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Archiv "Gebührenordnung für Zahnärzte soll der GOÄ angeglichen werden" (20.11.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

THEMEN DER ZEIT KURZBERICHTE

Umweltmedizin: Sorge um Böden und Grundwasser

der Kostenzusage den vom Kran- kenhaus angebotenen Kranken- hausaufnahme- und Behand- lungsvertrag ohne Einschränkun- gen akzeptiert. Danach bestimmt sich die Behandlungsdauer nach den medizinischen und pflegeri- schen Erfordernissen. Das Ange- bot sei prinzipiell nicht befristbar, da sich die Dauer der Behandlung nicht von vornherein bestimmen lasse. Wegen der seit 1974 prinzi- piell zeitlich unbegrenzten Kran- kenhauspflege und der vollen Ko=

stenübernahme seitens der Kas- sen gemäß § 184 RVO könne auch bei der Fortsetzung der Behand- lung „nicht von einer stillschwei- genden Vertragsänderung" aus- gegangen werden. HC

Gebührenordnung für Zahnärzte soll der GOÄ angeglichen werden

Das Bundesarbeitsministerium dürfte in Kürze den Referenten- entwurf für eine Novellierung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) vorlegen. Wie Staatssekre- tär Manfred Baden vor der Haupt- versammlung des Freien Verban- des Deutscher Zahnärzte (FVDZ) am 17. Oktober in Mainz erklärte, wird das Bundesarbeitsministeri- um nicht auf ein Leistungsver- zeichnis aus dem kassenzahn- ärztlichen Bereich zurückgreifen (wie bei der GOÄ '82-Novelle), sondern vielmehr ein neues Lei- stungsverzeichnis erstellen. Der Bundesverband Deutscher Zahn- ärzte (BDZ) hat dafür dem Ministe- rium bereits Experten benannt.

Für den allgemeinen Teil der GOZ will das Ministerium laut Baden

„Anleihen" aus der Gebührenord- nung für Ärzte aufnehmen, um die gebotene Gleichbehandlung von Ärzten und Zahnärzten zu wahren.

Zu Bedenken der Zahnärzteschaft wegen der geplanten Übernahme der allgemeinen Bestimmungen erklärte Baden, das Ministerium werde nicht unbesehen alles über- nehmen, was in der GOÄ stehe.EB

N

eben der Luft gehört das Wasser zu den wichtigsten Lebensmitteln überhaupt. Ei- ne ständig steigende Zahl indu- striell und landwirtschaftlich ge- nutzter Chemikalien gefährdet je- doch immer mehr die Qualität des Trinkwassers, das in der Bundes- republik zu rund siebzig Prozent aus Grundwasser gewonnen wird.

Mit der Wasserqualität eng ver- knüpft ist die Güte des Bodens, der beim Neubilden des Grund- wassers als Reinigungsfilter wirkt.

Industrie (Abfälle), Bergbau, Landwirtschaft (Dünger, Agroche- mikalien), Verkehr (Streusalz, Ab- gase) und Haushalte kontaminie- ren die Böden in vielfältigster Weise. Im Gegensatz zur Luft und zum Wasser kann man kontami- nierte Böden praktisch nicht rege- nerieren. Außerdem greift ein un- gebremster Landverbrauch im- mer mehr in den Haushalt des Bo- dens und somit auch des Wasser- kreislaufes ein.

Als Maß für die Qualität des Trink- wassers gilt die Zusammenset- zung des unbelasteten Grundwas- sers, das aus dem natürlichen Wasserkreislauf stammt. Anthro- pogene Verunreinigungen kön- nen nur dann geduldet werden, solange sie nur in technisch un- wirksamen, geruchlich, ge- schmacklich und gesundheitlich unbedenklichen Konzentrationen vorliegen. Aufgabe der Trinkwas- seraufbereitung ist es, gesund- heitsgefährdende Stoffe aus dem Rohwasser zu eliminieren. Dabei richten sich die notwendigen Maßnahmen nach der Art und Menge der Verunreinigungen so- wie nach geographischen und geologischen Verhältnissen.

