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(1)Zahl und Maass nach den arabischen Philosophen „die lautern Brüder"

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(1)

Zahl und Maass nach den arabischen Philosophen

„die lautern Brüder".

Von Prof. Dieterici.

Um von einem Volke behaupten zu können, dass es ein Cnltur¬

volk in höherem Sinne gewesen sei, ist darzuthun 1) dass es sich

der vor ihm vorhandenen Bildungselemente bemächtigt, 2) dass es

dieselben weiter entwickelt habe. Zur Führung des Beweises, dass

die Araber jener ersten Forderung genügt haben, liegt uns ein

reiches und unschätzbares Material in den 51 Abhandlungen der

lautern Brüder vor. Gerade ihre encyclopädische Weise die Wissen¬

schaft zu behandeln, mit der Richtung auf das, was man als das

Gemeingut aller nach Bildung Strebenden betrachtete, giebt uns die

sicherste Grundlage für genauere Bestimmung der culturgeschichtlichen

Bedeutung dieses Volkes. Die Beantwortung der zweiten Frage aber,

inwiefern die Araber den weitem Ausbau der Wissenschaft geför^

dert haben, ist zwar im Einzelnen hie und da versucht worden

doch ist dazu noch ein gründlicheres Studium der Byzantiner, der

nächsten Lehrer der Araber, erforderlich. Wir haben es versucht,

in der „Naturanschauung und Natuqthilosophie der Araber im loten

Jahrhundert" darzustellen, wie diese Philosophen sich die Grund¬

anschauung und die Betrachtungsweise des Aristoteles angeeignet

hatten und von der Beobachtung und Eifahrung aus das Sein aUer

Dinge zn bestimmen suchten. Im Folgenden wollen wir einige

Grundzüge ihrer neuplatonischen Betrachtungsweise hervor¬

heben und eine wichtige Nachricht über die Maasse in'Irälc hinzu¬

fügen, welche sie ihrer zweiten Abhandluug, der über die Geometrie, angehängt habeu.

Die Ijjwän as-safö gründen ihr alle Wissenschaften umfassendes

System auf die Arithmetik und die Geometrie und widmen diesen

die erste und die zweite ihrer Abhandlungen. Ihr Lehi^gang

sagen sie, sei eine theoretische Behandlung (^iu) aller

Wissenschaft (^i^) von den vorhandenen Dingen {^x^y*)y seien

sie Substanz (^jff'yt^) oder Accidens ((juy:), seien sie einfach ( h.;-])

1) Vergleiche darUber die Einleitung zu meiner „Naturansebauung** n. s. w, und die bedeutenden Arbeiten Wo^lc^a Uber die Ciesobiobt« der Geometrie.

(2)

692 Dieterici, Zahl und Maass

oder zusammengesetzt (^...^a^). Sie untersuchen nach einander die

c

Anfänge (t'A^«) der Dinge, die Anzahl ihrer Gattungen

deren Arten und Eigenthümlichkeiten ((jö!^)^ dann

ihre jetzige Reihenfolge (v^*jyj') und Anordnung (,.Uij). Alle

Dinge seien aber aus einer Grundursache (&Ic) und einem An¬

fange hervorgegangen {^y\s>-). Wie dies nun stattgefunden, sei

nach dem Vorgange der Pythagoräer durch arithmetische Vorbilder

(R^OlXc o!5)Li*j) und geometrische Beweise (iLk*«JUfl> dar¬

zustellen. Daher sei die Arithmetik die Einleitung (J^i^A.«) in alle

Wissenschaft. Die Wissenschaften zerfallen in 4 Arten: 1) die

propaedeutischen (oLytoLjjJl) j 2) die logischen (oLaLjUl), 3) die

physikalischen (oLji-k*tJI), 4) die theologischen Wissenschaften

(oLp^J^I). Diese Eintheilung wird aber in der Anordnung nicht

befolgt. Denn wie ich in dem Anhange zu „Thier und Mensch" idar¬

gelegt habe, sind die vier Theile der 51 Abhandlungen folgende:

l)die propaedeutischen, 2) die physikalischen, 3) die psychologischen

(oUjL«^l , eigentlich die Lehre von der Weltseele) , 4) die theo¬

logischen Wissenschaften. OflFenbar sind bei der letzten Anordnung

die propaedeutischen und die logischen Wissenschaften in Eins zu¬

sammengefasst und die Lehre von der Psyche (Abhandl. 30—40)

eingeschoben worden.

