Neutrophile Granulozyten C3e
C3e-R
Rezeptor Ligand Rezeptor-tragende Zellen Erythrozyten, Makrophagen, Mono- zyten, Granulozyten, B-Lymphozy- ten, epitheliale Nierenzellen (Podo- zyten)
CRi C4b, C3b, iC3b, C5b
c2 iC3b, C3d-g, C3d B-Lymphozyten
iC3b, C3d-g Granulozyten, Monozyten, Makro- phagen, B-Lymphozyten
CR3
B-Lymphozyten, Neutrophile Granu- lozyten, Monozyten
Clq-R Cl q
Faktor H B-Lymphozyten, Makrophagen H-R
C3a, C4a Granulozyten, Makrophagen, Mast- zellen
C3a-R
C5a, C5a desarg Granulozyten, Makrophagen, Mast- zellen
C5a-R
Tabelle 3: Membran-Komplementrezeptoren
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Komplementsystem
stemischen Aktivierung und der dann durch vermehrte Komple- mentspaltprodukte hervorgerufe- nen pathologisch übersteigerten Normreaktion zum Ausdruck, wie auch im genetischen Defekt oder in der Dysfunktion. Die Defektzu- stände zeigen besonders eindring- lich die Bedeutung der physiologi- schen Funktionen des Komple- mentsystems und seiner drei Teil- sequenzen.
In die Gruppe der Überfunktionen gehören alle lokalen oder systemi- schen, akuten anaphylaktischen Reaktionen, von der Artus-Reak- tion über die Serumkrankheit zum anaphylaktischen Schock, die als Folge einer Komplementaktivie- rung durch Antigen-Antikörper- komplexe (vom IgG- oder IgM-Typ) entstehen. Während diese durch anaphylatoxische Peptide, aber auch durch die lytischen termina- len Komplexe ausgelösten klini- schen Zustände Folgen einer Im- munreaktion sind, ist ein anderes, lebensbedrohliches Krankheits- bild, das akute respiratorische Di- stress-Syndrom (ARDS) oder der Lungenschock Folge einer Anti- körper-unabhängigen Aktivierung der alternativen Teilsequenz und
einer massiven Generierung der anaphylatoxischen Peptide C3a und insbesondere C5a. Die Auslö- sung der Komplementaktivierung kann sowohl bei schweren Trau- men mit massiver Gewebszerstö- rung durch Gewebsproteasen er- folgen (Abbildung 4, C3-Aktivie- rung durch Proteasen) wie auch bei septischen Zuständen (vor al- lem bei gramnegativer Sepsis) durch die C3b-abhängige Amplifi- kation auf Bakterienoberflächen (Abbildung 5). Die Symptomatik eines Lungenschocks tritt aber auch nach Hämodialyse oder ex- trakorporaler Zirkulation bei kar- diopulmonalen Operationen auf (post pump Syndrom). Hier ist es die Aktivierung der alternativen Sequenz an Kunststoffoberflä- chen, die zur C3a- und C5a-Gene- rierung führt.
Der Pathomechanismus, der zur Schock-Symptomatik, zum multi- systemischen Organversagen, ins- besondere zum Lungenversagen führt, beginnt in allen Fällen mit der Wirkung von C3a und C5a be- sonders auf Granulozyten. Leuko- penie, pulmonale Leukostase, Leu kozyten-Agg reg at io n , Freiset- zung von toxischen Sauerstoffra-
dikalen, Enzymen, Prostaglandi- nen und Leukotrienen setzen dann eine irreversible Kette von Folgereaktionen in Gang, die zum Organversagen führen. Die Mög- lichkeit, heute mit empfindlichen Nachweismethoden die Menge zir- kulierender anaphylatoxischer Peptide zu erfassen, hat ergeben, daß schon Tage vor dem eigentli- chen Organversagen die C3a- Spiegel ansteigen und unmittelbar vorher bis auf das 30- bis 50fache erhöht sind. Eine spezifische The- rapie zur Verhinderung der Gene- rierung von Peptiden ist bisher ebensowenig in Sicht wie eine Un- terbrechung der Reaktionskette von C5a mit Granulozyten. Ein kontinuierliches C3a/C5a-Monito- ring könnte aber gefährdete Pa- tienten frühzeitig erkennen lassen.
Eine letzte Überfunktion soll er- wähnt werden, weil an ihr exem- plarisch der Übergang von einer gesteigerten Aktivierung zu einer nachfolgenden Verbrauchssitua- tion mit ebenfalls pathologischen Folgen deutlich wird. Es handelt sich um das Krankheitsbild der membranproliferativen Glomeru- lonephritis und partieller Lipody- strophie. Das auslösende patho- genetische Prinzip ist ein Autoan- tikörper, der C3-Nephritisfaktor, welcher an die C3-Konvertase der alternativen Sequenz, das C3b,Bb- Enzym, bindet. Aber, statt das En- zym zu neutralisieren stabilisert dieser Antikörper das Enzym, weil die Regulatorproteine H und I kei- nen Zugang zum C3b mehr finden.
Die Folge ist eine ungehemmte Amplifikation, ist ein fast totaler C3-Verbrauch in der Zirkulation (bei normaler Syntheserate von C3). Pathologisch führt dieses Ge- schehen einmal zur massiven Überschwemmung mit C3b und biologisch aktiven Peptiden dort, wo z. B. zirkulierende Immunkom- plexe mit C3b opsonisiert abgela- gert werden (Niere) und nun vor Ort ein durch den Nephritisfaktor stabilisertes C3b,Bb-Enzym zur weiteren C3 -Spaltung führt. Ande- rerseits macht sich der Verbrauch einzelner oder einer ganzen Grup- pe von Komplementproteinen bei 44 Heft 51/52 vom 26. Dezember 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A