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Archiv "Welchen Stellenwert hat Magnesium bei Herzrhythmusstörungen?" (23.05.1991)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Welchen Stellenwert hat Magnesium bei Herzrhythmusstörungen?

O

bwohl die antiarrhyth- mische Wirkung von Magnesium bereits im Jahr 1935 erstmals beschrie- ben wurde, fanden Verände- rungen des extra- und intra- zellulären Magnesiumge- haltes sowie deren Auswir- kungen auf den Organismus bisher nur wenig Beachtung.

Inzwischen ist das Interesse am möglichen therapeuti- schen Nutzen dieses Ions ge- stiegen. Insbesondere nach den ernüchternden Ergebnis- sen der CAST-Studie (die Mortalitätsrate von Infarkt- patienten war in den Thera- pie-Gruppen Flecainid und Encainid größer als in der Plazebo-Gruppe) versuchen die Kardiologen, das „Welt- bild" der antiarrhythmischen Therapie neu zu ordnen.

Welcher Stellenwert dem Magnesium zuzuordnen ist, erörterten Experten aus drei europäischen Ländern auf ei- nem Symposium in Montreux, das im April zum Thema

„Magnesium bei Herzrhyth- musstörungen" vom Unter- nehmen Wörwag Pharma ver- anstaltet wurde.

Wie Dr. Tobias Opthof (Amsterdam) berichtete, ist der Mechanismus der antiar- rhythmischen Wirkung von Magnesium bislang nicht ge- klärt. Aufgrund von Labor-

versuchen aber wisse man, daß Magnesium die Funktion der Natrium-Kalium-Pumpe unterstützt und damit das zel- luläre Gleichgewicht dieser Ionen aufrecht hält. Außer- dem wird Magnesium eine kalziumantagonistische Wir- kung zugesprochen, da es den Kalziumeinstrom in die Zelle vermindert. Der antiarrhyth- mische Effekt kommt nach Ansicht von Dr. Tobias Opt- hof allerdings nur zum Tra- gen, wenn der Magnesiumge- halt der Myokardzelle ver- mindert ist.

Doch weder die intra- noch die extrazelluläre Ma- gnesiumkonzentration läßt sich derzeit ausreichend si- cher bestimmen, da die ent- sprechenden Elektroden für Kalium und Natrium zwan- zigfach sensibler sind. Dar- über hinaus wird nur ein Pro- zent des Gesamtkörperma- gnesiums durch die Bestim- mung im Serum erfaßt. „Das heißt, normale Magnesium- Konzentrationen im Plasma schließen keine erniedrigten intrazellulären Konzentratio- nen aus", berichtete Prof. K.

Steinbach (Wien).

Hinsichtlich der Häufig- keit von Magnesiummangel liegen in der Literatur diver- gierende Berichte vor. Nach Angaben von Steinbach fin- det sich eine Hypomagnesi- ämie bei sieben bis zwanzig Prozent der Patienten auf In- tensivstationen sowie bei 37 Prozent der Patienten mit chronischer Herzkrankheit.

Wie Prof. Bernd Lüderitz, Bonn, in Montreux berichte- te, weisen neuere Untersu- chungen darauf hin, daß Magnesium auch unabhängig vom extrazellulären Plasma- spiegel bei malignen Rhyth- musstörungen wirksam ist.

Zum Beispiel bei

• Torsade-de-pointes- Tachykardien (eine maligne Form des Kammerflatterns, die durch Elektrolytstörun- gen ausgelöst werden kann),

• Kammerarrhythmien infolge Digitalisintoxikation oder Verlängerung des QT- Intervalls sowie bei

• multifokalen Vorhofta- chykardien.

Auch bei akutem Herzin- farkt wird Magnesium in zahl- reichen Plazebo-kontrollier- ten Doppelblindstudien ein

antiarrhythmischer Effekt zu- geschrieben. „Allerdings wie- sen fast alle Untersuchungen methodische Mängel auf und entsprechen hinsichtlich der Arrhythmie-Dokumentation nicht mehr dem heute gefor- derten Standard", so PD Dr.