Lösemittel und Gülle belasten Grundwasser

Da sich chlorierte Kohlenwasser- stoffe durch eine ausgeprägte Mobilität im Boden und Wasser

Die Industrie- gesellschaft als Brunnen- Vergifter?

auszeichnen und kaum mikrobio- logisch abbauen lassen, gefähr- den sie das Grundwasser direkt.

Zu dieser Substanzgruppe, die zu- dem im Verdacht steht, Erbgut zu schädigen und Krebs auszulösen, gehören unter anderem Tri- und Perchlorethylen sowie Chloro- form, die großindustriell erzeugt werden und als Lösungsmittel vielfältigen Einsatz finden. Mit rund zehn Prozent sind private Haushalte am Verbrauch beteiligt.

Infolge von Tropfverlusten beim Umschlagen und Lagern versik- kern die Lösungsmittel im Unter- grund.

Selbst Betonböden und Kanalröh- ren stellen für solche Substanzen kein Hindernis dar, so daß sich diese Chemikalien als relativ schwere Stoffe am Boden der Grundwasserreservoirs ansam- meln. Obwohl in letzter Zeit mit Lösungsmitteln umweltbewußte•

umgegangen wird, muß man wei- terhin den Bodenschutz beim La- gern und Umschlagen verbessern und nach Ersatzstoffen suchen.

Jüngst haben regional erhöhte Ni- tratgehalte im Brunnenwasser die Aufmerksamkeit der breiten Öf- fentlichkeit erregt. Schuld daran ist die intensive Düngung der Bö- den, die entweder mit stickstoff- haltigem Kunstdünger oder mit der Gülle aus der Massentierhal- tung erfolgt. In den überdüngten 82. Jahrgang Heft 47 vom 20. November 1985 (23) 3515 Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Umweltmedizin

Böden werden die Nitrate durch Regenwasser aus der Ackerkrume ausgewaschen und gelangen oft erst nach mehreren Jahren verzö- gert in das Grundwasser.

Durch bakterielle Reduktion der Nitrate entstehen Nitrite, die mit Aminen zu kanzerogenen Nitros- aminen reagieren können. Ande- rerseits wirkt das Nitrit als starkes Zellgift, das sich mit Hämoglobin verbindet und dadurch die Sauer- stoffabgabe der roten Blutkörper- chen verringert.

Bei Kleinkindern kann das Trin- ken von nitrathaltigem Wasser zur Methämoglobinämie führen, die in der Bundesrepublik nach Anga- ben des Bundesgesundheitsam- tes zur Zeit jedoch keine Bedeu- tung hat.

Bis zu dreißig Prozent des täglich konsumierten Nitrats beziehungs- weise Nitrits stammt aus dem Trinkwasser, jedoch bis zu siebzig Prozent aus Salaten, Gemüse und insbesondere aus gepökelten Fleischwaren. Ob der Konsum dieser belasteten Lebensmittel ein denkbares Langzeitrisiko dar- stellt, ist noch nicht schlüssig.

Doch sollte man aus Vorsorge- gründen jede unnötige Nitratzu- fuhr vermeiden. Bisher hat man stark nitrathaltiges Wasser, das ansonsten als Trinkwasser geeig- net wäre, mit nitratarmem Wasser verschnitten. Besser wäre es je- doch, der Überdüngung in Trink- wasserschutzgebieten auch bei wirtschaftlichen Einbußen Einhalt zu gebieten.

Gewässerschutz gleich Trinkwasserschutz

Angesichts des steigenden Be- darfs an Trinkwasser wird insbe- sondere in den Ballungszentren entlang der großen Flüsse zuneh- mend mehr Oberflächenwasser aufbereitet. So dient der Rhein beispielswiese rund zehn Millio- nen Bundesbürgern als Trinkwas- serspeicher. In diesen Gegenden entnimmt man stark verschmutz-

tes Oberflächenwasser nicht di- rekt, sondern läßt es im ersten Aufbereitungsschritt der soge- nannten Uferfiltration durch den Uferuntergrund in nahe gelegene Brunnen passieren. Dabei nutzt man die physikalische, chemische und biologische Reinigungskraft des Untergrundes aus. Abschlie- ßend wird das Uferfiltrat entkei- menden und geschmacksverbes- sernden Maßnahmen unterwor- fen. Da einige Substanzen bei der Uferfiltration nicht eliminiert wer- den, muß man der Verschmut- zung der Gewässer und somit auch der Abwasserreinigung mehr Aufmerksamkeit schenken, auch wenn sich die Lage vieler Gewässer in Teilbereichen im letzten Jahrzehnt etwas verbes- sert hat.

