Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Paraneoplastischer Morbus Cushing
Bei 3 bis 5 Prozent der Cushing- Patienten muß mit einer para- neoplastischen Genese gerech- net werden (ektopische Bildung von ACTH, vor allem in den Zellen von Lungen- und Mammakarzi- nomen). Sowohl bei klinisch ma- nifestem Cushing-Bild als auch bei ektopischer Produktion von weniger aktiven ACTH ist die Pro- gnose der Krebskrankheit schlecht (Professor Dr. med. Sie- genthaler, Medizinische Polikli- nik der Universität, Kantons-Spi- tal Zürich). Grund: Elektrolytstö- rungen und Steroiddiabetes. Nur wenn es gelingt, das betreffende Karzinom auszuschalten, geht das Cushingbild zurück, und die erhebliche adrenokortikotrope Zusatzbelastung wird geringer.
(XXV. Internationaler Fortbildungskongreß der Bundesärztekammer, März 1977, Davos)
Tumorkachexie und kleine maligne Tumoren
Bekanntlich stehen Tumorkach- exie und relativ kleine maligne Tumoren bei vielen Kranken in gar keinem vernünftigen Verhält- nis zueinander. Bei großen ma- lignen Tumoren beziehungswei- se entsprechend massiver Meta- stasierung ist das Verhältnis ge- wahrt. Aber weshalb auch Krebs- geschwülste von 20 bis 100 Gramm schwerste Kachexie her- vorrufen können, ist noch völlig offen. Die Kachexie gehört zwei- fellos zu den paraneoplastischen Syndromen (Professor Dr. med.
W. Siegenthaler, Medizinische Poliklinik der Universität, Kan- tons-Spital Zürich). Aber damit ist über die Ursache dieser mit- nichten harmlosen Tumorfern- wirkung noch nichts ausgesagt.
Weder zu paraneoplastischen Stoffwechselstörungen noch zu
immunbiologischen Parametern, noch zur Ernährung gibt es hin- länglich gesicherte Bezüge. Des- halb gilt heute wie gestern vor allem die Hypothese, die Tumor- zellen könnten eventuell toxische oder andere zehrende Faktoren produzieren. Damit wird die Un- kenntnis freilich nur auf andere Begriffe verschoben. Das Phäno- men ist eigentlich schon lange bekannt. Ohne umfassende Er- forschung der Zusammenhänge dürfte man nicht weiterkommen.
Das ist nur nicht mehr Sache des Klinikers.
(XXV. Internationaler Fortbildungskongreß der Bundesärztekammer, März 1977, Davos)
Fortschritte
beim Hodenkarzinom
Maligne Teratome der Hoden werden im Stadium I heute prak- tisch meistens geheilt, im Sta- dium II immerhin sehr häufig, im III_ Stadium durch Palliativchirur- gie und andere Maßnahmen weit- gehend beherrscht und im Sta- dium IV durch gekonnte Polyche- motherapie zumindest für Jahre im Zaume gehalten (Dr. med. G.
Weissteiner, Urologische Abtei- lung der Chirurgischen Universi- tätsklinik Innsbruck). Der thera- peutische Fortschritt liegt nicht nur in der Polychemotherapie, sondern im aggressiven Vorge- hen im Stadium III überhaupt:
Hohe Orchiektomie, bilaterale Lymphadenektomie, Hochvoltbe- strahlung der Region, minde- stens zwei Jahre lang Polyche- motherapie. Auch vereinzelte Lungenmetastasen werden rese- ziert. Im Stadium IV ist zwar nur noch Polychemotherapie indi- ziert, aber obligat. Mit besonders wirksamen zytostatischen Kom- binationen werden dabei immer häufiger Fünfjahres-Überlebens- raten erzielt. WP
(Chirurgische Fortbildungstage, März 1977, Innsbruck)
Feinnadel-
Aspirationszytologie bei Endometriose
Die Aspirationszytologie durch Punktion eines Tumors im klei- nen Becken wurde differential- diagnostisch herangezogen zur Unterscheidung einer gutartigen Endometriose gegenüber einer malignen Erkrankung (insgesamt 60 Fälle). In 69 Prozent enthielt das Aspirat Blut, Makrophagen, Blutpigment und degenerierte Epithelzellen, in 19 Prozent wur- den uncharakteristische Zellen gefunden, 12 Prozent waren un- brauchbar. Es zeigt sich danach, daß in etwa zwei Drittel aller Fälle die Punktionszytologie einen Beitrag zur Diagnose leisten kann (Tord Angström, Cytology Laboratory, University Hospital Umea, Sweden). MS
(Vl. Internationaler Zytologiekongreß Tokio 1977)
Dermatomyositis und Krebs
Neben Akanthosis nigricans (Ma- gen-, Genital- und Lungenkrebs), erworbener Lanugo-Hypertricho- se („Dog Face", „Monkey- Face"), Erythrodermie, (generali- siertem) Pruritus beziehungswei- se Prurigo ist die Dermatomyosi- tis eine der wichtigsten dermato- logischen paraneoplastischen Erscheinungen (Professor Dr.
med. H. Storck, Dermatologische Universitätsklinik, Kantons-Spital Zürich): Jenseits der Vierzig liegt diesem dermatologisch-neurolo- gischen Syndrom in jedem zwei- ten Fall ein Malignom zugrunde, speziell Lungen-, Magen-, Geni- tal- oder Darmkrebs. Bei auf- merksamer Diagnostik ist die Dermatomyositis nicht selten er- stes Verdachtssymptom. Deshalb unbedingt beachten! WP
(XXV. Internationaler Fortbildungskongreß der Bundesärztekammer, März 1977, Davos)
1812 Heft 28