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„Jetzt trifft man vielleicht in keiner Sprache soviele Mundarten an, als in der arabischen&#34

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Von Dietz Otto Edzard, München

1. „Jetzt trifft man vielleicht in keiner Sprache soviele Mundarten an,

als in der arabischen" schrieb Carsten Niebuhr 1772 in seiner

Beschreibung von Arabien!. Diese Beobachtung ist wie so viele andere

von ihm höchst bemerkenswert; denn es war im Prinzip erst dem 19.

Jahrhundert vorbehalten, die neben renommierten Litertursprachen

einherlaufenden Mundarten zu beachten und zu erfassen^. Arbeiten zu

arabischen Dialekten setzten am Ende des letzten Jahrhunderts ein,

und innerhalb von hundert Jahren haben sich die anfangs ganz am

Rande der Arabistik befindlichen Dialektstudien zu einem von vielen

namhaften Vertretern beherrschten Zweig dieses Faches entwickelt mit

allen Erscheinungen der Spezialisierung. Dabei ist man noch weit

entfemt von einem Gesamtbild; eine historisch begründeten und am

heutigen Befund orientierten Beschreibung und Klassifiziemng der

Dialekte; einem gesamtarabischen Sprachatlas.

Eine Zwischenbilanz war allerdings längst erwünscht. Als solche

wird man das hier zu besprechende Werk am ehesten bezeichnen

dürfen, und hierfiir verdienen Herausgeber und die Autoren einzelner

Kapitel Beifall und Anerkennung. Der Leser darf auf keinen Fall so

etwas wie eine vergleichende Grammatik erwarten. Man hätte sonst mit

Handbuch der arabischen Dialekte. Mit Beiträgen von P. Behnstedt, H.

Grotzfeld, B. Inoham, A. Sabuni, P. Schabert, H.-R. Singer, L. Tsots-

khadze und M. Woidich. Bearb. und hrsg. von Wolfdietrich Fischer und

Otto Jastrow. Wiesbaden: Harrassowitz 1980. 312 S. 8" (Porta Linguarum Orientalium.) brosoh. 74.— DM.

' Kopenhagen 1772; Nachdr. Graz 1969, S. 83. Ein Mißverständnis

Niebuhrs liegt natürlich vor, wenn er gleich darauf sagt, daß ein „q" in Masqat und am Persischen Meerbusen wie „tsch" gesprochen wird und wenn er dafür bukkra(l) „morgen" = „batscher " zitiert (fetzteres = *bäkir), d.h. ein Beispiei fur die Palatalisierung von [k], rücht [q].

^ Vgl. noch die bei A. Spitaler: Arabisch. In: Linguistica semitica. Presente e

futuro. Roma 1961. (Studi Senütici. 4.), S. 132f genarmten Werke. Wissen¬

schaftsgeschichtlich zitierenswert ist noch J. Berggren: Ouide franfais-arabe vulgaire des voyageurs et des francs en Syrie et en Egypte. Upsal 1844.

17*

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einer einheitlichen Gliederung, einem über den Einzelbeiträgen schwe¬

benden Gesamtkonzept rechnen müssen; es wären Querverweise bei

der Behandlung verwandter sprachlicher Erscheinungen durch die

verschiedenen Autoren angebracht gewesen'; auch Indizes. Dialekt¬

vergleichung war aber nicht das Hauptanliegen. Es haben sich,

Herausgeber eingeschlossen, zehn Autoren zusammengefunden, um

teils eine allgemeinere Einführung zu liefem, teils einzelne (schon

besser erforschte) arabische Dialekte anhand von Sprachproben

mitsamt einer — mehr oder minder ausführlichen — Einleitung zu

beschreiben. Von allen zu befolgende Richtlinien ließen sich wohl nicht

aufzwingen*, so daß sich jeder Autor (aus dem Inhaltsverzeichnis wird

die Beteiligung leider nicht auf einen Blick klar'') in der Gestaltung

seines Beitrages frei sah.

Wenn im Vorwort (S. 8) von der „ersten zusammenfassenden Darstel¬

lung der arabischen Dialekte" gesprochen wird, so ist das durchaus

' Hier nur zwei Beispiele: S. 52 erwähnen die Herausgeber einen Übergang [g] > [<l] hei (jetzt) ansässigen Beduinen zwischen Raqqa und Der az-Zör in Syrien; Jastrow geht hierauf S. 143 wieder ein; S. 252 schreibt Singer, daß „g in der Mehrzahl der Mundarten der algerischen Sahara als q realisiert wird" ;

S. 209 Mitte spricht Woidich im Zusammenhang mit ägj^tischen Oasendia¬

lekten von gelegentlichem Reflex von „*q als g". Ohne Indizes und Querverweise sind solche Beobachtungen für den Benutzer verloren, es sei denn, er liest das Buch „mit dem Bleistift" oder verzettelt es gar. — Näheres Eingehen auf die Verwechslung von [q] und [g] (mir auch aus dem südlichen Iraq vertraut) wiude

sehr weit fuhren. Im Falle des Magrib-arabischen hätte man Berbersubstrat zu

berücksichtigen (freundlicher Hinweis von R. Weipert: herber, [g] wird bei

Gemination zu [qq]). Berbereinfluß vermutet Weipert auch in den Dialekten

der ägyptischen Oasen.

Mehrfach ist das „gahäwa-Syndrom" angesprochen, eine Änderung der Sif-\

benstruktur (k)aXK- > (K)aXaK- > (k)XaK-, wenn X = x,g,h,' oder h. Z.B.