Am augenfälligsten ist die Ver- schmutzung des Rheins durch die Salzfracht, die größtenteils aus den elsässischen Kaliminen stammt. Das gleiche gilt für die Werra und Weser, die durch Ab- wässer aus den Kalibergwerken in der DDR versalzen werden. Da das Chlorid, das zur Hypertonie mit beitragen kann, bei der Uferfiltra- tion nicht eliminiert wird, belastet es das aufbereitete Trinkwasser.

Neben dem Chlorid ist auch Bro- mid enthalten, das beim Chloren des Trinkwassers in Gegenwart organischer Verunreinigungen zu bromhaltigen, als krebsverdächtig eingestuften Trihalomethanen reagiert. Deshalb verzichten eini- ge Wasserwerke auf den Einsatz von Chlor und Chlordioxid zum Entkeimen. Zusätzlich müßte in bilateralen Bemühungen die Ein- leitung der Salzlaugen reduziert werden.

Gefahren gehen auch von Haus- haltsreinigern aus, die stark blei- chendes Hypochlorit enthalten.

Mit organischen Verunreinigun- gen im Abwasser kann es sich zu Organochlorverbindungen umset- zen, die wie die chlorierten Lö- sungsmittel in den Klärwerken nicht zurückgehalten werden und somit in das Oberflächenwasser gelangen. Da viele dieser Sub-

stanzen die Uferfiltration passie- ren und ein großes gesundheit- liches Risiko in sich bergen, sollte man auf diese Bleichmittel ganz verzichten, zumal sie in den Haus- halten nur aus übertriebenem Hy- gienebewußtsein gebraucht wür- den. Aus einem anderen Grund will man diese Reiniger verbieten:

In letzter Zeit verätzten sich viele Hausfrauen die Atemwege durch elementares Chlor, das sich bei unsachgemäßem Gebrauch ent- wickelte.

Abwässer eutrophieren Bäche, Flüsse und Seen

Stark gestört werden Oberflä- chengewässer auch durch Phos- phate, die die dortige Flora wu- chern und durch den resultieren- den Sauerstoffmangel im Wasser die biologische Reinigungskraft absterben lassen. Hauptquellen der Phosphate, die in großen Mengen aus Fäkalien und Wasch- mitteln stammen, sind Industrie, Landwirtschaft und Haushalte.

Beim Überdüngen der Äcker mit phosphathaltigem Kunstdünger oder mit Dung können die Phos- phate aus der Erdkrume ausgewa- schen werden und gelangen di- rekt in die Oberflächengewässer.

Deshalb ist wie bei den Nitraten das intensive Düngen einzu- schränken, zumal dessen Sinn an- gesichts der enormen landwirt- schaftlichen Überschußproduk- tion in der Europäischen Gemein- schaft höchst zweifelhaft ist.

Nur 2,5 Prozent aller Kläranlagen besaßen Anfang 1984 eine dritte Reinigungsstufe, die Phosphate durch chemische Fällung aus den Abwässern der Industrie und Haushalte abtrennte. Bezogen auf die Reinigungskapazität ent- spricht dies neun Prozent. Übri- gens: Nur rund 80 Prozent der Einwohner sind überhaupt an Kläranlagen angeschlossen. Da kommunale Abwässer mit rund sechzig Prozent zu der gesamten Phosphatbelastung beitragen, müssen weitere Kläranlagen durch eine dritte Reinigungsstufe erweitert werden.

