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Archiv "Hypertonie-Selbstmessung: Patienten werden zu wenig geschult" (11.05.2012)

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A 972 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 19

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11. Mai 2012

HYPERTONIE-SELBSTMESSUNG

Patienten werden zu wenig geschult

20 Prozent der Bevölkerung haben eine arterielle Hypertonie. Dass eine strukturierte Schulung der Betroffenen im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung zu besseren Therapieerfolgen führt, ist inzwischen vielfach bewiesen.

S

chon seit zehn Jahren sind eine strukturierte Schulung und Therapie bei Hypertonie im Rahmen der Disease-Management- Programme (DMP) Diabetes mel- litus und koronare Herzkrankheit in Deutschland Bestandteil der ver- tragsärztlichen Versorgung. Zwei Millionen Schulungen für Ver - sicherte mit Diabetes mellitus stellen die weltweit größte Schu- lungsaktion für diese Stoffwech- selerkrankung dar. Im Gegensatz dazu werden Schulungen bei Hy- pertonie noch zu selten genutzt, obwohl vielfach bewiesen ist, dass die effektive Senkung des erhöhten Blutdrucks eine sehr günstige Wir- kung auf Lebenserwartung und Folgeerkrankungen wie Apoplexie, Niereninsuffizienz und Myokard- infarkt hat. Kaum eine Therapie einer internistischen Erkrankung ist so gut durch wissenschaftliche Studien mit harten Endpunkten ge- sichert.

Akademische Diskussionen um Blutdruckzielwerte

Die in der jüngsten Vergangenheit geführten akademischen Diskussio- nen um noch normale und super- normale Blutdruckzielwerte bei Hypertonie hatten sich leider nicht nur von der wissenschaftlichen Evi- denz, sondern auch von der Praxis- realität entfernt. Immer noch sind viele Fälle von Hypertonie in Deutschland unentdeckt oder unzu- reichend therapiert. Immer noch könnten zahlreiche Schlaganfälle mit immensen Folgekosten vermie- den werden. Hierzu ist die Patien- tenschulung bei Hypertonie eine sehr wirksame Hilfe.

Eine wegweisende Studie zur Blutdruckselbstmessung publizier- te bereits vor einigen Jahren die Gruppe um Prof. Dr. Guillaume

Bobrie (JAMA 2004; 291: 1342–9), in deren Verlauf 4 939 Hypertoni- ker mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren neben der hausärzt- lichen Blutdruckkontrolle eine Selbstmessung durchführten. Die Ergebnisse wurden mit der Zahl der kardiovaskulären Ereignisse in den folgenden 3,2 Jahren in Bezie- hung gesetzt. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse der Selbstmessung von größerer prognostischer Aus- sagekraft waren als die Blutdruck- messung in der Praxis.

Bei 324 Patienten kam es zu ei- nem oder mehreren kardiovaskulä- ren Ereignissen (kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Angioplastie oder Bypass-Operati- on). Das Risiko ließ sich durch die von den Patienten selbst bestimm- ten Blutdruckwerte vorhersagen.

Pro Anstieg des systolischen Wer- tes um zehn mmHg stieg das Risiko um 17,2 Prozent (95-Prozent- Konfidenzintervall 11,0–23,8 Pro- zent). Jede fünf mmHg im diastoli- schen Druck steigerten das Risiko um 11,7 Prozent (5,7–18,1 Pro- zent). Die Blutdruckbestimmung

in der Praxis hatte dagegen keine signifikante prognostische Bedeu- tung. Bei neun Prozent aber wurde eine schlechte Prognose überse- hen, weil die Werte in der Praxis normal waren, während die Selbst- messung einen erhöhten Blutdruck ergeben hatte.

Da eine umfassende Aufklärung und Motivierung im Praxisalltag selten geleistet werden kann, stei- gert eine strukturierte Schulung die Qualität dieser Messungen. Im Rahmen der DMP Diabetes melli- tus und koronare Herzkrankheit wird in der vertragsärztlichen Ver- sorgung in Deutschland eine struk- turierte Therapie und Schulung von Patienten mit Hypertonie – regional unterschiedlich – vergütet. Meist liegt sie bei 25 Euro pro Patient pro Unterrichtseinheit. Das Begleitma- terial für die Patienten wird eben- falls von den Kostenträgern erstattet.

Curriculum kann in vier Wochen absolviert werden

Voraussetzung ist ein Seminar für Ärzte und Arzthelferinnen. Das am weitesten verbreitete Schulungs- programm ist im Deutschen Ärzte- Verlag erschienen (www.patienten schulungsprogramme.de). Es um- fasst vier Unterrichtseinheiten in wöchentlichem Abstand, so dass das Curriculum in vier Wochen ab- solviert wird. Die Schulung wird in Kleingruppen von bis zu vier Pa- tienten durchgeführt. Alle Teilneh- mer erhalten zudem kostenlos ein Patientenbuch.

Anfragen beantwortet das Pro- jektbüro für Schulungsprogramme im Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung, Telefon: 030 40052437 und per E-Mail: NGill

waldt@zi.de.

Dr. med. Viktor Jörgens, Dr. med. Monika Grüßer GRAFIK

Die Autoren der Studie raten, die Messergebnisse der Patienten bei der Planung der Behandlung zu berücksichtigen.

Blutdruck zu Hause wichtiger als in der Praxis

Kardiovaskuläre Ereignisse pro 1 000 Patienten pro Jahr 35 30 25 20 15 10 5

0 RR zu Hause normal, in Praxis hoch

RR zu Hause hoch, in Praxis normal 12,1

30,6

modifiziert nach Bobrie

M E D I Z I N R E P O R T

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