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Was taugt die Blutdruck- Selbstmessung?

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Academic year: 2022

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S T U D I E É T U D E

JO U R N A L O F T H E AM E R I C A N

ME D I C A L AS S O C I AT I O N

Dass Hypertoniker ihren Blutdruck regelmässig selbst messen, ist heute oft schon selbstverständlich. Doch wie beeinflusst dieses Vorgehen eigentlich die Therapie?

Erste Antworten gibt eine randomisierte und kontrol- lierte Vergleichsstudie.

Die Blutdruck-Selbstmessung durch den Patienten wird heute allgemein als wichti- ger Bestandteil in der Behandlung der Hy- pertonie angesehen, gerade auch, weil auf diese Weise dem Blutdruck unter Alltags- bedingungen Rechnung getragen wird.

Bei konsequentem Vorgehen kommt die- ses Verfahren den Vorzügen der ambulan- ten 24-Stunden-Blutdruckmessung teil- weise recht nahe – zumindest, sofern validierte und automatisierte Messgeräte verwendet werden, bei denen das unter- schiedliche Vermögen der Patienten keine Rolle spielt.

Doch was taugt die Selbstmessung im Hinblick auf die Blutdruckeinstellung und auf mögliche kardiovaskuläre Folgeer- krankungen? Um hierauf erste Antworten zu erhalten, konzipierte eine belgisch-iri- sche Arbeitsgruppe die «Treatment of Hy- pertension on Home or Office Blood Pres-

sure» (THOP)-Studie. Vor allen Dingen ging es den Verantwortlichen darum zu erfahren, wie sich Selbstmessung im Ver- gleich zur Messung in der Arztpraxis auf die antihypertensive Therapie auswirkt.

Insgesamt rekrutierten die Studienauto- ren unter Leitung von Professor Jan A.

Staessen aus Leuven 600 Patienten in 56 belgischen Allgemeinpraxen sowie in ei- ner belgischen Krankenhausambulanz und einer auf Hypertonie spezialisierten Klinik in Dublin. Die Teilnehmenden muss- ten einen Bluthochdruck nach mehrmali- ger ärztlicher Messung aufweisen, wobei ein diastolischer Wert über 95 mmHg das Kriterium war. Die Patienten waren bis zum Studieneintritt entweder unbehan- delt oder aber höchstens mit zwei Medi- kamenten versorgt. Von der Teilnahme ausgeschlossen wurden unter anderem Patienten mit Herzinsuffizienz, instabiler Angina pectoris und fortgeschrittener Re- tinopathie sowie Myokardinfarkt und Schlaganfall in der Anamnese. Auch an- dere schwere nichtkardiologische Erkran- kungen wie Krebs oder Leberzirrhose be- rechtigten nicht zum Eintritt in die Studie.

Die Patienten wurden nach dem Zu- fallsprinzip in zwei Gruppen unterteilt.

Entsprechend erhielt ein Teil eine Behand- lung auf der Basis der selbst gemessenen Blutdruckwerte, die anderen gingen täg- lich zur Blutdruckmessung in die Arztpra- xis (Praxis-Gruppe). Zu Beginn, nach sechs Monaten und am Schluss der einjährigen Studie unterzogen sich die Teilnehmer zu- dem einer 24-Stunden-Blutdruckmes- sung. Eine ärztliche Untersuchung fand für alle im Zweimonatsrhythmus statt.

Zum Therapieziel erklärten die Studienlei- ter einen diastolischen Blutdruckwert zwi- schen 80 und 90 mmHg. Nach erfolgter Zuteilung stellte man die Patienten zunächst auf eine Monotherapie mit Lisi-

nopril ein, deren Dosis bei den monatli- chen Visiten bedarfsweise verdoppelt oder in einem nächsten Schritt durch eine Zweierkombination aus Lisinopril (Zestril®, Prinil®) plus Hydrochlorothiazid (Esidrex®) oder Amlodipin (Norvasc®) ersetzt wurde.

Auch Dreierkombinationen waren zuletzt möglich. Alle relevanten Patientendaten wurden unmittelbar nach den Visiten nach Leuven übermittelt, wo ein «verblin- deter» Studienarzt seine Therapieemp- fehlungen aussprach.

