ö r i g k e i t o d e r mit e i n e r o r d n u n g s m l i i f l e » E i n r e i s e e r l a u b n i s z u m nicht n u r v o r ü b e r - g e h e n d e n A u f e n t h a l t i n d e r B u n d e s r e p u b l i k eintraf»

fen. D i e D u r c h g a n g s l a g e r , i n d e n e n sie vorläufig u n t e r z u b r i n g e n s i n d , w e r d e n v o n d e r Bundesregie- r u n g b e s t i m m t , d e r e n B e a u f t r a g t e r s i e d a n n auch auf d i e A u f n a h m e l ä n d e r w e i t e r v e r t e i l t .

W e n n d i e i n d e n D u r c h g a n g s l a g e r n v o r l ä u f i g un- t e r g e b r a c h t e n P e r s o n e n k e i n e Z u s a g e z u r Aufnahme in e i n e m B u n d e s l a n d h a b e n u n d z u r B e g r ü n d u n g e i n e s e r s t e n W o h n s i t z e s a u f d i e ö f f e n t l i c h e Hilfe an- g e w i e s e n s i n d , e r f o l g t d i e V e r t e i l u n g nach d e m vom B u n d e s r a t f e s t g e s e t z t e n S c h l ü s s e l . V e r w a n d t e aufc u n d a b s t e i g e n d e r L i n i e s o w i e E h e g a t t e n u n d unmün- d i g e G e s c h w i s t e r k ö n n e n auf W u n s c h d e m Land zu- g e w i e s e n w e r d e n , w o i h r e A n g e h ö r i g e n wohnen.

H a t t e n d i e V e r w a n d t e n , auf- u n d absteigender, Linie j e d o c h schon v o r d e r A u s s i e d l u n g des anderen n- m i l i e n t e i l e s e i n e n s e l b s t ä n d i g e n H a u s h a l t g e f ü h r t , jjfc k ö n n e n s i e d i e s e w u n s c h g e m ä ß !1 E i n w e i s u n g nur er- h a l t e n , w e n n d e r E r n ä h r e r d e r z u z u w e i s e n d e n I » m i b e fehlt o d e r d i e G e m e i n d e b e h ö r d e1 d e s Anfruhine»

l a n d e s b e s t ä t i g t , d a ß e i n e U n t e r b r i n g u n g i m Wohn- r a u m m ö g l i c h ist. A u c h b e i d e n ü b r i g e n Personen

s o l l b e i d e r Z u w e i s u n g m ö g l i c h s t auf verwandtschaft- liche B e z i e h u n g e n R ü c k s i c h t g e n o m m e n w e r d e n , 1K b e s o n d e r e d a n n , w e n n W o h n r a u m z u r V e r f ü g u n g o d e r e i n e B e s c h ä f t i g u n g im B e t r i e b d e s V e r w a n d t « in A u s s i c h t steht.

Niedersachsens innere Umsiedlung

D e r n i e d e r s ä c h s i s c h e M i n i s t e r f ü r V e r t r i e b e n e hat U n t e r s u c h u n g e n ü b e r d i e M ö g l i c h k e i t e i n e r inneteÄ U m s i e d l u n g a n s t e l l e n l a s s e n . M a n g i n g v o n der U e b o r z e u g u n g aus, d a ß s e l b s t nach A b z u g v o n rund 300 000 M e n s c h e n a u s N i e d o r s a c h s e n v o n d e n Ter*

b l e i b e n d e n r u n d 1,5 M i l l i o n e n H e i m a t v e r t r i e b e n e n noch i m m e r 300 000 b i s 350 000 nicht eingegliedert w e r d e n k ö n n t e n . F ü r d i e D u r c h f ü h r u n g e i n e r solchen i n n e r e n U m s i e d l u n g w u r d e e i n Z e i t r a u m v o n etw»

v i e r J a h r e n v e r a n s c h l a g t , d . h . i n n e r h a l b eines Jah- res w ä r e n i n s g e s a m t e t w a 20 000 H a u s h a l t u n g . « v o r s t ä n d e m i t r u n d 80 000 F a m i l i e n a n g e h ö r i g e n durd»

