Arbeitsgruppe "Theoretische Wege zur arabischen Literatur - neue Perspektiven und Projekte"
Leitung: Verena Klemm (Hamburg)
Folgende Vorträge wurden in der Arbeitsgruppe gehalten*:
Hilary Waardenburg-Kilpatrick (Lausanne): Neue Wege zur Erforschung arabischer
Literatur: eine Kritik gängiger Ansätze
Ulrike Stehli-Werbeck (Münster): Neorealismus? Eine Klassifizierung der ägyptischen Literaturkritik. Ägyptische Erzählprosa zwischen Modeme und Postmodeme.
Stephan Guth (Beimt): Die literaturwissenschaftliche Komponentenanalyse (nach W. Falk) - eine Methode zur konzisen Erfassung der Gesamtaussage tmd epochalen Lokalisiemng eines Textes.
Stefan Wild (Bonn): Vorstellung des geplanten Bonner Graduiertenkollegs "Postkoloniale Literatur",
Beatrice Gründler (Dartmouth College, Mass,): Analyseansatz zum Madih des Ibn
ar-Rümi (gest, 283/895),
Claudia Ott (Berlin): Der fraktale Text. Fragen an die Textgliedemng der Sirat
ad-Dalhama.
Amidu Sanni (Gießen): The Arabic Theory of Originality and Imitation in a New Light.
Friederike Pannewick (Berlin): Zeitgenössische arabische Theaterformen - Überlegungen zu einem theatralischen Code als Norm mit Hilfe der semiotischen Theaterwissenschaft.
Abier Bushnaq (Bamberg): Der Historische Roman als Genre.
GÜNTHER Orth (Berlin): Methoden und Erkenntnisse bei der Erforschung der modemen Erzählprosa des Jemen.
Verena Klemm (Hamburg): Interkulhirelle Rezeption am Beispiel der arabischen Aneignung der litterature engagee von J. P. Sartre.
Heiko Wimmen (Beimt): Literatur imd Gesellschaft. Literatur als "socially symbolic act": der Ansatz von Frederic Jameson.
*Da die Arbeitsgmppe ihren Schwerpunkt in der Diskussion laufender Projekte sah, werden im folgenden keine Einzelbeiträge, sondem nur ein zusammenfassender Bericht veröffentlicht.
Die Arbeitsgruppe "Theoretische Wege zur arabischen Literatur - neue Perspektiven und Projekte"
Bericht
Von Verena Klemm, Hamburg
Während des XXVL Deutschen Orientahstentags im September 1995 in Leipzig traf
sich erstmals eine Arbeitsgruppe, die sich die Vorstellung und Diskussion laufender arabistischer Forschungsarbeiten bzw. -projekte unter theoretischen und methodischen Gesichtspunkten ztun Thema gesetzt hatte.
Anlaß zur Organisation der Arbeitsgruppe gab die gegenwärtige Lage der Arabistik
in Deutschland, die ich mit den hier auszugsweise wiedergegebenen einleitenden
Worten in Leipzig beschrieben habe:
"hnmer mehr Arabisten beziehen ihre Inspiration aus den theoretischen Diskussionen
der modemen Literatur- und Sprachwissenschaften, wo es inzwischen eine kaum noch
zu überblickende Fülle von angewandten und anerkannten Zugängen zu Literatur und
literarischer Kultur gibt. Mit Ansätzen z.B. aus der Diskurstheorie, aus dem Stmk¬
turalismus, der Literatursoziologie, Rezeptionsforschimg, feministischen Theorie u.v.m.
zu arbeiten heißt hierzulande jedoch immer noch, einen wissenschaftlichen Alleingang zu wagen: Arabisten vermissen hier bislang ein Forum, in dem sie solcherart Projekte sowie die grundlegenden Probleme der Anwendbarkeit und Produktivität literaturwis¬
senschaftlicher Methodik in ihrem Fach erörtem könnten. In dieser Arbeitsgmppe nun
köimen solch neue Forschungsansätze in der Wissenschaft von der modemen und
klassischen arabischen Literatur erstmals vorgestellt und diskutiert werden.
Darüber hinaus scheint die Gelegenheit gimstig, das Gespräch während des Treffens auch einmal auf eine ganz grundsätzliche Ebene zu bringen. Es ist schon recht lange her, daß in dem Fach darüber gesprochen wurde, was überhaupt das Erkenntnisinteresse der arabischen Literaturforschimg ist und wie sich dieses Teilgebiet zu dem Gesamt¬
gebiet der Islamwissenschaft bzw. Orientalistik verhält, in dessen weitgestecktem Rahmen es angesiedelt ist. Wo steht die Wissenschaft von der arabischen Literatur in der Orientforschung? In welchen Bereichen ist ein Austausch möglich bzw. fhichtbar?
Oder ist die Arabistik inzwischen ein Fach, das eher nahe an den allgemeinen, d.h. auf die westlichen Literaturen konzentrierten Wissenschaften anzusiedeln ist, von deren
Fragestellungen und Methoden sie sich ja mehr und mehr anregen läßt? Wäre es in