(iraqisch) td'rifa „du kennst ihn" > ta'ärfa > t'ärfa. Der Terminus geht auf

H. Blanc zurück. Das „gahäwa-Syndrom" wird von Jastrow S. 109 unter

8.1.4 behandelt (sein letztes Beispiel ist eher verwirrend!), dann wieder S. 145

aufgenommen — ohne Querverweise. Man ist überrascht, das „Syndrom" auch

noch bei Woidich S. 209 erwähnt zu finden, ohne Bezug auf Jastbow.

* „Trotz des Bemühens um einheitliche Gestaltung tragen die Regionalka¬

pitel deutlich die Handschrift des jeweiligen Verfassers" (S. 8 Anm.). — Ein

Musterbeispiel für gute Gesamtkonzeption und Zusammenarbeit sind die Phüo¬

logiae Turcicae Fundamenia. 1. Wiesbaden 1959, wo man unter bestimmten

Dezimalstellen Paralleferscheinungen mühelos zusammensuchen kann (bei

Fehlanzeige bleibt die betr. Dezimalstelle leer).

* Ab S. 103 sind alle Kapitel mit Autorennamen versehen. Kapitel 2 „Der

arabische Sprachraum" beruht auf einem Ms. von H.-R. Singer, in das die

Angaben der Verfasser der Regionalkapitel eingearbeitet wurden" (Vorwort

S. 9). Die Kapitel 1 sowie 3-7 sind von den beiden Herausgebern verfaßt.

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zutreffend, wenn man den Ton auf „zusammenfassend" legt. Es

erscheint dem Rezensenten aber fair, auf einen Vorläufer in Gestalt von

G. Bergsträssers Einführung in die semitischen Sprachen. München

1928, hinzuweisen. Wir finden dort im Kapitel 6/II „Neuarabisch"

(S. 156-167) Sprachproben des Zentralarabisch-Beduinischen, des

Ägyptischen, des Marokkanischen und des Maltesischen mit einer

Einleitung, die noch heute nichts von ihrer Aktualität verloren hat".

Bergsträsser hätte in der Bibliographie nicht fehlten dürfen.

Fairness möchte man auch walten lassen, wenn man an eben

derselben Stelle (S. 8) liest „Die arabische Dialektologie kann in den

deutschsprachigen Ländem auf eine lange Tradition zurückblicken . . .

So ist es wohl kein Zufall, daß dieses Handbuch . . . überwiegend von

deutschen Fachgelehrten geschrieben ist". Müßte man den franzö¬

sischen Beitrag nicht ebenso hervorheben? Von den 183 Titeln der

Bibliographie S. 293-302 sind 60, also ein Drittel, französisch, und sie

betreffen vomehmlich Syrien/Libanon/Palästina und den Magrib, also

ein sehr weites Gebiet des arabischen Sprachraumes'. Dies würde

vermutlich noch deutlicher hervortreten, wenn die Bibliographie nach

Dialektregionen aufgegliedert wäre*.

Ich möchte im Folgenden vor allem auf die Dialektverhältnisse im

Iraq eingehen. Diejenigen Autoren seien um Nachsicht gebeten, deren

Kapitel nicht im Einzelnen kritisiert und gewürdigt sind; s. aber unten

Abschnitt 5.

2. Zur Geographie der arabischen Dialekte: gilit und

qaltu

H.-R. Singer gesteht in dem von ihm konzipierten Kapitel 2 „Der

arabische Sprachraum", Unterabschnitt 2.3 „Gliedemng der neuara-

" Bezeichnend für den Stand der vergleichenden Semitistik ist, daß 1983,

über 50 Jahre nach Erscheinen von Bergsträssers Einführung, eine englische

Übersetzung auf den Markt kommt (besorgt von P. T. Daniels, Chicago). —

Sehr gelohnt hätte sich auch ein Hinweis auf A. Spitaler, o.e. (s. Anm. 2)

S. 115-138 und bes. S. 132 ff. mit Bezug auf die „moderne Dialektologie" — nicht zuletzt auch, um zu zeigen, was in den zwanzig Jahren seit Spitalers Bescfu-ei- bung an Fortschritt erzielt worden ist.

' Gedacht sei hier auch jener anspruchslosen, aber durchaus nicht zu

vernachlässigenden Grammatiken aus der Feder von (ehemaligen) Koloiüal-

beamten wie z.B. des (in der BibUographie fehfenden) Büclüeins Methode

pratique pour l'itude de l'arabe parle au Ouaday et ä Vest du Tchad von Henri

Carbou, Administrateur-adjoint des cofonies. Paris 1913.

* Eine solche Aufteilung hätte dem Leser auch auf einen Blick zu erkennen gegeben, welche Regionen schon recht gut erforscht sind und wo noch starker Nachholbedarf besteht oder überhaupt erst Pionierarbeit zu leisten ist.

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bischen Dialekte" (S. 28-38), daß es noch zu viele wenig oder über¬

haupt nicht erforschte Gebiete gäbe, als daß man heute bereits eine

„wissenschaftlich begründete Gliederung der arabischen Dialekte"

durchführen könne. Er betont den vielerorts auftretenden Kontrast von

Beduinen- und Ansässigendialekt; Beduinendialekte können über weite

Entfernungen mehr Gemeinsamkeiten miteinander haben als mit den

jeweils benachbarten Stadtdialekten. Leider kann der Leser Singers

Überblick nicht anhand einer Landkarte folgen. Das ist mißlich; denn

man wird kaum voraussetzen dürfen, daß ein Leser — nehmen wir nur

das Inhaltsverzeichnis als Ausgangspunkt — weiß, wo genau Yarim in

Nordjemen (Kap. 8/1), Qartmin (Kap. 9/VI) , Furzul im Libanon (Kap.