Schaffung v o n A r b e i t s p l ä t z e n u n d E r s t e l l u n g von n e u e m W o h n r a u m w i r t s c h a f t l i c h w i e d e r einzuglie- d e r n u n d u n t e r z u b r i n g e n . In N i e d e r s a c h s e n gebe e»' e i n e A n z a h l v o n i n d u s t r i e l l e n u n d g e w e r b l i c h e n Be- t r i e b e n , d i e d u r c h a u s i n d e r L a g e w ä r e n , zusätzlich n e u e A r b e i t s p l ä t z e z u schaffen, w e n n d i e h i e r f ü r not- w e n d i g e n M i t t e l z u r V e r f ü g u n g s t ü n d e n . D i e Schaf«

h i n g b z w . A u s w e i t u n g w i r t s c h a f t l i c h e r Unternehmun- gen b e d e u t e d a h e r e i n e d e r w i c h t i g s t e n Vorausset- z u n g e n z u r D u r c h f ü h r u n g d e r i n n e r e n U m s i e d l u n g .

D i e M a ß n a h m e n d e r L a n d e s r e g i e r u n g i n der U«**

S i e d l u n g h ä t t e n n u r e i n e g e r i n g f ü g i g e Entlastung g e b r a c h t ; sie h a t t e n a n d e r e r s e i t s d u r c h das Abfließen e r h e b l i c h e r M i t t e l f ü r d e n s o z i a l e n W o h n u n g s b a u in d e n A u f n a h m e l ä n d e r n e i n e s t a r k e E i n s c h r ä n k u n g da»

s o z i a l e n W o h n u n g s b a u e s i n d e n H a u p t f l ü c h t l i n g s l ä n - d e r n s o w i e d i e D r o s s e l u n g d e r Bauwirtschaft mit a l l e n n e g a t i v e n F o l g e r u n g e n f ü r d e n Arbeitsmarkt b e w i r k t .

H i n s i c h t l i c h d e r F i n a n z i e r l i n g s m ö g l i c h k e i t e n für die Schaffung d e r W o h n u n g e n u n d A r b e i t s p l ä t z e beruft sich d e r V e r t r i e b e n e n m i n i s t e r des L a n d e s N i e d e r s a d r sen auf d e n k ü r z l i c h im B u n d e s t a g d e b a t t i e r t e n Vor- s c h l a g des A b g e o r d n e t e n O d e n t h a l , n ä m l i c h durch U e b e r s t u n d e n a h g a b e n u n d B e i h i l f e n aus d e m Ar- b e i t s s t o c k d i e n o t w e n d i g e n G e l d e r a u f z u b r i n g e n .

H e r a u s g e b e r , V e r l a g u n d V e r t r i e b « L a n d s m a n n s c h a f t O s t p r e u ß e n e V

t .S CI\ r Jf l1 e 1 1 u n 8 ; M a r t i n K a k l e s Sendungen f ü r d i e S c h r i f t i e i t u n g : ( 24 a ) H a m b u r g - B a h r e n f e l d , Pestfach 20, T e l e f 42 52 89 U n v e r l a n g t e E i n s e n d u n - s e n u n t e r l i e g e n n i c h t d e r r e d a k t i o n e l l e n Haftung;

i u r d i e R u c k s e n d u n g w i r d R ü c k p o r t o e r b e t e n . S e n d u n g e n f ü r d i e G e s c h ä f t s f ü h r u n g der L a n d s m a n n s c h a f t O s t p r e u ß e n e V s i n d t u richten 94« J/ «a)r ,H?rnbUrR 24 W a l U t r a ß e «ob Telefon v& 51/52 P o s t s c h e c k k o n t o L O e V H a m b u r g 75a7.