In der ersten Abhandlung werden als propaedentische Wissen¬

schaften 1) die Arithmetik, 2) die Geometrie, 3) die Astronomie,

ferner als Anhang zu denselben 4) die Geographie und 5) die Musik

vorgeführt. Die Namen der Wissenschaften werden in den Ueber¬

schriften und oft in den Abhandlungen selbst aus dem Griechischen genommen: ^^^JubUi^^t, Ljjkwj:^!, Löyu^l, La/^^jL«,'^! , ^^^Ju*.^!,

nnd erst später die arabischen Ausdrücke ^XXjJI ^«JLs, SLmJU^I,

i»j0^äJI , oi^"3(i \_Ä*JLi (Gompositionslehre) dafür angewendet. Für

die Arithmetik ist Pythagoras nnd Nikomachus (offenbar der Byzan¬

tiner Nikomachus Gerasenus) Autorität, für die Geometrie Euklid,

flir die Sternkunde und Geographie Ptolemaeus; für die Musik wird

keine Autorität angeführt.

Um nun äuf den Begriff „Zahl" zu kommen, geht der

Verfasser von dem allgemeinsten aller Begriffe „Ding" (^^)

aus. Das Ding, sagt er, ist entweder eins, oder mehr als

eins. Ira eigentlichen Sinne (jUtJijib) eins ist das Ding, wel-

w s

ches durchaus keine Theile hat (iUJt tJ ^js>. ^) ; im uneigentlichen ginne (jL^Lj) aber ist eins jede Gesammtheit (&JU>.). Eins ist

(3)

eins durch die Einheit (sj^^Lj) , also durch seiue eigene Wesen¬

heit, so wie das Schwarze schwarz ist durch die Schwärze (das

Wesen des Schwarzen). Die Vielheit i^y^) zerfällt in Zahl und

Zählbares (i>)0^j "^c). Die Zahl ist die Einheit der Vorstellun¬

gen von den Dingen in der Seele des Zählenden (»Lci'Jd jya äÄ^).

Das Rechnen {y\ — ^) ist das Vereinigen (^,» y) und Trennen

(vju^ti) von Zahlen. Der pythagoräischen Zahlenlehre musste es,

um alle Erscheinungen der Welt und des Geistes von der Eins aus

zu erkläreu, hauptsächlich auf das Wesen und wechselseitige Ver¬

hältniss der ersten vier Zahlen ankommen. Aus der Eins, der ab¬

soluten, allein wesenhaften Zahl, mussten die anderen Zahlen ent¬

springen, wie aus dem einen Urgründe alle Dinge. Wie fand aber

die Vermittlung zwischen dem einen, wahrhaft in sich vollendetem

Anfange und dem Urgründe mit der Vielheit, mit den anderen Zahlen

und den weltlichen Dingen statt? Auf die Eintheilung in Einer,

Zehner, Hunderte und Tausende legt der Verfasser kein Gewicht;

das sei ja etwas erst von deu Gelehrten Gesetztes (^^^äj^)^ damit

die Zahlen den stets vierfachen Ordnungen der weltlichen Dinge

entsprechen, also a posteriori bestimmt. Alle Dinge erscheinen als

vierfach: 4 Elemente, 4 Jahreszeiten, 4 Mischungen im thierischen

Körper : Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle u. s. w. Es kommt

vielmehr auf die Begründung der Zahlenreihe 1—4 an. Das Ver¬

hältniss (ji*MÖ) des Schöpfers zu den vorhaudenen Dingen entspricht

dem Verhältnisse der Eins zu den Zahlen. Die Vernunft (JJlc)

steht zum Schöpfer in demselben Verhältnisse, wie die 2 zur 1.