10/IX) oder Azru in Marokko (Kap. 12/XIX) liegen.

Singers Stärke ist zweifellos der nordafrikanische Raum, dessen

Dialektgliederung denn auch relativ am ausführlichsten beschrieben

ist. Es seien hier einige Bemerkungen zum Begriff des „Mesopota¬

mischen Arabisch" gestattet. Dieses, so Singer, reiche „von der

Mündung von Euphrat und Tigris flußaufwärts bis fast ins Quellgebiet

dieser beiden Flüsse auf dem anatolischen Plateau" (S. 25). Singer

stimmt hier überein mit der Definition, die Jastrow in seinem Kapitel

„Das mesopotamische Arabisch" (9, S. 140-173) gibt. Die geo¬

graphische Definition, die den Golf ausspart, ist übernommen und fast

wörtlich übersetzt aus H. Blancs Buch Communal Dialects of Baghdad.

Cambridge, Mass. 1964, wo fiir Mesopotamien erstmals der Unter¬

schied von „gilit-" und „qaltu-" Dialekten definiert ist". Liest man genau

nach, so findet man allerdings, daß Blanc seinerzeit nur sagte (S. 5),

daß „On the basis ofthe incomplete data furnished by the literature and

by my informants, it seems possible to sketch a tentative outline of

the dialect area that stretches from the Persian Gulf along and between

the Tigris and Euphrates nearly up to the very sources ofthe two rivers

on the Anatolian plateau" (Sperrung durch den Rezensenten). Blanc

(S. 6) unterstrich übrigens, daß „The gelet-dialects are closely related

with the Beduin dialects of the Sämiya, on the one hand, and the

dialects of Kuwait, Khuzistan, and the Persian Gulf on the other". Er

stellte (S. 6f ) elf Gemeinsamkeiten der gilit- und der qaltu-Dialekte auf,

und er beschrieb anhand von 27 Kontrastbeispielen die „features

characterising the qeltu-gelet- split".

War es Haim Blancs großes Verdienst, erstmals eine Dialekttren¬

nung vorgenommen zu haben, so dürfen seine Vorschläge doch nicht

" 0. c. S. 6 (die Tabelle ist im Handbuch S. 26 wiedergegeben) . — Mit güit/qdltu sind gemeint die jeweUigen Verbalformen für „ich sagte".

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ohne weiteres 'festgeschrieben' werden. In der Tat erscheint die

Dialektgeographie des Handbuchs im Gebiet Iraq, Ostanatolien,

syrische Euphratregion, Golf, Arabische Halbinsel recht unbefriedi¬

gend, weil sie sich im Wesentlichen an zeitgenössischen politischen

Einheiten orientiert. Wer die Sprachprobe für „Najdi Arabic" (B.

Ingham S. 130-139) — im Kapitel 8 „Dialekte der arabischen

Halbinsel" (Jastrow) — einen Text aus dem Radioprogramm von

Kuwait liest, fühlt sich, wenn ihm der südiraqische gilit-Dialekt

vertraut ist, vollkommen 'zuhause', während uns die Textproben aus

Nordjemen, die als Repräsentanten für denselben Abschnitt geliefert

werden, in eine völlig andere Welt versetzen. Man merkt Singer denn

auch ein gewisses Unbehagen an, wenn er (S. 26 unten) als Vorbehalt

äußert (auch hier, ohne es zu sagen, auf Blanc zurückgreifend) „In den

qaltu-Dialekten" läge „wohl die ursprüngliche Sprachform des ganzen

Zweistromlands vor, so daß es vielleicht richtiger wäre, den Dialekt

Babyloniens jenen der arabischen Halbinsel zuzurechnen"'".

Wollten wir in der Tat ein „mesopotamisches Arabisch" mit Untertei¬

lung gilit/qaltu aufrecht erhalten, so müßten wir zwangsläufig noch

einen Großteil der Golfregion und Innerarabiens einbeziehen. Wir

erhielten dann ein Gebiet, das sich von Dubayy am Golf (wenn nicht gar

von 'Omän) bis nach Siirt ca. 70 km SW vom Van-See erstreckte. Man

mag — jedenfalls nach dem Studium von Textspezimina bei

Johnstone" und im vorliegenden Handbuch — bezweifeln, ob sich

denn wohl Sprecher am südöstlichen und nordwestlichen Extrem dieser

hypothetischen Dialektregion überhaupt noch mühelos miteinander

verständigen können, was immerhin für eine Dialektgruppe Vorausset¬

zung sein sollte.

Es wäre möglicherweise eine gesamtmesopotamische Dialektregion

nie konzipiert worden, hätte es nicht innerhalb ein und derselben Stadt

das von Blanc im Detail studierte, 1963 von N. Malaika angedeu-

'" Vgl. Communal Dialects S. 166-168, bes. S. 166 unten. T. M. Johnstone:

The Spoken Arabic of Tikrit. In: The Annual of Leeds Univ. Oriental Society 7 (1969/73) 89 (erster Satz), bezieht sich ebenfalls hierauf. Man beachte aber bei

Blanc die sehr behutsame Diskussion (S. 167), was die Herkunft der christ¬

lichen Bevölkerung von Baghdad betrifft: Einen wie hohen Prozentsatz stellen

Zuwanderer aus dem (qsltu sprechenden) Norden dar? Die — gleichfalls qaltu

sprechende — jüdische Bevölkerung von Baghdad war dagegen — so Blanc —

altangestammt.

