Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 50|
11. Dezember 2009 A 2489RANDNOTIZ
Hans-Jörg Freese*
„Wissen macht Ah!“ heißt eine be- liebte Kindersendung. Die Moderato- ren gehen rätselhaften Phänomenen nach, zum Beispiel der Frage: War - um prickelt Brause auf der Zunge?
Auch Erwachsene sind noch neu- gierig. So wollten Neurologen an der Universitätsklinik Dresden wissen, ob sich Nachtdienste im Kranken- haus negativ auf die geistige Fitness von Assistenzärzten auswirkten. Zwar
haben schon Dutzende Studien er- geben, dass Nachtdienste leistungs- mindernd sind. Doch die Dresdener Forscher wollten es genau wissen.
Sie bildeten zwei Gruppen und stellten fest: Alles halb so wild. Zwar waren die über eineinhalb Jahre un- tersuchten Ärzte nach dem Nacht- dienst müder als ihre ausgeschlafe- nen Kollegen. Bei einem Rechentest erzielten beide Gruppen aber gleich gute Ergebnisse.
Die Studie soll klären helfen, ob Ärzte an der Dresdener Uniklinik künf- tig nur noch jeweils einen Tag- oder Nachtdienst leisten sollen oder ob sie an den nächtlichen Dienst einen Ar- beitstag anhängen können. Die Ant- wort hätte man einfacher ermitteln können. Denn auch ein Blick ins Ge- setzbuch ruft manchmal ein „Ah!“
hervor. „Arbeitnehmer müssen nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden haben“, heißt es im Arbeitszeitgesetz. Für Krankenhausärzte kann eine verkürz- te Ruhezeit von zehn Stunden verein- bart werden, die aber innerhalb eines Monats ausgeglichen werden muss.
Forscher an der Universität Inns- bruck haben übrigens herausgefun- den, dass Ärzte mit überlangen Ar- beitszeiten ihr kardiovaskuläres Risi- koprofil verschlechtern. Geistig fit, aber auf Dauer gesundheitlich ge- fährdet? Ah – besser nicht.
*Pressesprecher des Marburger Bundes
Gesetzbuch macht „Ah !“
Psychosomatiker sollen nach An- sicht von Dr. med. Andreas Köh- ler, Vorstandsvorsitzender der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung (KBV), ihre Bedeutung für die Ver- sorgung in der Öffentlichkeit stär- ker vertreten. Hierzu sagte er auf der diesjährigen Jahrestagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psy- chotherapie Deutschlands (BPM) Ende November in Berlin die Un- terstützung der KBV zu. Er beton- te, dass der Berufsverband die An- liegen seiner Mitglieder stets über- zeugend kommuniziere, diese aber in der Selbstverwaltung nicht im- mer den gebührenden Rückhalt fän- den. Er appellierte, psychosomati- sche Gebührenziffern zum Nachweis psychosomatischer Behandlungen stärker als bisher zu nutzen. Ohne PSYCHOSOMATIK
Einbeziehung in Diagnostik häufig sinnvoll
den BPM wären diese Ziffern gar nicht eingeführt worden, sagte Köhler.
Auf der diesjährigen Tagung des BPM wurde unter dem Titel „Der kranke Rücken – Symptom und Per- son“ auf die Wechselwirkungen der Volkskrankheit Rückenschmerzen hingewiesen. Dazu gab es Vorträge, aus den Fachgebieten Orthopädie, Anästhesie und Schmerztherapie sowie der psychosomatischen Me- dizin. Im Laufe ihres Lebens haben nach Angaben des BPM 85 Prozent aller Deutschen einmal Rückenpro- bleme, jeder Dritte davon einmal im Jahr. Rund 25 Millionen Patienten befinden sich derzeit wegen eines Rückenleidens in ärztlicher Behand- lung. Oft sei die Einbeziehung eines Psychosomatikers nützlich und not- wendig, so der Berufsverband. sun
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) hat erste Noten für Pflegeeinrich- tungen im Internet veröffentlicht.
Diese stammen aus Qualitätsprü- fungen des Medizinischen Dienstes
der Krankenversicherung, der seit Anfang des Jahres im Auftrag der Pflegekassen etwa 12 000 ambulan- te und 10 000 stationäre Einrichtun- gen überprüft.
Hintergrund ist eine Regelung aus dem Pflege-Weiterentwicklungs- gesetz. Die Gesamtnote setzt sich aus 82 Einzelkriterien bei Pflege- heimen und 49 bei ambulanten Pfle- gediensten zusammen. Bewertet wer- PFLEGEEINRICHTUNGEN
Noten im Internet veröffentlicht
den die Bereiche „Pflege und me - dizinische Versorgung“, „Umgang mit demenzkranken Bewohnern“,
„Soziale Betreuung und Alltagsge- staltung“ sowie „Wohnen, Verpfle- gung, Hauswirtschaft und Hygie- ne“. Hinzu kommt die Note aus ei- ner Befragung der Heimbewohner sowie eine Stellungnahme der je- weiligen Einrichtung.
„Die bisher geprüften Pflege - einrichtungen erreichen im Durch- schnitt die Note 2,2. Das ist ein gu- tes Ergebnis und zeigt, dass die Pflege in Deutschland gut aufge- stellt ist“, resümiert der vdek-Vor- sitzende, Thomas Ballast. Aller- dings zeige eine genauere Analyse auch, dass in 4,8 Prozent der Pfle- geheime die Qualität der Leistun- gen nur ausreichend bis mangelhaft ausfällt.
Kritiker des Systems bemängeln, dass die Noten nicht aussagekräftig seien. Trotz schwerwiegender Män- gel in Teilbereichen könnten die Einrichtung gute Gesamtnoten er- zielen. Zudem ist die Prüfmethodik
umstritten. fos
Wie gut ist ein Pflegeheim?
Eine Antwort finden Betroffe- ne und Angehö- rige unter www.
pflegelotse.de.
Foto: ddp