Denn das erste Ding, das der Schöpfer frei aus dem Lichte seiner

Einheit (iCölj<s»^) in das Sein treten liess (f^^*^*' ind gAil), war eine einfache Substanz (Ja*-*>.j ^_?^): die thätige Vernunft

(JüiJ! J«ä»JI), Sie entstand aus der Wiederholung der Eins.

Dann liess er aus dem Lichte der Vernunft die himmlische All¬

seele (iCAUJi i_^<ÄiJ!) hervorgehn, wie die Drei aus der

Hinzufügung (»oLtj) der Eins zur Zwei hervorgeht. Dann liess er

die Urmaterie i^i^i) entstehn, wie die Vier ans der Hin¬

zufüguug der Eins zur Drei entsteht. Die übrigen ?Dinge sind dann

so geschaffen, wie die anderen Zahlen aus jenen vier entstehen.

In dem Wesen der Zahl, die aus der Eins hervorwächst, liegt

der Hauptbeweis für die Einheit des Schöpfers. Die Eins bleibt

stets dieselbe, wie auch immer die Zahlen aus ihr hervorgehen;

also bleibt auch Gott unwandelbar, wie auch immer die Dinge ans

seiner Einheit hervorgehen.

Diese Art des Philosophirens nach neupythagoräischer Weise

könnte bei diesen Philosophen deshalb auffallen, weil sie in den

'i 5 «

(4)

694 Dieterici, Zahl und Maass

Abhandlungen über die Logik nnd die Naturwissenschaften die Bau¬

steine zum Aufbau ihrer Wissenschaft von Aristoteles entnehmen.

Aber die Araber, die als Semiten von Natur zu einer folgerechten

systematischen Behandlung der Wissenschaften nicht disponirt waren,

konnten gar leicht die ungemein grosse Verschiedenheit des aristo¬

telischen und des neuplatonischen Standpunktes übersehen; ihre

ganze geistige Anlage eignete sich für jenen Eklekticismus , in den

die spätere griechische Wissenschaft nach langem Widerstreben ver¬

fallen war. Die mehr poetische und phantastische Weise der Welt¬

betrachtung wird sich stets zum Neupythagoräismus hinneigen, in

welchem, nachdem einmal der erste Sprung von der Eins zur Zwei

gemacht ist, für alle Probleme sich eine höchst sinnreiche, wenn

auch nicht streng logische Lösnng ergiebt.

Wir unterlassen es die neupythagoräische Betrachtungsweise

von den Eigenthümlichkeiten (8!!wä»Li5) der einzelnen Zahlen bis zur

12 zn verfolgen, und heben nur hervor, dass auch die Geometrie

ganz analog diesen Grundzügen betrachtet wird. Der Eins entspricht

in der Geometrie der Punct, selbst eigentlich ohne Dimension, —

denn sie scheiden genau den sinnlich fassbaren Punct (KamLL) von

dem nnr geistig fassbaren (sJliUJt), — und doch ist jener Pnnct

wieder der Anfang aller Dimensionen. Der Zwei entspricht dann

die Linie (.ku>), die aus aneinandergereihten QOjäxxji') Puncten

hervorgeht; die kleinste Linie besteht aus zwei solchen Puncten.

Der Vier entspricht die Fläche , die aus aneinander angren¬

zenden (ijj^Ls:U) Linien entsteht. Der Acht endlich entspricht der

Körper (,►->•»».), der aus übereinander gelegten (su^l^u) Flächen entsteht.