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(3)

Jahrgang 3 / Folge 12

Das Ostpreußenblatt" 25. April 1952 / Seite 3

Tief erschüttert steht die Landsmann- schaft Ostpreußen an der Bahre eines der ültestcn Mitkämpfer um unsere Heimat. Am 18. April vormittags um acht Uhr verstarb an den Folgen eines Nierenleidens der Kreisvertre- ter des Kreises Pr.-Eylau

V i c t o r L i n g k G A L L E H N E N

Seit 1945 war unser Landsmann Victor Lingk bemüht, seinen Heimatkreis Pr.-Eylau zusammenzuführen. Er ge- hörte zu denen, die am 3. Oktober 1948 an maßgeblicher Stelle bei der Gründung der Landsmannschaft Ost- preußen beteiligt waren. Nach der grausamen Vertreibung lebte er seit November 1945 in Holstein. Im Ok- tober 1949 kam er nach Kennfus bei

Bad^Bcrtrich (Mosel), w o e r an der Seile seiner Gattin einen ruhigen Lebensabend zu verbringen hoffte. B,s zum letzten Tage widmete er seine Arbeitskraft seinem Kreis Pr.-Eylau und seiner Heimat Ostpreußen. Die Landsmannschalt Ostpreußen verliert in Victor Lingk einen aufrichtigen, tapferen Mitstreiter um das Recht Sein Tod reißt eine Lücke in unsere Reihen, die s c h w e r zu schließen sein wird. Wir werden sein Andenken in Ehren halten und sein Tod wird uns Verpflichtung sein, in seinem Sinne weiterzukämpfen.

Dr. GUle

Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen

O s t p r e u ß e n s c h a f f e n

u r b a r e s L a n d

Bei unsern Landsleuten im Ahlen-Moor und auf der Ahrenscher Heide

Faßt 275 Jdhre alt ist die Glocke, die zum Wochenende über dem weilen Ahlen-Moor im Lande Hadeln oben an der Niederelbe den Sonntag e i n l ä u t e t . Erst vier Monate hat sie ihten Platz in der schmucken, kleinen Kirche des neuen Dorfes Ahlen-Falkenberg. Sie stammt aus dem K ö n i g s b e r g e r Dom, und O s t p r e u ß e n sind es zum g r o ß e n Teil, für die sie auch an ihrem neuen Platz lautet. Sie holten sie als ein is der Heimat vom Hamburger .ölockenfriecihot" zu sich in ihr neues Dorf, in dem sie, Bauern allesamt, Land und eine zweite fcieimat fanden.

--<D&9 Bier ist gut, das in der sauberen Dorf- nke — ein kleiner Laden ist gleich mit dabei

— ausgeschenkt wird. „Zur Moorquelle" steht über der Tür des Hauses, das neuerbaut ist wie offenbar fast jedes G e b ä u d e im Dorf. Kaufmann, Wirt und Herr über das insgesamt fünf Hektar große Anwesen ist Max Klinger aus Darzeppeln, einem Dorf einige Kilometer südlich von Memel.

Dort hatte er einen ganz ä h n l i c h e n Betrieb, nur zehn Hektar mehr g e h ö r t e n dazu. Am Tage der ftttdlt wollte er gerade sein 2 5 j ä h r i g e s Jubi- läum als s e l b s t ä n d i g e r Gastwirt und Kaufmann feiern. Fünf Jahre s p ä t e r fing er in der „Moor- quelle" noch einmal von vorne an. Atoer es geht jetzt, er ist zufrieden.

Zum B ü r g e r m e i s t e r von Ahlen-Falkenberg?

.Nein, den gibt es nicht." Man wird an den Moor-Administrator Untermann verwiesen. Der Chef der Moor-Administration Ahlen-Falken- berg ist derselbe Untermann, der schon seit 1926/27 im G r o ß e n Moosbruch, bei Labiau.