Georg Schmidt (München).

Alle Experten waren sich in Montreux einig, daß die beobachteten antiarrhythmi- schen Effekte von Magnesi- um durch solide Grundlagen- forschung, tierexperimentel- le, epidemiologische sowie große klinische Studien mit definierten Ein- und Aus- schlußkriterien bestätigt wer- den müssen.

Sinnvoll erscheint Prof.

Lüderitz die Kombination niedrig dosierter differenter Antiarrhythmika mit Magne- sium in speziellen Fällen.

„Wenn man die proarrhyth- mischen und negativ inotro- pen Wirkungen der her- kömmlichen Antiarrhythmika fürchtet, kann man Magnesi- um heutzutage mit gutem Gewissen als Kombinations- präparat verordnen", so Lüderitz. Auf diese Weise lie- ße sich die jeweilige Dosis und damit die Rate der Ne- benwirkungen vermindern.

Dr. med.

Vera Zylka-Menhorn

Calcium-Antagonisten bremsen Progression der Atherosklerose

B

ei Patienten mit über- wiegend leichter koro- narer Herzkrankheit kann das Fortschreiten der Atherosklerose durch den Einsatz des Calcium-Antago- nisten Nifedipin verzögert werden. Über dieses Ergeb- nis der großangelegten IN- TACT-Studie (International Nifedipin Trial on Antiathe- rosclerotic Therapy) referier- te Prof. Dr. Paul R. Lichtlen, Abteilung Kardiologie der In- neren Medizin an der Medizi- nischen Hochschule Hanno- ver, während des von der Bay- er AG unterstützten Symposi- ums „Neue Perspektiven in der Therapie mit Calcium- Antagonisten" anläßlich der 18. Jahrestagung der Deut- schen Gesellschaft für Prä- vention und Rehabilitation

von Herz-Kreislauferkran- kungen e. V. in Bad Oeyn- hausen.

Bei den 282 Patienten, welche die doppelblind kon- trollierte Studie über drei Jahre bis zum Ende durchlau- fen hatten, stellte sich heraus, daß in der Nifedipin-Gruppe 28 Prozent weniger neue Ko- ronarläsionen auftraten als in der Plazebo-Gruppe, berich- tete Lichtlen. Da sich die bei- den Gruppen hinsichtlich der Risikofaktoren wie Serum-Li- pidspiegel, Blutdruck und Ni- kotinabusus im gesamten Verlauf der Studie nicht un- terschieden, müsse die in der

Verumgruppe beobachtete verzögerte Neubildung athe- rosklerotischer Koronarläsio- nen auf eine eigenständige Wirkung von Nifedipin zu- rückgeführt werden.

Dreijährige Nachbeobachtung Über den genauen Wir- kungsmechanismus herrscht allerdings noch keine Klar- heit. Lichtlen vermutet, daß der Einfluß von Calcium-Ant- agonisten auf die lipidreichen Frühläsionen auf verschiede- nen Wegen geschehe. So be-

einflusse Nifedipin die An- häufung schaumzelliger Ma- krophagen im subendo- thelialen Gewebe und die Durchsetzung der Intima mit proliferierenden glatten Mus- kelzellen. Niedrige Nifedipin- Dosen steigerten außerdem die intrazelluläre Hydrolyse von Cholesterin und reduzier- ten dadurch in der Kultur weitgehend die Cholesterin- anreicherung in lipidbelade- nen Zellen der glatten Mus- kulatur. Eine Beurteilung des klinischen Nutzens der IN- TACT-Studie, so Lichtlen, werde wahrscheinlich nach Beendigung einer weiteren dreijährigen Nachbeobach- tung möglich sein, bei der mehr als die Hälfte der IN- TACT-Patienten erfaßt wer- den sollen. hem

A-1934 (120) Dt. Ärztebl. 88, Heft 21, 23. Mai 1991

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