3516 (24) Heft 47 vom 20. November 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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Bundesbürgers Umwelt

Aufteilung der Bodennutzung

NATUR

Wald,Heide,Gewässer, Felsen u.ä.

ÜBERBAUT

Gebäude,Betriebe, Verkehr, Freizeit u.ä.

LAND-

WIRTSCHAFT c

Acker, Weiden,, , Wiesen u.ä.

Globus

=.3

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Umweltmedizin

Daneben gilt es, die Phosphatge- halte in den Waschmitteln zu re- duzieren und Ersatzstoffe zu te- sten. Als Ersatzstoffe sind bereits Zeolith A und Nitrilotriacetat (NTA) in geringen Mengen im Ge- brauch. Wegen einiger ungeklär- ter Fragen zur Gesundheits- und Umweltverträglichkeit von NTA verzichtet die bundesdeutsche Waschmittelindustrie in Abstim- mung mit Bund und Ländern je- doch darauf, die Produktion die- ses Komplexbildners zu steigern.

Doch bei allen Maßnahmen, Phos- phate durch andere Stoffe in Waschmitteln zu substituieren, darf man den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben. Im Interes- se des Gewässerschutzes müssen die Substitute in biologischen Kläranlagen abgebaut und somit aus der Umwelt entfernt werden können. Ein entscheidender Nachteil der Komplexbildner wie NTA könnte aber auch die Eigen- schaft sein, toxische Schwerme- talle wie Blei, Zink, Cadmium und Quecksilber aus den Sedimenten zu remobilisieren und damit das Oberflächenwasser zusätzlich zu belasten.

Saurer Regen aktiviert Schwermetalle im Boden

Von Natur aus sind einige Böden insbesondere in Gebieten mit Erz- vorkommen mit Schwermetallen unterschiedlich stark belastet. Die geogene, also die durch den mi- neralischen Untergrund bedingte Belastung der Böden und letzt- endlich auch des Grundwassers kann durch den Erzabbau noch zunehmen.

Mobilisiert werden Metalle auch durch den sauren Regen. Mit sin- kendem pH-Wert des Bodens steigt die Löslichkeit der in den Mineralien chemisch gebundenen Metalle, die in gelöster Form das komplizierte Netzwerk der im Bo- den tätigen Mikroorganismen nachhaltig stören. Besonders schädlich ist gelöstes Aluminium, das die feinen Wurzelgebilde der Pflanzen angreift. Neben anderen

Knapp die Hälfte der Fläche wird in der Bundesrepublik landwirtschaftlich ge- nutzt, so das statistische Jahrbuch über Ernährung. Ein weiteres Drittel bedeckt die Natur. Doch Häuser, Straßen, Indu- strie- und Gewerbegebiete sowie Park- und Flugplätze beanspruchen rund ein Zehntel der Fläche, die die Natur zuneh- mend zerschneidet und die Böden ver- siegelt. Tag für Tag werden rund 160 Hektar Boden landwirtschaftlich umge- widmet, während die Verkehrs- und Be- bauungsflächen zunehmen! Durch die- sen Landverbrauch wird auch die Grundwasserversorgung bedroht

Schwermetallen werden durch saure Einträge auch die Umwelt- gifte Blei und Cadmium aktiviert, deren Konzentrationen sich im Sickerwasser bis zu verzehnfa- chen können. Dadurch können sich die Schwermetalle leichter in den Pflanzen akkumulieren und somit in die Nahrungskette gelan- gen.

Bis vor kurzem brachten viele Bauern auch nährstoffreichen Schlamm aus Gewässern und Kläranlagen auf ihren Feldern auf.

Doch vielfach mußten die geern- teten Ackerfrüchte aus dem Ver- kehr gezogen werden, da sie ge- sundheitsschädigende Gehalte an Schwermetallen aufwiesen.

