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Archiv "Praxisfinanzierung: Teure Versprechungen" (27.09.2013)

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A 1802 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 39

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27. September 2013

D

ie Idee, dass es Patentrezepte für die Immobilien- oder Praxisfinanzierung gibt, ist nicht totzukriegen. In immer neuen Er- scheinungsformen feiern solche Versprechen Wiederauferstehung.

Kreiert werden sie meist von Anla- gevermittlern, die neue Kunden- kreise erschließen und ihre Provisi- onseinnahmen verbessern wollen.

Die Leidtragenden sind Kunden, die nur allzu gerne glauben wollen, dass es Wege gibt, ohne spürbare Belastung Kapital zu bilden.

So ist vielen Ärztinnen und Ärz- ten ehedem empfohlen worden, zur Finanzierung des Kaufpreises einer Praxis ein Darlehen aufzunehmen, das nicht laufend, sondern endfällig getilgt wird – durch eine am Lauf- zeitende fällige Lebensversiche- rung. Statt Zinsen und Tilgung auf ein Darlehen zu zahlen, wird also in eine Lebensversicherung einge- zahlt. Es zeigte sich jedoch, dass die Ablaufleistung der Lebensversi- cherung meist nicht ausreicht, um das Darlehen zu tilgen. Die Folge:

Am Ende muss die Ärztin, der Arzt sehr teuer nachfinanzieren. Da ist es tröstlich, dass solche Modelle wegen geänderter Rahmenbedin- gungen weitgehend vom Markt ver- schwunden sind. Allerdings: Wer sich vor Jahren ein solches Modell

„aufschwatzen“ ließ, hat noch im- mer an den Folgen zu tragen.

Spätestens seit der Abschaffung des Steuerprivilegs für Lebensver- sicherungen im Jahre 2005 lohnt sich die Finanzierung mittels Le- bensversicherungen kaum noch.

Bis dahin waren die Erträge aus der Lebensversicherung steuerfrei. Und die Zinsen für das endfällige Darle- hen konnten von der Steuer abge- setzt werden, sofern die Immobilie vermietet war. Bei der eigengenutz- ten Wohnung funktionierte das Mo- dell daher nicht.

Zu niedrige Zinsen

Seit 2005 wird die Ablaufleistung einer neu abgeschlossenen Kapital- lebensversicherung zum Auszah- lungszeitpunkt aber voll besteuert.

Dabei werden von der Ablaufleis- tung die eingezahlten Beiträge ab- gezogen, und die Differenz unter- liegt der Einkommensteuer. Nur wenn der Vertrag mindestens zwölf Jahre läuft und erst nach dem 60.

Geburtstag des Versicherungsneh- mers fällig wird, ist die Hälfte der Differenz Bemessungsgrundlage der Steuer. Für Neuverträge seit dem Jahr 2012 gilt der 50-prozenti- ge Steuerrabatt erst nach dem voll- endeten 62. Lebensjahr.

Das Finanzierungsmodell ist aber nicht nur durch die geänderten steuerlichen Rahmenbedingungen zu Fall gebracht worden. Seit Jah- ren sinken die Renditen der Lebens- versicherungen aufgrund der Nied- rigzinsphase. In den Hochzeiten

Foto: Fotolia/Fotomek

PRAXISFINANZIERUNG

Teure Versprechungen

Vielen Ärzten sind doppelzügig laufende Praxisfinanzierungen über fondsgebundene Lebensversicherungen verkauft worden.

Das Konzept ist in vielen Fällen nicht aufgegangen.

S O N D E R S E I T E N P R A X i S

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konnten die Versicherungsnehmer Renditen von sieben bis acht Pro- zent erzielen, dann reichte die Ab- laufleistung für die Tilgung des Darlehens. Wenn aber nur die ga- rantierte Mindestverzinsung erwirt- schaftet wird, bleibt eine Lücke.

Derzeit garantieren die Lebensver- sicherungen bei 2013 abgeschlosse- nen Lebensversicherungen nur eine Verzinsung von 1,75 Prozent. Ge- wiss stellen die Lebensversicherun- gen höhere Erträge in Aussicht, aber die sind eben nicht garantiert, sicher kalkulieren lässt sich nur mit der garantierten Verzinsung.

Doch findige Vermittler kamen auf eine neue Idee: Sie kombinier- ten das Darlehen mit einer fondsge- bundenen Lebensversicherung.

Denn bei gut laufenden Aktien- märkten bringen Fondssparpläne eine deutlich höhere Rendite als die klassische Kapitallebensversiche- rung, die den Deckungsstock in si-

chere Anleihen anlegt. Die zehnjäh- rigen Bundesanleihen werfen der- zeit eine Rendite von unter zwei Prozent ab – eine Marke, die auf den ersten Blick leicht zu schlagen ist. Aber damit ist der Versiche- rungsnehmer dem volatilen Auf und Ab der Aktienbörsen ausgeliefert.

Wenn es schlecht läuft, kann es pas- sieren, dass zum Zeitpunkt der End- fälligkeit des Darlehens die Ablauf- leistung aus dem Fondssparplan ge- rade 50 Prozent des fälligen Darle- hens ausmacht. Wer zu einem be- stimmten Zeitpunkt über eine fest- stehende Summe verfügen will, sollte sich nicht auf spekulative Börsenengagements einlassen, son- dern einen sicheren Weg wählen.

Klassisch finanzieren

Das klassische Darlehen mit Zins und fester Tilgungsrate (Annuitä- tendarlehen) ist heute dank der Niedrigzinsphase so günstig, dass

keine Not besteht, sich auf waghal- sige Finanzierungsmodelle einzu- lassen. Auch wenn sich die Hypo- thekenzinsen seit dem historischen Tief im Mai dieses Jahres leicht er- höht haben, sind Hypotheken im langfristigen Vergleich immer noch supergünstig. Und Festzinsdarlehen mit regelmäßiger Tilgung bieten die höchste Planungs- und Kalkulati- onssicherheit. Bei dem endfälligen Darlehen kann es böse Überra- schungen geben, zumal wenn mit börsennotierten Anlagen getilgt werden soll. Zu beachten ist auch, dass der Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung hohe an- fängliche Kosten verursacht, die sich allenfalls bei sehr langen Lauf- zeiten auszahlen. In der Regel be- tragen die Laufzeiten für Praxisin- vestitionen entsprechend der Ab- schreibungsdauer aber nur fünf bis

zehn Jahre.

Dr. Leo Fischer

S O N D E R S E I T E N P R A X i S

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