Forschung und Entwicklung
- nach Wirtschaftsbereichen - Ausgaben als Anteil vom Umsatz in %
Quellen: BPI, Stifterverband f. d. Deutsche Wissenschaft 91 10 60
Aus Bund und Ländern
BPI beklagt Dominanz der Sozialpolitik
REGENSBURG. Die Do- minanz der Sozialpolitik auf Kosten der Forschungs- und Industriepolitik in der Bun- desrepublik kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Phar- mazeutischen Industrie (BPI), Prof. Dr. Hans Rüdi- ger Vogel. Auf einer Presse- konferenz seines Verbandes in Regensburg befürwortete Vogel zwar die Anstrengun- gen für die Kostendämpfung im Gesundheitswesen, diese dürfe jedoch nicht vorwie- gend zu Lasten der Industrie gehen. Festbetragsregelung und Negativliste führten zu Verunsicherung bei der Phar- maindustrie, Ärzten und Pa- tienten. Die schrittweise Ein- führung von Festbeträgen ge- schehe in einer willkürlichen Vorgehensweise. Medika- mente erhielten zu einem mehr oder minder zufälligen Zeitpunkt einen Festbetrag.
Sein Verband fordere des- halb eine Zuzahlung auch bei Festbetragsarzneimitteln. Le- diglich bei einigen „vitalen Indikationen" sollten Medi- kamente zuzahlungsfrei blei- ben.
Dr. Jobst Kayser-Eich- berg, stellvertretender Vorsit- zender der Geschäftsführung von Bristol-Myers Squibb, Werk Regensburg, verwies auf die Probleme des Unter- nehmens, Verständnis für Festbetragsregelung und Ne- gativliste beim amerikani- schen Mutterkonzern zu er- reichen.
Prof. Vogel äußerte sich außerdem zur Situation der pharmazeutischen Industrie in den neuen Bundesländern.
Teilweise seien dort 40 bis 60 Prozent der Arbeitsplätze ab- gebaut worden. Bisher hätten die Firmen in der ehemaligen DDR im Vergleich zur jewei- ligen Produktion die dreifa- che Menge an Mitarbeitern beschäftigt wie im Westen Deutschlands. WA
Der Umsatz-Anteil, der in For- schung und Entwicklung fließt, ist von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. Luft- und.
Raumfahrzeugbau und Phar- maindustrie belegen Spitzen- plätze. Dabei ist allerdings zu beachten, daß die pharmazeuti- schen Unternehmen ihre For- schung zu rund 98 Prozent aus eigenen Mitteln bestreiten, die Luft- und Raumfahrt dagegen nur zu 29 Prozent.
Ärzte für Afrika
MÜNCHEN. Eine Ärzte- Aktion für Afrika ist in Mün- chen zu Ende gegangen. Ärz- te und PJ-ler der Chirurgi- schen Abteilung der Universi- tätsklinik München verluden ausrangiertes, jedoch gut er- haltenes medizinisches Mate- rial in einen zwölf Meter lan- gen und rund drei Meter brei- ten Schiffscontainer mit dem Bestimmungsort Accra/Gha- na. Darunter waren unter an- derem mehr als 20 Kranken- betten, ein Dutzend Nacht- kästchen, zehn Tische für OP-Instrumente sowie zahl- reiche Infusionsständer, Ste- rilisatoren, Beatmungsgeräte und Verbandskästen.
Das Material stammte vor- wiegend aus Krankenhäusern im Raum München, aber auch niedergelassene Ärzte aus der ganzen Bundesrepu- blik hatten sich an der Sam- melaktion beteiligt. Aufgeru- fen dazu hatte der Münchner Chirurg Dr. Mathias Richter- Turtur. Das „Ridge-Hospi- tal", mit 150 Betten das zweit- größte Krankenhaus in Gha- nas Hauptstadt Accra, hatte den Arzt um Hilfe gebeten.