'' Eastem Arabian Dialeet Studies. London 1967, 176 ff. für Kuwait, Bahrain, Qatar und Dubajfy.

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tete'^ Nebeneinander so stark divergierender Dialekte gegeben: musli¬

misch gilit, christlich und (bis 1948) jüdisch qaltu in Baghdad. Als

Arbeitshypothese empfielt es sich, gilit und q9ltu und die betreffenden Dialektgebiete streng auseinanderzuhalten.

Wie ist die geographische Verteilung? Sehen wir von Baghdad ab, so

ist der Dialekt von Takrit am Tigris (ca. 160 km NNW von Baghdad,

50 km NNW von Sämarrä') zur Zeit der südlichste Beleg-Ort für einen

qaltu-Dialekt". Tigrisaufwärts wird qaltu gesprochen — die gilit-'Insel'

in Sirgät ist nur eine scheinbare Ausnahme'*. Alles Gebiet südlich von

Baghdad ist "gilit". Uber die Dialekte am Euphrat zwischen Ramädi

und 'Ana gibt es m. W. noch keine genauen Nachrichten. Der von

Jastrow beschriebene Säwi-Dialekt in der Umgebung von Der az-Zör,

ca. 30 km oberhalb der Mündung des Häbür in den Euphrat, ist ein gilit-

Dialekt (s. Text V, S. 159-164), und auch der qaltu-Stadtdialekt von

Der az-Zör (Jastrows Text XII, S. 202-206) weist neben Zügen

syrischer Stadtdialekte gilit-Einschlag auf.

Diese — sehr vorläufige — Verteilung der gilit- und qaltu-Dialekte erin¬

nert — cum grano salis — an die Verteilung des babylonischen und assy¬

rischen Zweiges des Akkadischen im II. Jahrtausend v. Chr. : Wir finden

das Altbabylonische als die Sprache offizieller Verlautbarungen,

privater Korrespondenz, Rechts- und Gerichtsurkunden usw. in Baby¬

lonien selbst sowie euphrataufwärts im Königreich Hana, in Mari und

seinem Einzugsgebiet, besonders in Richtung auf die Häbür-Mündung.

Das Assyrische kennen wir auf der Tigrisstrecke von Assur bis Ninive,

in Arbela, kurz in Assjoien; dabei ist der genaue Grenzbereich gegen

Grundzüge der Grammatik des arabischen Dialekts von Bagdad. Wiesbaden 1963, Vorwort S. XI, wo der Verfasser betont, daß die Mundart der „christlichen Minderheit" „hauptsächlich mit der Mosuler Mundart verwandt" sei.

" Vgl. die in Anm. 10 zititerte Arbeit von Johnstone.

'* Sprachproben mit grammatischer Skizze aus Sirgät (beim alten Assur) hat E. Salonen veröflfentlicht: On the Arabic Dialeet Spoken in Sirgät (Assur).

Helsinki 1980. (Arm. Acad. Scient. Fenn. B 212.). Salonen zog vergleichs¬

halber Sprachmaterial sowohl aus Mö^ul als auch aus dem südiraqischen

Nä^iriya heran, und er konstatierte die Nähe des Sirgät-Dialekts zu dem von

Nä^iriya. Dabei war ihm rielleicht nicht klar, daß ein Großteil der männlichen Bevölkerung von Sirgät nun schon seit sechzig Jahren Vorarbeiter auf archäolo- fischen Grabungen stellt, die sog. Sirgätis (arab. PI. Sirgät oder Sirgätiyin oder

arägta). Diese sind den größeren TeU des Jahres abwesend, vornehmlich auf

Grabungen im südlichen Iraq. Viele von ihnen haben gilit sprechende Frauen, Mütter, womöglich Eltern, woraus sich eine erhebliche 'gifit-Interferenz' erklärt.

Eine Sprachprobe eines Sirgäti findet man auch bei A. Denz/D. O. Edzard in:

ZDMG 116 (1966) 73-77 (zum Sprecher s. dort S. 160).

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Babylonien noch nicht bekannt'^. Die auf den ersten Blick verblüffende Ähnlichkeit der Dialektverteilung ist nun wohl kein Zufall. Dialektnähe

zwischen Babylonien und der Region am Mittleren Euphrat erklärt sich

dadurch, daß der Euphrat als häufig und ohne Komplikationen befah¬

rener Wasserweg eine natürliche Verbindung und enge Kontakte anbot.

Berührungen zwischen Babylonien und Mari gehen z. B. in die präsargo-

nische Zeit zurück'". Zwischen Babylonien und Ässyrien liegt dagegen

eine Barriere: der öabal Hamrin, der sich bei Fätha westlich des Tigris

fortsetzt und bis nach Assur hinaufzieht. Im II. Jahrtausend v. Chr.

schiebt sich zwischen das babylonische und assyrische Gebiet ein hurri¬

tischer Keil. Ihm entspricht heute eine turksprachige Zone auf der

Strecke Tuz Hurmati — Kirkuk — Altin Köprü.

Wir wollen den Vergleich nicht auf die Spitze treiben, glauben aber,

daß es bereits auf Grund der geographischen Gegebenheiten plausibler

ist, zwei größere Dialektgebiete anzunehmen als nur ein einziges.