Nachdem der Verfasser dann in der Geometrie über die Arten

der Linien und der Winkel, dann über die der Figuren und Flächen,

endlich über die Arten der Körper gehandelt hat, spricht er von

der practischen Anwendung der Geometrie bei allen Kunstwerken

(Sji^-o , anch allgemein für practische Arbeiten in materiellen Stoffen

gebraucht) nnd hebt hervor, dass die industriellen Thiere, z. B. die

Biene und die Spinne, genau die Gesetze der geometrischen Figuren

bei ihren Kunstwerken beobachten, während die Menschen diese

Kunst erst erlernen müssen. Dann spricht er weiter von dem

practischen Nutzen der Geometrie und sagt, die Wissenschaft der

Geometrie und besonders die Messkünst (ü».L4l) dringe in alle

Lebensverhältnisse ein; sie sei eine Kunst, deren weder die Fiscns-

beamten (JUc), noch die in den Regiemngsbüreaus Angestellten

{ybS'jy noch die Künstler und Handwerker (^UuaJI vl-^i) bei

(5)

ihren Geschäften entrathen liönnen. Sie bedürfen derselben bei Er¬

hebung der Grundsteuer (g-iji^ üjL*.), bei Staatspachtungen, bei

Anlegung von Kanälen, Einrichtung von Posten u. dergl.

Es folgt nun ein Bericht über die Maasse, deren man sich in

'Irak im lOten Jahrhundert unserer Zeitrechnung bei Landvermes¬

sungen bediente. Obwohl die Handschrift in diesem Theile bei den

Zahlen und Brüchen im höchsten Grade fehlerhaft ist, habe ich

es doch versucht, das System dieser Landvermessuug zusammen¬

zustellen.

Der Maasse (^JüL«), mit denen man im 10. Jahrhundert n. Chr.

in 'Irak maass, gab es fünf:

a. Aschi, Seil (JU^) i).

b. Nab, Kohr, Ruthe (vü).

c. üirä', Arm, Elle (gl^*^).

d. ?[abda, Faust (ü.^).

e. Isba', Finger, Zoll (j^f).

Das Grundmaass, der Zoll, besteht aus 6 fest aneiuander geleg¬

ten Gerstenkörnern*), so, dass die Rückseite des einen sich an die

Vorderseite des andem anschliesst {ÜAytJiiA iv-»^g*a* oI^julä. ow»

^jatti L^«a«j jy^). Von diesem Grandmaasse aus werden

die andera also bestimmt:

1 Faust = 4 Zoll.

1 Elle = 8 Faust = 32 Zoll.

1 Ruthe = 6 Ellen =48 Faust =192 Zoll.

1 Seil = 10 Ruthen = 60 Ellen = 480 Faust = 1920 Zoll.

Ans der Multiplication (v^'^) dieser Maasse mit sich selbst geht

das Geviertmaass (j^mSj), aus der Addition (^«».) derselben das

Feldmaass 6a rib (wAjji-, Plur. hervor.

1) In Freytag's Lexicon stellt J>wl pl. iyJi] nach dem KämAs als vox

Nabathaea. [ Der türkische Ktmüs sagt : „Ail, mit Fath des Hamza nnd

Sukün des äin ist ein gewisses nnter den Bewohnern von Basra gebrünch- liches Liingenmaass. Der PInral davon ist Usfil. (J&Ql nennt man anch Seile, Stricke im Allgemeinen , wie es scbeint , weil man mit ihnen misst Es ist ein nabatäisches Wort." Es ist in der That aramäischen Ursprungs : funis. Fl.]

Der Scbreiber nnserer Handscbrift gebraucht die unmögliche Pluralform v)(,}>^() ein Verseben, das einem Araber mit einem Fremdworte wohl begegnen konnte.

2) Das Gerstenkorn hat nacb dem cil^UI ^^^^j^ (bei Freytag

unter HjjJLm) die Breite tod 6 oder 7 Haaren ans dem Scbwanie eines

Haulthiers.

(6)

696 Dieterici, Zahl und Maass

1 Zoll mit sich multiplicirt, also ein Quadrat-Zoll =36 Gersten- kömer in 6 Reihen fest zusammengelegt.

1 Q.-Faust =16 Q.-Z0II.

1 Q.-EUe =64 Q.-Faust = 1024 Q.-Zoll.

1 Q.-Ruthe =36 Q.-Ellen = 2304 Q.-Faust =36864 Q.-Zoll.

1 Q.-Seil = 100 Q.-Ruthen = 3600 Q.-Ellen = 230400 Q.-Faust

= 3686400 Q.-Zoll. Dieses Maass, 1 Q.-Seil =100 Q.-Ruthen, wird als Einheit ein Garib ^.j=>- (also nahezu unser Morgen) genannt.

