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Archiv "Weiterbildung zum Facharzt: Mehr Zeit in der Praxis, besser finanziert" (06.03.2015)

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A 394 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 10

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6. März 2015

WEITERBILDUNG ZUM FACHARZT

Mehr Zeit in der Praxis, besser finanziert

Für den ärztlichen Nachwuchs soll es einfacher werden, einen Teil der Weiterbildung in den

Praxen niedergelassener Ärzte zu absolvieren. Dafür müssen die Gehälter denen im Krankenhaus angeglichen werden, fordern Kassenärztliche Bundesvereinigung und Bundesärztekammer.

D

eutschland steuert auf einen Ärztemangel zu: In absehba- rer Zeit wird es vor allem in ländli- chen und strukturschwachen Regio- nen zu wenige Hausärzte und grundversorgende Fachärzte, wie Augen- oder HNO-Ärzte, geben.

Um den ärztlichen Nachwuchs für diese Fachgebiete, aber auch für ei- ne Niederlassung in eigener Praxis zu begeistern, sollen die Möglich- keiten ausgebaut werden, einen Teil der Weiterbildung zum Facharzt im ambulanten Bereich abzuleisten.

Voraussetzung dafür ist jedoch eine angemessene Finanzierung der Weiterbildungsstellen. Das ist nach Analysen von Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlicher Bun- desvereinigung (KBV) die Aus- gangslage. Zur Diskussion über Modelle der Förderung und Finan- zierung ambulanter Aus- und Wei- terbildung hatten beide Organisa- tionen am 24. Februar zu einer Ta- gung nach Berlin geladen. Denn über den besten Weg zur Problem- lösung gibt es auch bei BÄK und KBV „unterschiedliche Vorstellun- gen“, wie BÄK-Vizepräsident, Dr.

med. Max Kaplan, erklärte.

Er betonte jedoch zugleich, dass die BÄK sich vehement für eine Stärkung der ambulanten Weiterbil- dung im Rahmen der anstehenden Novellierung der (Muster-)Weiter- bildungsordnung einsetze. Dabei sollten künftig Tätigkeiten, die vor- rangig im ambulanten Sektor vor- gehalten würden, spezifisch abge- bildet werden. Außerdem sei ge- plant, dass Weiterbildungsverbünde voll umfängliche Weiterbildungs- befugnisse erhalten. So könne eine sektorenübergreifende Weiterbil- dung ohne Unterbrechung sicherge- stellt werden, sagte Kaplan.

Der Ausbau der ambulanten Wei- terbildung scheitert zurzeit in erster

Linie an den unterschiedlichen Fi- nanzierungen in Praxen und Kran- kenhäusern. Während in den Klini- ken die Kosten für die Tarifgehälter der Ärztinnen und Ärzte in Weiter- bildung in die Fallpauschalen ein- kalkuliert sind, können niedergelas- sene Ärzte, die einen Weiterbil- dungsassistenten einstellen, ihr Ho- norarvolumen nicht derart auswei- ten, dass sich die Stelle refinanziert.

Die KBV plädiert deshalb für eine Stiftung, um die ambulante Weiter- bildung für alle Fachgruppen zu fi- nanzieren. „Schluss mit der sekto- ralen Ungleichbehandlung bei der Vergütung von Ärzten in Weiterbil- dung“, forderte KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann. „Wir brauchen in beiden Bereichen eine eigene Finanzierungsgrundlage.“

Die Idee der Stiftung ist ange- lehnt an Vorbilder in anderen euro- päischen Ländern, erläuterte KBV- Referent Dr. Branko Trebar das Modell. In Trägerschaft von KBV, BÄK, gesetzlicher und privater Krankenversicherung sowie der

Deutschen Krankenhausgesell- schaft soll sie die Gehälter der Ärz- te während ihres ambulanten Wei- terbildungsabschnitts finanzieren und zugleich Infrastrukturmaßnah- men fördern: Verbundweiterbildun- gen, universitäre Kompetenzzen- tren und ambulante Weiterbildungs- stätten. Kämen alle Fachgruppen in den Genuss einer Förderung, belie- fen sich die Kosten auf 540 Millio- nen Euro jährlich, rechnete Trebar vor. Ein solches Modell entkoppele die Weiterbildung von der Finan- zierung ärztlicher Leistungen.