Bei einem Besuch vor Ort
stellte Dr. Richter-Turtur haarsträubende Zustände in der Klinik fest: In den Gerä- teschränken fand er vorwie- gend unbrauchbare oder schadhafte Instrumente. Kin- dernarkosen waren in dem Hospital nicht möglich; die in Ghana häufig vorgenomme- nen Beschneidungen kleiner Jungen mußten ohne Betäu- bung vorgenommen werden, schrieb der Arzt nach seiner Rückkehr in einem Bericht.
Die Chirurgische Abteilung im Ridge-Hospital arbeite
„unter schwierigsten Bedin- gungen, da öffentliche Mittel zur Finanzierung weitgehend fehlen", resümierte Richter- Turtur. jag
AiP: Regelung des Mutterschutzes
BONN. Bei der Tätigkeit des Arztes im Praktikum han- delt es sich um ein Arbeits- verhältnis im Sinne des Mut- terschutzgesetzes. Das sagte die Parlamentarische Staats- sekretärin im Bundesgesund- heitsministerium, Dr. med. Sa- bine Bergmann-Pohl (CDU), auf eine Anfrage der Abge- ordneten Christina Schenk (Bündnis 90 / Die Grünen).
Die Bundesregierung halte es für unverzichtbar, Unterbre- chungen lediglich in dem in der Approbationsordnung für Ärzte vorgesehenen Umfang anzurechnen mit der Folge, daß sich die Praktikumszeit um darüber hinausgehende Unterbrechungszeiten verlän- gere, sagte Bergmann-Pohl.
Die Tätigkeit als Arzt im Praktikum sei eingeführt wor- den, um sicherzustellen, daß jeder Arzt die für die eigen- verantwortliche und selbstän- dige Berufsausübung notwen- dige Qualifikation im Rah- men seiner Ausbildung er- werben könne. Dazu bedürfe es einer praktischen Ausbil- dung nach dem Medizinstudi- um von mindestens 18 Mona- ten, auf die Unterbrechungen nur begrenzt anrechenbar sein könnten, betonte die Parlamentarische Staatsse- kretärin. Kli
Ausland
Boxverbot gefordert
FERNEY-VOLTAIRE.
In den letzten Wochen sind zwei Berufsboxer während ih- rer Kämpfe schwer verletzt worden; einer von ihnen be- findet sich in einem kritischen Zustand.
Aus diesen Anlässen hat das Generalsekretariat des Weltärztebundes darauf hin- gewiesen, daß die General- versammlung schon 1983 sich gegen den Boxsport gewandt hat. Der Beschluß lautete:
„Boxen ist ein gefährlicher Sport. Anders als bei anderen Sportarten ist das Ziel dieses Sports, dem Gegner körperli- chen Schaden zuzufügen. Bo- xen kann tödlich sein; es ver- ursacht eine große Anzahl von chronischen Gehirnschä- den. Der Weltärztebund ver- langt daher, daß das Boxen verboten wird."
In einigen Ländern, so Schweden, Norwegen und Is- land, ist dies bereits der Fall.
Das Generalsekretariat des Weltärztebundes hat dazu aufgefordert, daß auch in den anderen Ländern insbesonde- re die Ärzte sich für ein Ver- bot einsetzen. bt
Gründung der Tschechischen Ärztekammer
SEC. Im ostböhmischen Dorf Sec haben sich im Okto- ber rund 400 Delegierte an- läßlich der konstituierenden Tagung der Tschechischen Ärztekammer getroffen. „Mit den Vorbereitungen für die Wahlen hat die tschechische Ärzteschaft bewiesen, daß sie in einem demokratischen Meinungsbildungsprozeß und freien Wahlen diejenigen Or- gane der Kammer gewählt hat, die sie als Berufsvertre- tung braucht," sagte in einem Grußwort Dr. Michael Popo- Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Hessen, die die tschechischen Ärzte bei der Wiedergründung ihres Selbst- verwaltungsorgans unter-
stützt hat. Kli
A-3816 (24) Dt. Ärztebl. 88, Heft 45, 7. November 1991