Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 4|
27. Januar 2012 A 125 Die Bundesregierung will die Pfle-ge Demenzkranker ab 2013 stärker fördern. So sollen Personen mit er- heblich eingeschränkter Alltags- kompetenz mehr Geld aus der Pfle- gekasse erhalten. „Weil 70 Prozent der Pflegebedürftigen ambulant be- treut werden, wollen wir mit der Pflegereform insbesondere die am- bulante Pflege unterstützen“, er- klärte Bundes gesund heitsminister Daniel Bahr (FDP) in Berlin.
Konkret sollen Demenzkranke für Pflegesachleistungen mehr Geld von den Pflegekassen erhalten: 225 Euro im Monat in der Pflegestufe 0, 215 Euro mehr in der Pflegestufe 1 und 150 Euro mehr in der Pfle - gestufe 2. Auch das Pflegegeld soll angehoben werden. Um die medizi- PFLEGEVERSICHERUNG
Mehr Hilfe für Demenzkranke
nische Versorgung in Pflegeheimen zu verbessern, sollen die gesetzli- chen Krankenkassen zudem Ko- operationsverträge zwischen Pfle- geheimen und „geeigneten Ärzten“
vermitteln, wie es in dem Arbeits- entwurf zur Pflegereform heißt. In diese Richtung gehen auch Pläne, die der Deutsche Hausärztever- band und der Bundesverband pri- vater Anbieter sozialer Dienste am selben Tag vorstellten.
Die neuen Leistungen sollen durch eine Erhöhung des Beitrags- satzes der Pflegeversicherung um 0,1 Prozentpunkte ab dem 1. Janu- ar 2013 finanziert werden. Da- durch sollen den Pflegekassen 1,1 Milliarden Euro mehr zur Verfü-
gung stehen. fos
„Successful Living“ – mit diesem Slogan empfängt derzeit das Berli- ner KadeWe im Foyer seine Kun- den. Die Gäste von Bundesärzte- kammer (BÄK), Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV), Ärzte- kammer Berlin und Kassenärztli- cher Vereinigung Berlin konnte das
Kaufhaus am Abend des 19. Januar bereits auf den Neujahrsempfang der Ärzteschaft einstimmen, der wie jedes Jahr im Wintergarten des KadeWe stattfand.
Als überaus erfolgreich bewerte- te Bundesgesundheitsminister Da- niel Bahr (FDP) das Jahr 2011:
„Wir haben große Fortschritte ge- NEUJAHRSEMPFANG DER ÄRZTESCHAFT
Bahr registriert lauter Erfolge
macht. Endlich wird mehr Geld für die ambulante Versorgung statt für Arzneimittel ausgegeben.“ Auch sei das Versorgungsstrukturgesetz kein Kostendämpfungsgesetz, sondern liefere Antworten auf den demogra- fischen Wandel. Bahr versicherte, dass sein Ministerium auch für 2012 „voller Tatendrang“ sei.
Dr. med. Andreas Köhler, Vor- standsvorsitzender der KBV, be- wertete das Versorgungsstrukturge- setz als Chance, „die Versorgung der Menschen auf anerkannt hohem Niveau zu sichern“. Es räume der Selbstverwaltung einen zentralen Stellenwert ein: „Die Ärzteschaft hat endlich wieder die Möglichkeit, Versorgung aktiv zu gestalten.“
Dr. med. Frank Ulrich Montgo- mery, Präsident der BÄK, forderte das Bundesgesundheitsministerium auf, unnötige Bürokratie zu vermei- den. So müsse „der Unsinn abge- schaltet“ werden, der durch das vor zwei Jahren in Kraft getretene Gendiagnostikgesetz entstehe. Die Übergangsregelungen enden am 31.
Januar. Dann dürfen nur noch Ärzte Beratungen vornehmen, die ent- sprechend qualifiziert sind. ER Ärztevertreter
und Politiker trafen sich beim Neujahrsemp- fang in Berlin.
Foto: Georg J. Lopata
RANDNOTIZ
Johanna Protschka
Raucher haben es schwer. Nicht nur weil sie ihre und die Gesund- heit anderer nachweislich aufs Spiel setzen und im öffentlichen Raum deshalb geächtet werden.
Nein, sie haben es auch schwer, weil sie süchtig sind und vermut- lich jeder Raucher schon einmal einen wenig erfolgreichen Anlauf genommen hat, „es“ ein für alle Mal sein zu lassen.
Um aus den aufhörwilligen Rauchern „Endlich Nichtraucher“
zu machen, hat sich die Industrie aber einiges einfallen lassen, denn es gibt zahlreiche Nikotin - ersatzprodukte, die ein Leben ohne blauen Dunst versprechen.
Gleichwohl entstanden nun – man glaubt es kaum – erhebliche Zweifel an deren langfristigem Nutzen. Laut einer klinischen Studie aus Boston ist die Rück- fallrate derjenigen Raucher, die Nikotinersatzprodukte, wie Pflaster oder Lutschtabletten, bei einem Abstinenzversuch zu Hilfe nehmen, genauso hoch wie bei jenen, die es „ohne Hilfe“
versuchen.
Das ist natürlich eine traurige Nachricht für Raucher und Her- steller von Nikotinpflastern. Aber es gibt Hoffnung für beide; denn eine neurologische Studie aus Nashville wiederum gibt Grund zur Annahme, dass sich Nikotin positiv auf das Langzeitgedächt- nis von Menschen mit einer leich- ten kognitiven Beeinträchtigung auswirkt. Welch eine Chance für die Zukunft: Nichtraucher werden zur neuen Zielgruppe für Nikotinersatzprodukte, und Rau- cher müssen sich nicht mehr ganz so sehr grämen, wenn es mit dem Aufhören nicht klappt:
Sie tun ja immerhin etwas für ihr Gedächtnis!