Bartmann: „Der Arzt in Weiterbildung leistet Arbeit“

Genau das sieht die BÄK aber kri- tisch. Der Vorsitzende der Weiter- bildungsgremien, Dr. med. Franz Bartmann, räumte zwar ein, dass es Finanzierungslücken gebe. Er warnte aber vor einer „kompletten Trennfinanzierung“ der Weiterbil- dung, wie sie das Stiftungsmodell vorsieht. „Der Arzt in Weiterbil- dung leistet Arbeit“, betonte Bart- Ein gemeinsames

Konzept zur ambu- lanten Weiterbildung wollen BÄK und KBV dem diesjährigen Deutschen Ärztetag vorlegen. Das kün- digten Max Kaplan (links) und Regina Feldmann an.

Foto: Lisa Große

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6. März 2015 A 395 mann. „Wir betreiben Weiterquali-

fikation im Beruf.“ In Deutschland ende die Ausbildung zum Arzt mit dem dritten Staatsexamen. „Das be- deutet: Mit der Approbation bin ich zur Heilkunde berechtigt“, sagte Bartmann. Eine Trennfinanzierung hielte er für fatal: „Dann dürften wir erst nach zwölf Jahren die Ap- probation ausstellen.“

Bartmann plädierte dafür, zu- nächst die Weiterbildungsordnung zu novellieren und danach über Fi- nanzierungsmodelle zu diskutieren.

Das Stiftungsmodell sei nicht die einzige Lösung. Man könne auch Leistungszuschläge im ambulanten Bereich und eine Neuberechnung der DRGs erwägen.

Feldmann: Anknüpfen an das jetzige Förderprogramm Mit der Stiftungsidee knüpfe man an die guten Erfahrungen an, die man mit dem Förderprogramm All- gemeinmedizin gemacht habe, er- klärte hingegen KBV-Vorstand Feldmann. Aufgelegt wurde das Förderprogramm 1999. Damals wurden im ambulanten Bereich zu- nächst 1 500, später 3 000 Stellen paritätisch von Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen mit 4 000 DM beziehungsweise 2 040 Euro monatlich bezuschusst.

Dadurch wollte man eine finan- zielle Benachteiligung des haus- ärztlichen Nachwuchses verhin- dern. Denn angehende Allgemein- ärzte müssen zwei Jahre der Weiter- bildung in einer Hausarztpraxis ver- bringen. Die Förderkontingente wurden jedoch nie ausgeschöpft.

Einen „Schub“, so Feldmann, be- kam das Programm, als 2010 die Förderung auf 3 500 Euro monat- lich angehoben und strukturelle Fördermaßnahmen etabliert wur- den.

Dazu gehörten beispielsweise auf Landesebene eingerichtete Ko- ordinierungsstellen, die für einen reibungslosen Ablauf der Weiterbil- dung und einen koordinierten Wechsel zwischen stationären und ambulanten Abschnitten sorgen sollten. Auf diese Weise habe man einen weiteren Rückgang der Ab- schlüsse in Allgemeinmedizin ver- hindern können, erklärte Feldmann.

Das Stiftungsmodell hat die KBV vor drei Jahren in die Diskus- sion eingebracht. Feldmann bedau- erte, dass man einer Entscheidung noch nicht nähergekommen sei und auch die Politik die Idee nicht auf- greife. Der Entwurf des Versor- gungsstärkungsgesetzes sieht ledig- lich vor, die Vergütung der Ärzte im Förderprogramm Allgemeinmedi- zin auf die im Krankenhaus übliche anzuheben und sie in voller Höhe auszuzahlen. Außerdem sollen statt 5 000 nun 7 000 Stellen finanziert werden. Der Vorstoß, fünf Prozent der Fördermittel für Infrastruktur- maßnahmen wie universitäre Kom- petenzzentren, Mentorenprogram- me und „Train the Trainer“-Ange- bote zu verwenden, scheiterte im Bundesrat.

Einer der Befürworter der Fünf- Prozent-Lösung ist der Präsident der Deutschen Gesellschaft für All- gemeinmedizin, Prof. Dr. med.

Ferdinand Gerlach. Im Vergleich zur Stiftung sei das zwar nur die

„kleine Lösung“. Es gehe aber da- rum, die Versorgung in der Fläche sicherzustellen und jetzt zu han- deln. Denn es dauere im Durch- schnitt 16 Jahre, bis ein Allgemein- arzt fertig aus- und weitergebildet sei. „Das System funktioniert nicht mit zehn Prozent Generalisten. Es ist auch nicht finanzierbar“, sagte Gerlach.