Der Garib besteht aus 10 Kafiz (jaäs) und 100 'Aschir (^-i.c).

''10 Garib ist 1 Katiz (360 Q.-Ellen 23040 Q.-Faust 368640 Q.-Zoll.

Vio Kafiz ist 1 'Aschir (36 Q.-Ellen 2304Q.-Faust 36864 Q.-Zoll.

Vio 'Aschir ist 33/5 Q.-Ellen 230^/5 Q.-Faust 3686^3 Q.-Zoll.

Der 'Aschir entsteht aus der Multiplication der Ruthe mit sich.

Der Garib entsteht aus der Multiplication des Seiles mit sich.

Der Kafiz entsteht aus der Multiplication des Seiles mit der Ruthe.

Seil X Elle = 1 'Aschir, das Sechsfache dieser Summe, ist ein Kafiz.

SeilxFaust ergiebt Vg + Vg ( = 15/54 = ^18) eines'Aschir;' 33/5

dieses Maasses ergeben einen 'Aschir; 36 desselben einen

Kafiz 1).

Seil x: Zoll ergiebt 1920 Q.-Zoll: 36864 = ig'^/j^o also etwa

V20 'Aschir 2).

Die Ruthe mit sich multiplicirt ergiebt einen 'Aschir ; dies zehn¬

fach genommen ergiebt einen Kafiz (192x192 = 36864 x 10

= 368640).

Die Ruthe mit der Elle multiplicirt ergiebt Ve'Aschir x 6 = 1 'Aschir (192X32 = 6144X6=36864).

Die Ruthe mit der Faust multiplicirt ergiebt 85, genauer nahezu

(Lj^) -Vs 'Aschir ( 192x85 =16320 *"%6864 = **''i92

= =>/«).

Elle mit Elle multiplicirt ergiebt V4 von einem Neuntheil (also Vge) 'Aschir, je 4 deren V9 'Aschir, je 10 = 2^3 'Aschir (gen.auer

wäre 2'/9) (32X32 = 1024:36864 = 36).

Wie wichtig die aus der Geometrie hervorgegangene Messkunst

für alle Fächer des Lebens sei, zeigt der Verfasser an einigen Bei¬

spielen. Ein Mann, erzählt er, kaufte von Jemandem ein Stück

Land für 1000 Dirhem unter der Bedingung, dass es 100 Ellen

lang und ebensoviel breit sei. Da sprach der Verkäufer: Nimm

an dessen Stelle 2 Stück Land, jedes 50 Ellen lang und breit. Er

meinte, es geschehe jenem damit smn Recht. Sie brachten ihre

Sache nun erst vor einen Richter, der keine Mathematik verstand.

1) Diese RechnunR ist ungenau. Das Seil = 1920 Zoll x 4'= 7««°. Der Aschir hat 36864'. """/sese* = '"/in . "»^ezu '/i='/jo-

2) Da die Handschrift hier durchaus verderbt ist, habe ich diesen Posten ergänzt,

(7)

und dieser war irriger Weise ' derselben Ansicht. Ein anderer Richter aber, der Mathematik verstand, entschied, dass jene 2 Stücke

Land nur die Hälfte des dem Käufer Zukommenden ausmachten. —

So dingte ferner ein Mann einen andem dazu, dass er ihm einen Teich

4 Ellen lang, 4 Ellen breit und 4 Ellen tief für 8 Dirhem graben

sollte. Dieser aber gmb denselben nur 2 Ellen lang, 2 Ellen breit

und 2 Ellen tief, wofür er 4 Dirhem als die Hälfte des ausbe¬

dungenen Lohnes verlangte. Ein der Mathematik unkundiger Mufti

fällte das Urtheil, die Forderang sei im Rechte begründet, wogegen

ein der Mathematik kundiger Mufti, zu dem sie nachher gingen,

dem Manne nur 1 Dirhem zusprach. — Einst fragte man einen

Mann, der sich mit der Rechenkunst befasste, ohne sie ordentlich

zu verstehn: Wie ist das Verhältniss von 1000 X 1000 zu 1000

X 1000X1000. Er antwortete: Jenes ist 2 Dritttheil von diesem.