3. Zusätzliche Bemerkungen zum iraqischen gilit-

Dialekt

Im heutigen iraqischen Staatsgebiet wird gilit von wenigstens 6

Millionen Einwohnern gesprochen. Dieses Dialektgebiet kommt in dem

Handbuch zu kurz. Es tritt aber auch insofem nicht klar genug hervor,

als — infolge der These vom „mesopotamischen Arabisch" — oft Erschei¬

nungen von gilit- und qaltu-Dialekten in einem Atemzug genannt

werden. Daher sei es gestattet, einiges nachzutragen unter dem beson¬

deren Aspekt des gilit-Iraqarabischen". Ich beziehe mich dabei sowohl

auf das Kapitel „Phonologie und Morphologie des Neuarabischen" (S.

49-102) als auch auf „Das Mesopotamische Arabisch" (S. 140-154).

'° In Gasur, dem späteren Nuzi, SW von Kirkuk, mit ,5 altassjTischen Texten

(Harvard Semitic Series. 10, Nr. 223-227) befinden wir uns noch nördlich vom

öabal Hamrin. Einige Texte aus Babylonien und dem Üijäla-Gebiet mit altass.

Merkmalen hat unlängst C. B. F. Walker zusammengestellt (Anatolian

Studies 30 [1980] 15 mit Anmm. 4-10); es handelt sich hier wohl nicht um an

Ort und Stelle geschriebene Tafeln.

'" Mari erscheint z.B. schon in Inschriften des Eanatum von Lagaä, und die Stadt gehört auch zu den Dynastie-Städten der Sumerischen Königsliste.

" Auch Literatur: A. Denz/D. 0. Edzard: Iraq-arabische Texte aus al-Hüla,

al-'AfaC und al-Ba^ra. In: ZDMG 116 (1966) 60-96 (mit Glossar); G. Krot¬

koff: Bagdader Studien. Ein Einakter im Bagdader Dialekt. In: ZDMG 114

(1964) 66-90; D. O. Edzard: Zum Vokabular der Ma'dän-Araber im südlichen

Iraq. In: Festschrift für W. Eüers. Wiesbaden 1967, 305-317.

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S. 51: Der Übergang vom palatalen Verschlußlaut [j] — oder von der Affrikata [g] — zu [y] ist auch im südlichen Iraq anzutreffen: iya „kam", diyäy „Hühner"; allerdings wohl nicht in Stadtdialekten.

S. 67: Daß sich die „verschiedenen Klassen schwacher Verben . . .

ohne grundsätzliche Veränderungen im Neuarabischen erhalten"

hätten, liest sich insofem widersprüchlich, als danach doch mehrere

nicht unerhebliche Verändemngen aufgeführt werden und andere nach¬

zutragen sind.

Bei den Verba primae alif haben sich fiir axad VII und akal VII

Sonderformen herausgebildet, die W. M. Erwin: A short Reference

Grammar of Iraqi Arabic. Washington 1963, 73, aufführt: nkäl „wurde

gegessen", Imperfekt yinkäl mit variierenden Formen'", Partizip mäxid, mäkil/mädil.

Bei den Verben med. inf. sind Formen mit vollständigem Schwund

des Langvokals zu notieren: ard-agillak „ich will dir sagen", yirdün „sie

wollen" (Erwin S. 128, Anm. 1), yubgün „sie stehlen" (vom Rezen¬

senten gehörte Form). Diese Erscheinung ist allerdings keineswegs

produktiv. Sie tritt bei den häufigen Verben Ml, ySil „tragen" oder Säf, ySüf „sehen" nie auf.

S. 71: Der Satz „Schon im Altarabischen bildeten die 10 Verbal¬

stämme kein morphologisches System, sondem ein Konglomerat

ererbter Stammbildungstypen, denen bestimmte Bedeutungsklassen

nur locker zugeordnet waren" ist in dieser Schärfe wohl nicht zutref¬

fend. Zwar sind die Stämme altarab. zu einem beträchtlichen Teil lexi¬

kalisiert, oft aber doch noch als produktive Bildungen zu verstehen".

Weitgehend produktiv geworden ist im Iraqischen (wie auch im

Syrisch-Arabischen) die Verwendung des N-Stammes (VII) fiir das

Passiv von I (vgl. Erwin S. 73: „extremely common").

Der nur drei Seiten umfassende Unterabschnitt über Tempora und

Modi ist zu kurz ausgefallen. Was ist gemeint, wenn S. 74 von der

Einbeziehung des aktiven Partizips in das „Aspekt-ZTempussystem"

die Rede ist? Man muß anhand von Anm. 115 bei M. Woidich in:

ZDMG 125 (1975) 273ff., nachschlagen, um zu erfahren, daß die resul¬

tative Funktion angesprochen ist. Auch im Iraqischen ist das Partizip in

'" Zu dem von Erwin, I.e., angeführten Perfekt nwukal ist mir durch W.

Heimpel, Berkeley, das Imperfekt yinwüdil in ma-yinumdil „ist ungenießbar"

(Ma'dän-Araber) bekannt.

'" Der Versuch des Rezensenten über Die Stämme des altbabylonischen Verbums ais Oppositionssystem. In: Fs. B. Landsberger= Asayriological Studies 16

[1965] 111-120, hat bisher keine Nachahmung erfahren.

(9)

dieser Funktion produktiv (Erwin S. 337-339, auch S. 219 mit Anm.

1).