Sümpfe trocken legte, das stellt sich schnell heraus. Ein Fachmann alter Schule und ein Ost- preuße von echtem Schrot und Koni dazu.

.Administrator in Ahlen-Falkenberg ist er erst

•eit zwei Jahren, so lange war er im Emsland tätig. Aber was sind schon ein paar hundert Hektar kultivierten Moors gegen die u n g e z ä h l - ten vertriebenen Landwirte, die noch immer ihre H ä n d e im Schoß halten oder bestenfalls Landarbeiterdienste leisten m ü s s e n . Aclmini- ttrator Untermann w e i ß , daß sich das Elend all dieser nur noch s c h w ä r z e r vor dem Glanz des neuen, kleinen G l ü c k s der Wenigen im Ahlen- Moor abzeichnet, von denen er nun zu plaudern beginnt.

.Schwer genug haben es unsere Bauern an- fangs gehabt", berichtet er. „In Nissen-Hutten und Baracken haben sie begonnen: Erich Ne.hr- korn aus dem Kreis Gumlrnnen, Siegfried Gott- Sd»lk aus dem Samland, Hermann und Gustav Bergmann aus dem Kreis Tilsit, Ernst •Meckel- burg, Walter Musewski und Karl Karowsk: aus

dem Kreis Rosenberg, Gustav Schatauer aus der Aliensteiner Gegend und Fritz F i n k h ä u s e r aus dem Kreis Treuburg."

Aber sie wurden belohnt. Schmucke, praktisch angelegte B a u e r n h ä u s e r hat den Siedlern die Hannoversche Siedlungsgesellschaft, die die Flächen von der Staatlichen Mooradministration ü b e r n a h m , erbaut; sie haben jeder ihre 20 bis 25 Hektar, rund zehn M il chk ü he, wenn nicht gar noch mehr, Jungvieh, Schweine aller Ge- wichts- und Altersklassen und einen ganzen Hof voll Federvieh. Das betriebliche Schwer- gewicht liegt bei der Milchwirtschaft. Die Ahlen- Falkemberger, einschließlich der ä l t e r e n einhei- mischen Siedler, haben allein im letzten Jahr knapp eine Million Liter Milch an die Molkerei der nahen Kreisstadt Otterndorf bei Cuxhaven abgeliefert, und sie haben ein Heu, das die ganze Umgebung lobt. Ihre Siedlung ist „autark", seit Bäcker, Stellmacher, Sattler, Klempner und Maurer dazugekommen sind. Eine Schule wurde im Vorjahre gebaut, und seit der feierlichen Einweihung der Kirche im November sind sie sogar Kirchdorf* „Nur zur politischen Gemeinde haben wir es noch nicht gebracht, aber warten Sie nur ab, auch das kommt . . ." meint Admini- strator Untermann.

„Wir fühlen uns hier wirklich wohl", b e s t ä t i g t dann Siegfried Gottschalk, den wir als den

„jüng ste n" Siedler in Ahlen-Falkenberg besuch- ten. Er ist erst vor einem Jahr ins Moor gekom- men; solange hat er sich mit Frau und vier prächtigen Kindern recht und schlecht durch- schlagen m ü s s e n . Nun steht er natürlich vor g r ö ß e r e n Schwierigkeiten als seine Nachbarn, die noch vor der W ä h r u n g s r e f o r m anfingen und für Reichsmark Vieh und Gerät auf Bezugsschein kauften. „Aber das werden wir schon schaffen", meint Gottschalk zuversichtlich, „diese Stan- darrJhöfe der Hannoverschen Siedlungsgesell- schaft sind nämlich wirklich gut. Man hat hier etwas Festes für das ganze Leben, aber", fährt er dann nachdenklicher fort, „wir hoffen doch auf die Heimkehr, eines Tages . . . Wissen Sie, dann geb' ich hier ab an einen meiner Jungen, und ich selbst, glauben Sie mir, ich selbst müßte eigentlich schon lange mal sehen, wie es dem s e l b s t a u s g e s ä t e n Apfel-Wildling m meinem Garten in O s t p r e u ß e n geht . . ."