Aber ein in der Rechenkunst Erfahrener sprach: Jenes ist ein

Zehn- mal Zehn- mal Zehntheil Vi ooo von diesem.

Man wird bei Betrachtung dieses Systems der Landvermessung

gestehen müssen, dass es im Ganzen wohl ausgebildet ist und

einen Beweis für die hohe Cnltur von 'Irak liefert. Man muss in

einem Lande den Werth des Bodens sehr hoch schätzen , wenn man

denselben so genau berechnet und vermisst. Aber freilich hat das

System einen Hauptmangel: Das Grundmaass ist nicht bestimmt

genug, indem Gerstenkörner grösser und kleiner sein können, auch

das Aneinanderlegen derselben Ungenauigkeiten und Schwankungen

herbeiführen muss, ein Uebel, dem auch durch die oben angegebene

genauere Bestimmung der Breite eines Gerstenkornes nach 6 oder

7 SchwaÄZhaaren eines Maulthiers nur unvollkommen abgeholfen

wird. Dieser Mangel tritt besonders dann hervor, wenn man hier¬

mit die feine Maassbestimmung vergleicht, die in uralter Zeit von

Babylon ihren Weg durch die Welt nahm. So sehr die Semiten in

der Entwicklung der Wissenschaft hinter den bevorzugten Indo¬

germanen zurückgeblieben sind, so müssen doch die Indologen und

classischen Philologen zugeben, dass die Indogermanischen Völker

in zwei Puncten einen herrlichen Schatz von den Semiten über¬

kommen haben. Es giebt zwei Erfindungen, welche von der aller¬

grössten Tragweite sind und die Ordnung des ganzen geistigen und

practischen Lebens bedingen. Beide Erfindungen werden bisher den

semitischen Völkern zugeschrieben; ich meine die Erfindung der

Schrift und der Maasse. Durch die Schrift ward der Mensch

Herrscher im Gebiete der Wissenschaft; er war im Stande, die

Resultate seines Beobachtens und Denkens zu verewigen. Durch

die Maasse aber ward er Meister auf dem Markte des Lebens; er

hatte nun das Mittel, alle Quantitäten und Werthe zu bestimmen

und gegen einander auszugleichen. Die Wichtigkeit und die Ver¬

breitung der altbabylonischen Maassbestimmung über die ganze alte

Welt ist von dem bedeutendsten classischer Philologen in seiner

Metrologie zur Anerkennuug gebracht worden. Boeckh hat aus-

(8)

698 Dieterici, Zahl und Maass u. s. 10.

geführt, dass alle Maasse im Alterthum dieselben gewesen seien und

dass die alten Völker in der Bestimmung der Maasse und Gewichte

des einen gegen die des andern vom Gewichte ausgegangen seien,

das als Maassstab des Goldes nnd Silbers für den Verkehr bei weitem

das Wichtigste war. Mit diesem ward das Körpermaass in Ueber¬

einstimmung gebracht und davon das Längenmaass abstrahirt, nicht

umgekehrt, da ein Versehen, in dieser Weise gemacht, für das Län¬

genmaass kaum merklich war, während, wenn man nmgekehrt vom

Längenmaasse ausgegangen wäre, der Fehler ins Unermesslicbe ge¬

wachsen wäre. Es ist bekannt, wie im Alterthum das grosse Grund¬

maass ein Kubus Regenwasser von mehr als 92 ^- ein Talent =

60 Minen alhnählich auf 78 in Euboea und von Solon anf 56

also */j seines Gewichts reducirt ward. Nach den Messungen von

J. Oppert, der die eine Seite des babylonischen Thurmes gemessen

und dieselbe 360 Ellen als eine grosse Längeneinheit gesetzt hat, war

im hohen Alterthum das Verhältniss des Fusses zur Elle wie 3:5-,

die Deckfiteine die Elle, die Backsteine der Fuss. 360 Ellen =

1 Stadium = 600' fdso 3:6*). Dagegen war im Alterthum ganz

allgemein das Verhältniss des Fusses zur Elle 2:3 und hat der zwei- dritttheilige Fnss allmählich den dreifünftheiligen Fnss verdrängt.