Schuld daran sind die verwende- ten Schlämme, in denen sich Schwermetalle wie Quecksilber und Cadmium bis zu fünfzigfach anreicherten. Ein Teil der enthal- tenen Schadstoffe ist geogenen Ursprungs und teilweise Resultat

früherer Umweltsünden, als die Abwässer noch schmutziger wa- ren. Allein in den Klärwerken fal- len jährlich etwa 35 Millionen m 3

Schlamm an, der bis zu vierzig Prozent landwirtschaftlich ver- wendet wird. Hinzu kommen noch einmal rund 50 Millionen m 3 pro Jahr, die das Wasser- und Schiff- fahrtsamt des Bundes ausbaggert, um die Wasserstraßen vor dem Verlanden freizuhalten. Andere Formen, Schlämme zu beseitigen, sind das Deponieren, Verbrennen oder Verklappen auf hoher See, alles Verfahren, die eine Vielzahl ökologischer Probleme aufwer- fen.

Um den durch die Nahrungskette aufgenommenen Anteil an Um- weltgiften zu reduzieren, regelt die Klärschlamm-Verordnung des Bundes den maximalen Schad- stoffgehalt sowohl für den Klär- schlamm direkt als auch für die Böden. Wegen der Anreicherung humanpathogener Bakterien, Vi- ren und Parasiten dürfen seu- chenhygienisch bedenkliche Schlämme nicht oder zumindest nur begrenzt genutzt werden.

Damit die ständig anfallenden Schlämme nicht weiterhin mit Schadstoffen kontaminiert wer- den, gilt es, schärfere Abwasser- vorschriften zu erlassen und zu vermeiden, daß einige Umweltgif- te überhaupt ins Abwasser gelan- gen. Hier ist beispielsweise der sorglose Umgang mit Haushalts- chemikalien zu nennen. Außer- dem muß man neue ökologisch unbedenkliche Verfahren finden, um die riesigen Schlammengen zu beseitigen.

Auf rund einem Drittel der Fläche der Bundesrepublik wurden 1979 im Rahmen einer intensiv betrie- benen Landwirtschaft rund 35 000 t Pflanzenbehandlungsmittel ver- sprüht. Da diese Mittel nützliche Bodenlebewesen schädigen und das Grundwasser erheblich ge- fährden, wird die Zulassung die- ser Agrochemikalien gesetzlich reglementiert. Mobile und persi- stente, also besondes grundwas- 82. Jahrgang Heft 47 vom 20. November 1985 (27) 3517 Ausgabe A

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Phytotherapie

eine moderne Wissenschaft

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

TAGUNGSBERICHTE Umweltmedizin

sergefährdende Stoffe darf man danach nur noch eingeschränkt, in der Nähe von Wassergewin- nungsanlagen überhaupt nicht mehr verwenden.

Mülldeponien belasten Böden und Grundwasser

Gefahren gehen auch von Müllde- ponien aus. Schätzungsweise an 50 000 Standorten gibt es Altla- sten, die hauptsächlich aus Haus- müll und Bauschutt bestehen.

Rund tausend Altdeponien davon enthalten Sondermüll, die über das Sickerwasser Umweltgifte ab- sondern. Da manche Deponien mittlerweile in Vergessenheit ge- raten sind, sollten die Altlasten neu erfaßt, g rundwasserhygie- nisch bewertet und gegebenen- falls saniert werden.

Das Beispiel des Sevesogiftes (Dioxin) zeigt deutlich, daß man bei den Umweltgiften sehr wohl nach den Einzelsubstanzen diffe- renzieren muß. Vielfach kann man schon ein Milliardstel eines Gramms mittels modernster Ana- lysetechniken nachweisen. Wenn man nur empfindlich genug wird, müssen dann viele Stoffe als ubi- quitär verbreitet gelten. Deshalb muß man künftig das Risiko ge- ringster Giftmengen sorgfältig ab- schätzen.

Die Höchstkonzentration Null zu fordern, ist sinnlos. Ganz abgese- hen davon, daß dies nicht meß- technisch überprüfbar wäre, kom- men einige Gifte auch natürlich vor. Auch aus physikalisch-chemi- schen Gründen kann man keine völlig giftfreien Ökosysteme erhal- ten. Vielmehr gilt es, durch verant- wortungsbewußten Umgang mit gefährlichen Stoffen möglichst wenig in die Luft, Gewässer und Böden einzutragen. Dabei müs- sen die Schadstoffgehalte unter- halb der Grenzwerte bleiben, bei denen mit biologischen Gefähr- dungen zu rechnen ist. Nur dann wird die Regenerationskraft der Natur nicht überbeansprucht.

