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Archiv "Ambulante Palliativversorgung: Bestehende Angebote besser vernetzen" (15.08.2008)

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A1732 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 3315. August 2008

T H E M E N D E R Z E I T

D

ass sie unheilbar krank ist, sieht man Ilse Ebeling auf den ersten Blick nicht an: Gut ge- launt öffnet die 78-Jährige ihre Wohnungstür. Sie freut sich über Besuch, denn den Großteil des Ta- ges ist sie allein. Dann sitzt sie in ihrem Ledersessel im Wohnzimmer, liest ein Buch oder schaut fern.

„Darmkrebs“ – diese Diagnose war für Ebeling ein Schock, und sie hat sich mehr und mehr zurückgezogen.

Es ist Hildegard Nienhaus, die geklingelt hat und nun die Treppe hinaufkommt. Die 57-jährige Kran- kenschwester vom ambulanten Pal- liativdienst am Zentrum für Pallia- tivmedizin des Malteser-Kranken- hauses Bonn, schaut regelmäßig vorbei. Und man merkt, dass die beiden Frauen eine tiefe Sympathie verbindet. „Ich fühle mich wirklich gut versorgt“, sagt Ebeling.

Krebskranke und Angehörige sind oft überfordert

„Bei Frau Ebeling stehen zurzeit nicht so sehr die körperlichen Sym- ptome im Vordergrund, sondern die psychosoziale Betreuung“, erklärt Nienhaus später. Sie fährt alle zwei Wochen zu der Patientin, die sich zur- zeit noch komplett allein versorgt.

„Aber es ist schon alles für den Fall geklärt, dass es Frau Ebeling schlech- ter geht“, sagt die Krankenschwester.

Die Patientin wolle dann in ein Hos- piz. Kinder habe sie nicht, und auch keine Angehörigen in Bonn.

Für Krebskranke ist eine kontinu- ierliche Betreuung enorm wichtig.

Manchmal verschlechtert sich ihr Zustand in kürzester Zeit. „Dann muss alles ganz schnell gehen und von jetzt auf gleich funktionieren“, weiß Martina Kern, Bereichspflege- dienstleiterin am Bonner Zentrum für Palliativmedizin. Deshalb sei eine gute Zusammenarbeit aller Be-

teiligten gefragt. Zentrales Anliegen des ambulanten Palliativdienstes ist deshalb die Koordination. Die Mit- arbeiter halten Kontakt zum Haus- arzt, zum Pflegedienst, organisieren Hilfsmittel und beraten die Patien- ten sowie deren Angehörige. Die meisten sind in der belastenden Si- tuation überfordert: Anträge stellen, eine Haushaltshilfe organisieren, ein Hospiz suchen. Das schaffen viele nicht allein. „Die Koordination kann man aber nicht mal so nebenbei ma- chen, da braucht man vernünftige Netzwerke“, betont Kern.

24-Stunden-Rufbereitschaft

Pflegerisch werden die Mitarbeiter des Palliativdienstes nur in besonde- ren Fällen tätig. Der Schwerpunkt ih- rer Arbeit liegt in der Organisation.

Darüber hinaus hat der ambulante Palliativdienst jedoch noch weitere Aufgaben: Er übernimmt die psy- chosoziale Betreuung der Krebs- kranken. Außerdem überwachen die Mitarbeiter die Schmerztherapie und Syptomkontrolle. Und es gibt eine Rufbereitschaft rund um die Uhr:

Tagsüber stehen die Mitarbeiter des Palliativdienstes zur Verfügung, abends und nachts werden die An- rufe auf die palliativmedizinische Station des Malteser-Krankenhauses umgeleitet.

Das Bonner Zentrum für Pallia- tivmedizin hat Pioniercharakter:

Bereits 1990 wurde die Palliativ- station gegründet. Drei Jahre später nahm der ambulante Palliativdienst seine Arbeit auf. Zum Team des Dienstes gehören vier Kranken- schwestern und eine Sozialarbeite- rin, die allerdings für das gesamte Zentrum zuständig ist. Aktuell wer- den 66 Patienten betreut, davon 42 regelmäßig. Zu den restlichen beste- hen lose Kontakte. „Die Hausbesu- che werden auf die Wünsche und

Bedürfnisse der Patienten abge- stimmt“, berichtet Nienhaus. Sie arbeitet seit zwei Jahren für den Palliativdienst und bezeichnet ihre Tätigkeit als „sehr sinnerfüllend“.

Sie erinnere sich auch noch an die Zeit, als Sterbende im Krankenhaus ins Badezimmer geschoben wurden.

Deshalb identifiziere sie sich mit dem Ansatz der Palliativmedizin, dass man immer etwas für die Pa- tienten tun kann. Wichtig für Nien- haus ist der ganzheitliche Anspruch ihrer Tätigkeit.

Der ambulante Palliativdienst ist mittlerweile in Bonn und Umgebung etabliert. Anfangs jedoch gab es auch Vorbehalte und Unsicherheiten, ge- rade bei den ansässigen Pflegediens- ten. „Die haben aber schnell ge- merkt, dass wir ergänzend arbeiten“, sagt Kern. Auch die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten funktioniere gut. Erst kürzlich wurde ein Vertrag zu integrierten Versor- gung mit der Kassenärztlichen Verei- nigung Nordrhein und drei Kranken- kassen abgeschlossen. Ansonsten läuft die Finanzierung unter anderem über das Rahmenprogramm zur flächendeckenden Umsetzung der ambulanten palliativmedizinischen und palliativpflegerischen Versor- gung in Nordrhein-Westfalen.

Mit der jüngsten Gesundheits- reform wurde im Sozialgesetzbuch der Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung ver- ankert (§ 37 b SGB V). Kern begrüßt diese gesetzliche Neuerung, sieht aber auch Gefahren. Mancherorts könne eine Konkurrenzsituation ent- stehen, befürchtet sie. Wichtig sei es vor allem, die Hausärzte einzubin- den. „Außerdem brauchen wir nicht überall neue Strukturen, sondern wir müssen die bestehenden Versor- gungsangebote besser vernetzen.“I Dr. med. Birgit Hibbeler

AMBULANTE PALLIATIVVERSORGUNG

Bestehende Angebote besser vernetzen

Der ambulante Palliativdienst am Malteser-Krankenhaus in Bonn kümmert sich um

schwerstkranke Tumorpatienten. Die Mitarbeiter helfen dabei, den Alltag zu organisieren und

unterstützen die Angehörigen.

Referenzen

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