Clemens Simmer
Einführung
in die Meteorologie I
- Teil IV: Meteorologische
Zustandsvariablen -
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Gliederung der Vorlesung
0 Allgemeines I Einführung
II Zusammensetzung und Aufbau der Atmosphäre III Strahlung
IV Die atmosphärischen Zustandsvariablen V Thermodynamik der Atmosphäre
--- VI Dynamik der Atmosphäre
VII Synoptische Meteorologie
IV Die atmosphärischen Zustandsvariablen
IV.1 Luftdruck
IV.2 Windgeschwindigkeit IV.3 Temperatur
IV.4 Feuchte
4
IV.4 Feuchte
1. Bedeutung 2. Feuchtemaße
3. Temperatur- und Feuchtefelder nahe am Erdboden
4. Feuchtemessung
IV.4.3 Temperatur- und Feuchtefelder nahe am Erdboden
1. Bilanzgleichung des Wasserdampfes
2. Turbulente Wasserdampf- und latente Wärmeflüsse
3. Vollständige Energiebilanzgleichung der Erdoberfläche
4. Tagesgänge der Energieflüsse, Temperatur und Feuchte
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Haushaltsgleichung des Wasserdampfs
Die allgemeine Haushaltsgleichung für eine beliebige
massenspezifische Eigenschaft c lautet (Eulersche Zerlegung,
siehe Kapitel zu Wind) :
Wasserdampf – latente Wärmeenergie
Multiplikation der spezifischen Feuchte q mit der Verdunstungswärme
L @ 2,5 ´ 10
6J / kg ergibt die im Wasserdampf "gespeicherte" Wärmeenergie, die sogenannte (massenspezifische) latente Wärme qL mit éë ùû = qL J / kg(Luft).
Entsprechend ist Wasserdampftransport auch immer ein Energietransport ; d.h. die Bilanzgleichung für den Wasserdampf ist gleichzeitig eine
Bilanzgleichung für die latente Energie .
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Zwei Parametrisierungen der turbulenten vertikalen Wasserdampfflüsse E und latenter Wärme LE
Anstatt der potenziellen Temperatur θ in H (Fluss fühlbarer Wärme) erscheint nun die spezifische Feuchte q.
K und α
Lsind dabei turbulente Austausch- bzw. Wärmeübergangskoeffizienten, die auch beim Fluss fühlbarer Wärme (siehe Temperaturkapitel) auftauchen.
Diese Ähnlichkeit folgt daraus, dass der dominante Transportprozess für Wärme und Wasserdampf – die Turbulenz – der gleiche ist; die Division durch c
Preduziert den Wärmeübergangskoeffizient auf einen Massenaustauschkoeffizient (später genauer).
Multiplikation mit L macht aus Wasserdampfflüssen solche der latenten Wärme.
Gradient- ansatz Bulkansatz
m s E kg
q c q
z K q
q w E
E E
L p
L z
turb
2 0
=
@
@
=
,
2
0
m LE W
q c q
L
z K q L
q w L LE
LE LE
L p
L z
turb
=
@
@
=
,
Zur Energie- und Wasserbilanz von Erdoberfläche und Atmosphäre
• Im Mittel ist die Strahlungsbilanz der Erdoberfläche positiv
(→ständige Strahlungserwärmung) und die der Atmosphäre negativ (→ständige Strahlungsabkühlung).
• Die vertikalen Flüsse von fühlbarer Wärme und latenter Wärme (Verdunstung) am Unterrand gleichen dieses Ungleichgewicht im Mittel aus.
• Die Abnahme der Atmosphärentemperatur mit der Höhe lässt den Wasserdampf kondensieren (damit verbunden ist Zufuhr in die
Atmosphäre!) und trocknet die Atmosphäre über den Niederschlag
wieder aus.