S. 77: Bei den Beispielen für Wünsche und Aufforderungen mit dera

Verbum im Imperfekt (ohne Präfix b(i)-, soweit dieses im Indikativ

erscheint) ist zu beachten: Das Subjekt steht (soweit nicht in der

Verbalform impliziert) vor dem Verbum, z. B. AUa yxallik „Gott erhalte

dich". In dem notierten Ausnahmebeispiel (aus Baghdad) mit Perfekt,

intäkAlla „Gott gebe dir", steht das Subjekt nach dem Verbum. Solche

Beispiele lassen sich vermehren (iraqisch): bärakAUaßk „Gott segne

dich" , hannäk Alla „Gott erfreue dich" (Antwort auf den Wunsch hani'an

„zum Wohl" , wenn jemand etwas getrunken hat) ; bass lä §är 'a^ä^ 'alena

„daß wir bloß keinen Staubsturm kriegen" sagte mir einmal ein Fahrer

bei einer Überlandfahrt; vgl. auch A. Denz: Verbalsyntax . . . KwayriS.

Wiesbaden 1971, 61. Es handelt sich bei der Wortfolge Verbum-Subjekt

um eine Fortsetzung des klassischen Syntagmas rahimahu-Iläh „Gott

erbarme sich seiner".

S. 78: Beim Verbum mit zwei pronominalen Objekten, deren zweites

mit der nota accusativi (i)yyä- eingeführt wird, ist -(i)yyä- im

Iraqischen inkorporiert. Das zeigen Formen wie n^ibilkiyyä „wir

bringen es (m.) dir (m.)" (s. Ervwn S. 144-147). Wenn wir -iyyä „es"

durch ein nominales Objekt, z.B. aS-Sörba „die Suppe", ersetzen, so

erhalten wir n^iblak aS-Sörba. -(i)lk- ist also eine bedingte, nur vor -iyyä

auftretende Variante von lak.

Das Iräqische hat demnach vier Möglichkeiten der Objektsufligie-

rung: 1) Akkusativ y^iba „er bringt es", 2) Dativ y^ibla „er bringt ihm",

3) Dativ + Akkusativ y^ibilkiyyäha „er bringt sie (f.) dir (m.)" und 4)

Akkusativ + Akkusativ aräwikiyyaha „ich werde sie (f.) dir (m.) zeigen".

Dagegen kommt der Suffixtypus Akkusativ + Dativ, wie er z.B. fiir

das Kairenische zitiert wird (ygibhälak „er bringt sie (f.) dir (m.)") im

Iraqischen nicht vor.

S. 87-94: Im Abschnitt über das „Substantiv" vermißt man bei der

Pluralbildung den iraqisch produktiven Typ fa"äl > fa'älil, z.B.

hamämil, falälih, und es wird nirgends auf die Pluralbildung bei Fremd¬

wörtern eingegangen, z.B. (iraqisch) gäzino > gäzinät „Kasino",

boy > boyät, blanket > blaketäi, d.h. fem. Plural aufder einen Seite und

andererseits gebrochener Plural wie z.B. b^-ng > fyunüg „Bank",

pnöar > panäöir „Plattfuß" (puncture). — Der Dual (S. 89) ist im

Iraqischen eine voll produktive Kategorie.

Bei der Verbindung von Substantiv und Adjektiv wäre noch der Typ

Bayt al-muqaddas hervorzuheben: ^ndi al-ma^hül „der Unbekannte

Soldat", Bet az-zarqa „das Blaue Haus" (Name eines Hotels) u.a. Die

(10)

Verbindung — nur scheinbar eine regens-rectum-Verbindung — ist deter¬

miniert^".

S. 143: [g] als Reflex von altem [q] (via [g]) ist doch häufiger, als

Jastrow annimmt. Vgl. nur ^ir „Asphalt" (qir), gilä' (neben qilä')

„Festungen". Der Sprecher des Baghdad-Textes S. 155 ff. spricht die

Wörter fiir „Bettler", „betteln" mit [g] statt [g] ( < [q] aus: mi^addi, PI.

milädi, a^addi ^idwc^'.

S. 143: Es sei präzisiert, daß von den „marginalen Phonemen" p/v/ö/

i/g im iraqischen gilit [v] und [i] nicht vorkommen.

S. 144: Lies wohl Mrab „er trank" (statt Sarib).

S. 151-154: Die Darstellung des Verbs ist leider auch hier extrem

kurz. In den Paradigmen fehlen (wie übrigens auch schon in der Prono¬

mina-Tabelle S. 147) die Formen der 2. PI. fem. und 3. PI. fem., die

außerhalb der Städte noch erhalten sind (vgl. auch den fiir das Säwi

angegebenen Befund).

Wir erfahren nichts über die Stammbildung und die dabei auftre¬

tenden Sondererscheinungen (vgl. oben zu S. 67 und 71). S. 154 sind

zwar „Verbalmodifikatoren" der qsltu-Dialekte genannt sowie Futur¬

präfixe (diese auch für gilit), die auf räi/iÄ zurückgehen (vgl. Erwin S.

138f „Future prefix rah- 'going to'"). Es fehlt dagegen das „progressive

prefix" da- (Erwin S. 140), das der Aufforderung u. a. eine Nuance des

Ungeduldigen verleiht: Mgrw/ „halt an", driguf „Mensch, halt doch an",

und das auch mit dem Ausruf ya^a verbindbar ist: diyala „nun aber

los!".

4. Sonstige Bemerkungen

In Kapitel 3 „Der altarabische und der neuarabische Sprachtyp" (S.