Bei diesen späteren Maassen ans 'Irak ist es merkwürdig, dass

die Bestimmungen, so weit wie möglich, vom Arme allein herge¬

nommen sind, — Finger, Faust, Arm, — und der andere Theil des

Körpers, der Fuss, der schon von Natur zum Maasse bestimmt zu

sein scheint, gar nicht berücksichtigt ist. Uebrigens liegt di6 Ver-

mnthnng nahe, dass diese Maasse ans Indien stammen nnd von da

nach 'Irälr, dem Grenzlande zwisehea den Semiten nnd Ind(^ermanen,

gekommen sind. Eine genügende Etymologie für Öarib ünd ^^fiz

im Bereiche des Semitischen möchte schwer anzufinden sein.

1) Vgl. Mooatoberichte der Berliner Akademie 1854. S. 76.

(9)

Das Nasihatnäme.

Dritter Beitrag zur osmanischen Finanzgeschichte von

Dr. W. F. A. Behrnauer.

(VgL Bd. XI, S. 111—132, nud Bd. XV, S. 272—332.)

Eine kurze Inhaltsangabe dieses für die osmanische Staatß-

geschichte wichtigen Känünnäme ist bereits in dieser Zeitschrift

Bd. XI, S. 113 geliefert und S. III unter No. 2 der für die Finanz¬

geschichte des osmanischen Reiches interessanten Staatsschriften

schon bemerkt worden, dass der Titel „Buch ^es Rathes" nicht an

und für sich auf jenen Inhalt sehliessen lasse. Es ist dasselbe

allerdings, insofern es im Jahre 1050 d. H. (1640 n. Chr.) auf

allerhöchstes Verlangen in einzelnen Lieferungen an den Sultän

Ibrähim I. eingesendet wurde, zunächst eine vertrauliche Beant¬

wortung verschiedener politischer, statistischer und finanzieller Fragen

und eine Anweisung zum Regieren und Repräsentiren, aber einem

grossen Theile seines objectiven Inhalts nach , den wir nun mit Zu¬

grundelegung der Handschrift der k. k. Hofbibliothek A. F. 188, a

(96) und mit Vergleichung der zwei andem Wiener Handschriften

desselben Werkes Mixt. 477 und Hist. Osman. 150 ausführlicher

darlegen wollen, bleibt es ein ?änünnäme in anderer Form. Auch

der Umstand, dass die Wiener Handschrift A.F. 188a (96) auf Blatt

17v. Z. 4 als damaligen Pa^a vou Bagdäd den Derwiä Mnhammed

Paäa erwähnt, welcher nach Niebuhr's Reisebeschreibung, Copen¬

hagen 1778 Bd. II. S. 309 (nicht wie v. Hammers osmanische

Geschichte 1. Ausgabe Bd. V. S. 684, Note zu S. 326, angiebt:

Bd. I, S. 252) vom J. 1050—1052 d. H. (1640—1642 n.Chr.) dort

Statthalter war, bestätigt die obige Angabe über die Zeit, in welcher unsre Schrift abgefasst worden ist. Jedes Capitel beginnt mit einem

frommen Wunsche für den Snltan *). Der unbekannte Verfasser

muss, wie der Text deutlich durchblicken lässt, ein hoher Staats¬

beamter, vielleicht sogar ein Wezir gewesen sein, der in alle inneren

1) Wir haben diese nicht zur Sache selbst gehörige Einleitnngsfoimel nur das erste Hal fibersetzt, in der Folge aber, wie manches ähnliche unnöthige Beiwerk unterdrückt.

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