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Energiebilanz an der Erdoberfläche
- untere Randbedingung von Atmosphärenmodellen -
Q
oLE
oH
oB
oEinheit W/m
2,
obedeutet an der Oberfläche Q
oNettostrahlungsfluss (kurz- und langwellig) B
oBodenwärmestrom
H
oFluss fühlbarer Wärme LE
oFluss latenter Wärme
Energiebilanzgleichung einer Oberfläche (Vorzeichen der Flüsse sind Konvention)
Eine Oberfläche kann keine (Wärme-)Energie speichern, da sie keinen Raum einnimmt, also keine Wärmekapazität hat.
Daher müssen sich alle Energieströme an einer Oberfläche zu Null ausgleichen.
0 0 0 0 0
Q B H LE
Tagesgänge der Oberflächenenergieströme
1 m 2 m
T Tags
H
oQ
oTagesgänge der Temperatur und Wärmeflüsse (schematisch)
• Q
otreibt die anderen Energieströme (und damit die Energiebilanz) an. Q
0ist tagsüber meist von der Atmosphäre zur Oberfläche, nachts von der
Oberfläche zur Atmosphäre gerichtet.
• Nachts sind die Gradienten zwischen Erdoberfläche und Atmosphäre meist stärker als am Tag, weil die Turbulenz und damit der Austausch zwischen beiden (die Flüsse) meist geringer ist.
• Die 2 m-Temperatur wird als Ver- gleichstemperatur (screen level tem- perature) genommen, um weniger von der speziellen Oberfläche abhängig zu sein.
LE
oNachts
Q
oH
oLE
oTemperatur
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Mittlerer Tagesgang der pot. Temperatur
• Tagesamplitude wird durch Son- nenstand (Jahreszeit) und Wolken bestimmt.
• Das Minimum herrscht bei Son- nenaufgang, das Maximum am frühen Nachmittag.
• Extremere Werte finden sich meist in Bodennähe.
• Maxima und Minima nahe der Oberfläche laufen höheren
Schichten zeitlich voraus (Antrieb durch Nettostrahlungsbilanz).
• Tagsüber herrschen oft nahezu adiabatische Schichtungsverhält- nisse durch den stärkeren turbu- lenten Austausch.
• Nachts nimmt die
potenzielleTemperatur (oft auch T selbst) nach oben meist zu
während sie tagsüber nach oben meist abnimmt.
m über Grund
0 6 1 2 1 8 2 4
- 1 0 - 5 0 5 1 0 1 5 2 0 2 5
° C
M O Z p o t e n t i e l l e L u f t t e m p e r a t u r
5 0
2 1 0
5 0 1 0 2
5 0 1 0 2
J u l i 1 9 6 3
O k t o b e r 1 9 6 3
J a n u a r 1 9 6 3
Tagesgang des Dampfdrucks
• Doppelwelle des Dampfdrucks (auch der Wasserdampfdichte, der spezifischen Feuchte und des Taupunktes) entsteht durch das
0 6 1 2 1 8 2 4
1 3 1 4 1 5 1 6 1 7
2 1 0 5 0
M O Z h P a D a m p f d r u c k
J u l i 1 9 6 3
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Tagesgang von potenzieller
Temperature,
Dampfdruck und relativer Feuchte
• Die relative Feuchte ist nachts in Bodennähe i.a. höher als darüber.
• Während der Dampfdruck nur wenig variiert (Skala beachten), schwankt die relative Feuchte beträchtlich.
• Ihre Schwankung wird dabei nur unwesentlich durch Feuchteände- rungen sondern hauptsächlich durch Temperaturänderungen bestimmt.
0 6 1 2 1 8 2 4
5 0 6 0 7 0 8 0 9 0 1 0 0
2
1 0
5 0
M O Z
%
r e l a t i v e F e u c h t e J u l i 1 9 6 3
0 6 1 2 1 8 2 4
1 3 1 4 1 5 1 6 1 7
2 1 0 5 0
M O Z
h P a D a m p f d r u c k
J u l i 1 9 6 3
0 6 1 2 1 8 2 4
- 1 0 - 5 0 5 1 0 1 5 2 0 2 5
° C
M O Z
p o t e n t i e l l e L u f t t e m p e r a t u r
5 0
2 1 0
5 0 1 0 2
5 0 1 0 2