39-48) fiihren die Herausgeber die folgenden Entwicklungen vor: a)

Reduktion des Phonembestandes — allerdings bei gleichzeitiger

Wieder-Erweiterung. — b) Änderung der Silbenstruktur. — c) Abfall

kurzer Auslautvokale und im Gefolge davon Aufgabe der synthetischen

Kasusflexion im Sg. (danach Vereinheitlichung auch im PI. und Dual)

^" Vgl. W. Wbight: A Grammar of the Arabic larupiage. 3rd ed. Cambridge 1896-8, II 232 c und 233. A. Spitaleb verweist mich Mii sirät al-mmtaqimin einem Papyrus des 2. Jalirh. als ältestes ifim bekanntes Beispiel fiir diesen

Typus (0. Loth in: ZDMG 34 [1880] 691).

^' Die Wörterbücher von D. R. Woodhead/W. Beene (iraq.-engl., 1967)

und B. E. Clabity/K. Stowasser/R. G. Wolfe (engl.-iraq., 1964) geben

jeweUs Formen mit [g] und [g] an.

(11)

sowie der Modusunterscheidung yaktubu/yaktuba/yaktuV^ . — d) Verab¬

solutierung der Pausalform fem. Sg. madind^. — e) Weitgehende

Aufgabe der Vokalopposition [i] : [u]^*. — f) Umgestaltung der Flexion

von Verben mediae geminatae. — g) Weitgehende Aufgabe des IV.

Stammes 'afcda. — h) Änderung der Wortstellung, Rarwerden von

Sätzen mit dem Verbum am Satzanfang. Allerdings gestehen die

Herausgeber, daß die neuarabische Syntax im Ganzen noch zu wenig

erforscht sei, um Dialektgliederungen vomehmen zu können (S. 47 f).

Es geht denn auch keines der Regionalkapitel auf Fragen der Syntax

ein, vielleicht mit einer Ausnahme: M. Woidich beschreibt S. 227 f.

ganz kurz den „Gebrauch der Verbalformen" (im Ägyptisch-

Arabischen).

Dieser zweifellos nicht als vollständig beabsichtigte Katalog ließe

sich unschwer erweitem: Es sind „Verbalmodifikatoren" entstanden

wie z. B. das Präfix b(i)- für den Indikativ: byiktib ( *yaktubu) gegenüber

unpräfigiertem yiktib (*yaktuba, *yaktuhf^. Es wäre eine reizvolle

Aufgabe, die neu entstandenen Modussysteme vergleichend neben¬

einander zu stellen.

Der Gebrauch der Negationen unterscheidet sich von dem des klas¬

sischen Arabisch. Auch sind circumpositionelle doppelte Negationen

entstanden: mä- . . . -S.

Es sind verba existentiae von nichtverbalem Urspmng aufgetreten: Ji,

aku u. a. samt negierter Formen mäfiS, mäku etc.^".

Man findet nirgends eine Erörterung darüber, wie die verloren gegangene

Unterscheidung von Indikativ, Subjunktiv und Jussiv durch andere Mittel

wieder kompensiert worden ist. Die Ausfiihrungen S. 75 sind in der Hinsicht nicht sehr klar.

In Abschnitt 3 wird durchweg „Tnadinä" (und entsprechend) umschrieben;

Begründung dazu S. 43 Ende 3.4.5.

Man findet in der Tat rücht leicht Minimalpaare. Das von Jastrow S. 104

Anm. 135 (s. S. 309) angeführte Beispiel dikkän/sukkän erMlt nicht die Bedin¬

gungen eines Minimalpaars. Überzeugend dagegen S. 141 hibb/hubb; vgl. auch

Singer S. 249 zu tunesisch-muslimisch habb/hibb/hubb.

" Die Herkunft des Präfixes b(i)- (Variante mß)- in der i . Pf.) ist umstritten.

Die Herausgeber verweisen S. 75 auf San'a bayn-aktub „ich schreibe gerade", ohne jedoch bayn afs die Ausgangsform für das Präfix strikt beweisen zu können.

Zu iraqisch aka, mäku vgf. W. Diem in: Orbis. Buffetin internationaf de

doeumentation linguistique 23 (1974) 448-453 (in der Bibliographie nachzu¬

tragen).

(12)

Genitivexponenten sind produktiv geworden, wodurch — eine gemein¬

semitische Tendenz — der status constructus im Gebrauch reduziert

ist".

Es wäre interessant zu untersuchen, wieweit das Syntagma „Name

und Adresse des Absenders" {ism wa 'inwän al-mursil) verbreitet ist^'.

S. 87 und 92: Den Beispielen fur die Umdeutung der klassischen m.

Endungen -ä, -ä' zu fem. -a könnte man noch die Pausalform des

Akkus. Sg. m. mit Nunation (-an) hinzufügen: Der Gegengruß auf

marhabafn) „Willkommen" lautet in der Levante marhabten, wie wenn

ein fem. *marhabatun zugrunde läge. — Ein Krankenhaus sah ich einmal

auf einem Schild vor demselben als „mustaSfa" (mit tä' marbüta) ausge¬

wiesen.

S. 106: Sollte das von Landberg berichtete „velarisierte J" (statt d)

nicht eher ein lateraler Reibelaut sein? Vgl. R. C. Steiner: The Case for

Fricative-Laterals in Proto-Semitic. New Haven, Conn. 1977 16; 19.

5. Der Rezensent ist in den weiteren Abschnitten (10 „Syrisch-

Arabisch" von H. Grotzfeld mit je einem Beitrag von 0. Jastrow und

A. Sabuni, 11 „Ägyptisch-Arabisch" vonM. Woidich in Zusammenar¬

beit mit P. Behnstedt und 12 „Westarabisch oder Maghribinisch" von

H.-R. Singer mit je einem Beitrag von L. Tsotskhadze und P. Scha¬

bert [Maltetesisch]) nicht praxiserfahren und daher für konstruktive

Einzelkritik nicht kompetent.