Die Zukunft der o s t p r e u ß i s c h e n Bauern in Ahlen-Falkeniberg, die ihre Vollbauernstellen in einem halben Jahr — solange laufen die nomi- nellen P a c h t v e r t r ä g e noch — zu Eigentum er- halten werden, sieht ruhig und gesichert aus.

Vertriebene haben hier endlich einmal ein men- s c h e n w ü r d i g e s Auskommen und — wenn das

überhaupt möglich ist — eine zweite Heimat gefunden.

Anders aber, bitter anders, sieht es in Arensch aus!

Mit dem Bus geht's hinatis bis zum Hotel .Heidehof" südlich Cuxhaven, hart unter der N o r d s e e - K ü s t e , und dann folgrt man dem gelben Wegweiser „Arensch 3,5 km"", der südlich auf ein G e h ö l z weist. Die Landschaft erinnert an die m e e r w ä r t i g e Seite der Kurischen Nehrung:

h o c h s t ä m m i g e Kiefern, ausgefahrene Sandwege, zur Rechten das weite Meer. Aber jahrelang d r ö h n t e n hier die Geschütze, zuletzt war hier eine V - W a f f e n - A b s c h u ß b a s i s .stationiert. Den vertriebenen Bauern, die 1946 mit nient viel mehr als ihren gesunden, k r ä f t i g e n F ä u s t e n in die Heide kamen, präsentierte sich der frühere Wehrmacht-Schießplatz als ein Trümmerfeld gesprengter Zufahrtstraßeh und Bunker. Aber

sie packten an.

Niemand hat ihnen — wie ihren Schicksals- g e f ä h r t e n in Ahlen-Falkenberg die Moor-Admi- nistration — fertig kultiviertes Land zum Siedeln gegeben. Auf magerstem Heidebodein setzten sie Hacke und Spaten an. „ O h n e die Hilfe der heimischen Bauern, die uns mit einer Viertelmil- lion-Reichsmarkspende damals unter die Arme griffen, w ä r e der Anfang kaum m ö g l i c h gewe sen", berichtet Gustav HubeT, der Vertrauens- mann der Arenscher Bauern, über den W e r d e gang der Siedlung. „Aber heute haben wir die Kultivierung abgeschlossen, über dreihundert Hektar sind unter dem Pflug, und die Erträge steigen. Unsere Saatkartoffelzucht war schon im vergangenen Herbst ein Erfolg, und in diesem Jahr beabsichtigen wir unsere G e t r e i d e e r t r ä g e mit triploidem Roggen, einer Neuzrüchtung, pro Hektar um zwei bis drei Zentner zu steigern, wenn . . ."

Ja, und dann kommt das große „ W e n n " , das über dieser Siedlung als ein d ü s t e r e r Schatten liegt . . . Das Schicksal, das diesen Menscher, w e i ß Gott nichts in den Schoß hat fallen lassen, scheint ihnen einen weiteren herben Schlag nicht zu ersparen: „Wir m ü s s e n mit einer A n - ordnung des Bundesfinanzministerriums zur Räu- mung unserer Höfe hier unter Ulmständen rech- nen", sagt Gustav Huber bitter und fast schon ein wenig matt. Die F l ä c h e n der Siedlung Arensch wurden den Vertriebenen 1946 zui Pacht ü b e r l a s s e n , erläutert er dann; aber wer ahnte damals B ö s e s ? „ M e i n e u n a b l ä s s i g e n Be- m ü h u n g e n um Uebereignung der Siedlung an die Bauern wurden immer aussichtsloser, je greifbarer der Wehrbeitrag in die N ä h e rückte", berichtet der Obmann. -

Dennoch hat er nichts unversucht gelassen und das N i e d e r s ä c h s i s c h e Landvolk, das Han- noversche Landwirtschaftsministerium und das Bundesfinanzministerium in Bonn angeschrieben.