Derzeit werden von rund 10 000 Facharztanerkennungen jährlich le- diglich 1 000 in Allgemeinmedizin ausgesprochen. Es gelte, durch ei- nen verlässlichen finanziellen Rah- men die Weiterbildung in der Praxis attraktiver zu machen, sagte Feld- mann. Im Zuge der „Ambulantisie- rung“ würden viele Leistungen, die früher nur am Krankenhaus er- bracht wurden, dort kaum oder gar nicht mehr vorgenommen. Viele an- gehende Fachärzte wünschten sich deshalb größere und verbindlichere ambulante Abschnitte während der Weiterbildung.

Trotz unterschiedlicher Vorstel- lungen: Dem Deutschen Ärztetag wollen BÄK und KBV im Mai ein gemeinsames Konzept zur Förde- rung der ambulanten Weiterbildung

vorlegen.

Heike Korzilius

Im Rahmen der Fachtagung von BÄK und KBV zu „Praxis- orientierung in Aus- und Weiterbildung“ präsentierten mehrere Referenten Best-Practice-Beispiele ihrer Region:

So berichtete Prof. Dr. med. Markus Herrmann, Insti- tut für Allgemeinmedizin der Universität Magdeburg, von einem Projekt zur Werbung für die landärztliche Tätigkeit:

Zum Sommersemester 2014 wurde Medizinstudierenden das Thema „Landärztliche Medizin“ als Wahlfach angebo- ten. Kern des Projekts waren zwei Seminarwochenenden im Altmarkkreis, bei denen es in Referaten, Interviews und Diskussionen um Vor- und Nachteile des Arztseins auf dem Land ging. Dem Nachwuchs berichteten niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus der Region über ihre Erfahrungen.

Hinzu kam ein Austausch mit Vertretern der Kassenärztli- chen Vereinigung (KV) und einer Bank zu finanziellen und rechtlichen Fragen einer Niederlassung.

„Alle Teilnehmer konnten sich am Ende sehr viel eher vorstellen, eine landärztliche Tätigkeit wahrzunehmen“, so Herrmann. Infos: www.aerzteblatt.de/15394

Ein Erfolg ist auch die Kampagne „Land.in.Sicht“, mit der Medizinstudierende zur Famulatur in ländliche Praxen gelockt werden. Das Projekt stellten die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und die KV Bayerns auf die Beine. Die bvmd warb dafür, sich für prak- tische Erfahrungen und eine finanzielle Anerkennung aufs Land zu begeben, die KV motivierte Niedergelassene und wählte geeignete Praxen aus. Die Kampagne sei gut ange- kommen, berichteten Pascal Nohl-Deryk und Jonas Heis- mann, bvmd: Bereits in der ersten Runde, im Sommer 2014, kamen auf 35 Plätze in Bayern mehr als 100 Bewer- bungen.

Fast 90 Prozent der Teilnehmer konnten sich danach vorstellen, in der gewählten Fachrichtung zu arbeiten, 96 Prozent halten eine Tätigkeit in der ambulanten Versorgung nun für denkbar. Zufrieden waren laut Nohl-Deryk und Heismann Studierende wie Ärzte. Die KBV prüft deshalb, das Angebot bundesweit auszudehnen: Sie will die admi- nistrativen Kosten übernehmen und es so allen KVen er- leichtern, Famulaturen à la „Land.in.Sicht.“ anzubieten.

Infos: www.aerzteblatt.de/nachrichten/58927

Arbeiten, wo Bedarf ist – darauf will die Abteilung für Allgemeinmedizin der Universität Marburg interessierte Me- dizinstudierende mit dem Schwerpunktcurriculum Primär- versorgung vorbereiten. Teilnehmer vermittelt sie an erfah- rene Allgemeinärztinnen und -ärzte, bei denen sie auch von Anfang an Patienten mitversorgen. „Der besondere Reiz besteht darin, breite Erfahrungen zu sammeln, Menschen in ihrem Kontext zu verstehen und dort zu arbeiten, wo jun- ge Mediziner besonders gebraucht werden“, so die Uni-In- fo. Auch wissenschaftliches Arbeiten und Famulaturen im Ausland werden unterstützt.

„Es macht eine Menge Arbeit“, räumt Priv.-Doz. Dr.

med. Stefan Bösner ein. Doch das Echo ist groß – übrigens auch in der Presse. Infos: www.uni-marburg.de/fb20/allg prmed/lehre/schwer.pdf. Filmbeitrag: www.rtl-hessen.de/

video/7015/neue-aerzte-braucht-das-land. Rie

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