Grotzfelds Einleitung ist sehr kurz, da wir im Bereich Syrien/Palä¬

stina auf. verschiedene vorzügliche Arbeiten, nicht zuletzt auf zwei

Bücher des Verfassers selber zurückgreifen können.

Woidich hat ein ziemlich komplexes Dialektgebiet bearbeiten

müssen und sich dabei glänzend aus der Affäre gezogen. Er unter¬

scheidet fünf — durch Siglen gekennzeichnete — Dialekteinheiten (ohne

Beduinendialekte) . Dem nkiven Leser wird die Vorstellung genommen,

„Ägyptisch-Arabisch" sei im Wesentlichen Kairenisch.

^' Die Exponenten sind nicht zusammenfassend behandeft. Beachte

Woidichs kurze Zeüen S. 220 (11.2.4.4) mit der Erwähnung von nicht weniger

als vier Exponenten für das Ägj^ptisch-Arabische: bitä', Sugl, iÄmn und allel. Vgl.

neuerdings Kerstin Eksell Harning: The Analytic Genitive in the Modem

Arabic Dialects. Göteborg 1980.

^' Vgl. Wright: Grammarll 201 c. Zu dieser Erscheinung im Phönizischen s.

R. Degen in: ZDMG 120 (1970) 1-5, wo (S. 5) auch ein altbabylonisches

Beispiel angeführt ist.

(13)

Der Beitrag von Singer vennittelt ebenfalls den Eindruck souve¬

räner Beherrschung des Stoffes. Man könnte vielleicht bedauem, daß

die Substratwirkung des Berberischen nicht deutlich angesprochen

ist^". Wäre es dafür noch zu früh? Das Maltesische ist etwas stiefmütter¬

lich weggekommen. Schabert widmet dieser interessanten Sprache

ganze S'/j Seiten; es ist aber möglich, daß im Gesamtplan nicht mehr

Raum vorgesehen war.

Die Textproben, das sei abschließend betont, sind fast alle sehr inter¬

essant und unterhaltsam.

Wenn womöglich gezeigt werden konnte, daß diese „erste zusammen¬

fassende Darstellung arabischer Dialekte" einem Ideal noch näher¬

gerückt werden kann, so ist doch Herausgebem und Autoren fiir ihr

Bemühen sehr zu danken. Es ist ein wichtiger Wegstein gesetzt worden,

und man darf sich nun weitere, größere Räume umspannende Arbeiten

auf dem Gebiet der arabischen Dialektkunde erhoffen — zuletzt gar die

am Anfang angesprochene vergleichende Grammatik.

Schon Bergsträsser in seiner £i»/MÄmn^S. 161: „Das Extrem an Vokal¬

verlusten bildet das Marokkatüsche, das in diesem Punkt unter dem Einfluß des Berberischen steht". — Singer sagt S. 249, daß „in den Ansässigendialekten . . . sämtliche Kurzvokale in oflener Silbe ersatzlos geschwunden sind", ohne sich zur These des Berbersubstrates zu äußern. S. 259 zwei Einzelhinweise auf

Berberherkunft bzw. -subtrat. Vgl. auch oben Anm. 2, Ende des 1. Absatzes. —

R. Weipert danke ich für den Hinweis auf G. S. Colin: Mots „herberes" dans le dialecte arabe de Malte. In: Memorial Andre Basset (1957) 7-16, und auf J. Aqui¬

lina: The Berber Elements in Maltese [nur lexikalisch]. In: (Ed. J. und Th.

Bynon): Hamito-Semitica. Den Haag 1975, 297-313.

(14)

Demonstrative Pronouns in Modern Arabic Dialects

By Judith Rosenhouse, Munich*

0. In modem Arabic dialects, demonstrative pronouns (= DP) habe

many base-forms and many more allomorphs and (syntactic) pattems.

This situation is in fact typical ofthe entire Semitic languages domain.

This paper will deal with some problems of the development of the DP

in modem Arabic dialects, while concentrating on some aspects of ^e

usage ofthe "short-form" DP ha-.

This particle, like most of the other basic forms of DP in Arabic, is

considered to have developed to this function from a vocative particle,

later used as a sentence-introducer. (Both these functions are still in use

in some Arabic dialects — cf. Fischer, p. 50 and Brockelmann, II, p.

76-7).

A DP may precede a definite noun or follow it. The underlying syntac¬

tical relation between the noun and the DP is that of apposition (cf.

Fischer, p. 65) which explains the basic freedom of (word order of) this

stmcture. However, in time, various fixed pattems have developed,

with preferences for short, long or combined short -I- long forms in the

different dialects. (Fischer, p. 98, notes that such combinations were

found also in Semitic inscriptions, referring to Caskel, and Brockel¬

mann quotes some examples form Classical Arabic, ibid., p. 77).

Some lengthy discussions of DP forms and stmctures may be found in

Brockelmann I, 107, II, 38-40, Fischer, Bauer, p. 55, 73, Blau

Bir-Zet, pp. 16-33; to mention only a few that have to do with the

dialect-area which is at the center of this study, so we shall not dwell on

detailed descriptions here.

1. The short DP has developed apparently, as mentioned, from a

vocative particle through a sentence introducer into a demonstrative.

But its history has not stopped at that, for the next stage involves the

* At the time at the Institut fiir Semitistik, Universität Miinehen, under a

research grant of the A. von Humboidt Foundation, Bonn. Now at the Dept. of

General Studies, The Technion, Haifa.

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