Weisskittel-Hypertonie erkannt

Die Auswertung der Daten zeigten fol- gende Ergebnisse: Die antihypertensive Therapie auf der Basis der Selbstmessung führte doppelt so häufig zum Ende der Therapie – nicht wegen aufgetretener Nebenwirkungen, sondern weil es ge-

Was taugt die Blutdruck- Selbstmessung?

Ergebnisse einer JAMA-Studie

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Patienten, die den Blutdruck selbst massen, konnten ihre Me- dikation häufiger absetzen als Patienten, deren Blutdruck vom Arzt in der Praxis gemessen wurde.

●Andererseits war der Blutdruck bei Selbstmessung insgesamt et- was schlechter eingestellt.

●Die Blutdruck-Selbstmessung ist geeignet, eine Weisskittel-Hyper- tonie auszuschliessen, wird aber noch nicht als alleinige Behand- lungsgrundlage empfohlen.

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lang, den Zielblutdruck längerfristig zu er- reichen oder sogar zu unterschreiten. Dies sehen die Autoren als Hinweis dafür, dass bei der Selbstmessung der Weisskittel-Ef- fekt erkannt werden konnte und eine Therapie sich deshalb erübrigte. Die ge- naue Auswertung zeigte dabei, dass Pati- enten ohne vorherige Medikamentenein- nahme und solche mit niedrigem Ausgangs-Hochdruck überdurchschnitt- lich häufig auf die Medikamente verzich- ten konnten. Diese Entwicklung liess sich bei den in der Praxis gemessenen Patien- ten so nicht entdecken. Hier war lediglich die nicht vorhandene Vorbehandlung wegweisend.

Insgesamt zeigte sich, dass bei der Selbst- messung weniger Medikamente einge- setzt wurden und die Kosten etwas nied- riger ausfielen als in der «Praxis-Gruppe», dafür erwies sich die Blutdruckeinstellung durchschnittlich als schlechter. Hingegen gab es in der subjektiven Befindlichkeit, die anhand von Fragebögen erhoben wurde, keine Gruppendifferenzen.

Ebenso wenig liessen sich Unterschiede

im abschliessenden EKG und in der Echo- kardiografie ausmachen.

Die Autoren ziehen folgende Schluss- folgerungen: Misst der Arzt wiederholt einen Bluthochdruck, sind Endorganschä- digungen vorhanden oder besteht ein ho- hes kardiovaskuläres Risiko, sollte sofort antihypertensiv behandelt werden. Wenn allerdings der Praxis-Blutdruckwert der einzige Anhaltspunkt ist, oder wenn ein Patient mit normalem Blutdruck Endor- ganschäden aufweist, sind Selbstmessung und/oder 24-Stunden-Blutdruckmessung hilfreich, um eine Weisskittel-Hypertonie oder eine maskierte Hypertonie aufzu- decken.

Bei der abschliessenden 24-Stunden-Blut- druckmessung zeigten sich Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen hin- sichtlich der erfolgten Drucksenkung. In der Praxis-Gruppe war im Vergleich zum Studienbeginn der systolische Blutdruck um 6,8 mmHg, der diastolische um 3,5 mmHg gesunken. Bei Patienten, deren Therapie auf der Selbstmessung basierte, gelang es nur, den Blutdruck um 4,9

mmHg systolisch und 2,9 mmHg diasto- lisch zu senken. «Differenzen in dieser Höhe sind für die Langzeitprognose rele- vant», meinen die Autoren.

Sie fordern nun weitere prospektiven Stu- dien zur Blutdruck-Selbstmessung. Bis auf weiteres könne ein «Management auf der alleinigen Basis der Selbstmessung nicht empfohlen werden».

Jan A. Staessen et al.: Anihypertensive Tre- atment based on blood pressure measure- ment at home or in the physician’s office.

A randomized controlled trial. JAMA 2004; 291: 955–964.

Uwe Beise

Interessenkonflikte: Mehrere Autoren haben finanzielle Unterstützung für Vorträge, Reisen und Forschungstätigkeiten von verschiedenen Firmen erhalten, die Antihypertensiva anbieten.

Was taugt die Blutdruck-Selbstmessung?

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