Der Erfolg war wahrhaft klein genug. Auf dem Instanzenwege erreichte Huber eine Stellung- nahme des Bundesfinanzministers, deren Inhalt etwa lautete: „ . . . die vertriebenen Bauern in Arensch m ö g e n sich bis zum Frühjahr 1952 gedulden, da dann feststehen wird, in welchen, Umfange alte U e b u n g s p l ä t z e für den Wehrbei- trag wiederverwendet werden m ü s s e n . " Das Frühjahr ist da. Längst m ü ß t e n die Bestellungs- arbeiten begonnen haben. „Wir brauchen drin- gend Klarheit, damit wir richtig planen können", d r ä n g e n die Bauern ihren Vertrauensmann. Der aber hat wirklich sein M ö g l i c h s t e s getan.

Man kann es nicht glauben, daß im Ernst die Wiederverwendung des S c h i e ß p l a t z e s Arensch für militärische Zwecke erwogen wird. Auf jedem Hof stehen neue massive Bauernhäuser, aus staatlichen Mitteln für je 10 000 Mark neben den altersschwachen Baracken der Vertriebenen erbaut, die ihnen anfangs das Dach über dem Kopf boten. In den Boxen steht das Vieh, mit Schweinen ist das Dorf förmlich gesegnet, dazu die Maschinen — dies alles ist doch wesentlich aus dem weiteren 5000-Mark-Kredit des Staates für totes und lebendes Inventar erworben wor- den. Und derselbe Staat k ö n n t e diesem auf- b l ü h e n d e n Leben in die Räder greifen?

Sicher, Gustav Huber hat immerhin erreicht, daß der niedersächsische Landwirtschaftsmini- ster für den Notfall einen „ g l e i c h w e r t i g e n Er- satz" für die Besitzungen in Arensch verspro- chen hat. Aber es geht um mehr als materiellen Besitz: vertriebene Bauern sind gerade wieder mit ihrer neuen Scholle ein wenig verwachsen.

Man kann sie nicht immer wieder willkürlich verpflanzen. Sie haben zu viel hinter sich.

Die Entscheidung wird in Bonn fallen. Es bleibt zu hoffen, daß man dort hinter dem „ Vor gan g Arensch" noch den halb hoffnungsvollen, halb verzweifelten Herzschlag von sechzehn redlichen vertriebenen Bauern spürt, die um ihre Höfe bangen, um ihrer H ä n d e Werk.

Jürgen Kopeke.

Ostpreußen an der Niederelbe

(Zu den Bildern auf dieser Seite) Wer als heimatvertriebener Bauer Land zur Pacht erhält, ist glücklich, daß er wie- der schaffen kann, wer aber gar eine Voll- bauernstelle als Eigentum bekommt, wie eine von denen, die es in Ahlen-Falken- berg (auf dem einzelstehenden Bild zu sehen) gab, hat sozusagen das Große Los

gezogen.

Die Aufnahmen in der Reihe von oben nach unten:

Von der Kirche in Ahlen-Falkenberg läu- tet eine kleine Glocke, die einst im Dom

von Königsberg hing Im Stall von Wilhelm Behnke hat es ge-

sunden Nachwuchs gegeben.

Siegfried Gottschalk und sein Brauner sind gute Kameraden.

.Zur Moorquelle" — so heißt die mit einem Kramladen verbundene Schenke in Ahlen-Falkenberg, die ebenfalls einem

Ostpreußen gehört.

Neben den alten Baracken sind in Arensch massive Bauernhäuser erbaut worden.

A u f n a h m e n : J ü r g e n K o p e k e

911

ff]

~"jrs

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