Dr. rer. nat. Jürgen Vogt

„Phytotherapie — eine moderne Wissenschaft": unter dieses Mot- to stellten fünf der phytotherapie- verbundenen Verbände ein Sym- posium in der Universität Tübin- gen am 26. Juli 1985. Anlaß gab der 90. Geburtstag des Nestors der Phytotherapie Dr. med. Rudolf Fritz Weiß. Die Veranstaltung un- ter Leitung von Professor Dr.

Ernst Reinhard vom Pharmazeuti- schen Institut der Universität Tü- bingen sollte die gegenwärtige Stellung der Pflanzenheilkunde in der Medizin analysieren und Mög- lichkeiten für ihre wissenschaft- liche Entwicklung aufzeigen. Die Gedanken zur Standortbestim- mung wurden in einer gemeinsa- men Erklärung niedergelegt (nachzulesen in der Zeitschrift für Phytotherapie 5/85, Hippokrates- Verlag Stuttgart). Die „Tübinger Erklärung" sieht die Phytothera- pie als integralen Bestandteil der naturwissenschaftlich begründe- ten Therapie.

Die Erklärung enthält daneben auch Forderungen der Phy- totherapeuten: pflanzliche Arznei- mittel entsprechend der gesicher- ten ärztlichen Erfahrung zuzulas- sen; Forschungs- und Lehrein- richtungen an Hochschulen zu er- halten und auszubauen; außer- dem Lehrstühle für Phytotherapie zu schaffen, die Forschung, Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Apothekern betreiben; und die Phytotherapie in der pharmazeuti- schen und medizinischen Appro- bationsordnung zu verankern. Auf diesem Weg sei die Berufung von erfahrenen Ärzten als Lehrbeauf- tragte an den Universitäten Tübin- gen und München ein erster Schritt.

Für die Entwicklung von Arznei- mitteln, die in ihrer Wirkung bere-

chenbar seien, kommt der moder- nen Analytik eine ganz wesent- liche Bedeutung zu, gestand Reinhard zu. Das gilt sowohl für Reinsubstanzen als auch für Stoff- gemische. Die Arzneipflanzenfor- schung konnte nachweisen, daß Pflanzeninhaltsstoffe im Gemisch oft wirksamer sind, weil sich hier häufig synergistische Wirkungen ergeben. Neben pharmakologi- schen Untersuchungen und klini- schen Studien spielt für die Beur- teilung der Wirksamkeit eines Pharmakons die ärztliche Erfah- rung eine ganz entscheidende Rolle, besonders bei den kaum vorhersehbaren individuellen Re- aktionen auf ein bestimmtes Phy- topharmakon.

Aus der Sicht des Medizinhistori- kers trug G. Keil, Würzburg, zum Symposium bei. Wie in keiner an- deren naturwissenschaftlichen Disziplin reichen bei der Phy- totherapie die Wurzeln bis in die Anfänge der Menschheit zurück.

Bereits in der altägyptischen Lite- ratur und zu Zeiten Aristoteles' gab es Drogenmonographien. Da- neben dienten Antidotarien und Dispensatorien zur Zusammen- setzung von Arzneimitteln und normierten deren Herstellung; sie reichen bis ins 20. Jahrhundert.

Ein Hauptproblem besteht für den Medizinhistoriker in der außeror- dentlichen Benennungsvielfalt der Pflanzenarten. In vielen Fällen ist es unmöglich, therapeutische Wirkungen und Indikationsberei- che eindeutig einer einzelnen Pflanze zuzuordnen. Für eine Vielzahl von Drogen hat die mo- derne Pharmakologie und Medi- zin deren therapeutische Rele- vanz eindeutig gesichert.

Die Bedeutung der Phytotherapie in Klinik und Praxis stellte L. Mai- 3518 (28) Heft 47 vom 20. November 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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